Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

markus hat geschrieben:Aber so dehnbar wie im Rheinland ist es nirgends. Und Konkurrenz...welche Konkurrenz? Im Rheinland sind die alle so (naja fast, aber bis man da mal einen hat der seinen Job 'Ernst' nimmt, vergeht eine Zeit).

:mrgreen:
Vielleicht sollte man das Rheinland an Frankreich abtreten.Eine aehnliche Effizienz habe ich mal in Paris erlebt.
Aber bei den Franzosen habe ich nichts anderes erwartet.
Hermann Wohlgschaft
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Zum Thema ›Glauben und Wissen‹:

Der Glaube im theologischen Sinne ist kein Defizit an Wissen. Glaube und Wissen sind beheimatet in ganz unterschiedlichen Dimensionen der Wirklichkeit. Das Wissen bezieht sich auf den ›physischen‹ Bereich des Messbaren, der Glaube auf den ›metaphysischen‹ Bereich des Existenziellen, des Vertrauens, der Liebe.

Glauben heißt im Lateinischen credere. In ›credere‹ steckt ›cor dare‹, d. h. ›sein Herz geben‹. Wenn ich jemandem mein ›Herz‹ schenke, dann ist es für den/die Partner/in eine Frage des Vertrauens, ob er/sie mir glauben kann, dass ich es ehrlich meine. Dementsprechend ist es eine Frage des Urvertrauens, ob ich an eine absolute (göttliche) Liebe glauben will oder nicht.
Hermann Wohlgschaft
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Nach biblischem Verständnis (vgl. z. B. Hosea 11) ›braucht‹ Gott den Menschen, so wie ein Liebhaber die Geliebte ›braucht‹ (nicht ›gebraucht‹ im Sinne von ›benützen‹!). Gott ›wirbt‹ um meinen Glauben, d. h. um meine Gegenliebe.
Hermann Wohlgschaft
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Eine Bemerkung noch zur Verhältnisbestimmung von Glaube und Vernunft:

Glaube (im theologischen, nicht im landläufigen Sinne) ist, zunächst einmal, kein kognitiver Vorgang, sondern ein interpersonales Geschehen. Im nachhinein freilich (»fides quaerens intellectum«) wird der Glaube die Ratio befragen: Ist mein Vertrauen begründet, ist es vernünftig? Im Unterschied zum Aberglauben - ein Unterschied, den Th.M. nicht gelten lässt, ich weiß - ist der Glaube nicht vernunftwidrig, sondern vernunftgemäß, dabei aber ein WAGNIS, ein Akt des Vertrauens, der über das bloß Vernünftige unendlich weit hinausgeht.
markus
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von markus »

Thomas Math hat geschrieben:
markus hat geschrieben:Aber so dehnbar wie im Rheinland ist es nirgends. Und Konkurrenz...welche Konkurrenz? Im Rheinland sind die alle so (naja fast, aber bis man da mal einen hat der seinen Job 'Ernst' nimmt, vergeht eine Zeit).

:mrgreen:
Vielleicht sollte man das Rheinland an Frankreich abtreten.
An das heutige Frankreich nicht unbedingt. Aber das Rheinland gehörte ca. 20 Jahre zu Frankreich (unter Napoleon so vor 200 Jahren) und den Menschen ging es damals gar nicht mal so schlecht, wie Chronisten berichten (zumindest ging es etwas lockerer zu als unter den Preussen). Und Wörter und Begriffe haben wir uns angeeignet, die bis heute erhalten blieben wie z.B. 'Portemonnaie' (Geldbörse glaub ich, keine Ahnung, jedenfalls dat Ding meist aus Leder wo man dat viele Geld rein tut), 'Trottoir' (Bürgersteig), 'Pissoir' ( :oops: :mrgreen: ), 'vis-à-vis' (gegenüber), 'Visage' (Gesicht), 'Parapluie' (Regenschirm). Letzteres hört man eher selten bis gar nicht mehr.
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Doro
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Doro »

...nicht zu vergessen Chaiselonge auf Neudeutsch auch Recamiére... also das Ruheteil zum Niederstrecken :lol:
People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von markus »

Gibts bei uns im Rheinland nicht... :|

Dafür sag ich immer noch (auch wenns falsch ist; mir doch egal) "Grand Prix" statt neuerdings "Eurovision Song Contest" (mit dem Euro hats sicher nichts zu tun). :P :mrgreen:
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Zum Thema ›Glauben und Wissen‹:

Der Glaube im theologischen Sinne ist kein Defizit an Wissen. Glaube und Wissen sind beheimatet in ganz unterschiedlichen Dimensionen der Wirklichkeit. Das Wissen bezieht sich auf den ›physischen‹ Bereich des Messbaren, der Glaube auf den ›metaphysischen‹ Bereich des Existenziellen, des Vertrauens, der Liebe.

Glauben heißt im Lateinischen credere. In ›credere‹ steckt ›cor dare‹, d. h. ›sein Herz geben‹. Wenn ich jemandem mein ›Herz‹ schenke, dann ist es für den/die Partner/in eine Frage des Vertrauens, ob er/sie mir glauben kann, dass ich es ehrlich meine. Dementsprechend ist es eine Frage des Urvertrauens, ob ich an eine absolute (göttliche) Liebe glauben will oder nicht.

Nur in der Theologie und in der Fantasiewelt meiner 4-jaehrigen Tochter sind Glaube und Wissen nicht zwei voellig verschiedene Dinge.
Daher auch meine Frage nach der Wick'schen Theologie.
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Eine Bemerkung noch zur Verhältnisbestimmung von Glaube und Vernunft:

Glaube (im theologischen, nicht im landläufigen Sinne) ist, zunächst einmal, kein kognitiver Vorgang, sondern ein interpersonales Geschehen. Im nachhinein freilich (»fides quaerens intellectum«) wird der Glaube die Ratio befragen: Ist mein Vertrauen begründet, ist es vernünftig? Im Unterschied zum Aberglauben - ein Unterschied, den Th.M. nicht gelten lässt, ich weiß - ist der Glaube nicht vernunftwidrig, sondern vernunftgemäß, dabei aber ein WAGNIS, ein Akt des Vertrauens, der über das bloß Vernünftige unendlich weit hinausgeht.
Wieder so ein Beispiel wie man eigentlich klare Begriffe solange herumdreht bis das Gegenteil herauskommt.
Vernunft ist natuerlich ein kognitiver Vorgang,Religion ist eher im Reich der Illusionen und Wahnes angesiedelt.
Schon schwierig etwas zu begruenden,dass es gar nicht gibt.
Was bedeutet eigentlich das Wort Theologie ?
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

markus hat geschrieben:
Thomas Math hat geschrieben:
markus hat geschrieben:Aber so dehnbar wie im Rheinland ist es nirgends. Und Konkurrenz...welche Konkurrenz? Im Rheinland sind die alle so (naja fast, aber bis man da mal einen hat der seinen Job 'Ernst' nimmt, vergeht eine Zeit).

:mrgreen:
Vielleicht sollte man das Rheinland an Frankreich abtreten.
An das heutige Frankreich nicht unbedingt. Aber das Rheinland gehörte ca. 20 Jahre zu Frankreich (unter Napoleon so vor 200 Jahren) und den Menschen ging es damals gar nicht mal so schlecht, wie Chronisten berichten (zumindest ging es etwas lockerer zu als unter den Preussen). Und Wörter und Begriffe haben wir uns angeeignet, die bis heute erhalten blieben wie z.B. 'Portemonnaie' (Geldbörse glaub ich, keine Ahnung, jedenfalls dat Ding meist aus Leder wo man dat viele Geld rein tut), 'Trottoir' (Bürgersteig), 'Pissoir' ( :oops: :mrgreen: ), 'vis-à-vis' (gegenüber), 'Visage' (Gesicht), 'Parapluie' (Regenschirm). Letzteres hört man eher selten bis gar nicht mehr.
Also unter Napoleon verstehe ich eher eine verbrecherischen Militaerdiktator.
Gott sei dank uebernehmen die Franzosen mitterweile viel mehr englische Worte als die Rheinlaender je franzoesische.
Zwockel

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Zwockel »

Herr Math schreibt:
"Also unter Napoleon verstehe ich eher eine verbrecherischen Militaerdiktator.
Gott sei dank uebernehmen die Franzosen mitterweile viel mehr englische Worte als die Rheinlaender je franzoesische."


Nein, Herr Math, die Zeit Napoleons kann nicht als verbrecherische Militärdiktatur pauschaliert werden. Allein mit dem "Code Napoleon" hat er sich für immer einen großen Platz in der Rechtsgeschichte erworben und ein Gesetz geschaffen, dass allen anderen Gesetzen seiner Zeit weit überlegen war, vor allem dem preußischen Landrecht von 1791.
Das Großherzogtum Baden hatte auch den "Code Napoleon" für sein Rechtswesen übernommen und galt samit bis 1918 als das liberalste Land im deutschen Bund bzw. Deutschen Reich.

Gewiß hat er angestebt, die Herrschaft über Europa zu erringen, aber das als verbrecherisch zu bezeichen ist überzogen. So gesehen müßte auch US-Präsident Polk als Verbrecher bezeichnet werden, da er ja im Krieg gegen Mexico 1846-1848 auch die Hälfte dieses Landes erobert und den USA einverleibt hat.
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

Napoleon fuehrte staendig Angriffskriege oft unprovoziert und sein ganzes System war auf die Perpetuation der Kriegsfuehrung aufgebaut, auch hatte er ausser dem Militaer keinerlei Legitimation was einen Militaerdiktator ausmacht.
Der Krieg gegen Mexiko war ein kurzer fruehimperialistischer Krieg.
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Helmut
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Helmut »

Es scheint mir doch ziemlich eindimensional zu sein, Napoleon rein aus heutiger Sicht zu betrachten.
Historisch war es nämlich so, dass damals die Länder, die Napoleon bekriegte, allesamt totalitäre Diktaturen ohne jegliche Freiheitsrechte außerhalb der Aristokratie waren.
Auch deshalb haben u.a. Personen wie Heinrich Heine, aber auch solche wie Ludwig van Beethoven Napoleon (als "Vollender der französischen (bürgerlichen) Revolution") eher verehrt.
(Übrigens "schwärmt" auch die Verfassung der USA von den gleichen Freiheitsprinzipen der französischen Revolution.)
Helmut
Zwockel

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Zwockel »

Helmut hat geschrieben:Es scheint mir doch ziemlich eindimensional zu sein, Napoleon rein aus heutiger Sicht zu betrachten.
Historisch war es nämlich so, dass damals die Länder, die Napoleon bekriegte, allesamt totalitäre Diktaturen ohne jegliche Freiheitsrechte außerhalb der Aristokratie waren.
Auch deshalb haben u.a. Personen wie Heinrich Heine, aber auch solche wie Ludwig van Beethoven Napoleon (als "Vollender der französischen (bürgerlichen) Revolution") eher verehrt.
(Übrigens "schwärmt" auch die Verfassung der USA von den gleichen Freiheitsprinzipen der französischen Revolution.)
Helmut
Es war doch eher so, Helmut, dass die US-Verfassung von 1775 nicht ohne Einfluß auf die französische Revolution war, wobei ich die Ideen von Rousseau und Montesque nicht schmälern möchte.
Durch die militärische Unterstützung Frankreichs für die USA im Rahmen ihres Unabhängigkeitskrieges von 1774 - 1783 schwappte die freitheitliche Verfassung der USA auch auf viele Franzosen über. Man denke nur an den Marquise de Lafayette.
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

Zwockel hat geschrieben:
Helmut hat geschrieben:Es scheint mir doch ziemlich eindimensional zu sein, Napoleon rein aus heutiger Sicht zu betrachten.
Historisch war es nämlich so, dass damals die Länder, die Napoleon bekriegte, allesamt totalitäre Diktaturen ohne jegliche Freiheitsrechte außerhalb der Aristokratie waren.
Auch deshalb haben u.a. Personen wie Heinrich Heine, aber auch solche wie Ludwig van Beethoven Napoleon (als "Vollender der französischen (bürgerlichen) Revolution") eher verehrt.
(Übrigens "schwärmt" auch die Verfassung der USA von den gleichen Freiheitsprinzipen der französischen Revolution.)
Helmut
Es war doch eher so, Helmut, dass die US-Verfassung von 1775 nicht ohne Einfluß auf die französische Revolution war, wobei ich die Ideen von Rousseau und Montesque nicht schmälern möchte.
Durch die militärische Unterstützung Frankreichs für die USA im Rahmen ihres Unabhängigkeitskrieges von 1774 - 1783 schwappte die freitheitliche Verfassung der USA auch auf viele Franzosen über. Man denke nur an den Marquise de Lafayette.

Genau
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