Schlitzohr? (@Hermann) ... tatsaechlich ... der Ausdruck passt gut zu May - er war ein grossartiges Schlitzohr
7 interessante Seiten; erinnert mich an den 'Biographie' thread ...
Das Bewundernswerteste an May's Spaetwerk wie dieses Am Jenseits, ist doch der Mut den er hatte das Ziel seiner Reise so offen darzulegen. Jeder Mensch hat eine ganz private, individuelle Reise von Geburt zum Tod, obs nun ein Glaube an 'es-gibt-keinen-Gott' ist, oder dass eine Reise nach Mekka das Allerhoechste ist, oder dass der Schoepfer als seine eigene Schoepfung daherwandelt, ist - schlussendlich - egal - weil, jeder muss mit seiner eigenen Ueberzeugung gluecklich werden und das 'Hieseits' zufrieden verlassen koennen. Solange - meiner eigenen Ueberzeugung nach, ich forciere es niemand anders auf - niemand jemand anders damit Schaden zufuegt - im kleinen, sei es als ein herablassendes Beleidigungswort, sowie im grossen, als Massengenozid. Die meisten Menschen lassen sich ihre eigene Weltanschauung 'massenproduziert' als Religion, Wissenschaft, Politik oder weiss ich was, vortischen, und 'follow the leader'. Die 'Reise' des individuellen Menschen ist aber auch unwiderruflich mit der Reise der Menschheit schlechthin so eng verbunden dass ein Unterschied kaum erkennbar ist.
Es gibt nur wenige Menschen (von den 6 Billionen auf Erden) die sich bewusst sind dass sie die Macht haben 'selber' zu denken. Es gibt noch wenigere die in diesem 'selber-denken'-Prozess eine globale Sicht erreichen und die kleinen sowie die grossen Zusammenhaenge des Lebens wenigstens erahnen koennen. Wie gehts noch ... : es gibt mehr Unglaubliches zwischen Erde und Himmel als wir erahnen koennen (oder so aehnlich).
Meiner Meinung nach hat May sich seine Weltanschauung selber 'erdacht', er hat die Macht des Selberdenkens erkannt, und die Reise zu dem Ziel das er sich 'erdachte' oeffentlich dargelegt (soweit es ihm in der Zeit und Kultur moeglich war). Und alles was er in seinem Leben erlebte (vom Negativen zum Positiven) trug dazu bei wie er sein eigenes Reiseziel, und das Reiseziel der Menschheit interpretierte (denn mehr als eine Interpretation kann keine Philosophie, Weltanschauung, Religion oder wissenschaftlich These ueberhaupt sein).
Dem Ziel sind ja bekanntlich die Mittel des Erreichens egal (oder so aehnlich). Ob nun eine so-und-so Erfahrung in Zwickau, oder in Massachusetts, oder in Villa Shatterhand, oder im Lehrerseminar positiv oder negativ war spielt keine Rolle, was May damit machte ist das Wichtigste: er hat Erfahrungen gesammelt, sie verwertet und der Nachwelt hinterlassen. Wollen wir nicht alle was der Nachwelt hinterlassen damit unser Name einmal erhalten bleibt?
Was ich persoenlich von May's 'Reiseerzaehlung' (in 'singular' = sein ganzes 'Werk', wovon Am Jenseits ein Teil ist) davontrage ist dies: May wollte 'alle Menschen' emporheben, ihnen etwas geben das ihnen bei diesem 'Schritt' auf die naechste Stufe der Evolution behilflich ist (denn wer den Schritt nicht machen kann bleibt zurueck - wie viele vergangene und untergegangene Zivilisationen und Kulturen bewiesen haben). Obwohl dies eine der noblesten Motivationen ist bestaetigt es doch auch etwas Zusaetzliches -- niemand kann das Leben eines anderen leben, jeder kann nur immer sein eigenes Leben steuern und entscheiden; sobald er versucht jemand anders diese 'Selbstbestimmung oder Freier Wille' wegzunehmen, auch nur durch einen 'Vorschlag' etwas anders zu machen, etwas anders zu denken, (ohne darum gefragt zu werden, ohne dazu aufgefordert zu sein - man unterscheide!) unterdrueckt er den anderen und gefaehrdet sich selber. May 'walked a fine line' damit, und am Ende hat sein Versuch nicht nur sich selber, sondern auch 'die Menschheit' emporzuheben (in einem 'last ditch effort', einem 'verzweifelten Stoss' durch sein Alterswerk) ihn vernichtet.
Sein Alterswerk (wie immer meine laien-Meinung

), representiert nicht nur seine 'selbst-erdachte' Lebensanschauung -- sein Reiseziel, sondern auch die Resignation eines Menschen der erkannte dass des Einzelwesens eigene Erfahrungen, lernen durch Fehlermachen, durch nichts ersetzt werden kann; so etwas wie May's Lebenswerk wird vielleicht irgendwann einmal einen kleinen Millimeter zum naechsten Riesenschritt in unserer Evolutionsreise beitragen -- denn dass wir irgendwohin reisen ist schon klar -- wir sind heute nicht mehr wo wir gestern waren sondern reisen mit ungeheurer Geschwindigkeit irgenwohin in das dunkle 'leere' (?) Weltall hinaus.