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Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 11:37
von rodger
Ich sah heute Vormittag auf „ARTE“ eine moderne Peer Gynt – Verfilmung und konnte feststellen, daß ich die Szene um Aases Tod „mein Lebtag“ (ich las die Szene vor ca. gut 35 Jahren und habe sie dann im Laufe der Zeit in verschiedenen Theateraufführungen gesehen) nie so überzeugend sah wie heute in diesem Film, besser kann man es kaum machen. Auch der hervorragende Knopfgießer Ulrich Mühes verdient gesonderte Erwähnung, da konnte man sehen daß inhaltlich schwierige Texte, wenn man sie denn entsprechend vorträgt, eine Art Selbstverständlichkeit kriegen können … Sehr schön. Well.
Was hat das nun mit Karl May zu tun … eigentlich [direkt] nichts … entspricht eher einem gewissen Mitteilungsbedürfnis … (etwa im Sinne von „[Na siehste,] Geht doch“, auch mit jungen Menschen in modernen Verfilmungen, was man (dieses „Geht doch“-Erlebnis) m.E. nicht allzu oft hat …)
Ich könnte ja jetzt z.B. mit Winnetous oder auch Rihs Tod kommen, um einen Bezug hinzubasteln, aber das muß nicht wirklich sein … oder in Sachen Knopfgießer mit Ardistan und Dschinnistan und der Geisterschmiede … die Bezüge sind da, durchaus, aber der Worte sind schon (vorerst) genug geschrieben …
(um noch "einen drauf zu setzen": ich sah dieser Tage übrigens "Wo der Wildbach rauscht" aus den Fünfzigerjahren mit einem sehr überzeugenden Walter Richter, später als "Hauptkommissar Trimmel" bundesweit bekannt geworden. Da darf ruhig ein bißchen Kitsch drumherum sein, ist ja ganz nebensächlich, wenn die Darstellung und die Geschichte überzeugend herüberkommt ... ob alt, ob neu, ob ältere Menschen oder Jüngere, wenn's überzeugt ist es ok ... würde auch z.B. für eine neue May-Verfilmung gelten ...)
Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 12:36
von Doro
rodger hat geschrieben: ... würde auch z.B. für eine neue May-Verfilmung gelten ...)
Eine mutige Aussage in diesem Zusammenhang, würde ich mal behaupten...
Solche Ambitionen sind im Allgmeinen ja mehr als umstritten!

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 12:41
von rodger
Ich sag' ja nicht daß man eine machen soll ... ich brauch' keine ... aber wenn dann richtig ... fiel mir halt so nebenbei ein, weiter nichts. - Aber wenn eine gemacht würde, ginge es sicher um Action und durchgestylte Schönlinge ... die kann man sich wirklich sparen ... auch wenn's halt genau das wär' was die Leut' offenbar sehen wollen ...

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 12:45
von rodger
Aber ich muß doch nochmal einhaken ... (Präzision, bitt'schön !)
Doro hat geschrieben:Eine mutige Aussage in diesem Zusammenhang
Die Ambitionen, einen Film zu drehen, mögen umstritten sein, aber die Aussage "wenn's überzeugt ist es ok" ist doch nicht "mutig", sondern einfach zutreffend, oder ?

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 13:42
von Doro
Aber ja doch! Selbstverständlich!
Dazu muss man nix hinzufügen... deshalb auch kein Kommentar.
Auch, wenn mich das wenig bis nicht tangiert, ich würde mir so ein Werk sogar ansehen...
damit ich sehe,
was da jemand
wie umgesetzt hat.

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 13:54
von rodger
(Ich glaub' wir verstehen uns des öfteren mal miß ... durchaus gegenseitig ... ich wollte nur Klarheit in der Argumentation; ob man nun einen May-Film dreht oder nicht, ist mir relativ schnurz ...)
*
Denken wir uns in Sachen May-Film ein fiktives Beispiel aus …

die einen wollen Geld machen, th’is clear, die anderen vielleicht ihr Geltungs- bzw. Selbstverwirklichungsbedürfnis (Produktion) oder ihre Eitelkeit (Darsteller) befriedigen … diese (Zitat) unreine Mischung wird dann als Idealismus verkauft, begleitet vom Chor der sich immer schnell und gern einstellenden nützlichen Idioten (das ist keine Beleidigung, sondern in Kombination von Eigenschafts- und Hauptword ein fester Begriff), die fröhlich ihr Lied von „Jugend erreichen“, „am Leben halten“ und dergleichen nicht müde werden ebenso penetrant wie offenbar einigermaßen reflexionsfrei vor sich hin zu trällern …
Die Ibsen-Verfilmung (ich bin beeindruckt) ist übrigens so, daß sie [nebenbei auch] genau diesen Kriterien (Jugend erreichen, am Leben halten) gerecht wird … ja wenn es gelänge in einem Film May so herüberzubringen wie hier Gedanken Ibsens herübergebracht wurden … aber das ist halt schwer … und einfach IRGENDEINE (im Sinne etwa von „Hauptsache es geschieht überhaupt etwas“) Verfilmung, Neubearbeitung oder was auch immer, das bringt’s halt nicht … leider denken viele so weit nicht, und gehen schlichterweise davon aus, daß irgend „etwas tun“, Gschaftlhuberei halt, schon der richtige Weg sei …
*
Den Ibsen-Film gibt's übrigens offenbar auf DVD. Und bei youtube gibt's Trailer, auch mit dem wirklich sehr guten (der hat sich in mein Hirn gespielt ...) Ulrich Mühe.
Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 16:28
von Doro
rodger hat geschrieben:(Ich glaub' wir verstehen uns des öfteren mal miß ... durchaus gegenseitig ... ich wollte nur Klarheit in der Argumentation; ob man nun einen May-Film dreht oder nicht, ist mir relativ schnurz ...)
*lach* ja, durchaus….
In dem Fall allerdings lag’s wieder mal am über das Ziel hinausschießen meinerseits
Denken wir uns in Sachen May-Film ein fiktives Beispiel aus …

die einen wollen Geld machen, th’is clear, die anderen vielleicht ihr Geltungs- bzw. Selbstverwirklichungsbedürfnis (Produktion) oder ihre Eitelkeit (Darsteller) befriedigen … diese (Zitat) unreine Mischung wird dann als Idealismus verkauft, begleitet vom Chor der sich immer schnell und gern einstellenden nützlichen Idioten (das ist keine Beleidigung, sondern in Kombination von Eigenschafts- und Hauptword ein fester Begriff), die fröhlich ihr Lied von „Jugend erreichen“, „am Leben halten“ und dergleichen nicht müde werden ebenso penetrant wie offenbar einigermaßen reflexionsfrei vor sich hin zu trällern …
Nu ja, generell sieht das so aus, dass ein Darsteller von eben jenem lebt und ohne die genannten Bedürfnisse der anderen nix zustande kommen dürfte… *vermut mal*
Grundsätzlich stimm ich dir schon zu…
Die Ibsen-Verfilmung (ich bin beeindruckt) ist übrigens so, daß sie [nebenbei auch] genau diesen Kriterien (Jugend erreichen, am Leben halten) gerecht wird … ja wenn es gelänge in einem Film May so herüberzubringen wie hier Gedanken Ibsens herübergebracht wurden … aber das ist halt schwer … und einfach IRGENDEINE (im Sinne etwa von „Hauptsache es geschieht überhaupt etwas“) Verfilmung, Neubearbeitung oder was auch immer, das bringt’s halt nicht … leider denken viele so weit nicht, und gehen schlichterweise davon aus, daß irgend „etwas tun“, Gschaftlhuberei halt, schon der richtige Weg sei …
Karl May auch nur einigermaßen so zu verfilmen würde bedeuten, auf weitestgehend unbekannte Schauspieler zurückgreifen (mir fiele zumindest auf Anhieb keiner ein, der einer der Rollen in der von Dir geschilderten Art gerecht werden könnte) und sich nahe an die Buchvorlage zu halten (da finge dann schon das nächste große Problem an, denn welche Vorlage ist die richtige bzw. am Besten geeignete) Da ein solches Projekt aber auch erstmal Geld kostet, kann ein Produzent den kommerziellen Effekt nicht ignorieren… ergo, es geht wieder in der von Dir kritisierten Richtung weiter.
Es streiten sich sogar im fiktiven Fall schon die Geister, wie man viele Diskussionen zu dem Thema am Rande mitverfolgen kann. Dass es möglich wäre, schließe ich zunächst mal gar nicht vollständig aus (dies zeigte meiner persönlichen Meinung nach die Verfilmung vom Herrn der Ringe), da ist vieles möglich, weil halt auch viel Potenzial der literarischen Vorlage.
Aber Du wolltest dieses Thema hier sicher nicht vertiefen...

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 16:47
von rodger
Doro hat geschrieben: Karl May auch nur einigermaßen so zu verfilmen würde bedeuten, auf weitestgehend unbekannte Schauspieler zurückgreifen (mir fiele zumindest auf Anhieb keiner ein, der einer der Rollen in der von Dir geschilderten Art gerecht werden könnte)
Eisermann als Winnetou fiele mir ein, zum Beispiel ... warum sollten sie unbekannt sein müssen ...
Doro hat geschrieben: und sich nahe an die Buchvorlage zu halten
Auch das muß nicht sein. Im Peer Gynt - Film sind sie Motorboot gefahren, haben zeitgenössische Kleidung angehabt und sind in Industrieruinen (Peenemünde !) rumgegurkt usw., aber überzeugender habe ich das Stück (aus den Achtzehnhundertsechzigern ...) noch nicht vorgeführt bekommen ... es gibt z.B. auch eine Richard III - Verfilmung mit Panzern, Fabriken usw., die ist auch sehr gut ... die Äußerlichkeiten sind immer ganz nebensächlich, wenn das, worum es wirklich geht, wirklich herüberkommt ... deshalb kann ich es auch nie nachvollziehen, wenn sie sich stundenlang rauf und runter mit Winnetous Stirnband und dgl. Nebensächlichkeiten beschäftigen ... von mir aus könnte der in Strickjacke und mit Glatze auftreten, wenn er mich denn überzeugt ...
Doro hat geschrieben: Aber Du wolltest dieses Thema hier sicher nicht vertiefen...

Was ich will oder nicht, das bleibt sich gleich ...
"Erzgebirgische Dorfgeschichten" mit Motorrädern usw. verfilmen, klar, gern, warum nicht. Heute mittag beim Kaffeekochen habe ich darüber nachgedacht, ob das auch mit Winnetou u.dgl. ginge ... Motorräder ... und statt der Eisenbahn wird eine Autobahn gebaut ... naja, muß nicht sein.
Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 17:52
von Doro
rodger hat geschrieben: Eisermann als Winnetou fiele mir ein, zum Beispiel ... warum sollten sie unbekannt sein müssen ...
Eisermann als Winnetou klingt spannend, es würd mich interessieren, wie Du Dir das vorstellst... er ist in jedem Fall genial...
Was ich will oder nicht, das bleibt sich gleich ...
Nun, nicht wirklich....
"Erzgebirgische Dorfgeschichten" mit Motorrädern usw. verfilmen, klar, gern, warum nicht. Heute mittag beim Kaffeekochen habe ich darüber nachgedacht, ob das auch mit Winnetou u.dgl. ginge ... Motorräder ... und statt der Eisenbahn wird eine Autobahn gebaut ... naja, muß nicht sein.
Wow!
Schade, dass Du da kein Drehbuch schreibst... ich würd's gerne lesen wollen
Ein fürwahr nachdenkenswerter Gedankengang... da galoppiert doch glatt die Phantasie mit mir davon
Na egal!

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 17:56
von Doro
rodger hat geschrieben:Auch das muß nicht sein. Im Peer Gynt - Film sind sie Motorboot gefahren, haben zeitgenössische Kleidung angehabt und sind in Industrieruinen (Peenemünde !) rumgegurkt usw., aber überzeugender habe ich das Stück (aus den Achtzehnhundertsechzigern ...) noch nicht vorgeführt bekommen ... es gibt z.B. auch eine Richard III - Verfilmung mit Panzern, Fabriken usw., die ist auch sehr gut ... die Äußerlichkeiten sind immer ganz nebensächlich, wenn das, worum es wirklich geht, wirklich herüberkommt ... deshalb kann ich es auch nie nachvollziehen, wenn sie sich stundenlang rauf und runter mit Winnetous Stirnband und dgl. Nebensächlichkeiten beschäftigen ... von mir aus könnte der in Strickjacke und mit Glatze auftreten, wenn er mich denn überzeugt ...
Vorsicht, Du könntest jetzt von einigen gesteinigt werden
Das klingt sehr nach moderner Theaterinszenierung.... Wenn das gut gemacht wird, Klasse!
Ich kenn da 'Les Miserables' in der Art... jepp!

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 18:10
von rodger
Doro hat geschrieben: wie Du Dir das vorstellst... er ist in jedem Fall genial...
Was soll ich mir da vorstellen ... das würden wir ihm überlassen, wie er das macht ... so wie er sich bei seinen Lesungen in Werther oder König Ludwig verwandelt, würde er sich halt in Winnetou verwandeln ... auch ohne Stirnband ... er darf natürlich ruhig eins umbinden aber darauf käme es halt überhaupt nicht an ...
Doro hat geschrieben:
Schade, dass Du da kein Drehbuch schreibst... ich würd's gerne lesen wollen

Zum Drehbuchschreiben bin ich zu faul ... mir kommen so Gedanken beim Kaffeekochen, Motorräder statt Pferde, Autobahn statt Eisenbahn, Winnetou als Mitglied einer Rockergruppe (der 'edle Wilde' ...) oder einer Bürgerinitiative (Wackersdorf ...), verschiedene Welten treffen sich (Old Shatterhand baut Autobahnen oder Wiederaufbereitungsanlagen ...), Nscho-Tschi ... der Freak Sam Hawkens, zeitlos ... das ginge alles einigermaßen auf, aber eben auch nur einigermaßen, also lassen wir das ...

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 18:19
von rodger
Doro hat geschrieben: Das klingt sehr nach moderner Theaterinszenierung....
Eigentlich nicht ... da wird oft Inneres durch Äußeres ersetzt ... und das ist schlecht ...
Doro hat geschrieben: Wenn das gut gemacht wird, Klasse!
Ja, aber auch nur dann ... es hat mal einer geschrieben, Chereau (für Nichtlateiner: ein Regisseur, der 1976 eine bahnbrechende moderne "Ring"-Inszenierung in Bayreuth hingelegt hat) sei gut, aber ihm graue vor den vielen kleinen Chereauchens in der Provinz ...
Doro hat geschrieben: Ich kenn da 'Les Miserables'
Les Miserables in Duisburg fand ich furchtbar ... was nützen technisch perfekte Bühnenbild-Spielereien, Licht- und Toneffekte, bunte Kostüme und dergleichen, wenn die Menschendarstellung teilweise lächerlich ist ... (oder das Textbuch ... 'Nun hör' gut zu mein lieber Sohn denn es quält mich lange schon' ... ist 10 - 15 Jahre her aber sowas vergeß ich nicht ... oder wenn so ein Vierzigjähriger mit angeklebtem Bart einen Alten spielt, das aber mangels Nachvollziehungsvermögen halt nicht kann ...)
Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 18:25
von Doro
rodger hat geschrieben:Les Miserables in Duisburg fand ich furchtbar ... mangels Nachvollziehungsvermögen halt nicht kann ...)
Nein, kleine Bühne, Provinz, wo egal...
Lederjacken, düster... aber sehr gut...

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 18:30
von rodger
Das hatte ich sozusagen vorausgesetzt oder zumindest gehofft, daß es bei Dir nicht Duisburg war ... (ich war übrigens offenbar der einzige dem es nicht gefallen hat, zumindest in der Vorstellung in der ich war ... zwölfhundert glückliche Menschen um mich herum ... da friert man innerlich ein wenig ein in seinem Stühlchen und fühlt sich einigermaßen einsam ...

) (Ging mir woanders mal ganz ähnlich, war irgendwas mit A 45 ...)

Re: Peer Gynt (noch ein 'Tavernen' - Thread ...)
Verfasst: 14.3.2010, 18:32
von Rene Grießbach
Doro hat geschrieben:
Nein, kleine Bühne, Provinz, wo egal...
Lederjacken, düster... aber sehr gut...

Das erinnert mich an "Das Leben des Gallilei" von Brecht, hab ich mal in Dresden im Schauspielhaus gesehen. Die Requisiten - ein oder zwei Stühle, die Kostüme, ebenfalls Lederjacken und dgl. aus unserer Zeit - aber auch dieses Stück vollkommen überzeugend.