"Himmelsgedanken" - ein Vergleich
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"Himmelsgedanken" - ein Vergleich
Karl Mays "Himmelsgedanken" - entstanden während der Orientreise 1899/1900 - wurden in ihrer lyrischen Bedeutung immer unterschätzt.
"Als lyrischen Dichter müssen wir uns Herrn May verbitten", so ein früher Tenor der gegnerischen Presse.
Selbst der Karl-May-Verlag fühlte sich bemüssigt, Karl Mays Gedichte zu bearbeiten und noch heute werden immer wieder Stimmen laut, die Karl May als Lyriker negativ beurteilen.
Natürlich sind die Gedichte Karl Mays mit unseren großen Klassikern nicht vergleichbar, wer aber das nunmehr folgende Versepos liest, wird einräumen müssen, dass die Lyrik Mays nicht zur schlechtesten in der deutschen Literatur gehört.
Die Eröffnung
Wohin mein Auge mag auch schauen
im lieben, schönen Hessenland,
am schönsten unter allen Gauen
ich stets den Odenwald doch fand.
Denn Segen ruht auf seinen Fluren,
die Täler stehn voll Korn und Wein!
Und sagenreicher Vorzeit Spuren
schimmern vom Berg im Abendschein.
Nur wenige kannten´s, und nur leise
erklang ein Wörtchen, das ich pries;
Denn die Beschwerlichkeit der Reise
abwehrend schloß das Paradies.
Wie anders jetzt! Statt Dölp´scher Mähre
erschlossen ist das schöne Land;
Das Dampfroß, dienend dem Verkehre,
zeigt, daß die neue Zeit erstand.
Mög´mit dem neuen Schienenwege
Gewerbefleiß blühen, Handel, Glück!
Damit des Odenwaldes Segen
nicht länger stehen muß zurück.
Der Männer, die die Bahn uns bauten,
sei auch noch dankend heute gedacht,
die unserer Sache guten Sache trauten,
sei froh ein donnernd Hoch gebracht.
O.M. 1887
Dieses Gedicht entstand am 10. Oktober 1887 zur Eröffnung der Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn und zeigt den Stellenwert, den Mays Lyrik in der deutschen Literatur durchaus beanspruchen kann.
"Als lyrischen Dichter müssen wir uns Herrn May verbitten", so ein früher Tenor der gegnerischen Presse.
Selbst der Karl-May-Verlag fühlte sich bemüssigt, Karl Mays Gedichte zu bearbeiten und noch heute werden immer wieder Stimmen laut, die Karl May als Lyriker negativ beurteilen.
Natürlich sind die Gedichte Karl Mays mit unseren großen Klassikern nicht vergleichbar, wer aber das nunmehr folgende Versepos liest, wird einräumen müssen, dass die Lyrik Mays nicht zur schlechtesten in der deutschen Literatur gehört.
Die Eröffnung
Wohin mein Auge mag auch schauen
im lieben, schönen Hessenland,
am schönsten unter allen Gauen
ich stets den Odenwald doch fand.
Denn Segen ruht auf seinen Fluren,
die Täler stehn voll Korn und Wein!
Und sagenreicher Vorzeit Spuren
schimmern vom Berg im Abendschein.
Nur wenige kannten´s, und nur leise
erklang ein Wörtchen, das ich pries;
Denn die Beschwerlichkeit der Reise
abwehrend schloß das Paradies.
Wie anders jetzt! Statt Dölp´scher Mähre
erschlossen ist das schöne Land;
Das Dampfroß, dienend dem Verkehre,
zeigt, daß die neue Zeit erstand.
Mög´mit dem neuen Schienenwege
Gewerbefleiß blühen, Handel, Glück!
Damit des Odenwaldes Segen
nicht länger stehen muß zurück.
Der Männer, die die Bahn uns bauten,
sei auch noch dankend heute gedacht,
die unserer Sache guten Sache trauten,
sei froh ein donnernd Hoch gebracht.
O.M. 1887
Dieses Gedicht entstand am 10. Oktober 1887 zur Eröffnung der Reinheim-Reichelsheimer Eisenbahn und zeigt den Stellenwert, den Mays Lyrik in der deutschen Literatur durchaus beanspruchen kann.
Das ist jetzt aber (es ist etwas mißverständlich) nicht von Karl May, nicht wahr ?
Als phantasievollen Besinger des Odenwalds und des Verkehres kann ich ihn mir zwar (lebhaft) vorstellen, aber vermutlich hätte er die ganze Angelegenheit vorsichtshalber doch gleich wieder in den Wilden Westen verlegt und vielleicht doch eher ein Roß ohne Dampf gepriesen.

Als phantasievollen Besinger des Odenwalds und des Verkehres kann ich ihn mir zwar (lebhaft) vorstellen, aber vermutlich hätte er die ganze Angelegenheit vorsichtshalber doch gleich wieder in den Wilden Westen verlegt und vielleicht doch eher ein Roß ohne Dampf gepriesen.
klingt ein wenig, als ob da, auf gut Deutsch gesagt, ordentlich gesoffen wird,die Täler stehn voll Korn und Wein!
bleibt offen interpretierbar.Und sagenreicher Vorzeit Spuren
schimmern vom Berg im Abendschein.
Hier sei nun gebrochen, und zwar eine Lanze: der schöne Band 49 bringt die „Himmelsgedanken“ in der aktuellen Ausgabe mittlerweile völlig unbearbeitet.Selbst der Karl-May-Verlag fühlte sich bemüssigt, Karl Mays Gedichte zu bearbeiten

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Na ja - wie man's nimmt. Ich habe mit 16 auch Gedichte mit meinem Herzblut geschrieben. Aber deswegen gleich einen hohen Wert dahinter vermuten ...Kurt Altherr hat geschrieben:Wie immer man Mays Lyrik beurteilen mag, sie wurden mit seinem Herzblut geschrieben und können daher in ihrem Wert nicht noch genug eingeschätzt werden.

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Gewiß, Sandhofer, sind einige Gedichte aus den "Himmelsgedanken" Karl Mays nicht so gelungen, aber gerade Rüdiger hat in verschiedenen Threads schon viele schöne Beispiele von Mays hoher Dichtkunst vorgestellt.
Das eigentliche Problem Karl Mays ist es doch, nach 6 Kolportageromane und als Autor von Old Shatterhand und Winnetou als Lyriker anerkannt und ernstgenommen zu werden. Das gilt gleichermaßen auch für sein späteres Alterswerk.
Das eigentliche Problem Karl Mays ist es doch, nach 6 Kolportageromane und als Autor von Old Shatterhand und Winnetou als Lyriker anerkannt und ernstgenommen zu werden. Das gilt gleichermaßen auch für sein späteres Alterswerk.
Vielleicht meinte Kurt Altherr es in etwa so: die Gedichte sind von Karl May, und von diesem mit Herzblut geschrieben, und daher für uns, die wir uns für Karl May interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert.
Das gleiche gilt natürlich für Gedichte des frühen Sandhofer (nach 16 nicht mehr ? Ein Alpen-Rimbaud ?). Für die, die sich für Sandhofer interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert.
(Ich würd' ja tatsächlich mal gern eins lesen ...)
*
(Hups, da haben sich zwei Beiträge überschnitten. Dieser bezog sich nicht auf den letzten Beitrag von Kurt, sondern die Beiträge davor.)
Das gleiche gilt natürlich für Gedichte des frühen Sandhofer (nach 16 nicht mehr ? Ein Alpen-Rimbaud ?). Für die, die sich für Sandhofer interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert.

(Ich würd' ja tatsächlich mal gern eins lesen ...)
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(Hups, da haben sich zwei Beiträge überschnitten. Dieser bezog sich nicht auf den letzten Beitrag von Kurt, sondern die Beiträge davor.)
Von "hoher Dichtkunst" (Zitat Kurt) würde ich persönlich übrigens nie sprechen bei May. Die Gedichte gefallen mir, ich kann mit ihnen einiges anfangen und finde sie inhaltlich hochinteressant, würde sie gerne auch einmal vortragen, aber "hohe Dichtkunst" ist es für mich keinesfalls (das würde ich bei Rilke sagen).
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.die Gedichte sind von Karl May, und von diesem mit Herzblut geschrieben, und daher für uns, die wir uns für Karl May interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert
Das gleiche gilt natürlich für Gedichte des frühen Sandhofer (nach 16 nicht mehr ? Ein Alpen-Rimbaud ?). Für die, die sich für Sandhofer interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert.

(Ich würd' ja tatsächlich mal gern eins lesen ...)
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(Hups, da haben sich zwei Beiträge überschnitten. Dieser bezog sich nicht auf den letzten Beitrag von Kurt, sondern die Beiträge davor.)[/quote]
Sorry, das war von rodger nicht von mir
Tom
Zuletzt geändert von Thomas Math am 26.6.2007, 21:17, insgesamt 1-mal geändert.
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.die Gedichte sind von Karl May, und von diesem mit Herzblut geschrieben, und daher für uns, die wir uns für Karl May interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert
Wunderbar diplomatisch formuliert,dem kann wohl fast jeder zustimmen.
Leider hat Herr Altherr sich keineswegs so ausgedrueckt und ich nehme an,dass er auch manchmal meint was er schreibt.
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Was die Lyrik und das Alterswerk anbelangt - dies gilt besonders für sein Drama "Babel und Bibel - wurde Karl May schon immer - bis heute - völlig mißverstanden und unterbewertet.
Schon sein eigener Verleger F.E. Fehsenfeld meinte im Mai 1906 zu Karl May sagen zu müssen: "Das ist alles zu hoch für mich". Sein eigener Verleger stand nicht einmal hinter Karl May, seinem Hausautor.
Vielleicht hätte Karl May mit seinem Alterswerk mehr Erfolg gehabt, hätten diese Werke ein anderer Verleger betreut, wie Lorenz Krapp (1882-1947) gegenüber dem späteren Karl-May-Verleger Dr. E.A. Schmid (1884-1951) einmal erwähnte. (siehe "Der geschliffene Diamant", Bamberg 2003)
Aber wie Sandhofer schon mehrfach sagte: "Wir wissen es nicht".
Schon sein eigener Verleger F.E. Fehsenfeld meinte im Mai 1906 zu Karl May sagen zu müssen: "Das ist alles zu hoch für mich". Sein eigener Verleger stand nicht einmal hinter Karl May, seinem Hausautor.
Vielleicht hätte Karl May mit seinem Alterswerk mehr Erfolg gehabt, hätten diese Werke ein anderer Verleger betreut, wie Lorenz Krapp (1882-1947) gegenüber dem späteren Karl-May-Verleger Dr. E.A. Schmid (1884-1951) einmal erwähnte. (siehe "Der geschliffene Diamant", Bamberg 2003)
Aber wie Sandhofer schon mehrfach sagte: "Wir wissen es nicht".
Das eigentliche Problem ist, dass wir uns Herrn May als Lyriker tatsächlich verbitten müssen. Sein lyrisches Können reicht nicht über das eines verliebten Gymnasiasten hinaus. (Und in dem Fall, wo der Gymnasiast Hugo von Hofmannsthal heisst, bei weitem nicht einmal daran heranKurt Altherr hat geschrieben:Das eigentliche Problem Karl Mays ist es doch, nach 6 Kolportageromane und als Autor von Old Shatterhand und Winnetou als Lyriker anerkannt und ernstgenommen zu werden. Das gilt gleichermaßen auch für sein späteres Alterswerk.

Dem nun wiederum kann ich zustimmen.rodger hat geschrieben:Vielleicht meinte Kurt Altherr es in etwa so: die Gedichte sind von Karl May, und von diesem mit Herzblut geschrieben, und daher für uns, die wir uns für Karl May interessieren, von hohem Interesse und durchaus näherer, intensiver und ernsthafter Beschäftigung wert.
Nun könnte man mir auch erzählen, das Schnitzel mit Pommes im Waldhof-Clubhaus (4 €) sei qualitativ indiskutabel, ernährungswissenschaftlich betrachtet eine Katastrophe und der Koch könne halt nichts. Mag alles sein. Ich werde aber weiter dahin fahren (immer mal wieder) und das Gourmetrestaurant mit den gedünsteten Brüstchenfilets von glücklichen Hühnern und Wachtelsommersprossen an Holunderschaumcreme (dazu eine Calvados-Création gemäßigter Temperatur) eher links oder rechts liegen lassen.wir uns Herrn May als Lyriker tatsächlich verbitten müssen

Ich hingegen liebe Brüstchen von glücklichen Hühnern. (Gacker!) Wo gibt es die? Würde ich meilenweit für fahren.rodger hat geschrieben:Nun könnte man mir auch erzählen, das Schnitzel mit Pommes im Waldhof-Clubhaus (4 €) sei qualitativ indiskutabel, ernährungswissenschaftlich betrachtet eine Katastrophe und der Koch könne halt nichts. Mag alles sein. Ich werde aber weiter dahin fahren (immer mal wieder) und das Gourmetrestaurant mit den gedünsteten Brüstchenfilets von glücklichen Hühnern und Wachtelsommersprossen an Holunderschaumcreme (dazu eine Calvados-Création gemäßigter Temperatur) eher links oder rechts liegen lassen.wir uns Herrn May als Lyriker tatsächlich verbitten müssen
Grüße
Rolf