Lieferung 20

Karl May

7. April 1883

Waldröschen
oder
Die Rächerjagd rund um die Erde.

Großer Enthüllungsroman
über die
Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft

von

Capitain Ramon Diaz de la Escosura.


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»Wie heißt der Mann, welcher dort wohnt?«

»Er heißt Petro Arbellez.«

»Hat er eine Tochter?«

»Ja.«

»Und ist bei dieser Tochter eine Indianerin vom Stamme der Miztecas?«

»Ja. Es ist Karja, die Schwester von Tecalto.«

»Die Schwester Büffelstirns?« fragte der Häuptling überrascht. »Ja.«

»Ugh! Das haben die Söhne der Comanchen nicht gewußt, sonst hätten sie die Tochter der Miztecas fester gehalten. Die beiden Squaws waren unsere Gefangenen.«

»Ich weiß es.«

»Du weißt es?« fragte der schwarze Hirsch.

»Ja, denn sie wohnen bei mir.«

»Bei Dir? Deine Stimme spricht in Räthseln! Ich denke, sie wohnen auf der Hacienda?«

»Dies ist auch wahr; denn die Hacienda gehört mir.«

»Dir? So bist Du Sennor Petro Arbellez?«

»Nein. Ich bin Graf Alfonzo de Rodriganda y Sevilla. Arbellez ist nur mein Pächter.«

»Ugh!« sagte da der Comanche kalt, indem er sich erhob. »So wirst Du wieder über dem Wasser bangen, damit Dich die Alligatoren fressen!«

Alfonzo war seiner Sache so sicher, daß er lächelnd antwortete:

»Warum?«

»Weil Du der Beschützer der beiden Squaws bist.«

»Setze Dich wieder nieder, schwarzer Hirsch. Ich bin nicht ihr Beschützer; ich bin ihr Feind und Dein Freund. Diese Squaws sind schuld, daß ich hier aufgehängt wurde, Du aber hast mich errettet. Ich werde Dir danken, indem ich die drei größten Feinde der Comanchen in Deine Hände liefere.«

»Wer ist dies?«

»Shosh-in-liett.«

»Bärenherz, der Apache?«

»Ja. Ferner Mokaschi-motak.«

»Büffelstirn, der Miztecas?«

»Ja.«

»Und der Dritte?«

»Der Dritte ist ein Bleichgesicht; die rothen Männer nennen ihn Itinti-ka.«

»Donnerpfeil, der große Rastreador?« rief der Comanche. »Sagst Du die Wahrheit?«

»Ja.«

»Wo ist Donnerpfeil?«

»Bei den Andern.«

»Wo sind diese?«

Der Comanche fragte mit fast leidenschaftlicher Hast. Die Hoffnung, diese drei berühmten Männer in seine Gewalt zu bekommen, brachte ihn um


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die kalte Ruhe und Selbstbeherrschung, in welcher der Indianer sonst seine Ehre sucht.

»Ich werde es Dir sagen, wenn Du mir vorher Etwas versprichst.«

»Was begehrst Du?«

»Du bist gekommen, um die Hacienda zu überfallen?«

»Ja,« gestand der Indianer.

»Wird es Dir gelingen?«

»Der schwarze Hirsch wurde noch nie besiegt.«

»Du hast viele Comanchen mit?«

»Zehnmal zehn mal zwei.«

»Zweihundert? Das ist genug. Du sollst die drei berühmten Häuptlinge haben, ferner alle Scalpe der Bewohner der Hacienda, auch Alles, was in der Hacienda zu finden ist, wenn Du des Hauses schonest, da es mein Eigenthum ist, und mir die Tochter meines Pächters überantwortest.«

Der Comanche sann nach; dann sagte er:

»Es sei wie Du begehrst. Wo also sind die drei Häuptlinge?«

»Sie sind,« sagte der Graf, zufrieden lächelnd, »nirgends anders als eben in der Hacienda.«

»Ugh! Du hast mich überlistet!« gestand der schwarze Hirsch.

»Aber ich habe Dein Wort!«

»Der Häuptling der Comanchen bricht sein Wort niemals. Das Haus ist Dein, und Du bekommst das Mädchen. Die drei Feinde, die Scalpe und Alles, was das Haus enthält, gehört aber den Söhnen der Comanchen. Ist die Hacienda von Stein erbaut?«

»Von festen Steinen, und mit Pallisaden umgeben. Aber ich kenne alle Schliche; ich werde Euch führen. Ihr werdet Euch im Innern des Hauses befinden, während die Bewohner alle noch fest schlafen. Sie werden nur erwachen, um unter Euren Messern und Tomahawks zu sterben.«

»Hat der Haciendero viele Waffen?«

»Er hat genug Waffen, aber sie werden ihm nichts nützen.«

»Wie viele Männer besitzt er?«

»Vielleicht vierzig.«

»Vier mal zehn? Das macht sieben mal zehn, denn jeder der drei Häuptlinge ist zehn werth.«

»Donnerpfeil darf nicht gerechnet werden.«

»Warum?«

»Er ist verwundet oder bereits schon todt. Ich traf ihn mit der Keule auf den Kopf.«

»Ugh! Du hast mit Donnerpfeil gekämpft?«

»Warum nicht?«

»Wer mit ihm kämpft, muß ein tapferer Krieger sein.«

»Ich bin kein Feigling, obgleich Du mich als Gefangenen getroffen hast.«

»Ich werde es sehen, wenn Du uns zur Hacienda führst. Meinst Du, daß sie ahnen, daß die Krieger der Comanchen kommen, um Rache zu nehmen?«

»Ich glaube es nicht. Ich habe nicht gehört, daß davon gesprochen worden ist.«


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»Ich werde einen Kundschafter senden.«

»Er mag sich nicht sehen lassen!«

»Uff! Er wird gerade in die Hacienda gehen.«

»So ist er verloren!«

»Er ist nicht verloren. Er ist kein Comanche, sondern ein christlicher Indianer von dem mexikanischen Stamme der Opatos. Man wird ihm nicht mißtrauen, und er wird genau sehen, ob man sich auf einen Kampf mit den Kriegern der Comanchen vorbereitet hat. Jetzt aber weiß ich Alles. Mein Sohn mag gehen, um die Krieger nach den Ruinen zu führen, wohin ich jetzt mit diesem Manne gehe, der ein Graf der Bleichgesichter ist.«

Der Führer eilte davon, und der Häuptling schritt mit Alfonzo den Tempelruinen zu. Vorher aber warf der Letztere noch einen Blick auf den kleinen See, über dessen Wassern er die schrecklichsten Stunden seines Lebens zugebracht hatte. Die Alligatoren lagen am Ufer und glotzten mit weit aus der Fluth hervorragenden Köpfen das Opfer an, welches ihnen entgangen war. - -

Am anderen Morgen ging der Häuptling mit dem Grafen und dem Führer durch den Wald, um zu rekognosziren. Sie kamen dabei auch an den Rand des Bergplateaus, von welchem aus man in die Ebene hinabblicken konnte. Da ertönte unter ihnen ein dumpfer Knall.

»Was war das?« fragte der schwarze Hirsch.

»Ein Schuß,« meinte der Führer.

»Aber kein Büchsen-, sondern ein Sprengschuß,« erklärte Alfonzo, welcher sogleich vermuthete, was da unten vorgegangen war.

Sie traten so weit wie möglich an den Felsenabhang heran und blickten zu dem Bache hinab. Da sahen sie Büffelstirn mit seinen Indianern davon reiten. Alfonzo gewahrte das Lastpferd; er sah die Decken, welche es trug, und ahnte, daß darinnen ein Theil der Schätze verborgen sei.

»Was für Männer sind dies?« fragte der Häuptling.

»Es sind Miztecas,« antwortete der Graf.

»Miztecas, die sterben und verdorren werden,« sagte der Andere verächtlich.

»O, sie haben noch Kraft genug. Siehe einmal ihren Anführer!«

»Er ist ein Riese. Es ist ein Cibolero?«

»Ja, freilich ist er ein Cibolero, ein Büffeljäger, aber der kühnste von Allen. Rathe einmal, wie sein Name lautet!«

»Sage es!«

»Nun, es ist Büffelstirn, der König der Ciboleros!

»Ugh! Das - das ist Büffelstirn,« sagte der Comanche, indem er den Miztecas da unten mit finsterem Auge betrachtete. »Es wird nicht lange währen, so stirbt er an dem Marterpfahle im Lager der Comanchen.«

Als sie nach der Ruine zurückkehrten, wurde der Kundschafter abgesandt. Er trug die Kleidung eines zivilisirten Indianers, erhielt eine schlechte Flinte und das schlechteste Pferd, welches vorhanden war. Auch erhielt er den Befehl, einen Umweg zu machen, damit es scheine, daß er nicht von Norden, sondern von Süden komme.

Er umritt also die hintere Seite und den südlichen Abhang des El Reparo und ritt dann von Mittag her auf die Hacienda zu.


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Büffelstirn stand mit dem Haciendero und Bärenherz am Fenster, als er in den Hof ritt.

»Uff!« sagte der Apache mit höhnischem Lächeln.

»Was?« fragte Arbellez.

»Unser Freund will sagen, daß dies der erwartete Kundschafter ist,« erläuterte Büffelstirn den Ausruf des Apachen.

»O, das ist kein Comanche!« meinte Arbellez.

»Nein, es ist ein Majo oder Opato, aber jedenfalls ein Ueberläufer.«

»Wie soll ich ihn behandeln?«

»Freundlich. Er darf nicht ahnen, daß wir an Kampf und Feindseligkeit denken.«

Der Haciendero ging hinab, wo der Indianer gerade im Begriff stand, nach der Gesindestube zu gehen. Er grüßte höflich und fragte:

»Das ist die Hacienda del Erina?«

»Ja.«

»Wo Sennor Arbellez gebietet?«

»Ja.«

»Wo ist der Sennor?«

»Ich bin es selbst.«

»O, Verzeihung, Don Arbellez, daß ich dies nicht wußte! Darf ich bei Euch einkehren?«

»Thut dies in Gottes Namen. Es ist mir jeder Gast willkommen. Wo kommt Ihr her?«

»Ich komme von Durango über die Berge herüber.«

»Das ist weit.«

»Ja. Ich war einige Jahre dort, aber das Fieber hat mich vertrieben. Hier scheint es besser zu sein. Braucht Ihr keinen Vaquero, Sennor?«

»Nein.«

»Auch keinen Cibolero?«

»Auch nicht.«

»Ist Euch nicht sonst ein Mann nöthig?«

»Ich habe jetzt Leute genug, aber Ihr könnt trotzdem bleiben und Euch ausruhen, so lange es Euch gefällt.«

»Ich danke. Da Ihr Niemand braucht und Eure Hacienda die beste ist gegen die Grenze hin, so werde ich sehen, wie es sich als Gambusino leben läßt. Wenn nur die Wilden nicht wären!«

»Fürchtet Ihr Euch vor einem Indianer?«

»Vor einem nicht, aber vor fünf oder zehn. Man hört, daß die Comanchen Lust haben, über die Grenze zu kommen.«

»Da hat man Euch falsch berichtet. Sie werden sich hüten, herüber zu kommen, denn sie wissen, daß sie eine tüchtige Lehre erhalten würden. Also bleibt, ruht Euch aus und eßt und trinkt in der Leutestube, so viel wie Ihr wollt.«

Er ging weiter und ließ den Indianer mit der festen Gewißheit zurück, daß auf der Hacienda del Erina kein Mensch daran denke, daß Indianer in der Nähe sein könnten. Der Kundschafter schien der Ruhe nicht sehr zu bedürfen, denn er


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schweifte auf der Hacienda und in ihrer nächsten Umgebung unermüdlich herum und setzte sich am Nachmittage auf sein Pferd, um weiter zu reiten.

Natürlich wandte er sich nicht nach der Grenze hin, sondern er kehrte auf einem Umwege zu den Comanchen zurück, wo sein Bericht mit Spannung erwartet wurde. Als er dem Häuptling erzählte, was er gesehen hatte, nickte dieser mit einem blutdürstigen Lächeln und sagte:

»Die Hacienda wird schrecklich aus dem Schlafe erwachen, und die Söhne der Comanchen werden mit Beute und vielen Skalpen heimkehren in ihre Wigwams.«

Er ließ sich von dem Grafen und dem Kundschafter die Lage und Beschaffenheit des Gebäudes genau beschreiben, und dann wurde großer Kriegsrath gehalten.

Das Ergebniß desselben war, daß man mit Einbruch der Dunkelheit aufbrechen wolle. Um Mitternacht langte man in der Nähe der Hacienda an. Diese sollte von allen vier Seiten umschlossen werden; dann sollten die Comanchen auf ein Zeichen ihres Häuptlings über die Pallisaden steigen und innerhalb des Hofes das Haus umzingelt halten. Fünfzig Mann sollten durch eines der Fenster steigen, um sich im Stillen durch die Gänge zu verbreiten; dann könne das Morden losgehen.

Während dies in den Ruinen des Tempels besprochen wurde, wurde auf der Hacienda ein ähnlicher Kriegsrath gehalten.

»Ist Feuerwerk da?« fragte Büffelstirn.

»Ja, genug. Die Vaqueros können sich keinen Festtag ohne Feuerwerk denken,« sagte der Haciendero. »Warum?«

»Die Hauptsache ist, den Comanchen die Pferde zu nehmen, damit sie nicht so schnell entkommen können. Man muß sehen, wo sie ihre Thiere lassen und im geeigneten Augenblicke Feuerwerk unter sie werfen.«

»Das soll besorgt werden!«

»Aber es gehören kühne und vorsichtige Leute dazu!«

»Die habe ich. Wann fangen wir an, die Schanzen zu bauen?«

»Eigentlich war bestimmt, die Dunkelheit abzuwarten; da aber der Kundschafter so sehr befriedigt davongeritten ist, so glaube ich nicht, daß wir noch weiter beobachtet werden. Wir können also anfangen.«

Nun begann eine rege Geschäftigkeit zu herrschen. Es befand sich bei Anbruch des Abends kein Vaquero auf der Weide, wie zu anderer Zeit, sondern Alle waren innerhalb der Pallisaden bemüht, die Vertheidigung des Hauses vorzubereiten.

So verging der Abend in lebhafter Erwartung, und eine Stunde vor Mitternacht brach der Apache auf, um auf Kundschaft zu geben. Er nahm zwei wohlbewaffnete Knechte mit, welche genug Feuerwerkskörper trugen, um eine Pferdeheerde von tausend Stück in alle Winde zu zersprengen.

Der Häuptling kam sehr bald zurück; aber allein.

»Kommen sie?« fragte der Haciendero.

»Ja.«

»Wo sind sie?«

»Abgestiegen. Sie umzingeln die Pallisaden; die Pferde stehen draußen am Bache.«

»Sind viele Wächter bei ihnen?« fragte Büffelstirn.


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»Nur drei.«

»Uff! Unsere beiden Männer werden ihre Schuldigkeit thun.«

Jetzt begab sich der Haciendero nach der Krankenstube, wo die beiden Mädchen wie gewöhnlich bei dem Kranken saßen. Sie waren bleich, aber gefaßt.

»Kommen sie?« fragte Emma.

»Ja. Schläft der Patient?«

»Fest.«

»So könnt Ihr an Euren Posten gehen. Nehmt die Lunten.«

Sie brannten sich ihre Lunten an und begaben sich hinauf auf die Plattform des Hauses, wo an jeder Ecke ein großer, mit Oel getränkter Holzhaufen lag. Auch mächtige Steine und einige geladene Gewehre gab es da, um den Frauen Gelegenheit zu geben, bei der Vertheidigung mitzuwirken.

Die Nacht war still. Nur das Murmeln des Baches ließ sich vernehmen, oder es drang das Schnaufen eines Pferdes von der Weide herüber. Und dennoch gab es so viele Herzen, welche jetzt schneller schlugen in der Erwartung des Kampfes.

Da erklang der volle, grunzende Ton eines Ochsenfrosches. Er war so täuschend nachgemacht, daß er unter anderen Umständen sicherlich gar nicht beachtet worden wäre, jetzt aber wußten sämmtliche Bewohner der Hacienda sofort, daß es das Zeichen des Angriffes sei.

Der alte Vaquero Franzesko hatte sich die Bedienung derjenigen Kanone auserbeten, welche die vordere Front des Hauses zu vertheidigen hatte. Sie war mit Glas, Nägeln und gehacktem Eisen geladen, und unter der Serape (Decke), welche er übergeworfen hatte, glimmte die Lunte, mit welcher der Schuß gelöst werden sollte. So kauerte er hinter der kleinen Verschanzung und lauschte auf das leiseste Geräusch.

An dem Parterrefenster rechts von dem Portale stand der Apache und an demjenigen links der Häuptling der Miztecas. Beide hatten ihre Büchsen in der Hand und durchforschten die Finsterniß mit ihren scharfen Augen, welche an die Dunkelheit gewöhnt waren. Da erschallte, wie schon erwähnt, die Stimme des Ochsenfrosches, und in demselben Augenblicke wurde es auf den Pallisaden lebendig. Zweihundert Köpfe erschienen über ihnen, und zweihundert dunkle, behende Gestalten sprangen von ihnen in den Hof herab. Eben traten die Fünfzig, welche durch die Fenster eindringen sollten, eng zusammen, da streckte der Apache seine Doppelbüchse heraus.

»Shne ko - gebt Feuer!« rief er.

Seine Büchse krachte, und dieses Zeichen hatte eine Wirkung, welche ebenso schnell wie wunderbar war. Kaum erscholl seine Stimme, so steckten die Mädchen oben auf der Plattform ihre Lunten in das Pulver, und im Nu loderten vier hohe Feuer auf, welche den ganzen Umkreis mit Tageshelle beleuchteten. Die Indianer standen erschrocken still.

Beim Scheine der Feuer erblickte der alte Franzesko die fünfzig eng beisammenstehenden Comanchen; sie befanden sich kaum fünfzehn Ellen von ihm entfernt. Sein Schuß krachte und war bei dieser Nähe von einer fürchterlichen Wirkung. Der ganze Haufen schien zusammenzubrechen; es entstand ein wirrer Knäul von am Boden ringenden Gestalten, dessen Auflösung so lange Zeit dauerte, daß Franzesko


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Zeit erhielt, wieder zu laden. Sein zweiter Schuß hatte ganz dieselbe Wirkung. Auch die anderen Kanonen krachten; aus jedem Fenster des Hauses und auch von der Plattform herab blitzten Schüsse; und da - von der Plattform aus konnte man es deutlich sehen - da draußen prasselte plötzlich ein leuchtendes Feuerwerk empor; dazwischen hinein erscholl das hundertstimmige Wiehern und Schnauben der erschreckten Pferde, welche sich losrissen und davonflogen, daß unter dem Stampfen ihrer Hufe die Erde zitterte.

Dazwischen hinein erschallte das Wuthgeheul der Wilden.

Dazwischen hinein erschallte das Wuthgeheul der Wilden. Sie alle waren hell erleuchtet und boten ein sicheres Ziel, die Zimmer aber waren dunkel, so daß die Comanchen keinen sicheren Schuß bekommen konnten, selbst wenn sie bei der allgemeinen Panik, von welcher sie überfallen worden waren, sich zu einem ruhigen Schusse Zeit genommen hätten. Sie hatten einen solchen Empfang nicht erwartet; in den ersten zwei Minuten bereits hatten sie die Hälfte ihrer Leute verloren, und jetzt begannen sie bereits zu fliehen.

Nur Einer stand fest, nämlich der schwarze Hirsch. Er feuerte die Seinigen an, auszuhalten; aber es half ihm nichts. Er hatte sich bisher an der Seite des Hauses befunden, jetzt aber eilte er nach der Vorderfront, um zu sehen, wie der Kampf dort stehe. Hier stand er noch schlimmer; Franzesko hatte mit seinen gut gezielten Schüssen den Platz rasirt; Indianerleiche lag an Indianerleiche; der Häuptling erkannte, daß Alles vorüber sei und sprang über die Pallisade hinaus.

In dem Augenblicke, als er auf der Pallisade hing, erblickte ihn der Apache.

»Tokvi-tey, der schwarze Hirsch!« rief er.

Er kannte den Comanchen, konnte ihn aber nicht tödten, da er eben seine Büchse abgeschossen hatte.

»Der schwarze Hirsch!« rief er abermals, indem er die Büchse fortwarf und den Tomahawk aus dem Gürtel zog. »Wendet der schwarze Hirsch dem Feinde den Rücken?«

Er sprang aus dem Fenster, stürzte über den Hof hinüber und schwang sich über die Pallisaden hinweg. Da, vor ihm floh der Comanche.

»Der schwarze Hirsch halte an!« rief er. »Hier kommt Bärenherz, der Häuptling der Apachen. Will der Häuptling der Comanchen vor ihm fliehen?«

Als der Comanche diesen Namen hörte, stand er still.

»Du bist Bärenherz? So komm' heran!« rief er. »Ich werde Deine Eingeweide den Geiern zu fressen geben!«

Die beiden Häuptlinge geriethen aneinander; sie nahmen nur den Tomahawk zur Waffe, und dies ist die fürchterlichste, welche es giebt. Bärenherz war dem Comanchen überlegen; das zeigte sich sofort; aber da schnellte sich eine Gestalt heran, mit der Büchse in der Hand; es war Alfonzo.

Er war klug gewesen und zunächst nicht mit über die Pallisaden gestiegen; er hatte ja nicht die geringste Lust, sein Leben und seine Glieder den feindlichen Schüssen preiszugeben. So hockte er hinter den Pallisaden und wartete den Erfolg des Angriffes ab. Es war nicht der erwartete, sondern ein ganz anderer. Die Comanchen flohen. In diese Flucht hinein hörte er die Stimme des Apachen.

»Ah,« murmelte er. »Vielleicht kann ich mich rächen.«

Er sah, daß Bärenherz dem Comanchen nachsprang und folgte ihnen. Als sie


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nun im Kampfe waren, sprang er hinzu und schlug mit dem Kolben seines Gewehres den Apachen von hinten so an den Kopf, daß er niederstürzte. Der Comanche zog sofort sein Messer, um den Betäubten vollends zu tödten und ihm den Skalp zu nehmen; aber Alfonzo wehrte ab.

»Halt!« sagte er. »Er verdient einen anderen Tod.«

»Du hast Recht!« sagte der schwarze Hirsch. »Schnell mit ihm zu den Pferden!«

»Zu den Pferden? Die sind ja fort!«

»Fort?« fragte der Häuptling erschrocken.

»Ja. Man hat sie mit Feuerwerk erschreckt.«

»Ugh! Komm' , komm', sonst wird es zu spät!«

Sie faßten den Apachen an beiden Armen an und sprangen, ihn an der Erde schleifend, davon.

Es war die höchste Zeit für sie. Als Büffelstirn aus seinem Fenster bemerkte, daß der Apache dem feindlichen Anführer nacheilte, erkannte er, daß dieser sich in die höchste Gefahr begab; darum holte er so rasch wie möglich die Besatzung des Hauses zusammen, um einen Ausfall zu machen. Sie fanden den Hof bereits verlassen; nur todte Comanchen lagen da.

»Ihnen nach!« rief er.

Das Thor wurde geöffnet, und die tapferen Vertheidiger stürmten hinaus in das Freie, wo sich noch an vielen Stellen ein hitziger Einzelkampf entspann, bei welchem die Wilden gewöhnlich den Kürzeren zogen. Büffelstirn schlug noch Manchen nieder. Er eilte rundum die Hacienda herum, so weit die Feuer leuchteten; aber er sah von dem Apachen keine Spur. - -

Stunden waren vergangen, als der Häuptling Bärenherz aus seiner tiefen Ohnmacht erwachte. Er öffnete die Augen und erblickte zunächst ein Feuer und sodann eine Anzahl wilder, rother Gestalten, welche um dasselbe saßen. Er selbst war gefesselt; zu seiner Rechten saß der schwarze Hirsch und zu seiner Linken Graf Alfonzo. Als er sein Auge zum Himmel erhob, sah er an den Sternen, daß es nicht mehr weit bis zum Anbruch des Morgens sein könne.

Alfonzo hatte bemerkt, daß er die Augen aufschlug.

»Er erwacht!« sagte er.

Sofort richteten sich die Blicke sämmtlicher Comanchen auf ihn. Sie Alle hatten von ihm gehört; sie kannten seinen Ruhm, aber die Wenigsten hatten ihn schon einmal gesehen. Er nahm seine Gefangenschaft mit der äußeren Ruhe auf, welche dem Indianer eigen ist. Sein Kopf schmerzte von dem Hiebe; aber er besann sich doch sofort auf Alles, was geschehen war.

»Der furchtsame Frosch der Apachen ist gefangen,« sagte der schwarze Hirsch.

Bärenherz lachte verächtlich; er sah ein, daß ein stolzes Schweigen hier nicht das Richtige sei.

»Der Löwe der Comanchen lief doch vor diesem Frosch davon!« sagte er.

»Hund!«

»Schakal!«

»Bärenherz, der Häuptling, ließ sich besiegen von dem schwarzen Hirsch!«

»Du lügst!«


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»Schweig!«

»Nicht Du besiegtest mich und auch nicht ein Anderer. Dieser Feigling, der ein Graf der Bleichgesichter ist, schlug mich heimtückisch nieder. Das ist es, was ich sage, und weiter höret Ihr kein Wort. Bärenherz verachtet die Krieger, welche wie Flöhe davonspringen, wenn der Tapfere sich zeigt!«

»Du wirst schon sprechen, wenn die Marter beginnt.«

Der Apache antwortete nicht. Er hatte seine Meinung ausgesprochen, und nun war er der eisenfeste Mann, der sich nicht beschämen ließ. Das sahen die Anderen ein und darum sagte der Häuptling der Comanchen:

»Der Tag beginnt, unseres Bleibens ist hier nicht. Laßt uns zu Gericht sitzen über diesen Mann, der sich einen Häuptling nennt.«

Es wurde schweigend ein Kreis gebildet, und dann erhob sich der schwarze Hirsch, um in einer langen Rede die Verbrechen des Apachen aufzuzählen.

»Er hat den Tod verdient,« sagte er am Schlusse.

Die Anderen stimmten ein.

»Wollen wir ihn mit in die Wigwams der Comanchen nehmen?« fragte er.

Auch hierüber wurde berathen, und das Resultat war, daß er hier getödtet werden solle, da man unterwegs noch mannigfaltigen Zufälligkeiten ausgesetzt sein konnte.

»Aber welchen Tod soll er sterben?« fragte der Häuptling.

Auch darüber wurde berathen, aber man kam hier nicht so schnell zu einem Entschlusse, da ein solcher seltener Gefangene auch ungewöhnliche Martern erleiden sollte. Da erhob sich Graf Alfonzo, der bisher gar noch nichts dazu gesagt hatte.

»Darf ich mit meinen rothen Brüdern sprechen?« fragte er.

»Ja,« sagte der Hirsch.

»Habe ich Antheil an diesem Apachen oder nicht?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Du hast ihn uns versprochen.«

»Wer hat ihn niedergeschlagen?«

»Du.«

»Habt Ihr erfüllt, was Ihr mir verspracht?«

»Nein. Wir konnten nicht.«

»Nun, so sind also die gegenseitigen Versprechungen aufgehoben, und dieser Gefangene gehört nur Dem, der ihn niedergeschlagen hat. Berathet darüber!«

Es entspann sich eine kurze, aber lebhafte Debatte, deren Ergebniß war, daß der Apache dem Spanier zugeschrieben wurde.

»Er ist mein?« fragte der Letztere.

»Ja.«

»Und ich habe also über sein Schicksal zu bestimmen?«

»Ja.«

»Nun gut, so soll es dasselbe sein, welches ich erleiden sollte. Wir binden ihn an diesen Baum und lassen ihn von den Krokodilen fressen. Er soll dieselben Höllenqualen erleiden, welche ich durchkostet habe!«

Auf diese Worte erhob sich ringsum ein beistimmendes Jubelgeschrei, und Aller


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Augen richteten sich nach dem Apachen, um den Eindruck dieses Entschlusses in seinem Gesichte zu lesen; aber dieses Gesicht war wie aus Erz gegossen; keine Wimper zuckte, und keine Silbe der Bitte kam über seine Lippen.

»Haben wir Lassos genug?« fragte der Graf.

»Ja. Hier liegen noch dieselben, an denen Du hingst, und wer von den Comanchen ein Pferd eingefangen hat, besitzt auch das Lasso.«

Es war nämlich einigen der Indianer gelungen, eines ihrer umher irrenden Pferde zu fangen.

»Gut, so binden wir ihn gerade so, wie er mich gebunden hat!« sagte Alfonzo.

Dies geschah; dann fragte der schwarze Hirsch:

»Hat der Häuptling der Apachen noch eine Bitte?«

Bärenherz blickte die Männer der Reihe nach an; es waren nur ihrer sechzehn, welche sich hier zusammengefunden hatten. Gleich als er aus seiner Betäubung erwachend bemerkt hatte, daß er an dem Teiche auf dem Berge El Reparo liege, hatte er gewußt, welches Schicksal seiner harre; darum war er auch nicht erschrocken, als er sein Urtheil vernahm. Jetzt blickte er im Kreise umher, als ob er sich die Züge eines Jeden eingraben wolle, und dann sagte er:

»Der Häuptling der Apachen bittet nicht. Das Messer wird Alle fressen, welche hier versammelt sind. Bärenherz hat gesprochen; er wird nicht heulen und schreien, wie es der Graf der Bleichgesichter gethan hat. Howgh!«

Das letzte Wort ist bei den Indianern ein Ausruf der Bekräftigung, ungefähr wie unser Amen, Sela oder Pasta!

Jetzt kletterte ein kräftiger Comanche am Baume empor; der Apache wurde nachgeschoben und schwebte nach zwei Minuten über dem Wasser, wo die Krokodile ganz dasselbe gräßliche Schauspiel boten, wie es bereits beschrieben worden ist.

Die Comanchen blickten eine Zeit lang zu, wie der Apache mit dem kältesten Gleichmuthe sich bestrebte, seine Füße vor dem Rachen der Ungeheuer zu bewahren, dann wandten sie sich ihren Angelegenheiten wieder zu.

»Kehren meine Brüder in ihre Jagdgründe zurück?« fragte Alfonzo.

»Erst müssen sie sich rächen,« antwortete der Häuptling finster.

»Wollen sie mir folgen, wenn ich sie zur Rache führe?«

»Wohin?«

»Das werde ich später sagen, wenn wir gesehen haben, ob wir die Einzigen sind, welche übrig geblieben sind.«

»Das müssen wir jetzt bereits wissen,« behauptete der Anführer. »Wir haben mit unserm weißen Bruder kein Glück.«

»Und ich mit meinen rothen Brüdern auch nicht. Sie mögen sich zerstreuen und die Ihrigen suchen, welche noch umher irren. Dann, wenn sie versammelt sind, werde ich ihnen sagen, wie sie Rache nehmen können.«

»Wo versammeln wir uns?«

»Hier, an dieser Stelle.«

»Gut, wir wollen thun, was mein weißer Bruder sagt. Vielleicht bringt uns sein zweites Wort mehr Glück, als sein erstes.«

Die Comanchen gingen fort, um nach den Rudera ihrer Truppe zu suchen.


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Der Graf blieb zurück, weidete sich einige Zeit lang an dem Anblicke, welchen die nach dem Apachen schnappenden Krokodile boten, und ging dann auch. Er wollte vor allen Dingen einmal hinunter nach dem Bache schleichen, um zu sehen, was Büffelstirn gestern mit seinen Indianern dort vorgenommen hatte. Dies war auch der Hauptgrund, weshalb er die Comanchen veranlaßt hatte, sich zu entfernen.

Kaum war der Schall seiner Schritte verklungen, so zuckte es freudig über das Gesicht des Apachen und ein leises »Ugh!« ertönte von seinen Lippen. Das Lasso war ihm unter den Armen hindurchgezogen. Er machte einen Aufschwung, gerade wie beim Turnen am Reck, am Trapez oder an den Schwingen; dadurch kamen seine Beine empor, und er hing mit dem Kopfe nach Unten, so daß ihn die Krokodile nun nicht mehr erreichen konnten.

Die Arme waren ihm zwar auf dem Rücken zusammen-, dort aber glücklicher Weise nicht angebunden. Ein Riemen, der um das Fußgelenk ging, hielt ihm die Füße zusammen, aber er konnte doch die Kniee bewegen und auseinander machen. Darauf hatte er seine Hoffnung, sich zu retten, gebaut. Er war stark und gewandt, weit mehr als der Graf, der an eine Rettung gar nicht gedacht hatte, als er am Baume hing.

Es gelang Bärenherz, das Lasso zu ergreifen und auch, zwei Fuß weiter oben, mit den Knieen zu erfassen. Indem er nun den Körper zusammenbog und abwechselnd mit den Händen und Knieen weitergriff, wozu allerdings eine ungewöhnliche Stärke gehörte, turnte er sich an dem Lasso empor, bis er, vor Anstrengung schwitzend, oben bei dem Aste anlangte und nun, indem er sich quer über denselben legte, eine Minute lang ausruhte. Er hatte während der ganzen Prozedur mit dem Kopfe nach unten gehangen und war ganz schwindlig geworden.

Für den Augenblick war er jetzt den Krokodilen entgangen, aber seine Lage war noch eine höchst gefährliche. Kam jetzt einer der Comanchen, oder gelang es nicht, die Fesseln zu lösen, so war er trotzdem verloren.

Er lag mit dem Rücken quer auf dem Aste, gerade so, wie man sich auf das Reck legt, um die Rückenwelle zu machen. Er bog die Kniee so weit wie möglich, und dadurch brachte er es fertig, mit den herabhängenden Händen hinten den Riemen zu erreichen, der seine Füße zusammenhielt. Er fand den Knoten und versuchte, ihn zu lösen. Es dauerte lange, sehr lange, aber endlich gelang es ihm, und nun waren die Beine frei. Er bog das eine seitwärts über den Ast herauf und erhob nun den Oberkörper. Dadurch kam er auf den Ast zu sitzen, und zwar so, daß er mit den über dem Rücken gefesselten Händen die Stelle erreichen konnte, an welcher das obere Lasso-Ende am Aste befestigt war. Nach langer Anstrengung, wobei ihm die Fingerspitzen zu bluten begannen, kam er endlich damit zu Stande, den Riemen zu lösen, und nun galt es nur noch, mit auf dem Rücken zusammengebundenen Händen am Baume hinabzuklettern. Dies wäre sicher ganz unmöglich gewesen, wenn der Baum gerade empor gestanden hätte, zum Glücke aber war er sehr schief über das Wasser gewachsen.

Der Apache ritt am Aste hin, bis er den Stamm erreichte. Er schlang die Beine um denselben und ließ den Oberkörper fallen. Dadurch hing er am Baume, mit dem Kopfe niederwärts. Indem er nun die Beine lockerte und schnell wieder um den Stamm preßte, rutschte er in einzelnen kurzen Rucken abwärts und


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erreichte den Boden glücklich, aber bis auf das Aeußerste abgemattet. Er war - gerettet.

»Ugh!«

Nur diese eine Silbe stieß er hervor, es war der einzige Jubelton, den er sich erlauben durfte. Er warf einen Blick auf die Krokodile, welche jetzt am Uferrande im Wasser lagen und ihn unter dem Auf- und Zusammenklappen ihrer Kinnbacken begierig betrachteten, und eilte dann zwischen die Bäume, um im Walde Sicherheit zu finden.

Nun galt es nur noch, die Hände frei zu bekommen. Indem er zwischen Busch und Fels dahinglitt, blickte sein Auge forschend umher, und endlich fand er, was er suchte, ein Felsstück, dessen Kante scharf genug war, um den Riemen zu zerschneiden. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kante, und scheuerte nun an derselben die Fessel so lange auf und nieder, bis das Leder zersägt war. Jetzt nun war er vollständig frei und wieder ganz sicher. -

Der Kampf, welcher zuerst innerhalb der Verpallisadirung der Hacienda gewüthet hatte, war dann außerhalb derselben im freien Felde fortgesetzt worden; dort hatte er sich zum Einzelkampfe gestaltet, der sich weit von der Wohnung fortgezogen und über eine Stunde in Anspruch genommen hatte.

Dann hatte Büffelstirn die Besatzung der Hacienda zusammengerufen. Die erlegten Indianer lagen in einem weiten Bogen um die Hacienda zerstreut umher, und es war bereits jetzt während der Dunkelheit anzunehmen, daß ihrer weit über hundert gefallen seien.

»Sie haben eine fürchterliche Lehre erhalten, und werden nicht so leicht wiederkommen,« meinte Arbellez, der sich seines Sieges freute.

»Seht diese Haufen, Sennor,« sagte der alte Franzesko, indem er auf die vor dem Portale hoch über einander liegenden Indianer deutete, »das ist das Werk meiner Kanone. Dieses zerhackte Eisen und Blei und diese Glassplitter wirken schrecklich. Die Körper sind förmlich zerrissen.«

»Wir sind noch nicht fertig,« meinte Büffelstirn.

»Was ist noch zu thun?« fragte der Haciendero.

»Wir müssen den Rest der Comanchen auch vertilgen.«

»Wo sind sie denn zu finden?«

»Habt Ihr nicht bemerkt, daß keine der Leichen jenseits des Baches liegt?«

»Ja, sie liegen alle diesseits.«

»Nun, das läßt schließen, daß sie bei der Flucht eine ganz bestimmte Richtung eingehalten haben. Wir wissen, wo sie sich vor dem Ueberfall befanden.«

»Auf dem El Reparo.«

»Ja. Die Leichen liegen nur nach dieser Richtung hin, und darum ist anzunehmen, daß die Comanchen den Befehl hatten, dort wieder zusammenzutreffen. Wir müssen sie also dort aufsuchen. Vertraut Ihr mir zwanzig von Euren Vaqueros an, Sennor?«

»Gern!«

»Wo mag der Apache sein?« fragte Franzesko.

»Gefangen,« antwortete der Häuptling der Miztecas.

»Nicht doch!« rief der Haciendero erschrocken.


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»Gewiß!« sagte der Erstere.

»Warum glaubst Du das?«

»Weil er nicht da ist.«

»Er wird noch auf der Verfolgung sein!«

»Nein. Er weiß, daß er die Comanchen am Tage sicherer hat als jetzt.«

»So ist er todt oder verwundet!«

»Nein. Wir hätten ihn dann sicher gefunden. Er eilte dem schwarzen Hirsche nach. Die Comanchen, welche ihren Häuptling in Gefahr sahen, werden sich auf den Apachen geworfen haben. Es waren ihrer zu Viele; er wurde überwältigt.«

»So müssen wir ihn befreien!« sagte Franzesko.

»Wir werden ihn befreien,« sagte Büffelstirn zuversichtlich. »Ich nehme ihm seine Büchse mit, damit er sogleich Waffen erhält. Steigt zu Pferde!«

Zwanzig Männer saßen auf und ritten im Galopp davon. Sie machten, um von keinem sich auf der Flucht befindlichen Comanchen bemerkt zu werden, einen Umweg, indem sie in einem Bogen den südlichen Abhang des Berges zu erreichen suchten. Sie kamen dort an, als der Morgen dämmerte.

»Absteigen,« kommandirte Büffelstirn.

»Warum»« fragte Franzesko, der mit dabei war.

»Weil uns die Pferde hindern, die Feinde unbemerkt zu beschleichen. Sanchez mag bei ihnen hier zurückbleiben.«

So geschah es. Der genannte Vaquero blieb als Wache bei den Thieren zurück, während die Andern den Berg unter dem Schutze der Bäume bestiegen. Als sie das Plateau betraten, war es vollständig hell geworden. Sie rückten mit möglichster Vorsicht gegen die Ruinen vor. Eben glitten sie über eine kleine, freie Lichtung hinweg, als seitwärts von ihnen ein Ruf erscholl:

»Ugh!«

Sie blickten nach dieser Richtung hin und gewahrten einen unbewaffneten Indianer, welcher auf sie zugeeilt kam.

»Bärenherz!« rief einer der Vaqueros.

»Ja, er ist's! Es ist der Apache!« sagte Büffelstirn mit freudiger Miene.

»So war er also nicht gefangen.«

»Er war gefangen,« behauptete Büffelstirn. »Seht Ihr nicht, daß er keine Waffen trägt! Er war gefangen und ist wieder entkommen.«

Der Apache kam wie ein Pfeil über die Lichtung herüber geglitten und blieb vor ihnen halten.

»Uff!« begrüßte ihn der Miztecas. »Mein Bruder Bärenherz war gefangen?«

»Ja,« nickte der Gefragte.

»Es waren der Feinde zu viele, die ihn bewältigten?«

»Nein. Ich kämpfte mit dem schwarzen Hirsche. Da kam das verrätherische Bleichgesicht von hinten, ohne daß ich es merkte, und schlug mich mit dem Kolben seiner Flinte nieder.«

»Welches Bleichgesicht?«

»Der Graf.«

»Ah! Er lebt! Die Krokodile haben ihn nicht verzehrt?« fragte der Miztecas erstaunt.


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»Er lebt. Die Hunde der Comanchen haben ihn gefunden und errettet.«

»Und er hat sie nach der Hacienda geführt?«

»Ja. Er hat an ihrer Seite gegen uns gekämpft.«

»Gegen seine eigene Besitzung! Gegen seine eigenen Leute! Wir werden seine Kopfhaut nehmen! Wo ist er?«

»Er ist in den Bergen. Er wird wieder zum Teich der Krokodile kommen, um die Comanchen dort zu treffen.«

»Ah, so habe ich recht gedacht! Sie versammeln sich beim Teiche?«

»Sie waren bereits dort. Sie sind in die Ebene gegangen, um ihre zerstreuten Krieger zu suchen; aber sie werden wieder kommen.«

»Weiß mein Bruder dies genau?«

»Ich weiß es genau, denn ich habe es gehört, als ich am Baume hing.«

»An welchem Baume?«

»Am Baume der Krokodile.«

Büffelstirn machte eine Bewegung des Schreckes.

»Bärenherz hat über den Krokodilen gehangen?« fragte er.

»Ja.«

»Gerade so, wie der Graf?«

»Gerade so. Der Graf sprach das Urtheil, und ich wurde an die Lassos geknüpft.«

»Aber wie ist mein Bruder wieder frei gekommen?«

Bärenherz antwortete im geringschätzigsten Tone:

»Der Häuptling der Apachen fürchtet sich nicht vor den Comanchen und nicht vor den Krokodilen. Er wartete, bis die Feinde fort waren und machte sich dann frei.«

»Bärenherz ist ein Liebling des großen Manitou (Gott),« sagte Büffelstirn. »Er ist ein starker und kluger Krieger; ein Anderer hätte sich nicht befreien können. Wann kommen die Comanchen an den Teich zurück?«

»Sie haben es nicht gesagt. Wir werden uns dort verstecken und sie erwarten.«

»So dürfen wir unsere Spuren nicht bemerken lassen. Hier ist das Gewehr meines Bruders; ich habe es ihm mitgebracht.«

»Die andern Waffen hat der schwarze Hirsch genommen,« grollte der Apache. »Er wird sie mir wiedergeben und die seinigen dazu. Meine Brüder mögen mir Pulver und Kugeln geben, und dann werde ich sie führen.«

Er erhielt das Verlangte, und dann glitten die Männer lautlos durch den Wald, immer ihre Spuren sehr sorgfältig hinter sich verbergend, bis sie den Saum des Forstes erreichten, welcher den Teich umkränzte. Sie sahen, daß keiner der Comanchen zurückgekehrt war, und versteckten sich so gut, daß sie den Platz beherrschten, ohne bemerkt zu werden.

Als ein Jeder seine Instruktion erhalten hatte, wie er zu schießen habe, ohne daß zwei Kugeln auf einen Feind kamen, trafen die beiden Häuptlinge wieder zusammen.

»Aber, was thun wir noch?« sagte Büffelstirn. »Die Comanchen werden sehen, daß der Häuptling der Apachen entronnen ist. Sie werden ahnen, daß er Hilfe herbeiholen wird.«


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»Sie werden es nicht sehen,« antwortete der Apache.

Mit diesen Worten verließ er das Gebüsch und trat hinaus zu der Ceder, an welcher er gehangen hatte. In der Nähe des Stammes lagen noch die Lassos, an welche er gebunden gewesen war. Er nahm einen scharfen Stein und schlitzte mit demselben die unteren Enden der Riemen so auf, daß es ganz den Anschein hatte, als ob sie zerrissen worden seien. Dann kletterte er empor und schlang die oberen Enden genau so wieder um den Ast, wie sie an demselben befestigt worden waren. Nun hatte es ganz den Anschein, als ob der daran Hängende von den Krokodilen herabgerissen worden sei.

Als er von dieser kurzen Arbeit zurückkehrte, sagte Büffelstirn:

»Mein Bruder hat sehr gut gehandelt. Nun werden die Comanchen nicht glauben, daß er den Thieren entkommen ist.«

Sie lagen nun still in dem Verstecke und warteten. Es verging eine geraume Weile, da vernahmen sie den Hufschlag zweier Pferde. Es kamen zwei Comanchen.

»Ugh!« rief der Eine, als er sah, daß der Apache nicht mehr am Baume hing.

»Er ist fort!« rief der Andere. »Er ist entflohen!«

»Nein,« sagte der Erstere. »Das Lasso ist zerrissen. Die Krokodile haben ihn.«

»Er wird nicht in die ewigen Jagdgründe kommen, denn er wurde von den Thieren gefressen,« stimmte der Andere nun bei. »Seine Seele wird bei den unglücklichen Schatten wandeln, die sich vor Kummer und Unmuth verzehren. Der Apache ist verflucht in diesem und im anderen Leben!«

»Wir sind die Ersten. Steigen wir ab, um auf die Brüder zu warten!«

Sie sprangen von ihren Pferden und machten Anstalt, ihre Thiere anzupflocken.

»Wollen wir sie nehmen?« fragte der Apache leise.

»Ja. Aber mein Bruder hat kein Messer!«

»Pshaw!« antwortete der Apache. »Ich werde mir das Messer dieses Comanchen holen!«

Er lehnte sein Gewehr an den Baum und glitt vorwärts. Büffelstirn folgte ihm. Als sie den Rand des Gebüsches erreicht hatten, schnellten sie wie zwei Tiger mit weiten Sätzen auf die beiden Wilden zu, die einen Angriff gar nicht vermutheten. Bärenherz ergriff den Einen von hinten bei der Kehle, riß ihm das Messer aus dem Gürtel und stieß es ihm in das Herz. Zwei Minuten später hatte er ihm den Skalp genommen. Büffelstirn hatte ganz dasselbe mit dem Anderen gethan. Die beiden Comanchen waren gar nicht einmal dazu gekommen, den geringsten Laut auszustoßen.

»Was thun wir mit den Leichen?« fragte der Miztecas.

»Wir geben sie den Krokodilen.«

Diese Thiere hatten das Nahen von Menschen bemerkt. Sie waren aus dem Grunde empor getaucht und lagen nun in der Nähe des Ufers, halb im Wasser und halb an der Erde, wartend, ob ihnen etwas zufallen werde. Die beiden Häuptlinge nahmen die Waffen der Besiegten und ihre Skalpe zu sich und warfen die Leichen dann den Alligatoren zu. Hei, wie diese mit offenem Rachen sich auf die Beute stürzten! In weniger als einer Minute waren die Erstochenen zerrissen


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und verschlungen. Nichts blieb von ihnen übrig, als das Stück einer Hand mit zwei Fingern. Die von den Thieren gepeitschten Wellen hatten diesen Rest an das Ufer geworfen, wo er liegen blieb. Uebrigens hatten die Häuptlinge dafür gesorgt, daß kein Blut auf dem Rasen vergossen wurde, und dann auch ihre eigenen Fußtapfen sorgfältig verwischt.

Jetzt kehrten sie wieder in ihr Versteck zurück.

Sie hatten da noch nicht lange gewartet, so hörten sie wieder den Hufschlag von Pferden. Es kam ein Trupp von wohl dreißig Comanchen, an ihrer Spitze der schwarze Hirsch. Es ging genau wieder so wie vorhin. Er sah, daß der Apache verschwunden war, und hegte zunächst Mißtrauen.

»Ugh!« rief er. »Der Apache ist fort!«

Er ritt bis hart an das Wasser heran und gewahrte die dort liegende Hälfte der Hand. Im Nu war er abgestiegen, nahm sie empor und betrachtete sie.

»Ugh! Sie haben ihn gefressen. Das ist ein Stück seiner linken Hand. Betrachtet die Lassos!«

Man gehorchte seinem Befehle und fand, daß der Apache von den Krokodilen herabgerissen worden sei.

»Er ist in das Reich der Finsterniß gegangen. Es wird ihn Keiner seiner erschlagenen Feinde bedienen,« sagte der Häuptling und warf die Hand in das Wasser, wo sie von einem der Alligatoren sofort verschlungen wurde.

Nun stiegen auf seinen Wink auch die Anderen vom Pferde und lagerten sich an das Wasser.

Es kamen noch mehrere Nachzügler, so daß der Trupp bis fast auf fünfzig Männer anwuchs. Man gab sich gar nicht die Mühe, den benachbarten Theil des Waldes zu durchsuchen, und das war ein sicheres Zeichen, daß der schwarze Hirsch nicht die Absicht hatte, sich hier lange zu verweilen. Er hatte während dieser Zeit in würdevollem Schweigen dagesessen, jetzt aber hörte man seine Stimme:

»Wer hat das Bleichgesicht gesehen?«

»Das Bleichgesicht, welches ein Graf ist?« frug Einer.

»Ja.«

Es stellte sich heraus, daß Keiner der Indianer ihn bemerkt hatte.

»Man suche seine Spur!«

Sie erhoben sich Alle, um zu suchen.

»Das wird gefährlich!« flüsterte der Apache.

Büffelstirn nickte zustimmend und sagte:

»Hier haben wir unsere Fährte verwischt; aber, wenn sie weiter fortgehen, so werden sie dieselbe finden. Wir müssen beginnen. Ich gebe das Zeichen.«

Er hustete laut. Dies war nicht etwa eine Unvorsichtigkeit, sondern es hatte zwei gute Gründe. Erstens sollten die Vaqueros bemerken, daß es jetzt losgehe, und zweitens sollten die Feinde dadurch in eine Stellung gebracht werden, in der sie ein gutes, sicheres Ziel darboten.

Es gelang; denn kaum war der scharfe Laut erklungen, so streckten sich die Läufe der zwanzig Büchsen der Vaqueros durch die Büsche, und sämmtliche Comanchen richteten sich in eine horchende Stellung empor, wobei sie sich nach den Büschen herumdrehten.


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»Feuer!«

Auf dieses Wort des Miztecas krachten zweiundzwanzig Schüsse, noch zwei aus den Doppelbüchsen der Häuptlinge. Es stürzten ebenso viele Comanchen, alle zum Tode getroffen. Die Uebrigen sprangen von ihren Sitzen empor und eilten zu ihren Pferden. Es entstand ein Augenblick der größten Verwirrung, während dessen die Vaqueros rasch wieder luden.

Die Comanchen sahen über zwanzig der Ihrigen fallen; sie mußten annehmen, daß eine noch größere Anzahl Weißer in den Büschen stecke; darum versuchten sie gar keinen Angriff, sondern sie warfen sich auf ihre Pferde und jagten davon. Viele von ihnen hatten in der Eile das erste, beste Pferd besteigen wollen, der eigentliche Besitzer hatte es streitig gemacht, und dadurch war ein Aufenthalt entstanden, der ihnen verderblich wurde. Es ertönte eine zweite Salve aus den Büchsen der Vaqueros, die beinahe ebenso verderblich wurde, wie die erste.

Bärenherz hatte sich den Häuptling, den schwarzen Hirsch, für sich vorbehalten, darum war von den Anderen nicht auf ihn gezielt worden. Jetzt sprengte derselbe mit den Uebriggebliebenen davon. Da aber trat der Apache aus den Büschen heraus und erhob seine Büchse. Er wollte den Comanchen lebendig haben, darum zielte er nur auf das Pferd desselben. Der Schuß knallte, und das Thier ward zum Tode getroffen. Es überschlug sich und warf seinen Reiter ab. Der Apache schnellte in weiten Sätzen hinzu und stand bei dem Gestürzten, ehe dieser sich empor gemacht hatte.

Keiner der Comanchen hatte einen Schuß gethan, darum war auch das Gewehr ihres Häuptlings noch geladen. Dieser sprang vollends auf, riß sein Gewehr von der Schulter und legte auf den Apachen an.

»Hund, Du lebst!« rief er. »Stirb!«

Bärenherz schlug ihm den Lauf des Gewehres zur Seite, so, daß der Schuß fehl ging.

»Der Häuptling der Apachen stirbt nicht von der Hand eines feigen Comanchen,« antwortete Bärenherz, »ich aber werde Deine Seele von Dir nehmen, daß sie in den ewigen Jagdgründen mich bedienen soll!«

Mit diesen Worten versetzte er dem Comanchen einen Kolbenschlag, der diesen betäubte; dann faßte er ihn, um ihn zurückzutragen nach dem Orte, wo die Indianer vorher gesessen hatten. Dort wartete er ruhig, bis ihm die Besinnung wiederkehren werde.

Die Vaqueros hatten die wenigen Comanchen nicht verfolgt, weil sie dieselben nun für unschädlich hielten. Sie machten sich über die Gefallenen her, um ihnen ihre Waffen und Munition abzunehmen. Die beiden Häuptlinge saßen neben dem schwarzen Hirsch und bekümmerten sich nicht um die Beute.

Der Comanche wurde gefesselt, wobei ihm die Besinnung zurückkehrte.

»Will der schwarze Hirsch seinen Todesgesang anstimmen?« fragte Bärenherz. »Er soll diese Gnade haben, ehe er stirbt.«

Der Gefragte antwortete nicht.

»Die Comanchen singen wie die Krähen und Frösche; darum lassen sie sich nicht gern hören,« spottete Büffelstirn.

Auch jetzt antwortete der Gefangene nicht.


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»So wird der Häuptling der Comanchen ohne Todesgesang sterben,« erklärte der Apache.

Jetzt erst sprach der Gefangene:

»Ihr wollt mich an den Baum hängen?«

»Nein,« antwortete Bärenherz. »Ich will Dich nicht martern; aber die Krokodile sollen Dich dennoch fressen, weil Du mich ihnen zum Fraße vorgehangen hast. Zuvor aber werde ich Dir den Skalp nehmen, um den tapferen Söhnen der Apachen bei meiner Rückkehr zu zeigen, welch' ein Feigling der schwarze Hirsch gewesen ist. Gieb mir das Messer und den Tomahawk, den Du mir genommen hast!«

Er nahm die beiden Gegenstände aus dem Gürtel des Gefangenen.

»Du willst mich wirklich skalpiren?« fragte dieser voller Angst.

»Ja. Deine Haut gehört mir.«

»Bei lebendigem Leibe?«

»Wie anders! Soll ich mir den Skalp aus dem Magen eines Krokodiles holen, nachdem es Dich verschlungen hat?«

»Tödte mich erst,« bat er.

»Ah, der Comanche hat Furcht! Nun soll er keine Gnade finden!«

Er ergriff sein Messer, faßte mit der Linken den Haarschopf des Gefangenen, that mit der Rechten die drei kunstgerechten Skalpschnitte und zog dann den Schopf mit einem kräftigen Rucke vom Kopfe. Er hatte den Skalp in der Hand.

Der schwarze Hirsch stieß ein Gebrüll des Schmerzes aus.

»Uff! Der Comanche ist ein Feigling! Er schreit!« sagte Bärenherz.

»Wirf ihn in's Wasser,« meinte Büffelstirn. »Aber nimm den Fuß dazu, denn er ist es nicht werth, daß Deine Hand ihn berührt!«

»Mein Bruder hat Recht! Ich werde ihn den Krokodilen hinwälzen, wie ein verfaultes Aas, welches man nicht mit der Hand angreift. Der tapfere Häuptling der Comanchen hat geheult wie ein altes Weib. Er soll kein Grabmal haben, weder auf der Spitze eines Berges noch in der Tiefe eines Thales. Die Seinen sollen nicht zu ihm pilgern können, um seine Thaten zu rühmen, sondern er soll begraben sein in dem Magen der Alligatoren, und ich will einen Steinhaufen errichten, auf welchem geschrieben stehet: Hier wurde Tokvi-tey, der Feigling der Comanchen, von den Krokodilen gefressen, gefangen von der Hand Bärenherzens, des Häuptlings der Apachen.«

Es ist die größte Ehrensache eines Indianers und zumal eines Häuptlings, weder Furcht noch Angst zu zeigen, noch selbst beim größten Schmerze einen Laut auszustoßen. Der Comanche hatte also im höchsten Grade verächtlich gehandelt. Bärenherz stieß ihn mit dem Fuße in das Wasser, wo die Alligatoren sofort über ihn herfielen.

Dann mußten die Vaqueros dem Apachen helfen, den Steinhaufen zu errichten. In den größten der Steine grub er die Inschrift ein, von welcher er gesprochen hatte; dann kehrten sie zu den Pferden zurück, die sie nach der Hacienda tragen sollten. Der Apache hatte sich mit einem der Pferde der Comanchen beritten gemacht. -

Als Graf Alfonzo vorhin den Krokodilenteich verlassen hatte, war er den Berg hinabgestiegen, um zur Höhle des Königsschatzes zu gelangen. Als er den Ort


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erreichte, fand er einen wüsten Trümmerhaufen, in welchem er mehrere Stunden lang in fieberhafter Aufregung umhersuchte, aber vergebens. Es war unmöglich, eine Spur der Schätze zu finden, und er nahm zuletzt an, daß sie vollständig fortgeschafft worden seien.

Mit einem wilden Fluche auf den Lippen verließ er die Trümmer, um die Comanchen nicht auf sich warten zu lassen. Er stieg den nördlichen Abhang des Berges hinan, als er den Hufschlag von Pferden hörte und dann acht Comanchen erblickte, welche an dem Orte, wo er sich schnell versteckt hatte, vorüber wollten. Er trat hervor.

»Wohin wollt Ihr!« fragte er

»Uff! Das Bleichgesicht!« sagte Einer. »Wir reiten nach dem Thale.«

»Warum? Die Eurigen sind doch oben!«

»Sie sind todt!« knirschte der Sprecher.

»Todt?« fragte Alfonzo erstaunt. »Wie ist das möglich?«

»Die Bleichgesichter haben uns überfallen.«

»Ah!«

»Es sind viermal zehn getödtet worden.«

»Alle Teufel!«

»Und den Häuptling haben die Krokodile gefressen, nachdem der Apache seinen Skalp genommen hat.«

»Der Apache? Welcher?«

»Bärenherz.«

»Donnerwetter! Der hing ja am Baume!«

»Er ist wieder los.«

»Hole ihn der Teufel! Wie ist er losgekommen?«

»Die Bleichgesichter, welche sich Vaqueros nennen, werden ihn befreit haben. Wärst Du bei ihm geblieben, so hätte es wohl nicht geschehen können.«

»Habt Ihr das Alles wirklich gesehen?«

»Wirklich! Wir mußten fliehen; da sie uns aber nicht verfolgten, so kehrten Zwei von uns heimlich wieder zurück, um sie zu beobachten.«

»Alle Teufel! Nun ist Alles aus!«

»Alles! Nur die Rache nicht!«

»Ja, die Rache,« sagte er nachdenklich. »Was werdet Ihr jetzt thun?«

»Wir kehren in die Jagdgründe der Comanchen zurück.«

»Um neue Krieger zu holen?«

»Ja.«

»Ohne den Skalp eines einzigen Feindes mitzubringen?«

»Der große Geist hat uns gezürnt.«

»Und ohne ein Stück Beute gefunden zu haben?«

»Wir werden später Skalpe und Beute genug bekommen.«

»Wie nun, wenn ich dafür sorge, daß Ihr bereits jetzt viel nützliche und schöne Sachen erhaltet, um sie mitzunehmen?«

»Von wem?«

»Von mir.«

»Von Dir? Du hast ja selbst nichts, nicht einmal ein Pferd!«


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»Ein Pferd werde ich mir auf den Weideplätzen der Hacienda fangen; dann kehre ich nach Mexiko zurück, und Ihr sollt mich begleiten.«

»Nach Mexiko? Warum?«

»Ihr sollt mich beschützen. Es ist für einen Einzelnen nicht leicht, eine solche Reise zu machen. Begleitet Ihr mich und bringt Ihr mich glücklich hin, so sollt Ihr große Geschenke erhalten.«

»Welche Geschenke meinest Du?«

»Wählt Euch selbst!«

»Was hast Du?«

»Ich bin ein Graf, ein großer Häuptling, und mein Vater hat Alles, was Ihr begehrt.«

»Hat er Waffen, Pulver und Blei?«

»So viel Ihr wollt, könnt Ihr haben.«

»Perlen und Schmuck für unsere Squaws?«

»Auch für jene und diesen.«

Das schien sie zu locken.

»So begleiten und beschützen wir Dich. Willst Du Jedem von uns ein Gewehr geben?«

»Ja.«

»Zwei Tomahawks und zwei Messer, sowie soviel Kugeln und Blei, als in unsere Tasche geht?«

»Ihr sollt dies Alles haben.«

»Und ebenso viel Schmuck?«

»Ihr sollt Ketten und Ringe und Nadeln und Perlen erhalten, daß Ihr zufrieden seid.«

»Howgh! Wir gehen mit Dir. Aber Zwei müssen sich von uns trennen.«

»Warum?«

»Sie müssen nach unsern Weidegründen gehen, um die Rächer der Comanchen zu holen.«

»Dazu ist später Zeit!«

»Nein. Die Rache darf nicht schlafen.«

»So wählt Zwei aus. Sechs sind auch genug für mich.«

»Aber werden wir auch wirklich erhalten, was Du uns versprochen hast?«

»Ich schwöre es!«

»Wir wollen es glauben. Bedenke, daß Du sterben müßtest, wenn Du uns belogen hättest!«

Jetzt wurden Zwei ausgewählt, und zwar durch das Loos, da sich Keiner freiwillig erbot. Es war jedenfalls angenehmer, nach Mexiko zu reiten, um sich reiche Geschenke zu holen, als zu den Comanchen zurückzukehren, mit Schande beladen. Die übrigen Sechs wählten einen Anführer unter sich; dann trennten sie sich von ihren Gefährten, um zunächst ein Pferd für den Grafen einzufangen.

Die Zwei wollten es recht klug machen. Anstatt direkt nach dem Norden zu reiten, wo sie dem unglücklichen Kampfplatze nahe gekommen wären, beschlossen sie, zu ihrer Sicherheit einen Umweg zu machen. Sie bogen also nach dem südlichen Abhang des Berges El Reparo ein, um denselben zu umreiten und dadurch jede


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feindselige Begegnung zu vermeiden. Sie erreichten dadurch jedoch gerade das, was sie vermeiden wollten.

Die Vaqueros hatten die Leichen der getödteten Comanchen ihrer Waffen beraubt und warfen sie dann in den Krokodilteich. Die Alligatoren hatten seit hundert Jahren keine so reichliche Beute erhalten. Dann hatten die Weißen unter Anführung der beiden Häuptlinge ihre Pferde aufgesucht und machten sich nun auf den Weg nach der Hacienda.

Eben als sie den Wald verließen und in die Ebene einbiegen wollten, hielt der Apache sein Pferd an.

»Ugh!« sagte er, nach vorwärts deutend.

Sie sahen zwei Indianer gerade auf sich zukommen und kehrten also schnell unter die Bäume wieder zurück.

»Es sind Comanchen,« sagte Büffelstirn.

»Sie werden unser!« fügte der Apache hinzu.

»Und zwar lebendig. Nehmt Eure Lassos zur Hand!«

Als die Comanchen nahe herangekommen waren, brachen die Vaqueros aus dem Walde hervor. Die Wilden stutzten einen Augenblick, warfen dann aber schnell ihre Pferde herum, um zu fliehen. Es half ihnen aber nichts. Die Verfolger bildeten einen Halbkreis um sie, welcher nach und nach zu einem ganzen Kreise wurde; sie wurden vollständig eingeschlossen.

Nun griffen sie zu ihren Waffen, um ihr Leben so theuer wie möglich zu verkaufen. Sie verwundeten einen der Vaqueros, dann aber schlangen sich die Lassos um ihre Leiber; sie wurden von ihren Pferden gerissen.

Der Apache trat vor sie hin und sagte:

»Die Zahl der Comanchen ist sehr klein geworden. Sie werden von den Krokodilen gefressen. Auch Euch werden sie lebendig verschlingen, nachdem wir Euch die Scalpe genommen haben, wenn Ihr nicht unsere Fragen beantwortet.«

Sie schauderten vor dem Tode, den ihr Häuptling erlitten hatte, und der Eine fragte:

»Was willst Du wissen?«

»Wie viele sind von Euch übrig geblieben?«

»Acht.«

»Wo sind die andern Sechs?«

»Bei dem Grafen.«

»Wo befindet sich dieser?«

»Wir wissen es nicht.«

Da zog der Apache sein Scalpmesser hervor und drohte:

»Wenn Ihr nicht die Wahrheit redet, so nehme ich Euch den Scalp bei lebendigem Leibe.«

»Und wenn wir bekennen?«

»So sollt Ihr eines schnellen Todes sterben.«

»Wirst Du uns den Scalp lassen, und uns mit unsern Waffen begraben?«

»Ich werde es thun, obgleich die Hunde der Comanchen es nicht verdienen.«

»So frage weiter!«

Die Wilden haben den Glauben, daß wer ohne Scalp, ohne Waffen und rich-


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tiges Begräbniß aus diesem Leben geht, dort nicht in die ewigen Weidegründe gelangen kann.

»Also, wo ist der Graf?«

»Er ist nach den Weiden der Bleichgesichter, um dort ein Pferd zu stehlen.«

»Und dann?«

»Dann will er nach Mexiko, dahin ihn die sechs Comanchen begleiten sollen, um ihn zu beschützen.«

»Was hat er ihnen dafür geboten?«

»Flinten, Messer, Blei, Pulver und Schmuck für die Squaws.«

Da schüttelte der Miztecas den Kopf.

»Er braucht keinen solchen Schutz,« sagte er. »Er könnte Weiße finden, die ihn begleiten. Entweder ist er feiger, als ich dachte, oder er führt noch heimlich Etwas im Schilde. Sagt Ihr die Wahrheit?«

»Wir lügen nicht.«

»Welche Richtung hat er nach den Weiden eingeschlagen?«

»Grad nach Ost.«

»Wo habt Ihr Euch von ihm getrennt?«

»Da wo im Norden der Berg das Thal berührt.«

»Ihr traft ihn, als Ihr vor uns die Flucht ergrifft, und er vom Thale kam?«

»Ja.«

»Hugh! So weiß ich, wo er gewesen ist. Ich werde seine Spur finden. Ihr habt uns geantwortet und sollt einen raschen Tod haben.«

Der Cibolero erhob seine Doppelbüchse, und schoß die beiden Indianer durch den Kopf; sie hatten nicht mit den Wimpern gezuckt, als sie die todtbringenden Mündungen auf sich gerichtet sahen; sie waren aber doch als Verräther gestorben.

»Sanchez und Juanito bleiben hier, um diese Comanchen mit Steinen zu bedecken, denn wir werden das Wort halten, welches wir ihnen gegeben haben,« sagte er. »Wir Andern aber folgen der Spur des Grafen, um ihn vielleicht doch noch zu erwischen.«

Sie setzten sich unter Zurücklassung der beiden Genannten in Bewegung. Es gelang den scharfen Augen Büffelstirn's und Bärenherzens sehr leicht, die Spuren des Grafen nebst denen seiner sechs Begleiter aufzufinden und zu verfolgen. Sie führten allerdings auf die Weideplätze zu, welche sich jetzt nicht unter Aufsicht befanden, da sämmtliche Vaqueros auf der Hacienda waren. Es stellte sich heraus, daß man ein Pferd gefangen und dann eine grade südliche Richtung eingeschlagen habe. Hier wurde der Fährte noch eine ganze Stunde gefolgt, dann aber gebot Büffelstirn Halt.

»Jetzt nicht weiter,« sagte er. »Wir werden auf der Hacienda gebraucht, und es steht nun wirklich fest, daß der Graf nach Mexiko geht, denn die Spur geht diese Richtung. Er wird uns nicht entgehen, denn wir werden ihn in Mexiko aufsuchen.«

Sie kehrten nach der Hacienda zurück, die sie im Fluge erreichten, da sie jetzt nicht mehr auf Spuren aufzumerken hatten.

Sie fanden dort Alles noch in demselben Zustande, in dem sie es verlassen hatten. Die Vaqueros, welche zum Schutze zurückgeblieben waren, schafften die


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Leichen der Comanchen und die Verschanzungen mit den Kanonen hinweg. Der Haciendero kam ihnen mit einem freudigen Gesichte entgegen.

»Gott sei Dank, daß Ihr kommt!« sagte er. »Wir befanden uns bereits in großer Sorge um Euch. Wie ist es gegangen?«

»Der schwarze Hirsch ist todt,« antwortete Büffelstirn.

»Todt? Ah, Ihr habt ihn besiegt?«

»Mein Bruder Bärenherz hat ihm den Scalp genommen.«

»Und die Andern?«

»Auch sie sind todt. Von allen Comanchen sind nur sechs entkommen.«

»Wohin sind diese?«

»Nach Mexiko.«

»Nach Mexiko? Wilde Indianer nach Mexiko? Was wollen sie dort?«

»Sie begleiten den Grafen.«

»Ah! Ihr habt ihn gesehen?«

»Wir sahen ihn. Er hat die Gegend der Hacienda verlassen, aber er wird uns nicht entrinnen.«

»Laßt ihn! Er ist der Herr dieses Hauses, und ich darf nicht mit ihm rechten.«

Die beiden Häuptlinge blickten ihn erstaunt an.

»Er hat die Comanchen nach der Hacienda geführt!« sagte Büffelstirn.

»Ich bin kein Indianer!« antwortete Arbellez,

»Er hat Sennora Emma überfallen!«

»Sein Ueberfall ist nicht gelungen!«

»Pshaw! Die Weißen haben kein Blut in ihren Adern! Vergebt Ihr dem Grafen; ich habe nichts dawider, aber ich selbst habe ein Wort mit ihm zu sprechen!«

»So glaubt Ihr also, daß wir jetzt sicher sind?,« fragte Arbellez.

»Ja.«

»So können wir zu unserm friedlichen Leben zurückkehren. Wo aber begraben wir die Leichen?«

Ueber das Angesicht des Miztecas glitt ein unbeschreiblicher Zug.

»Nicht in der Erde,« sagte er.

»Wo sonst?« fragte Arbellez erstaunt.

»Im Bauche der Krokodile.«

»Oh! Das ist nicht christlich!«

»Ich bin kein Christ, und die Comanchen sind auch keine Christen. Sie sind Feinde der Miztecas, und die Alligatoren der Miztecas haben lange Zeit gehungert. Soll die Hacienda mit diesen Leichen verpestet werden?«

»Hm, das ist richtig! Thut also, was Ihr wollt!«

»Kann ich meine zwanzig Vaqueros für heut behalten?«

»Wozu?«

»Sie sollen diese todten Comanchen mit nach dem Teiche der Krokodile bringen.«

»Behalte sie, wenn es sicher ist, daß wir nicht überfallen werden.«

»Wie steht es mit unserm Bruder Donnerpfeil?«


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»Er liegt noch ohne Besinnung.«

»So werden wir ihn einmal sehen.«

Die beiden Häuptlinge traten in das Haus. Der Miztecas führte den Apachen in das Zimmer seiner Schwester, wo er das Gold und Geschmeide untergebracht hatte, welches für Helmers bestimmt war. Sie fanden Karja dort. Sie lag in einer Hängematte und stierte still vor sich hin. Als sie die beiden Eintretenden bemerkte, sprang sie empor und fragte:

»Ihr kommt! Ihr seid Sieger?«

»Ja.«

»Und er? Haben ihn die Krokodile?«

»Nein,« antwortete Büffelstirn, sie scharf beobachtend.

»Nicht?« Ihr Gesicht verfinsterte sich, und sie fragte: »So habt ihr ihn entkommen lassen, ihn, der meiner Rache verfallen ist?«

Büffelstirn war befriedigt. Er sah, daß sie keine Liebe mehr hegte, sondern nur an Rache dachte. Er antwortete:

»Die Hunde der Comanchen haben ihn befreit und meinen Bruder, den Häuptling der Apachen, an seine Stelle gebunden, damit er von den Krokodilen gefressen werde.«

Die Indianerin blickte den Apachen erstaunt an. Sie sah mehrere neue Skalpe an seinem Gürtel; sie hatte jetzt zum ersten Male ein Auge für die kriegerisch schöne Erscheinung Bärenherzens, und bei dem Gedanken, daß er von den Krokodilen habe zerrissen werden sollen, überkam sie ein Gefühl, wie sie es bisher noch nie empfunden hatte. Sie erbleichte.

»Den Häuptling der Apachen? Aber er steht doch unversehrt hier!« sagte sie.

»Er hat sich selbst befreit und dann die Comanchen besiegt.«

Was in diesen Worten lag, das begriff sie als Indianerin nur zu gut.

»Er ist ein Held!« sagte sie, indem unwillkürlich ihr Blick voll Bewunderung auf den Apachen fiel. »Und dieser Graf ist also entkommen?«

»Er ist nach Mexiko.«

»Zu seinem Vater?«

»Ja. Es sind sechs Comanchen bei ihm, um ihn zu geleiten.«

Da streckte sie sich empor und fragte:

»Und Du lässest ihn unbelästigt reiten? Gieb mir ein Pferd; ich werde ihm folgen und ihn tödten!«

Da lächelte Büffelstirn. So gefiel ihm die Schwester.

»Bleibe!« sagte er. »Er entkommt uns nicht. Ich werde ihm folgen.«

»Du tödtest ihn, wo Du ihn triffst?«

»Ja. Er hat die Tochter der Miztecas beschimpft und soll von meiner Hand fallen.«

»Oder von der meinigen,« sagte der Apache ernst.

»Uff! Mein Bruder will mich nach Mexiko begleiten?« fragte der König der Ciboleros.

Bärenherz blickte in das Gesicht der Indianerin und sah, in welchem Lichte der Blick ihres Auges auf ihm ruhte. Er antwortete:

»Karja ist die Schwester des Apachen; sie soll gerächt werden!«


Ende der zwanzigsten Lieferung - Fortsetzung folgt.



Karl May: Waldröschen

Karl May – Forschung und Werk