IV. Strittige Textpartien
1. Die Karja-Pardero-Episode
2. Münchmeyers wohlbekannte Stapfen
3. Auf den Zahn fühlen
4. Der Kampf um die Liebe
5. Emilia und Gérard
6. Die Befour-Ella-Affäre
7. Amouröse Abenteuer am französischen Hofe
8. Signor Rialti

 


 

IV. Strittige Textpartien


1. Die Karja-Pardero-Episode

Da bot sich ihm ein Anblick, der ganz geeignet war, alle seine Sinne in Aufruhr zu versetzen. Karja hatte ohne alle Bekleidung im Schlafe gelegen.
   Nun lag sie gefesselt am Boden, eine Schönheit preisgebend, so voll und üppig, so sinnberückend, wie Pardero bei all den Orgien, welche er mit gefeiert hatte, noch keine gesehen hatte. Er warf sich auf sie. Er umarmte und küßte sie auf die Wangen, den Hals und den Busen; er wollte die herrlichen Reize betasten und prüfen, aber das Mädchen wälzte sich hin und her, daß ihm sein Vorhaben nicht gelang. Da sprang er auf und griff nach ihrem Hemde.
   »Gut, ich werde Dich jetzt nicht belästigen,« sagte er; »aber mein wirst Du, und wenn ich Deinetwegen das Leben verlieren sollte. Stehe auf, ich kleide Dich an!«
   Er faßte sie an und stellte sie empor. Jetzt sah er noch vielmehr als vorher, welche Schönheit er vor sich hatte. Seine Augen wurden größer, seine Lippen zitterten, und er sagte, sich kaum beherrschend:
   »Du bist mehr als eine Venus; Du bist eine Kleopatra!«
(277)

Diese Szene aus dem Waldröschen kann nur verstanden werden, wenn man auf ein Phänomen eingeht, das über alle Maßen bedeutsam und folgenreich für Karl May werden sollte – seine frühkindliche funktionelle Blindheit (277a), ein entzündlicher Blepharospasmus, geschwollene Augenlider, die sich nicht öffnen ließen:

Als ich sehen lernte, war mein Seelenleben schon derart entwickelt und in seinen späteren Grundzügen festgelegt, daß selbst die Welt des Lichtes, die sich nun vor meinen Augen öffnete, nicht die Macht besaß, den Schwerpunkt, der in meinem Innern lag, zu sich hinauszuziehen. (278)

Die Entwicklung eines blinden Kindes verläuft naturgemäß in ganz anderen Bahnen als bei einem Sehenden. Wegen des fehlenden Augenlichtes muss es lernen, die übrigen Wahrnehmungen besser auszuwerten. Das Tasten und Hören tritt hierbei in den Vordergrund und wird zur Notwendigkeit. Auch Karl May ist hiervon nicht unberührt geblieben, so dass dieses Symptom immer wieder in seinen Erzählungen auftauchte:

Gehen durfte [konnte] ich nicht, aber beim Kriechen konnte ich mit den langsam und leise vorantastenden Fingerspitzen den Raum vor mir erst vorsichtig abfühlen, ehe ich den Körper folgen ließ. [Ängstliches Umhertasten eines Blinden] So schob ich mich weiter … Ich strengte mein Gehör an und rückte noch einige Zolle weiter. Richtig! Das war das Ticken einer Taschenuhr, jedenfalls der meinigen, die er [Abrahim Mamur] mir abgenommen hatte … Meine Hände schoben sich so vorsichtig und leise vor, wie die Fühlhörner einer Schnecke. Das Ticken wurde vernehmlicher, und jetzt – pst! – jetzt war ich mit der Spitze des Mittelfingers an ein Stück Zeug gestoßen. Er befand sich also unmittelbar vor mir; er durfte nur die Hand auszustrecken, so hatte er mich. (279)

Hier liegt offensichtlich eine Deckerinnerung Mays vor, die noch aus der Phase seiner Erblindung herrührt. Der Vater Heinrich August May – gespiegelt in Abrahim Mamur – will die Aufmerksamkeit seines blinden Kindes Karl gewinnen; er bedient sich des Tickens einer Uhr. Der Knabe reagierte interessiert, worauf sein Vater dieses Experiment wiederholt anwendete.

Selbst noch im Erwachsenenalter beherrschte die einstige Erblindung das Leben Karl Mays:

Die Uhr, deren Zeiger ich mit der Fingerspitze befühlte, sagte mir, daß es bereits Mitternacht sei. (280)

Blinde entwickeln oft im Hören, Tasten, Riechen oder Schmecken erstaunliche Fähigkeiten. Sehende sind immer wieder erstaunt, wenn Blinde größere, stumme Objekte wie einen Laternenpfahl schon im Abstand von etwa einem Meter wahrnehmen und ohne anzustoßen ausweichen können. Sie hören den Schall, der von der Laterne reflektiert wird. Bei sehenden Menschen wird diese Fähigkeit nie ausgebildet. (281)

Mit Hilfe ihres Geruchs- und Temperatursinns erhalten Blinde Vorstellungen über Farben, beispielsweise der Geruch von frischgemähtem Gras für Grün oder die Einwirkung von Wärme und Hitze für Rot. (282) In diesem Zusammenhang wird das bei May immer wiederkehrende Feuer- und Rauchmotiv verständlich.

Der Dichter wurde in eine Zeit hineingeboren, in welcher es noch kein elektrisches Licht gab. Folglich musste man sich abends mit Kerzen oder Petroleumlampen helfen. Er spricht in seiner Selbstbiografie von einem qualmenden Oellämpchen. (283)

Sehen konnte er jenes Lämpchen in seinen ersten Lebensjahren nicht, um so besser riechen. – Ja, er muss den eindringlichen Geruch unbedingt verspürt haben. Wer erinnert sich nicht daran, dass der Ich-Erzähler, wenn er ein Öltal betritt, zuerst einen starken Petroleumgeruch wahrnimmt. Immer wieder erscheint dieses Motiv, welches schließlich zur Katastrophe führt.

Durch eine Explosion setzt das freiwerdende Öl oder Petroleum – beide Begriffe sind bei May synonym – ganze Täler und Flüsse in Brand. Mays Faszination für diese übelriechenden Flüssigkeit ist unverkennbar. Er, der viele seiner Erzählungen nachts schrieb, wird oft dem Flackern seiner Petroleumlampe zugeschaut haben. Dann sah er wohl im Geiste die Lampe umstürzen und das brennende Petroleum auf dem Fußboden sich ausbreiten.

In demselben Augenblicke stürzten sämmtliche vier Lampen von der Decke herab auf die Köpfe der sich darunter Befindlichen. Die Lampen waren mit Petroleum gefüllt. Die Schirme und Cylinder zerbrachen auf den Köpfen; das Oel ergoß sich über sie; einer der Ballons explodirte; da, wo dies geschah, zischte eine grelle Flamme empor, während übrigens tiefes Dunkel herrschte. (284)

Im Alter von vier Jahren erhielt May nach einer Behandlung sein Augenlicht zurück. Normalerweise lernt ein Mensch, alle Sinnesorgane gleichzeitig zu gebrauchen. May blieb dies zeitweise versagt. Eindrücke, die er bereits mit seinen verbliebenen Sinnen gewonnen hatte, musste er jetzt auf sein Augenlicht übertragen. Die moderne Medizin kennt genügend Beispiele.

Ein Blindgeborener berichtet nach einer gelungenen Augenoperation, »dass er sich vor seiner Operation durch die Wahrnehmungen seines Tastsinnes ein ganz anderes Bild von der Grösse der Gegenstände gemacht habe. Er musste seine Tastwahrnehmungen durch Gesichtswahrnehmungen berichtigen.« (285)

Es ist frappierend, wie ähnlich May sich zu diesem Thema äußert:

Ich konnte die Personen und Gegenstände wohl fühlen, hören, auch riechen; aber das genügte nicht, sie mir wahr und plastisch darzustellen. Ich konnte sie mir nur denken. Wie ein Mensch, ein Hund, ein Tisch aussieht, das wußte ich nicht; ich konnte mir nur innerlich ein Bild davon machen, und dieses Bild war seelisch. Wenn jemand sprach, hörte ich nicht seinen Körper, sondern seine Seele. Nicht sein Aeußeres, sondern sein Inneres trat mir näher. Es gab für mich nur Seelen, nichts als Seelen. Und so ist es geblieben, auch als ich sehen gelernt hatte, von Jugend an bis auf den heutigen Tag. Das ist der Unterschied zwischen mir und anderen. Das ist der Schlüssel zu meinen Büchern. (286)

Nehmen wir also May beim Wort und dringen mit Hilfe seines Schlüssels in die Geheimnisse des Waldröschen ein. Der eingangs zitierte Abschnitt enthält wichtige Merkmale:

Er warf sich auf sie … er wollte die herrlichen Reize betasten und prüfen … Da sprang er auf … Jetzt sah er noch vielmehr als vorher, welche Schönheit er vor sich hatte. Seine Augen wurden größer … (287)

Wir erkennen betasten und prüfen stehen als Wahrnehmungen im Vordergrund. Erst dann kommen die Augen ihrer Bestimmung nach, genau so, wie May dieses Phänomen in seiner Selbstbiografie beschrieben hat. Ein bemerkenswertes Beispiel solcher Vorgänge findet sich in Charlie Chaplins Film ›Lichter der Großstadt‹.

Charlie lernt dort ein blindes Blumenmädchen lieben, bald jedoch trennen sich ihre Wege. Es vergeht einige Zeit, bis sie das Schicksal wieder zusammenführt. Das Blumenmädchen wurde inzwischen erfolgreich an den Augen operiert. Sie erkennt Charlie nicht, ihre jetzt gesunden Augen haben ihn nie gesehen. Erst als sie sein Gesicht abtastet, weiß sie, wen sie vor sich hat.

Mit dem ›Tasten und Prüfen‹ hat May bei der Karja soetwas wie einen genetischen Fingerabdruck hinterlassen. Er verwendete diese allgemein höchst ungewöhnliche Wortkombination weitere zwei Male in ähnlichen, jedoch völlig unerotischen Situationen.

Für den Westmann Sam Barth gibt es ein Wiedersehen mit seiner Jugendliebe Auguste. Sie ahnt nicht, wer sich bei ihr befindet:

Sie ergriff seine Hände und tastete prüfend an den Fingern hin. Es war ja zu dunkel, um Etwas sehen zu können. Da fühlte sie an dem Goldfinger der linken Hand etwas Rundes, Hartes, worüber sich das Fleisch gelegt hatte.
   »Mein Heiland! Dies ist der Ring!«
   »Ja, das ist er, der silberne!«
   »Du bist’s! Du bist’s! Ist das möglich!«
(288)

In Bayern gibt es eine interessante Begegnung mit einer Mondsüchtigen:

Jetzt war sie da. Sie konnte nichts sehen, aber als ob sie fühle, daß sich Menschen hier befänden, blieb sie stehen, wie überlegend, wendete sich zu Leni um, trat auf sie zu und betastete sie mit den Spitzen der Finger langsam, sehr langsam und prüfend. (289)

Auch anderswo als bei Münchmeyer schildert May derartige Vorgänge, wenn auch in etwas abgewandelter Form:

Dann hinkte er unter allerlei Gesichtsverzerrungen nach einem niedrigen Felsenstück, um sich da niederzusetzen und die schmerzenden Körperstellen prüfend zu betasten. (289a)

Er untersuchte nun den Verschluß mehr mit der Hand als mit dem Auge … und prüfte die Stelle … (290)

Einen kurzer Abschnitt aus dem Scout zeigt geradezu exemplarisch Mays besondere Wahrnehmung auf:

Da hörte ich eilige Schritte. Eine dunkle Gestalt tauchte grad vor mir auf, sprang augenblicklich auf mich ein und warf mich zu Boden. Der Mann kniete auf mir und legte mir die Hände um den Hals, … Ich bäumte mich empor und warf ihn ab. Er flog zur Seite auf den Boden und ich schnellte mich auf ihn, um nun meinerseits ihn beim Halse zu nehmen. … Mit aalglatten Bewegungen suchte er mir zu entschlüpfen. Aber es gelang ihm nicht. Endlich wurden seine Bewegungen langsamer und schwächer, und seine Hände lösten sich von den meinigen. Er lag still. … Dann betastete ich ihn, da es zu dunkel war, ihn betrachten zu können. Welche Überraschung; ich hatte – – Winnetou besiegt! (290a)

Es wird jetzt kaum überraschen, dass es auch Kombinationen mit ›Riechen und Prüfen‹ gibt:

Er [Old Shatterhand] holte tief Atem, als ob er etwas in der Luft Liegendes durch den Geruchssinn prüfen wolle.
   »Ja, der Kerl dort im Wasser duftet noch ganz gehörig,« sagte Jemmy.
   »O, ihm galt mein Atemzug nicht,« antwortete Old Shatterhand, indem er einen prüfenden Blick seitwärts auf sein Pferd richtete, welches aufgehört hatte zu grasen und die Luft prüfend durch die Nüstern sog.
(291)

Das Feuer hier war nach Art der Weißen genährt, und der Geruch gebratenen Fleisches hatte sich über das ganze Thal verbreitet. Winnetou sog die Luft prüfend ein und flüsterte:
   »Mokasschi-si-tscheh – Büffelrücken.«
   Sein Geruchsinn war so fein, daß er sogar den Körperteil des Tieres, von welchem das Fleisch geschnitten war, bestimmen konnte.
(292)

Old Shatterhand kniete nieder und hielt seine Nase an die Hose. Dann sagte er, wieder aufstehend:

»Riecht einmal dieses Beinkleid an! Der Pferdegeruch ist nicht zu verkennen …« (293)

May zeigt hier, wie ein recognoscirendes Riechorgan (294) zu wichtigen Erkenntnissen gelangen kann. Selbstverständlich kommen aber auch die Augen zu ihrem Recht:

Er betrachtete mich prüfend, und ich that dasselbe mit ihm, … (295)

Außer dem ›Tasten und Prüfen‹, befinden sich in der Karja-Pardero-Episode noch weitere Elemente, die May als Verfasser kennzeichnen:

… wie Pardero bei all den Orgien, welche er mit gefeiert hatte (296)

Nur dreizehn Seiten später steht folgendes geschrieben:

Auch die Pyramide war durch solche Gänge durchbrochen, in denen die Fürsten und Priester des untergegangenen Reiches ihre Geheimnisse bewahrt und ihre Orgien gefeiert hatten. (297)

Sogar im katholischen ›Deutschen Hausschatz‹ ist diese Formulierung nachweisbar:

…, und selbst am Tage öffnen sich bei jedem Schritte rechts und links die Höhlen, in denen das Laster seine Orgien feiert (298)

Parderos unerfreuliche Äußerungen gegenüber Karja lassen sich ebenfalls auf May zurückführen:

»… mein wirst Du, und wenn ich Deinetwegen das Leben verlieren sollte« oder »Du bist mehr als eine Venus; Du bist eine Kleopatra!«

Hier gibt es Parallelen zum Doppelroman Scepter und Hammer/Die Juweleninsel. (299)

Zusammenfassend lässt sich sagen: May hat eindeutig die Waldröschen-Seite 1009 verfasst. Sie gilt mit Abstand als die ›erotischste‹ in den gesamten Münchmeyer-Romanen. Der Autor schildert aber keineswegs ›Tasten und Prüfen‹ als Lustgefühl, sondern lediglich als Inaugenscheinnahme der äußeren ›herrlichen Reize‹ Karjas. Eindringlich verkündet May, dass auch ein Indianermädchen kein Mensch zweiter Klasse ist.

Nenne man nicht den Indianer einen Wilden. Er ist dasselbe Ebenbild Gottes, wie der Weiße, der sich doch unendlich höher dünkt. (300)

So erfährt bereits der damalige Leser, Parderos Handeln ist auch gegen Karja, eine Indianerin, höchst verwerflich – für das Jahr 1883 keine Selbstverständlichkeit. Folgerichtig trifft Mays strenge Moral den inhumanen Pardero um so härter:

Da blitzte das Messer in ihrer Hand und senkte sich mit fürchterlicher Schnelligkeit ein, zwei, drei Male bis an das Heft in die Brust des Angreifers.
   »O Dios!« rief er und taumelte.
   »Geh zur Hölle!« antwortete sie.
   Zum vierten Male fuhr das Messer ihm zwischen die Rippen und erst jetzt traf es das Herz, so daß Pardero in die Kniee sank und dann nach hinten auf das Lagerstroh stürzte.
(301)

 

2. Münchmeyers wohlbekannte Stapfen

Zu einem Zeitpunkt, als May noch für Münchmeyer schrieb, erschien folgender spöttischer Passus im Spemann-Verlag, Stuttgart:

»… In Beziehung off das aktiv-passive Anlügenlassen bin ich Ihnen weit über. Sie sind ja der reene Münchmeier, und wenn – – –«
   »Münchhausen heißt es,« fiel Jemmy ein.
   »Wollen Sie gleich off der Schtelle schtille sein, Sie dicker Loobfrosch, Sie! Een Münch, der andere bemeiert, kann eben nur Münchmeier heeßen. Wenn dieser Lügenkönig seit eeniger Zeit zuweilen Münchhausen genannt worden ist, so ist das die mißverschtandene Folge eener idealen Begriffsverwechselung im materialen Zusammenhange mit seinem Geburts- und Heimatsorte … und darum habe ich ooch, …, sofort mit meinem angenehmen Scharfblicke erkannt, daß es off eene großartige Lüge und Münchmeierei abgesehen war.«
(302)

In den Münchmeyer-Romanen ist vielsagend von einem Schwindelmeier, Dirndlmeier (303) oder Heulmeier (304) die Rede.

Vergegenwärtigen wir uns die biografische Situation: Am 4. April 1883 verlegen Karl und Emma May ihren Wohnsitz. Das idyllische Hohenstein wird eingetauscht gegen die pulsierende Haupt- und Residenzstadt Dresden. Sie mieten die erste Etage einer Villa im nahegelegenen Blasewitz. Karl May äußert sich hierzu später in seiner Pollmer-Studie:

Kaum waren wir da eingezogen, so stellte sich Münchmeyer als Hausfreund ein. Er brachte seine Violine mit; er war nämlich früher auch Dorfmusikant gewesen und hatte zum Tanze aufgespielt; nun gich und geigte er bei mir, und ich hatte die Ehre, ihn auf dem Piano begleiten zu dürfen. Meiner Frau aber drangen all die süßen Walzer, Rutscher und Hüppelschottische in das Herz. Sie buk und kochte die besten Leckerbissen, um sich erkenntlich zu zeigen, und das gefiel Herrn Heinrich Münchmeyer so, daß er sich in Blasewitz in unserer Nähe eine Wohnung miethete, um gegen Abend aus der Stadt zu kommen und morgens wieder hineinzufahren … Dieser immerwährende, rücksichtslose Verkehr bei mir brachte mich nicht nur um meine kostbare Arbeitszeit, sondern auch um meine Seelenruhe, um das innere Gleichgewicht. Es ist wahrlich kein Spaß, Tag für Tag, Woche für Woche und Monat für Monat nur immer aufpassen müssen, daß der liebestolle Hausfreund Einem nicht über die Frau geräth! Das ging über meine Kräfte. (305)

Kehren wir noch einmal zur Karja-Pardero-Episode zurück. Eng mit jenen Ereignissen verknüpft ist das Schicksal von Emma Arbellez. Sie, die Tochter des Haziendero Pedro Arbelles, soll mit Karja von dessen Hazienda del Erina entführt werden. Während Pardero die Indianerin in Gewahrsam nimmt, wird Emma von dem Hauptmann Verdoja überwältigt. Emma sowie Karja werden in Decken geschnürt und auf Pferden abtransportiert. Dieses Sujet ist dem May-Kenner bereits aus der Erzählung Der Africander vertraut:

Er trug eine in eine Decke geschnürte Gestalt in den Armen. Sie wurde auf das Thier befestigt; dann trabten die Räuber eiligst von dannen. – – (306)

Hinter Verdoja und sein Interesse für Emma verbirgt sich niemand anderes als Heinrich Gotthold Münchmeyer:

»… Mein Name ist Verdoja; ich bin Hauptmann der Lanzenreiter und fühle mich in diesem Augenblicke unendlich glücklich, Ihr kleines reizendes Händchen küssen zu dürfen … Lassen Sie sich nieder, Madonna. Ich sehe Sie erst seit nur einer Minute, aber ich schmachte darnach, hier an Ihrer Seite bleiben zu dürfen.
   Sie gerieth in eine sichtliche Verlegenheit. Dieser Mann war jedenfalls gewöhnt, mit den koketten Damen der Hauptstadt [sic!] zu verkehren, sie aber fühlte sich einem so selbstbewußten Auftreten gegenüber fast waffenlos. (307)

Innere seelische Spannungen Mays spiegeln sich in diesen Zeilen. Wohl nicht ohne Grund bezeichnete er Münchmeyer als den alten, erfahrenen Frauen- und Mädchenjäger. (308)

Klaus Hoffmann weist auf eine Diskrepanz in der Handlungsführung hin:

»Der Wüstling Verdoja zeigt sich von der Schönheit Emma beeindruckt, doch ist er ›bereits verheiratet‹ (WR, Lfg. 40, S. 947). Es folgen die bekannten Übergriffe auf die beiden Frauen, die für einen verheirateten Mann ungewöhnlich erscheinen müssen. Doch dann, in der gleichen Lieferung (43, S. 1032), wird dem Leser sehr detailliert der ›noch unverheiratete‹ Verdoja vorgestellt, dessen ›entfernte Verwandte‹ in seiner Hacienda die Wirtschaft führt!« (309)

Hier zeigt sich einmal mehr, wie unerwartete, autobiografische Einflüsse den Autor irritieren können. Und übrigens: sobald in Mays Münchmeyer-Romanen eine Emma, Emilia, Emilie, Ella, Elma oder Lina auftaucht, wird der Text hochinteressant …

Es ist schon bezeichnend, dass die ersten Kapitel des Waldröschen gemessen an ihrer erotischen Substanz in keiner Weise den pikanten Standard der Juweleninsel erreichen, dann aber, als May plötzlich mit seinem Umzug nach Blasewitz bei Dresden in den Dunstkreis der ›Schundliteratur‹ tritt, also mit Münchmeyer privat verkehrt, die Texte einen anderen Anstrich erhalten.

Der Schund macht eben ordinär, und nicht nur das, sondern er zwingt sogar dazu, auch mich! (310)

So ist es nicht verwunderlich, dass May seine Leser gelegentlich Schundverlag-Atmosphäre einatmen lässt, weil es jenes Milieu am Dresdner Jagdweg, wo Münchmeyers lebten, mit sich brachte.

Ich entdecke Münchmeyers wohlbekannte Stapfen und höre seine Schritte förmlich hallen. (311)

Spätere Äußerungen Mays sind symbolisch zu lesen. Sie können nicht als Beweis für Textverfälschungen herangezogen werden. Wenn May nach der Jahrhundertwende einen Blick in seine Kolportageromane riskierte und mit Münchmeyer konfrontiert wurde, dann nur, weil der Kolportageverleger dort immer wieder als Romanfigur auftaucht. Im folgenden Beispiel trifft der Leser sogar auf seine Frau Pauline, die May – was an Kleopatra erinnert – in Milch baden lässt:

Wer an der Thür des Badezimmers der Baronin von Sainte-Marie gelauscht hätte, dem wäre ein leises Plätschern aufgefallen, welches im Innern zu hören war. Und wer das Glück gehabt hätte, eintreten zu dürfen, dem wäre gewiß die lascive Ausstattung dieses Raumes aufgefallen.
   Dieses Zimmer hatte nämlich kein Fenster. Es bildete einen achteckigen Raum, dessen eine Wand durch die Thür gebildet wurde. Die anderen sieben Seiten wurden von Gemälden eingenommen, welche in der Weise angelegt waren, daß der Baderaum eine von Weinranken überdachte Insel bildete, um welche badende Frauen und Männer in den obscönsten Stellungen zu erblicken waren. Aus der Mitte des Rankendaches hing eine rosae Ampel herab, welche die drastischen Scenen mit einem wollüstigen Lichte übergoß.
   Gerade unter dieser Ampel stand eine marmorne Badewanne, welche nicht mit Wasser, sondern mit Milch gefüllt war. Und in diesem weichen, weißen Bade plätscherte die üppige Gestalt der Baronin. Die gnädige Frau behauptete nämlich, daß die Milch das einzige Mittel sei, einen schönen Teint und die Reinheit der Formen bis in das späteste Alter zu erhalten. Und so wurde der bedeutendste Theil vom Ertrag der herrschaftlichen Milcherei für die täglichen Bäder der gestrengen Herrin verwendet, ohne daß der Baron etwas dagegen zu sagen gehabt hätte.
   Ob die Ansicht der Baronin eine richtige sei, mag dahingestellt bleiben; gewiß aber ist, daß sie nach dem Bade sich stets in einer besseren Laune als sonst befand. Dies schien auch heute der Fall zu sein. Sie stieg aus der stärkenden Fluth und ließ sich langsam abtropfen. Dabei betrachtete sie die Wandgemälde und verglich die Schönheiten der badenden Frauen mit den Reizen, welche sie selbst besaß. Diese Vergleichung schien nicht unbefriedigend ausgefallen zu sein, denn es spielte ein selbstbewußtes Lächeln um ihre vollen, schwellenden Lippen, und sie flüsterte, stolz mit dem Kopfe nickend:
   »Wahrhaftig, wäre ich ein Mann, so würde ich mich unbedingt in mich selbst verlieben. Ich kenne keine Zweite, welche so wie ich geeignet wäre, auch den weitgehensten Ansprüchen zu genügen. Das thut die Milch. Sie conservirt den weiblichen Körper. Die Milch! Hahaha, dieser Stoff ist mir vertraut. Früher habe ich ihn mit diesen eigenen Händen gemolken, als Dienstmädchen! und jetzt bade ich mich in ihr, als Baronin!«
(312)

Die Dame, welche so ausschweifend in ihrem eigenen Venustempel badet, nennt sich Adeline de Saint-Marie, stammt vom Lande und ist eine geborene V e rd y. Ihren Mann Henri hatte sie auf einem Tanzboden erobert.

Sie war eine hohe, mehr als üppig ausgestattete Blondine, von der man wußte, daß sie das ganze Schloß regiere … (313)

Henri ist verrückt nach Liama (Lina-Emma); zur Besinnung kann er lediglich gebracht werden, wenn seine Frau Adeline vor ihm als üppig schönes Bauernmädchen erscheint, doch bemerkt er leider all zu bald, wenn er sie küsst:

Das war kein Kuß von Lippen, die noch nie geküßt haben; der Kuß eines reinen Mädchens ist anders. (314)

Werfen wir nun einen forschenden Blick auf das Ehepaar Münchmeyer: Pauline Münchmeyer stammt vom Lande und ist eine geborene Ey. Ihr Mann Heinrich hatte auf dem Dorfe Tanzmusik gemacht, Klappenhorn geblasen, Violine gegeigt und einige Zeit beim Militär gestanden. Er strebte sowohl nach Bildung, wie auch nach Geld, besonders durch Kloster-, Gespenster-, Ritter-, Räuber-, Mord- und Liebesromane. Darum wurde er Kolporteur …, zog … auf Kolportage aus und siegte Schritt für Schritt. Auf diesen Wanderungen von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf lernte er ein Dienstmädchen kennen ... (315)

Diese kolossal üppig gebaute Frau (316) wurde seine spätere Frau Pauline. In der Ehe führte sie das Regiment und brachte ihrem Manne wenig Zuneigung entgegen.

Wenn Münchmeyer sich mit seiner Frau und seinem Bruder zankte, so schrie er meist:
   »Ich will auch mal was Anderes haben. Wer mich in meiner Liebe stört, den schieße ich nieder!«
   Sie rief: »Du kommst mir nicht mehr in mein Bette, Du Schwein, Du Sau!«
   Und sein Bruder brüllte: »Die mag doch erst ihren Hebammen die Kinder bezahlen, die sie sich hat abtreiben lassen!«
(317)

Wir erkennen: auch Paulines Lippen hatten bereits reichlich geküsst, der Kuss eines reinen Mädchens ist anders. Überhaupt scheinen ethische und moralische Normen den Münchmeyers völlig fremd gewesen zu sein:

Ich meine den schamlosen »Venustempel«, den man unmöglich übergehen kann, wenn von dem »Heinrich« und der »Pauline« überhaupt die Rede ist. Dieses Werk ist derart charakteristisch für diesen Mann und diese seine Frau, dass man etwas Treffenderes wohl kaum finden könnte …
   Der »Venustempel«, später auch noch »Buch der Liebe« genannt, war ein Buch, welches auf die allergemeinste Sinnenlust spekulierte. Die jedem Hefte beigegebenen phrynischen Buntdruckbilder waren nackt und frech im höchsten Grade. Hunderte von Textzeichnungen illustrierten die Begattung und ihren Verlauf in jeder, sogar der unnatürlichsten Weise …
   Bei Münchmeyers lagen die Hefte und Abbildungen in den Stuben herum. Die Kinder, es waren vier Mädchen, studierten mit Eifer die Figuren. Die Mutter las sehr häufig in dem Buche. Sie erklärte es für ihr allerschönstes, bestes Werk, denn es bringe sehr viel Geld ein und sei höchst interessant und nützlich.
(318)

Als May Die Liebe des Ulanen schrieb, überkam ihn offenbar die Lust, das Ehepaar Münchmeyer und das, was charakteristisch für diesen Mann und diese seine Frau war, literarisch zu verarbeiten. Er adelte Pauline zur Baronin Adeline und schilderte eine Neureiche von primitiver geistiger Haltung, die sich selbstgefällig im Spiegel betrachtet. Die gemeinsamen biografischen Details von Adeline/Pauline sind eindeutig genug. Darüber hinaus erinnern badende Frauen und Männer in den obscönsten Stellungen im Badezimmer Adelines sehr an die Begattung und ihren Verlauf in jeder, sogar der unnartürlichsten Weise, die May im ›Venustempel‹ gesehen zu haben glaubte. Wie der Leser später erfährt, befindet sich im Schlafzimmer der Baronin Adeline kostbares Geschmeide hinter dem Medaillon einer Venus. (319)

Henri‹ war Mays Paradestück, Münchmeyer lächerlich zu machen, eine Retourkutsche für dessen Liebeswerben um Emma Lina May. Auch im Verlornen Sohn tritt Mays Spott offen zu Tage:

Komm, lieber Heinerich,
Komm, komm und küsse mich!
  (320)

Hier bedarf es wohl keines Kommentars. Ausführlicher muss dagegen auf den Kunstmaler Hieronymus Aurelius Schneffke eingegangen werden. Zunächst fällt sein Äußeres ins Auge. Er trägt stets einen ›Calabreserhut‹, also einen sogenannten Zimmermannshut. Heinrich Münchmeyer war, bevor er Kolporteur wurde, als Zimmermann tätig. Zu allem Überfluss ist Schneffke Besitzer einer Geige wie Münchmeyer. (321) Es überrascht jetzt kaum, dass er sich ausgerechnet in die hübsche ›Emma‹ von Königsau verliebt. Seine Gefühle werden jedoch nicht erwidert; er muss ständig eine Bauchlandung erleben, und dies ist wörtlich zu nehmen. Als komisches Element in der Handlung lässt ihn May immerzu hinfallen. Hieronymus kann dennoch seine Gefühle für Emma nicht unterdrücken:

Die Letztere saß neben ihm. Augenblicklich begann es ihm heiß zu werden, was er erst für später erwartet hatte …
   »Fräulein, Sie sind ein kleiner Teufel!« flüsterte er.
   »Wird es Ihnen in meiner höllischen Nähe warm, Herr Tausendfußmaler?«
   Es war ihm wirklich so warm, als ob sein Körper aus lauter Wellfleisch bestehe …
   »Ich mache, daß ich fortkomme. Ich verschwinde; ich verdufte mich. Hier ist eine Hitze von sechsundneunzig Grad Réaumur, …«
(322)

Ähnliches geschieht im Verlornen Sohn mit dem Vorsteher August Seidelmann, als er Ella von Helfenstein gegenübersteht:

Er verschlang mit seinen Blicken die Reize, welche er vor sich sah. Das Wasser lief ihm im Munde zusammen. Welch ein herrliches, entzückendes Weib. Was hätte er gethan, um einen Kuß von ihr zu empfangen, einen einzigen, allereinzigen Kuß. Es wurde ihm schwer zu beginnen; er schluckte und schluckte … Es war ihr eine Locke ihres Haares aufgegangen. Sie erhob die beiden Arme, um sie wieder zu befestigen. Dabei kam die Form der Arme, des Busens, des ganzen Oberkörpers zu einer Darstellung, welche dem Vorsteher den Kopf verdrehte. Er suchte nach Worten, ohne sie zu finden. Sie merkte das, ja, sie hatte es sogar beabsichtigt. Und als sie nun, wie ganz zufällig, mit der einen Hand an der Büste niederstreifte, wobei der Verschluß des Morgenhemdes seine Festigkeit verlor, da war es um ihn geschehen. Er räusperte sich ängstlich und zog sein Taschentuch hervor, um sich die kahle, vom Haar entblößte Stirn abzutrocknen. (323)

Dass der Umgang mit Emma schweißtreibende Risiken und Nebenwirkungen mit sich brachte, ist durch May selbst belegt. Über den berühmten Heil-Magnetiseur und Spiritisten Professor Hofrichter, Dresden, Marienstraße erfährt man:

Er war Oesterreicher, besaß eine außerordentliche magnetische Kraft, die sogar in die weiteste Ferne wirkte, und hatte mit seinen Kuren die außerordentlichsten Erfolge … Meine Frau aber brachte er zu nichts. Sie war stärker als er. Sie beeinflußte ihn, anstatt er sie. Er schwitzte große Tropfen, wenn er sie auch nur zwingen wollte, die Augen zu oder auf zu machen. Das gab ihr Spaß. Sie war stolz auf diese ihre Macht. (324)

Es ging ihr darum, die Männer verrückt zu machen, die Schweine, die Säue (325), charakterisierte May seine Emma an anderer Stelle.

 

3. Auf den Zahn fühlen

Der Deutsche Richard von Königsau alias Dr. Müller befindet sich als deutscher Spion im französischen Schloss Ortry. Beim nächtlichen Auskundschaften gerät er an die liebestolle Baronin Adeline de Sainte-Marie:

Ah, also der Direktor war der heimliche Geliebte dieses Weibes! Müller fühlte sich erleichtert. Er hatte fast ganz die Gestalt des Directors; sein falscher Bart glich dem des Letzteren zufälliger Weise fast ganz; auch hatte er ja mit diesem Manne gesprochen und seine Stimme zur Genüge gehört, um sie leidlich nachahmen zu können …
   Sie schmiegte sich an ihn und küßte ihn mit der Gluth eines leidenschaftlichen, treulosen Weibes. Er wagte es kaum, diesen Kuß zu erwidern.
   »Auch Ihre Küsse sind kalt. Ich werde Sie zu strafen wissen, und zwar sofort!«
   »Womit?« fragte er auf diese Drohung.
   »Damit, daß ich Ihnen sage, daß dieser Deutsche Ihnen bei mir gefährlich werden kann.«
   »Fi donc! Dieser buckelige Kerl!« …
   Es war klar, daß dieses Weib ihren vermeintlichen Liebhaber eifersüchtig machen, und dadurch anregen wollte, seine Zärtlichkeit zu verdoppeln. Müller legte also die Arme fest um sie, drückte sie mit nachgeahmter Innigkeit fest an sich, und vermochte es nun auch nicht zu verhindern, daß sie ihren Mund mit aller Kraft auf den seinigen legte, welches ihn fast in Verlegenheit brachte. Nicht nur ihre Lippen, sondern auch ihre Zunge war bei diesem Kusse thätig. Da aber lösten sich plötzlich ihre Arme von ihm; sie fuhr zurück und sagte:
   »Was ist das? Sie haben ja ganz andere Zähne!«
   »In wiefern?« fragte er.
   »Ich habe ja noch heute Morgen Ihre Zahnlücke gefühlt!«
   Er bemerkte, daß sein Incognito sich in großer Gefahr befinde, und antwortete:
   »Hm, leicht erklärlich! Der Dentist brachte mir heute den bestellten Zahn.«
   »Ah, Sie lügen! Es fehlte Ihnen keiner; die beiden vorderen standen etwas zu weit auseinander. Zeigen Sie Ihre rechte Hand!«

  O weh
, jetzt war die Schäferstunde vorüber, denn es fiel erst jetzt Müller ein, daß er heute während seines Gespräches mit dem Director bemerkt hatte, daß diesem, jedenfalls in Folge eines kleinen Unfalles, an der rechten Hand ein Fingerglied fehlte.
(326)

Auch in dieser Szene verbirgt sich May-typisches; Zähne spielten für ihn sichtlich eine große Rolle:

»Augen: klein.«
   »Hm!«
   »Nase: stumpf.«
   »Hm!«
   »Zähne: rechts oben fehlt ein Zahn.«
   »Donnerwetter! Das stimmt auffällig!« fuhr Cortejo auf.
(327)

Den alten Capitän Richemonte erkennt man im Ulanen stets an seinem charakteristischen Zähnefletschen. Der Pflanzensammler Fritz Schneeberg kann dort seine wahre Identität mit dem Zahn eines Löwen klären. (328)

Ähnlich wird der General Douglas im Old Surehand als Verbrecher Daniel Etters überführt:

Ich griff dem Zermalmten in den Mund und zog die künstliche Gaumenplatte mit zwei Oberzähnen heraus.
   »Das sind falsche Zähne,« fuhr ich fort. »Seht Ihr nun die Zahnlücken?«
   Welch ein Erstaunen gab das jetzt!
(329)

In diesem Sinne erkennt Adeline mit dem Tastgefühl ihrer Zunge, dass sie nicht ihren Geliebten vor sich hat. Und Dr. Müllers humorvolle Ausrede lautet einfach:

»Der Dentist brachte mir heute den bestellten Zahn.«

Übrigens, der ›Dentist‹ war bereits in einer völlig unverfänglichen Situation kennenzulernen:

Und wenn sich diese Lippen zu einem Lächeln öffneten, so erschienen zwei Reihen perlenkleiner Zähnchen, an denen sicher selbst der erfahrenste Dentist kein Fehlerchen hätte entdecken können. (330)

Zahnsujet, Interjektionen und das entscheidende Tastgefühl der Zunge weisen eindeutig auf die Autorschaft Mays hin. Sein Zungenkuss ist zwar recht pikant, aber als amüsantes Verwechslungsspiel gewiss nicht unanständig.

 

4. Der Kampf um die Liebe

Im kleinen Stübchen, welches an die große Gaststube stieß, saß Fritz Schneeberg bei einem Glase Wein. Neben ihm saß eine der Künstlerinnen. Sie hatte auf alle Fälle bereits dreißig Jahre zurückgelegt; ihr Gesicht predigte laut von übermäßig befriedigten Leidenschaften, doch hatten Puder und Schminke das Ihrige gethan, ihr ein möglichst anziehendes Aussehen zu geben. Sie war bereits für die Vorstellung in ein leichtes, durchsichtiges Flittergewand gekleidet. Das blaue, goldbeflimmerte Mieder ließ Hals, Nacken, Busen und Arme frei, und das Röckchen, kaum noch weiß von Farbe, bedeckte kaum die Oberschenkel und gab dem Blicke die starken, mit durchscheinenden Tricots bekleideten Beine zur ungeschmälerten Besichtigung. Trotz ihrer vollen, schweren Gestalt war sie die Seilkünstlerin der Truppe, und selbst der sonst so lobeskarge Director hatte ihren Leistungen stets nur seine Anerkennung zuertheilt.
   Jetzt also saß sie neben dem Deutschen, verschlang dessen volle, kräftige Gestalt mit gierigen Augen und versuchte, den nackten Arm um seinen Arm zu legen, was ihr aber nicht gelang, da er sich bei allen diesen Bewegungen abweisend zurückbog.
   »So komm doch her! Nur einen einzigen Kuß, Goldjunge!« bat sie ihn.
   »Laß mich, Mädchen!« antwortete er. »Ein Schluck Wein ist mir lieber als tausend Küsse von Dir!«
   »Oho!« zürnte sie. »Sehe ich denn etwa gar so widerwärtig aus?«
   »Hm! Ich denke mir, den Wein hat noch Niemand getrunken, Du aber bist zehntausendmal geküßt worden. Das langt noch gar nicht zu …«
   … Bei solchen stark sinnlichen Naturen macht man sehr häufig die Erfahrung, daß sie sich gerade von Denen am Meisten angezogen fühlen, die von ihnen abgestoßen werden. So war es auch hier …
   Sie warf sich auf ihn mit der ganzen Kraft ihres schweren Körpers. Sie umfaßte ihn mit aller Anstrengung ihrer geübten Muskeln. Er wehrte sich. Sie achtete nicht darauf, daß ihr beim Ringen das Mieder zerriß, und daß das leichte Röckchen an der Ecke des Tisches vollständig Schiffbruch nahm, so daß sie nun fast ganz entkleidet auf ihm lag.
   … Sie hatte sich an seiner Brust festgegriffen und wollte nicht loslassen.
   »Packe Dich, Dirne!« rief er endlich zornig. »Das ist kein Spaß mehr!«

   Er gab ihr einen kräftigen Stoß, so daß sie rückwärts flog, aber in ihrer Faust blieb der vordere Theil seiner Blouse und des Hemdes hängen … sie stand fast steif vor ihm und starrte nach seinem Hals …

   »Dieser Zahn, o, dieser Zahn! Zeig her, zeig her!«
   Sie griff nach der Kette, zog den Zahn näher und betrachtete ihn mit funkelnden Augen.
   »Er ist's, er ist's. Es ist der eine! … O, nun kann ich Dich zwingen, mich lieb zu haben, denn ich weiß ein Geheimnis, welches mir nur Deine Liebe abkaufen kann. Willst Du mich lieb haben, lieb, sehr lieb? Antworte schnell!«
   Sie stand vor ihm da im zerfetzten Röckchen, mit herunterhängendem Mieder …
   »Liebe will ich, Liebe, Liebe, Liebe! …«
(331)

Auch dieser Text ist authentisch, ganz Karl May. Man beachte folgende Passage aus der Juweleninsel:

»Halt, mein süßer, lieber Hugo! Was eilst Du so?« frug sie mit halblauter Stimme. »Deine Ella ist hier. Setzte Dich aufrecht. Wir wollen von Liebe reden, von Liebe, Liebe, Liebe!« (332)

Es war eine merkwürdige Angewohnheit Mays, die Farben von diversen Kleidungsstücken als kaum oder nicht mehr erkennbar darzustellen:

… und auf dem Kopfe saß einer jener breitkrämpigen Filzhüte, die man im fernen Westen stets zu sehen bekommt. Sie haben die Farbe und Form verloren. (333)

Unter der vorn offenen Jacke war ein Hemde zu sehen, welches sicher vor langen Jahren einmal weiß gewesen war, … (334)

Folgerichtig heißt es dann auch in der Beschreibung der Seilkünstlerin:

… und das Röckchen, kaum noch weiß von Farbe, …

Im übrigen ähnelt die Seilkünstlerin in ihrer erotischen Erscheinung exakt jener Emma Pollmer, wie sie May in seiner Studie schildert:

… die starken, äußerordentlich üppigen Beine in dünnsten, eng anliegenden, fleischfarbenen Tricot gekleidet und die übervolle Büste in noch viel größerer Deutlichkeit. (335)

Die um Liebe kämpfende Seilkünstlerin war für May Mittel zum Zweck. Bei der Balgerei erleidet nicht nur ihr Röckchen vollständigen Schiffbruch. Durch Fritz Schneebergs beschädigtes Hemd und den freien Blick auf den Löwenzahn, wird ein wichtiger Fingerzeig auf seine ihm unbekannte Abstammung gegeben.

Im Waldröschen kämpft der falsche Graf Alfonzo de Rodriganda ebenfalls um die Liebe; er dringt in das Schlafzimmer von Emma Arbellez ein:

Ah, das war die Braut, die schöne, die ihn verstoßen hatte! War vielleicht der Bräutigam bei ihr? Er mußte das wissen; die Eifersucht packte ihn …
   Emma hatte sich entkleidet und ein fast durchsichtiges Negligee angelegt, bereit, das weiche Lager aufzusuchen. Sie war so bezaubernd, so sinnberückend schön, daß er nicht widerstehen konnte. Er setzte den Fuß auf die Fensterbrüstung und schwang sich hinein. Sie hörte das Geräusch, drehte sich um und stieß einen Schrei des Schreckens aus.
   »Was wollen Sie?« frug sie entsetzt, indem sie sich bemühte, ihre Blößen zu decken.
   »Liebe!« stammelte er, völlig berauscht von ihrer Schönheit … Ihr Busen wogte an seiner Brust; sie fühlte seinen Athem und seine Küsse auf ihren Nacken und auf ihren Wangen. Sie erkannte, daß sie unterliegen müsse, wenn sie aus Scham länger schweige. Darum rief sie um Hilfe, ein, zwei, drei Male … ein Schuß krachte, und die Thür flog auf. Wie der Engel der Rache stand die Indianerin vor derselben, die rauchende Büchse noch in der Hand.
(336)

Diese Szene ist für May erneut Mittel zum Zweck. Der falsche Alfonzo hatte der Indianerin Karja die Ehe versprochen. Sie gab ihm dafür das Geheimnis um den sagenhaften Königsschatz preis. Als sie jetzt die Untreue ihres Geliebten erkennt, wird ihr Herz endlich für den Apachenhäuptling Bärenherz frei.

May selbst kämpfte Zeit seines Lebens um die Liebe:

Ich hatte einsehen müssen, daß es für mich kein anderes Glück im Leben gab, als nur das, welches aus der Arbeit fließt. Darum arbeitete ich, so viel, und so gern, so gern! Dieser ruhelose Fleiß ermöglichte es mir, zu vergessen, daß ich mich in meinem Lebensglück geirrt hatte und noch viel, viel einsamer lebte, als es vorher jemals der Fall gewesen war. (337)

 

5. Emilia und Gérard

»Denkst Du, ich wisse nicht, wie schön ich sei? Denkst Du, ich wisse nicht, welchen Eindruck ich mache und welche Macht ich ausübe? O, ich analysire mich täglich selbst. Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte mich. Ich lasse alle Kleider fallen und studire meine Formen, um zu erfahren, wie ich sie am vortheilhaftesten zu behandeln habe.« (338)

Diese Worte der Juarez-Spionin Emilia enthüllen elementare Wesenszüge Emma Mays. In seiner Pollmer-Studie schildert May eine Emma, die morgends und abends vollständig entkleidet auf dem Nachtstuhle vor dem Spiegel saß, um in perversester Weise ihre Nothdurft zu verrichten und dabei ihren nackten Körper nach allen Richtungen hin zu bewundern und anzubeten. (339) Ein anderes Mal …, um sich entzückt betrachten zu können, und mit der warmen Milchtasse in der Hand. (340)

Emmas narzißtisches Treiben verarbeitete May gleichermaßen literarisch bei der Zofe Ella, der späteren Baronin von Helfenstein:

Dabei fiel ihr Blick in den hohen Pfeilerspiegel … Ihr Auge leuchtete auf, und um ihre Lippen spielte ein stolzes, selbstgefälliges Lächeln. Sie warf den Kopf wie herausfordernd zurück und sagte:
   »Das, ja, das ist die richtige Stellung, um beurtheilen zu können, ob ich häßlich bin! Ich bin schön, schöner als tausend Andere! Dieser kleine und doch kräftige Fuß, dieses volle Bein, die Rundung der Hüften, diese Büste, dieser Arm! Wahrhaftig, ich kann unmöglich wünschen, schöner zu sein! …«
(341)

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, Emma Pollmer ist allgegenwärtig. Als Emilia setzt sie ihre ganzen erotischen Reize ein, um den für Juarez kämpfenden Gérard Mason für sich zu gewinnen. Hinter dem vorbestraften und geläuterten Gérard verbirgt sich niemand anderes als Karl May selbst. Bei der Niederschrift des Waldröschen kam es offenbar zwischen ihm und Emma zu einem Sichauseinanderleben, er lässt Gérard sagen:

»Wir passen nicht zu einander. Wir Beide sind leidenschaftlich; wir Beide haben zu viel gelebt; wir können uns nicht ergänzen. Siehst Du dies nicht ein?« (342)

Dennoch kann sich Gérard nur mühsam den Reizen Emilias entziehen.

Er umarmte sie und ließ es zu, daß sie ihn zärtlich an sich zog und küßte. Ihre vollen Arme lagen bloß um seinen Nacken und ihr wallender Busen liebkoste seine Brust. Er konnte nicht anders, es war der Eindruck ihrer Reize, vermischt mit einer Art freundschaftlichen Mitleides; er legte nun auch die Arme um sie, drückte sie an sich und erwiederte ihre Küsse. Sie schob seinen Kopf mit beiden Händen von sich ab, näherte ihr Gesicht dem seinigen, sah ihm tief in die Augen und flüsterte mit glühendem Athem und fliegender Brust:
   »Darf ich Dir denn gar nicht gehören?«
   »Versuche mich nicht!« bat er.
(343)

May äußerte sich später über derartige zwischenmenschliche Beziehungen:

Ich will noch einmal betonen, was sich eigentlich ganz von selbst versteht: Meine Frau ist mir, obgleich wir kirchlich und bürgerlich getraut waren, niemals wirklich Frau, sondern nur Haushälterin gewesen, ganz genau wie jene Konkubine ihres Großvaters, die ihn mit ihren körperlichen Reizen gefangen nahm, nur um ihn auszubeuten. Geist hat sie nie gehabt; ihre Seele habe ich nie besessen, und schließlich verzichtete ich auch noch auf ihren Körper, um mich von ihrem verhängnißvollen Einfluß frei zu machen und weil ich ja wußte, daß ich ihn überhaupt nicht mehr allein besaß.
   Ich durfte sie nur noch rein objektiv betrachten, als schriftstellerisches Sujet, als hochinteressantes, aber unendlich abstoßendes psychologisches Problem …
(344)

Im Gegensatz zu May wird Gérards Sehnsucht nach einem reinen, unverdorbenen Mädchen erfüllt; er bekommt seine Resedilla. Das 18 Seiten lange Beisammensein von Emilia und Gérard ist gespickt mit den für May so typischen Wörtern: ›allerdings, jedenfalls, vollständig, wirklich‹ sowie ›ah und hm‹; die besonders aussagekräftige Verdopplung ›wirklich, wirklich‹ ist ebenfalls enthalten. Ferner ist die Geschlossenheit des gesamten Waldröschen-Kapitels Kaiser Max von Mexico bemerkenswert. 12 Seiten nach dem Besuch bei Emilia denkt Gérard über seine letzten Abenteuer nach, so heißt es treffend:

»… Emilia ist die Schönheit im offenen Kleide des Lasters und Resedilla die Schönheit im züchtigen Gewande der Tugend; ihr gebührt der Vorzug.« (345)

 

6. Die Befour-Ella-Affäre

»… Die wahre Liebe lehrt ohne Worte, wie sie sich zu bethätigen hat, Durchlaucht!«
   »Dann ist meine Liebe allerdings eine wahre, denn ich fühle nicht das mindeste Verlangen, sie durch Worte zu beweisen.«
   Er nahm ihren Kopf in seinen Arm, drückte sie an sich und gab ihr Kuß um Kuß auf Stirn, Mund, Wangen, Hals und Arme. Sie schlang die Letzteren dann um ihn und fragte mit jener leisen Stimme, welche die hingebende Liebe in Anwendung zu bringen pflegt:
   »So lieben Sie mich also wirklich, wirklich, wirklich
   »Ja wirklich,« antwortete er: »wenn nämlich Ihre Erklärung vorhin die richtige gewesen ist.«
(346)

Darf der Fürst von Befour mit der verheirateten Baronin Ella von Helfenstein in dieser intimen Weise verkehren? Sollte sich der über alles dominierende Held eines zweieinhalbtausend Seiten Romans soweit herablassen? Schon mancher May-Leser glaubte hier an eine Verfälschung Münchmeyers.

Zur Erinnerung: Der Fürst von Befour oder eigentlich Gustav Brandt war einst als Doppelmörder verurteilt worden. Nach dramatischer Flucht und zwanzigjähriger Abwesenheit kehrt er unerkannt zurück, in der Hoffnung, doch noch seine Unschuld beweisen zu können. Er ahnt in Baron Franz von Helfenstein den wahren Mörder, der die Zofe Ella nur deshalb heiratete, weil sie ihn als Zeugin der Tat erpresste. Als Fürst von Befour begibt sich Brandt bei Ella ins moralische Abseits, damit sie ihres Mannes überdrüssig werden möge und gegen ihn aussagt:

»… nur mit Widerstreben spiele ich den Hausfreund – den Anbeter. Es ist aber leider der einzige Weg, welcher zur Entlarvung des Doppelmörders führt« (347), lässt May seinen Helden sagen. Im späteren Verlauf des Geschehens werden Zärtlichkeiten zwischen dem Fürsten und Ella völlig vermieden:

Sie legte die Uebertaille ab, und nun zeigte es sich, daß das Kleid ganz à la Rafflesia ausgeschnitten war. Jetzt meinte sie, dem Siege entgegen zu gehen; aber ihre Hoffnung erwies sich als trügerisch. Der Fürst blieb sich gleich … Sie mußte einsehen, daß die Schlacht verloren sei. Während ihr Gesicht vor Freundlichkeit glänzte, klopfte ihr das Herz fast laut vor innerem Zorn. Sie wollte sich rächen, rächen, rächen! (348)

Dieses Rachegefühl weckt der Fürst mit Vorbedacht in Ella; er präsentiert ihr nämlich anschließend seinen unermeßlichen Reichtum und verleitet sie dadurch geschickt zum Diebstahl. Um der öffentlichen Schande zu entgehen, verabreicht Franz von Helfenstein seiner Frau daraufhin Gift. In Totenstarre versetzt, wird Ella von dem Fürsten gerettet; wiederum rachsüchtig sagt sie endlich gegen ihren Mann aus.

May verfasste seinen Text erkennbar zielstrebig, ohne Brüche in der Handlung. Freilich, etwas weniger Zärtlichkeiten zwischen dem Fürsten und Ella hätten es auch getan. Jedoch ist er in Kernbereichen als alleiniger Autor nachweisbar. Besonders aussagekräftig: Befours Auftreten als Arzt, tritt uns doch hier jener Dr. med. Heilig entgegen, der einst wie in einem Possenspiel die ›königlich sächsische Gendarmerie‹ narrte; Karl May auf Abwegen:

»Also das Medicament?«
   Er deutete mit dem Finger auf sich und sagte:
   »Hier sitzt es.«
   »Sie? Ah! Arzt und Medicin zugleich?«
   »Freilich!«
   »Aber in welchen Dosen könnte man Sie genießen?«
   »Das werde ich verschreiben, und Sie haben zu gehorchen! Zunächst werde ich mich Ihnen als Doppelkataplasma verordnen.«
   Sie stieß ein heiteres Lachen aus.
   »Das heißt als Doppelpflaster? Wie wollen wir das arrangiren?«
   »Eins auf das Herz und eins auf den Mund. So!«
   Er legte ihr die rechte Hand wieder auf das Herz, dessen Schlag er bei der Fülle ihrer Büste kaum zu fühlen vermochte, schlang den linken Arm um sie, so daß er sie an sich zu ziehen vermochte, und drückte dann seinen Mund auf ihre Lippen, welche sie ihm fest und ohne Widerstreben hinreichte.
(349)

Ferner ist May als frühzeitiger ›Psycholog‹ bestens bekannt. Vielleicht zeigten sich bei Emma, bedingt durch ihre bisweilen zügellose Sinnlichkeit, erste Krankheitssymptome oder Verhaltensstörungen, die sich im Alter so folgenschwer als unheilbare Geisteskrankheit herauskristallisieren sollten.

Karl May berichtete über jene Ehezeit in der Prinzenstraße 4 dem Radebeuler Redakteur Cäsar Krause, der später an Euchar Albrecht Schmid am 30. Mai 1931 schrieb:

»Karl Mays erste Frau hatte s. Z. todeskrank darnieder gelegen, glaubte mit voller Gewißlichkeit an ihr nahes Ende und hatte jede leise Hoffnung auf Genesung aufgegeben. … [May] kaufte Kleider und Mantel, wohl auch Hut. … Frau M. fand Gefallen an den Kleidungsstücken, … rankte sich gewissermaßen auf zu neuem Leben und – ward gesund.« (349a)

Die scheinbar kranke Ella im Verlornen Sohn erinnert sehr an die bettlägrige Emma. Makaber und bitter: Im Verlornen Sohn übersteht Ella einen längeren Aufenthalt im Irrenhaus. Emma hingegen sollte diese Stätte nicht mehr lebend verlassen.

»Wir sehen uns heute erst zum dritten Male. Sie müßten ein ausgezeichneter Psycholog sein, wenn Sie mich richtig beurtheilten!«
   »So werde ich Ihnen sogleich Gelegenheit geben, meinen psychologischen Scharfblick kennen zu lernen: Sie haben außerordentlich werthvolle seelische und körperliche Anlagen für die Liebe.«
(350)

Folgendes Beispiel dürfte Zweifel an der vollen Autorschaft Mays restlos nehmen:

Da bog er sich zu der Knieenden nieder, schlang die Arme um sie und zog sie zu sich empor, so daß sie Brust an Brust und Lippe an Lippe lagen. Sie fühlte sich fast wahnsinnig vor Glück; sie küßte, küßte und küßte ihn wieder und immer wieder … (351)

In der frühen Erzählung Die Rose von Ernstthal gibt es erstaunlich identische Formulierungen:

Mit voller Kraft hielten sie sich umschlungen, hingen Lippe an Lippe

Endlich legte sich der Sturm der ersten Freude und ruhig standen sie bei einander, Brust an Brust und Mund an Mund. (352)

Neben diesen eindeutigen Belegstellen besitzt die Befour-Ella-Affäre den erwähnten autobiografischen Hintergrund. Vergegenwärtigen wir uns die Situation, der Fürst von Befour besucht vormittags das Boudoir der Baronin Ella:

Sie lag im Nachtkleide auf dem Ruhebette, über welches eine rothseidene Decke gebreitet war. Bisher hatte er von ihr nur die Hand gesehen, welche sie unter der Decke hervor ihm gereicht hatte, und den Kopf, dessen Haare in ein Netz gebracht waren, durch dessen Maschen einige Strähnen sich durchgestohlen hatten. Jetzt aber war es, als ob die Decke ihr zu schwer werde. Sie zog die Arme unter derselben hervor und man konnte nun die immer noch prächtige Büste und den üppigen Bau der Arme bewundern. (353)

Obwohl der Fürst in Ella lediglich die untreue Ehefrau Helfensteins sieht und verachtet, kann er sich ihren Reizen nicht entziehen; es kommt zu den erwähnten Zärtlichkeiten. Und wie steht es indessen mit dem Schriftsteller Dr. Karl May, Dresden-Altstadt, Prinzenstraße Nr. 4? Hm, er hat sich mit Kaffee wachgehalten, weil er die ganze Nacht für Münchmeyer zu schreiben hatte. Es naht bereits der Vormittag, als er endlich das Schlafzimmer mit seiner kranken Ehefrau betritt. Von Emmas wahren Wesensmerkmalen abgestoßen, kann er sich ebenso ihren weiblichen Reizen nicht entziehen.

Persönliches Erleben dürfte somit die Grundlage für jenes merkwürdige Verhalten des Fürsten bilden. Sein Ausspruch: »Eine frühere Zofe geküßt! Fi donc!« (354) beruht vermutlich darauf, dass Emma im übertragenen Sinne einst Hausmädchen in Dresden-Strießen gewesen war. (355)

 

7. Amouröse Abenteuer am französischen Hofe

 

Eugénie

   

Eugénie, Kaiserin der Franzosen und Tochter des spanischen Grafen von Montijo, spielte eine glanzvolle und politisch bedeutsame Rolle an der Seite ihres Gatten Napoleon III. Neben den Staatspflichten einer Regentin, die sie mit taktischem Kalkül rigoros verfolgte, unterhielt sie zahlreiche Männerbekanntschaften; sie war eine hübsche Person mit sinnlicher Ausstrahlung:

»Eugénie trug ein tief dekolletiertes Kleid. Auf ihrer vollendet schönen Büste funkelte ein Diamantkollier. Auf dem Kopf trug sie ein Diadem, und um die Schultern hatte sie einen scharlachroten Burnus mit goldenen Fransen geworfen.« (356)

Ihre langen roten Haare taten das Übrige, um auf die Männer eine magnetische Anziehungskraft ausüben und Eugénie, sich dessen wohl bewusst, fand nicht wenig Vergnügen daran, Leidenschaften zu entfachen.

»Sie konnte … zweideutige Bemerkungen machen und gewagte, jedoch nie unanständige Geschichten erzählen, worüber ihr Mann sehr schockiert war. Sie war versessen auf ›schöne Männer‹. Einen entdeckte sie bei einer Spazierfahrt im Park. Am nächsten Tag wurde er kaiserlicher Reitknecht. Ein anderes Mal versuchte sie, einen sehr großen Wachtposten zu verwirren. Doch trotz ihrer Anmut und ihrer Neckerei konnte sie ihn nicht dazu bringen, sich von der Stelle zu bewegen oder auch nur die Augen zu verdrehen. Darüber geriet sie so in Zorn, daß sie ihm eine Ohrfeige versetzte. Am nächsten Tag machte sie ihm ein größeres Geldgeschenk als Entschädigung. Er schickte es zurück mit der Bemerkung, der Backenstreich sei eine Ehre für ihn gewesen.« (357)

Wegen der anhaltenden Koketterien Eugénies brodelte die Gerüchteküche bei Hof, auch wenn ihr eine ernsthafte intime Beziehung zu anderen Männern nicht nachgewiesen werden konnte. Intensiver waren da die Liebschaften des Kaisers selbst; er war, was Mätressen anlangt, ein Nimmersatt. Um seine Gier nur halbwegs zu stillen, leistete er sich allen Ernstes einen Vergnügungsminister, der darauf zu achten hatte, dass der Monarch immer die erhoffte weibliche Unterhaltung fand. Zweimal entdeckte man den Kaiser nach Liebesspielen bewusstlos auf dem Fußboden.

Eine seiner Affären sollte gar das Prestige des Zweiten Kaiserreichs weltweit mindern, seine Liebschaft mit der fünfundzwanzigjährigen Justine Marie Leboeuf, die den wohlklingenden Künstlernamen Marguerite Bellanger angenommen hatte.

»Sie war in einem Hotel in Boulogne Zimmermädchen, brannte dann mit einem Handlungsreisenden nach Paris durch. Nachdem er sie verlassen hatte, ging sie zum Zirkus, ritt auf ungesattelten Pferden und arbeitete als akrobatische Tänzerin. Auf dem Bauch liegend konnte sie mit einem Satz auf die Füße springen. Man erzählte später, sie liefe auf den Händen in das Zimmer des Kaisers. Sie war groß, ziemlich dick, besonders um Hüften und Schenkel. Sie durfte bald kleinere Rollen auf der Bühne spielen, doch verließ sie sich für ihren Lebensunterhalt vor allem auf die Offiziere der ›Ecole Militaire‹. Sie nannten sie ›Margot la Rigoleuse‹, die muntere Margot.« (358)

Napoleon war seiner ›munteren Margot‹ hörig: eine Wohnung in Fontainebleau, ein paar erstklassige Reitpferde, zudem ein Haus in Passy, er überhäufte die Geliebte förmlich mit Geschenken. »Cäsar hat seine Cleopatra gefunden«, war Prosper Mérimées spöttischer Kommentar dazu. Dies alles brachte Eugénie in Rage. Sie umgab sich fortan ihrerseits mit einer ganzen Schar Anbeter, darunter befand sich auch der preußische Gesandte Graf von der Goltz. Die Ehe des Kaiserpaares hing am seidenen Faden.

Dem französischen Adel blieb dies alles natürlich nicht verborgen, und schon bald tuschelte man über die Pariser Stadtgrenzen hinaus, wer gerade die gegenwärtige Gunst des Kaisers oder der Kaiserin besaß. Einiges davon kam auch dem europäischen Ausland zu Ohren. Diplomaten, Staatsdiener, Minister, gar Fürsten und Könige, alles amüsierte sich darüber; selbst der einfache Bürger auf den entlegensten Gassen und Chausseen war informiert. Wer damals auf deutschem Gebiet lebte, blickte schadenfroh zum benachbarten Frankreich hinüber, um das amouröse Treiben im Elysée-Palast zu belächeln.

In einem Roman über den deutsch-französischen Krieg durfte selbstverständlich diese geschichtliche Kuriosität nicht fehlen, so kam es, dass gegen Ende September 1884 Karl May dieses Thema aufgriff:

»Eine Dame will mit Ihnen sprechen, Herr Belmonte.«
   »Eine Dame? Ich wüßte keine Dame, welche Veranlassung hätte, mich zu besuchen!«
   »Ich auch nicht,« lachte der Diener naiv.
   »Ist sie alt oder jung?«
   »Weiß es nicht. Sie geht tief verschleiert.«
   »Wie heißt sie?«
   »Das hat sie nicht gesagt.«
   »Wie ist sie gekleidet?«
   »Fein in Seide. Auch ihre Haltung, ihre Sprache zeigt, daß sie nichts ganz Gewöhnliches ist.«
   »Sapperlot, Martin, Du scheinst Erfahrung zu besitzen!«
   »Ja, man profitiert bei Ihnen viel, sehr viel. Soll ich sie einlassen?«
   »Natürlich! Eine Dame darf man nicht abweisen.«
(359)

Mit diesem Dialog wird eine Episode eingeleitet, die für den kenntnisreichen May-Freund zu den fragwürdigsten gehört, was die Urheberschaft anlangt, nämlich wieder einmal befindet sich ein Held auf moralischen Abwegen. Obwohl der Husaren-Rittmeister Arthur Belmonte sein Herz bereits an die bildschöne Ella de Latreau verloren hat, kommt er nicht umhin einer unbekannten, verschleierten Dame gegenüber die obligate Kussforderung auszusprechen:

»Nun, was verlangen Sie denn von mir, Sie kühner, stürmischer Mann?«
   »Einen Kuß, einen freiwilligen Kuß.«
   … Sie legte ihm die Arme um den Hals, zog ihn an sich und küßte ihn mit einer Innigkeit, welche man nur dem Geliebten, dem Bräutigam oder Manne gegenüber zu zeigen pflegt. Dann fragte sie:
   »So! Sind Sie nun zufrieden gestellt?«
   »Vollständig. Ich danke Ihnen, Madame.«
(360)

Das Betragen Belmontes scheint auf den ersten Blick merkwürdig und flegelhaft, ist aber berechnend, da es nur so möglich ist, das Gesicht der verschleierten Dame zu sehen; wer obendrein noch den zeitgeschichtlichen Hintergrund dieser Episode kennt, kommt rasch dahinter, was der Autor eigentlich bezweckte. Man schenke jetzt dem vorausgehenden Gespräch Belmontes mit der unbekannten Dame erhöhte Aufmerksamkeit, und das zwielichtige Dunkel lichtet sich:

Sie machte ganz den Eindruck, als ob sie eine Angehörige der höchsten Aristokratie sei. …, und fragte dann mit einer Stimme, die einen ganz eigenen, fremdartigen Klang hatte:
   »Sie sind von meinem Besuch in Verlegenheit, Monsieur?«
   »Nein. Ich stehe überhaupt allein.«
   »Also keine Verwandten nickte sie befriedigt. … Wie ich höre, sind Sie ein eifriger Besucher der großen Oper?«
   »Allerdings
   »Sie sind dort gesehen worden. Sie sind ein schöner Mann, und man hat sie bemerkt; man ist aufmerksam auf sie geworden.«
   Jetzt begann er nicht nur zu ahnen, sondern er wußte sogar bestimmt, um was es sich handele. Es galt ein Liebesabenteuer, jedenfalls mit einer verheiratheten Frau. Er nahm daher eine etwas reservirte Haltung an und verneigte sich, ohne zu antworten.
   »Man hat den Wunsch, Sie kennen zu lernen,« fuhr sie fort.
   Abermals stumme Verneigung.

   »
Ja, man hat sogar den Entschluß gefaßt, Sie von diesem Wunsche zu unterrichten.«
   Sie hatte die letzte Bemerkung mit einer etwas erhobenen Stimme gemacht, wie um seine ganze Aufmerksamkeit auf dieselbe zu richten. …
   »Wer ist es, der mich bemerkt hat?«
   »Eine Dame.«
   »Sie sind ihre Botin? Oder sind sie es selbst?«
   Die Gefragte ließ ein leichtes Räuspern hören und antwortete:
   »Ich bin nur die Vermittlerin.«
(361)

Belmonte ahnt, nachdem durch seine listige ›Kußforderung‹ der Schleier fiel, welch einmalige Gelegenheit sich ihm bietet, als preußischer Kundschafter gegen das feindliche Frankreich zu agieren. Seinen Diener Martin zieht er umgehend ins Vertrauen:

»… Diese Dame ist – eine Hofdame.«
   Martin sprang von seinem Stuhle empor und rief:
   »Eine Hofdame?«
   »Ja.«
   »Die sich ohne alle Vorbereitung und Einleitung küssen läßt?«
   »Nun, einige Einleitung hat es doch gekostet!«
   »Wenn zehnmal! Sie müssen sich irren! Kennen Sie sie?«
   »Ja. Ich habe sie in der Hofloge des Opernhauses gesehen.«
(362)

Unverkennbar ist hier Mays Seitenhieb auf den französischen Adel nach dem Motto: hm, die hochherrschaftlichen Damen drüben in Frankreich sind mannstoll, man braucht nur ein wenig mit den Fingern schnipsen, schon darf man jede beliebige blaublütige Schönheit küssen. Und dass dies sogar auf Kaiserin Eugénie gemünzt ist, zeigt die Erwähnung der ›Hofloge‹ all zu deutlich. Die Kaiserin ist jene verheiratete Dame, die ein Liebesabenteuer mit Belmonte wünscht.

Aber völlig verstrickt May seinen Helden nicht in diese historischen Gegebenheiten. Belmonte betritt zwar die Gemächer der Kaiserin, aber es kommt zu keinem Stelldichein. Es gilt ›nur‹, hochbrisante Staatspläne zu erlauschen:

Er schlich zur Thür und schob den Riegel, welcher nicht das mindeste Geräusch machte, vor. Dann legte er das Ohr daran und hörte nun zwei Stimmen, welche sich sehr eifrig unterhielten.
   Es war eine männliche und eine weibliche. Die Erstere sprach in geradezu unterthänigem Tone; die Letztere hatte einen scharfen, pikirten, ärgerlichen Klang. …

   »Graf, Sie sind ein Unglücksvogel! Uebrigens werden wir so schnell über die Gegner herfallen, daß sie vollständig verblüfft sein werden. Sie haben keine Ahnung davon, daß wir sie zu engagiren gedenken.«
   Belmonte hörte ein leichtes Räuspern, und dann antwortete der Graf:
   »Ich bin überzeugt, daß man in Deutschland ahnt oder vielleicht gar weiß, was wir beabsichtigen.«
   »Wie sollten Sie es vermuthen?«
   »Dieser Bismarck ist – – –«
   »Bismarck?« fragte die weibliche Stimme schnell. »Dieser preußische Landjunker ist ein Bär, welcher wohl einmal vermöge seiner rohen Kraft, niemals aber in Folge einer Finessität Verlegenheit bereiten kann. …« In diesem Augenblicke hörte man das Oeffnen einer Thür, und eine Stimme meldete:
   »Der Herzog Gramont und der Kriegsminister!« … Jetzt hörte Belmonte abermals das Oeffnen einer Thür.
   »Ah, mein Gemahl!« [Napoleon III.] rief die weibliche Stimme. Zugleich aber war es dem Lauscher, als ob man auf die Klinke gedrückt habe. Er befand sich in einer leicht denkbaren Aufregung, sah aber auch zugleich ein, welche große Gefahr ihm drohte. Darum zog er den Riegel leise zurück und huschte, während drüben neue Stimmen erklangen, dahin zurück, woher er gekommen war.
(363)

Christoph F. Lorenz hat also recht, wenn er darauf hinweist, dass der Autor diese Episode verfasste »…, um seinem Publikum einen Hauch von Authentizität, von spannender Geheimpolitik zu vermitteln und ihm das Gefühl zu geben, bei bedeutenden historischen Ereignissen als ›Zaungast‹ dabeisein zu können.« (364)

Nachdem Belmonte die Kaiserin erfolgreich belauschen konnte, will er sich und seinen Diener Martin nicht der Gefahr aussetzen, als feindliche Spione doch noch entlarvt zu werden:

»… Ich habe keine Zeit und auch keine Lust, dieses Abenteuer fortzusetzen."
   "Schön. So retten wir unsere Haut. …«
(365)

Zweifelsohne kam Napoleon III. in dieser Episode zu kurz. Aber in der Tat sagen sämtliche historischen Quellen übereinstimmend aus, dass die Fäden der Kriegspolitik maßgeblich von Eugénie gezogen worden sind. Der sachkundige Karl May trug dem Rechnung. Ganz braucht der Leser jedoch nicht auf die Leidenschaft Napoleons III. zu seiner Margot zu verzichten. Der Autor verlegte dieses bizarre Intermezzo um fast sechzig Jahre zurück und lässt somit Napoleon Bonaparte nach Margot schmachten. Im Unterschied zur Historie haben wir es aber in der fiktiven Margot mit einer edlen, ethisch hochstehenden Dame zu tun, welche dem mächtigen Korsen die kalte Schulter zeigt und dem unscheinbaren Deutschen Hugo von Königsau den Vorzug gibt.

 

8. Signor Rialti

»Ich erlaube mir, mich vorßustellen. Ich bin Signor Rialti, Concertmeister.«
   Dabei nahm er den Regenschirm wie eine Violine an das Kinn und strich mit dem Spazierstocke wie mit dem Violinbogen darüber hinweg.
(366)

Heinrich Münchmeyer lässt grüßen. Sein Geigen, Liebeln und Hofieren um Emma Lina schien einfach nicht nachlassen zu wollen. In Der Weg zum Glück zeigt es Karl May aufs Neue. Der italienische Violinvirtuose Rialti ist unsterblich in die Sängerin Mureni, von Freunden Leni gerufen, verliebt. Er geht dabei seltsame Wege:

Der Krikelanton gab dem neben ihm liegenden Sepp einen Rippenstoß und flüsterte ihm zu:
   »Die Leni will er! Soll ich hingehn und ihm den Hals umminummi drehen?«
   »Bist perplex! Schweig still!«
   »Ja, die!« fuhr der Italiener fort. »Ein ßehr schön Mädchen, ßer, ßer! Oder nickt?«
   »Ja, sie ist schön.«
   »Reitzend, herrlick! Hast Du keßehn ihr Taille?«
   »Ja.«
   »Ihr Busen?«
   »Nein.«
   »So müssen Du besser anschauen! Ihr Arme?«
   »Ja.«
   »Prächtick! O, wie herrlick, wenn ßie ßo ein Arm am mein Hals herumleken! Es ßein nun zehn Uhr; da bald Alle schlafen kehn. Ich will ßie ßehen, wann ßie Kleid ableken.«
   … »Sacra!« sagte der Fex. »Das ist wohl gar ein Fernrohrperspectiven?«
   »Ja. Es ßein ein Fernrohr, telescopio.«
   »Und da kannst hineinschaun bis in das Zimmer?«
   »Ja, ßer, ßer!«
  
… Er hielt das Rohr an das Auge und drehte es auf, für seine Sehkraft passend.
   … »… Ich sehen Alles, Alles! Da sitzen die dicke Muschel, conchiglia und nehm aus Mund die falsche Zahnen. Und in anderes Zimmer – oh ehe piacere, welk ein Freuden, ich ßehen Signora Mureni. Sie flechten auf das Haar. Ssie sein kanz néglige. Ssie ßein ßo schön, ßo reitzend, ßo lieblik! Ich möckt dort ßein, ßie ßu küssen, küssen, küssen!«
   »Und ich bin da, Dich zu prügeln, prügeln, prügeln!« erscholl es in wüthendem Tone hinter ihm. …
   »Dieser Erzhallunk und Dirndlmeier!« zürnte der Anton. »Will der mir die Leni anschaun! Der mag doch sonst wohin schaun, aber nicht nach mein Dirndl, der Lodrian! …«
(368)

Bevor wir uns noch eingehender mit der Person Rialtis beschäftigen, sollte sein Fernrohr näher betrachtet werden. An derartigen banalen Gegenständen lässt sich einmal mehr die Urheberschaft Mays exakt nachweisen. In der Erzählung Ein Dichter (1879) lesen wir:

Jetzt waren einige Fenster des ersten Stockes erleuchtet; die Vorhänge waren zurückgezogen; … Eine weibliche Gestalt in weißem, luftigem Gewande glitt wie schwebend durch das Gemach. …
   Schnell holte er ein Opernglas herbei, … und eilte, dasselbe vor sein Auge haltend, hinaus auf den Balkon, wo er in der Dunkelheit nicht bemerkt werden konnte. Da stand die Unbekannte nun so klar und deutlich vor ihm, als befinde er sich in ihrer unmittelbaren Nähe. … wie reizend schaute der Arm aus der durchsichtigen Spitzenhülle hervor! … Heiße Wogen drängten sich nach seinem Herzen; war es von dem zu scharfen Sehen durch das Glas, ein Taumel, ein der Trunkenheit ähnlicher Zustand wollte ihn erfassen. Er kannte die Macht weiblicher Schönheit, aber er hatte sie noch nicht an sich selbst erfahren; …
   Da nahm sie die Lampe und trat in das Nebengemach. Die weißen, neidischen Gardinen, welche die dortigen Fenster verhüllten, ließen nur noch ihren Schatten sehen, welcher auch bald verschwand, als sie das Licht verlöschte.
(369)

Auf den ersten Blick mag diese Szene befremdlich erscheinen. May lässt in der Tat eine luftig gekleidete Dame mit dem Opernglas beäugeln, weit ab von Münchmeyer. Im Grunde genommen findet man aber hier nichts Unanständiges, keine nackten Busen werden begafft, sondern es gilt lediglich die pathetische Bewunderung holder, weiblicher Schönheit. In diesem Sinne begegnet uns dieses Sujet im Verlornen Sohn erneut:

Dann trat er zum Fenster … und gewahrte das erleuchtete Fenster da drüben, wo im Palaste des Obersten das Nachtlicht brannte.
   »Welch ein Unterschied!« flüsterte er. »Beide prächtig und strahlend, wie die Nacht der Tropen; aber die Jüdin leuchtend wie vulkanische Gluth, welche Schlacken und Asche mit sich führt, und die Tochter der Aristokratie glühend in dem reinen, keuschen Glanze des Sternes, der sein Licht einer unbekannten himmlischen Quelle entnimmt. Sie schläft! Oder sollte sie auch noch wach und munter sein?«
   Er nahm sein Fernrohr, zog es aus und öffnete das Fenster. Kaum hatte er die Gläser in die richtige Lage gebracht, so stieß er einen Laut der Ueberraschung aus.
   »Was ist das? Ihr Fenster ist offen! Gott, dort steht eine männliche Gestalt! Was hat das zu bedeuten?«
   Er blickte schärfer durch das Rohr und ließ es vor Schreck fallen.
   »Eine Leiter! Man bricht ein! Ich muß hinüber!«
(370)

Auch hier liegt keine Anstößigkeit‹ vor, zumal, wie im vorliegenden Fall, ein Verbrechen vereitelt werden soll. Kehren wir jetzt zu jenem Fernrohr des ›Dirndlmeier‹ Rialti zurück:

»Ich ßie ßehen will, ßo - ßo wie Venus.«
   »Venus? Hm! Was ist das für ein Thier?«
   »Thier! Oh, oh! Venus ßein Köttin der Lieben.«
   »Göttin der Liebe? Schau mal an!«
   »Ja, und ßie hat nicht an vielen Kleidungen.«
   »Donnerwettern! Und so willst auch die Leni sehen?«
   »Ja, ja! … Mit diesem Fernrohren
   »Unsinn! Was kannst da schauen! Da weiß ich etwas viel Besseres und Intressanteres.«
(371)

Der Wurzelsepp weiß naturgemäß ebenso wie Karl May, daß man mit einem Fernrohr nicht in fremde Zimmer dringen darf. Dem lüsternen Geiger soll daher eine deutliche Lehre erteilt werden:

Dort stand in der Nähe eines matt erleuchteten Fensters ein Baum. Sepp deutete hinauf zum Fenster und sagte:
   »Das ists, was Du suchst.«
   »Die Karderobe?«
   »Ja, die Gardroben.«
   »Wo Leni ßein drin?«
   »Ja.«
  
»Ssie ßein ßicker drin? Ssicker und kewiß?«
   »Ganz sicher. Steig nur nun hinauf!«
   … Der Baum war eine Linde, welcher erst in ganz beträchtlicher Höhe die Aeste spaltete. Der Italiener war sein Lebelang noch auf keinen Baum gekommen. … Droben angekommen, krallte er sich voller Angst an den Stamm an, … Nun kam der Fex leise herbeigeschlichen, nahm die Leiter leise weg und trug sie fort.
(372)

Rialti sitzt in der Falle, und zu seinem Leidwesen hat er nicht einmal das Garderobenfenster Lenis vor sich:

Das Fenster … gehörte nämlich zu einem jener heimlichen Gemächer, welche zwar in jedem Hause sehr nothwendig sind, ihm aber keineswegs zur öffentlichen Zierde gereichen … (373)

Was der Leser hier erlebt ist keinesfalls schlüpfrig, vielmehr reinstes Bauerntheater. Übrigens, der Trick mit der Leiter war bereits 1876 ausgedacht worden, die folgende Passage aus Auf den Nußbäumen beweist es:

… die resolute Frau stieg die Leiter hinauf, um die beiden Liebenden auf frischer That zu ertappen. Als sie ihren Blick in das Zimmer warf, fand sie dasselbe leer und bemerkte zu gleicher Zeit, sich zurückwendend, daß Schmerl die Leiter weggenommen und an den anderen Baum gelegt hatte. Sie war gefangen; … (374)

Rialti bot May wiederholt die Möglichkeit, den verliebten Münchmeyer als Trottel bloßzustellen, ganz besonders gelang ihm dies, als er dessen Violinenspiel aufs Korn nahm:

Bald hörte man aus den geöffneten Fenstern der dort befindlichen Wohnung des Concertmeisters Töne erklingen, wie man sie hier noch niemals gehört hatte, Töne, so süß klagend wie heimliches Liebesflehen, Töne, welche sich neckisch haschten, und singen, wie spielende Libellen und Schmetterlinge, Töne herzzerreißend, klagend wie singende Thränen auf eingesunkenen Grabeshügeln, Töne berauschend und bestrickend wie wogender Frauenbusen und berückende Sirenenschultern, Töne, zum Tod begeisternd wie Schlachtgesang und Rosseswiehern, Töne, dumpf rollend wie Erdbeben, grollend und zürnend wie hohler Donnerschall, Töne, zitternd und bebend wie Hunger und Frost im Menschengebein, Töne, aufjauchzend und jubilirend wie Lerchentriller und Finkenschlag, Ja, der Concertmeister Antonio Rialti war ein Beherrscher der Violine von Gottes Gnaden! (375)

Wenig später sollte May jedoch der Spaß vergehen. Während der damalige Leser zunächst in Lieferung 6 einen bewusst komischen Rialti kennenlernen konnte, einen Münchmeyer mit sympathischen Zügen wie Hieronymus Aurelius Schneffke, erfährt die Charakterisierung Rialtis in Lieferung 19 eine überraschende Modifikation, – ein ganz anderer Mensch tritt in Erscheinung:

Seine Gestalt, sein Aeußeres machten keineswegs einen sympathischen Eindruck. Das peinlich glatt rasirte Gesicht hatte einen ausgesprochenen faunischen, roh sinnlichen Ausdruck. Wer das hervortretende, spitze Kinn, die dagegen sehr zurückweichende Stirn, die scharf gebogene Nase mit den aufgeblähten Flügeln und den breiten, geradegeschnittenen, lippenlosen Mund sah, den überkam augenblicklich das Gefühl, daß dieser Mann ein großer Liebhaber jener Vergnügungen sei, über welche man gern den Schleier des Geheimnisses fallen läßt. (376)

Schwere Gewitterwolken ziehen auf: Münchmeyer ist passé, als neue Gefahr tritt dem Autor, von ihm unterschätzt, Walther entgegen …

  


Strittige Textpartien (9–13)


 

Anmerkungen

(277) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 43, S. 1009.

(277a) Vgl. Ralf Harder: ›Das Kurländer Palais – Schicksalsstätte für Karl May‹.

(278) Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 80, S. 32.

(279) Karl May: ›In Damaskus und Baalbeck‹, wie Anm. 61, Nr. 15, S. 233f.

(280) Karl May: Durch das Land der Skipetaren, wie Anm. 75, Heft 13, S. 576.

(281) Vgl. Michael Brambring: ›Lehrstunden eines blinden Kindes‹, München-Basel 1993, S. 148.

(282) Vgl. Ursula Burkhard: ›Farbvorstellungen blinder Menschen‹, Basel-Boston-Stuttgart 1981.

(283) Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 80, S. 9.

(284) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 6, S. 87.

(285) Ursula Burkhard: ›Die Blinden werden sehen‹, Bern u. Stuttgart 1969, S. 16.

(286) Karl May: ›Mein Leben und Streben‹, wie Anm. 80, S. 31.

(287) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 43, S. 1009.

(288) Karl May: ›Deutsche Herzen, deutsche Helden‹, wie Anm. 66, Lfg. 42, S. 994.

(289) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 1, S. 21.

(289a) Karl May: ›Im Reiche des silbernen Löwen‹, Bd. 3, Freiburg 1902, S. 382

(290) Karl May: ›Der Waldkönig‹, wie Anm. 218, Nr. 26, S. 412.

(290a) Karl May: Der Scout‹, Deutscher Hausschatz, wie Anm. 1, 15. Jg. 1888/89, Nr. 38, S. 600 u. 602.

(291) Karl May: ›Der Sohn des Bärenjägers‹, wie Anm. 45, Nr. 24, S. 362.

(292) Ebd., Nr. 11, S. 173.

(293) Ebd., Nr. 25, S. 379.

(294) Karl May: ›Old Firehand‹, wie Anm. 147, Nr. 17, S. 272.

(295) Karl May: ›Der letzte Ritt‹, wie Anm. 41, 12. Jg., Nr. 7, S. 107.

(296) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 43, S. 1009.

(297) Ebd., Lfg. 43, S. 1022.

(298) Karl May: ›Stambul‹. In: Deutscher Hausschatz, wie Anm. 1, 9. Jg. 1882/83, Nr. 21, S. 334.

(299) Karl May: ›Scepter und Hammer‹, wie Anm. 146, Nr. 15, S. 227; Die Juweleninsel, wie Anm. 129, Nr. 5, S. 66 u. Nr. 22, S. 340.

(300) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 47, S. 1105.

(301) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 43, S. 1024.

(302) Karl May: ›Der Sohn des Bärenjägers‹, wie Anm. 45, Nr. 21, S. 315.

(303) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 37, S. 872; Lfg. 16, S. 365.

(304) Karl May: ›Deutsche Herzen, deutsche Helden‹, wie Anm. 66, Lfg. 50, S. 1183.

(305) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseiten 837 u. 838.

(306) Karl May: ›Der Africander‹. In: Frohe Stunden, wie Anm. 40, Nr. 36, S. 575; Redakteur Karl May.

(307) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 40, S. 946.

(308) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 830.

(309) Klaus Hoffmann: ›Waldröschen-Nachwort‹, wie Anm. 15, S. 2665.

(310) Karl May: ›Ein Schundverlag‹, wie Anm. 6, S. 277.

(311) Ebd., S. 377.

(312) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 2, S. 21f.

(313) Ebd., Lfg. 2, S. 21.

(314) Ebd., Lfg. 3, S. 38.

(315) Karl May: ›Ein Schundverlag‹, wie Anm. 6, S. 284f.

(316) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 831.

(317) Ebd., Manuskriptseite 807f.

(318) Karl May: ›Ein Schundverlag‹, wie Anm. 6, S. 292 u. 295.

(319) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 100, S. 1588.

(320) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 96, S. 2283.

(321) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 65, S. 1030.

(322) Ebd., Lfg. 63/64 , S. 997 u. 1009.

(323) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 12, S. 266f.

(324) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 842 u. 843.

(325) Ebd., Manuskriptseite 829.

(326) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 3, S. 41f.

(327) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 99, S. 2367.

(328) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 13, S. 198 u. Lfg. 5, S. 76.

(329) Karl May: ›Old Surehand‹, 3. Band, Verlag von F. E. Fehsenfeld, Freiburg i. Br. 1896, S. 563.

(330) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 1, S. 2.

(331) Ebd., Lfg. 7/8, S. 105, 106 u. 113.

(332) Karl May: ›Die Juweleninsel‹, wie Anm. 129, Nr. 54, S. 850.

(333) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 16, S. 377.

(334) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 5, S. 69.

(335) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 829.

(336) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 18, S. 423f.

(337) Karl May: ›Mein Leben u. Streben‹, wie Anm. 80, S. 205.

(338) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 61, S. 1450.

(339) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 904.

(340) Ebd., Manuskriptseite 878.

(341) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 1, S. 10.

(342) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 61, S. 1449.

(343) Ebd., Lfg. 61, S. 1455. Siehe Illustration auf S. 10.

(344) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 872f., 876.

(345) Karl May: ›Waldröschen‹, wie Anm. 4, Lfg. 62, S. 1474.

(346) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 9, S. 205.

(347) Ebd., Lfg. 9, S. 206.

(348) Ebd., Lfg. 15, S. 356 u. 357.

(349) Ebd., Lfg. 11, S. 258; vgl. Kapitel ›Komposita mit Doppel…‹.

(349a): Zitiert nach Dieter Sudhoff / Hans-Dieter Steinmetz: ›Karl-May-Chronik, Bd. 1, Bamberg/Radebeul 2005, S. 307.

(350) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 11, S. 258; vgl. Kapitel ›Psychologie‹.

(351) Ebd., Lfg. 11, S. 262.

(352) Karl May: ›Die Rose von Ernstthal‹, wie Anm. 128, Lfg. 14, S. 219 u. 220.

(353) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 9, S. 205.

(354) Ebd., Lfg. 9, S. 206.

(355) Vgl. ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 814f.

(356) David Duff: ›Eugénie & Napoleon III.‹, München 1979, S. 161f.

(357) Ebd., S. 146.

(358) Ebd., S. 177.

(359) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 58, S. 915.

(360) Ebd., Lfg. 59, S. 929f.

(361) Ebd., Lfg. 58, S. 916f.

(362) Ebd., Lfg. 59, S. 930.

(363) Ebd., Lfg. 61, S. 962f.

(364) Karl May: Christoph F. Lorenz: ›Karl Mays zeitgeschichtliche Kolportageromane‹, wie Anm. 49, S. 139.

(365) Karl May: ›Die Liebe des Ulanen‹, wie Anm. 17, Lfg. 61, S. 965.

(366) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 6, S. 137.

(367) Karl May: ›Pollmer-Studie‹, wie Anm. 176, Manuskriptseite 838.

(368) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 16, S. 364f.

(369) Karl May: ›Ein Dichter‹, wie Anm. 151, Nr. 34, S. 539f.

(370) Karl May: ›Der verlorne Sohn‹, wie Anm. 26, Lfg. 11, S. 242.

(371) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 19, S. 433.

(372) Ebd., Lfg. 20, S. 467f.

(373) Ebd., Lfg. 20, S. 468.

(374) Karl May: ›Auf den Nußbäumen‹, wie Anm. 62, Nr. 52, S. 828.

(375) Karl May: ›Der Weg zum Glück‹, wie Anm. 16, Lfg. 8, S. 173.

(376) Ebd., Lfg. 19, S. 445f.

  



    

Karl May und seine Münchmeyer-Romane