Die allererste Begegnung war mit einer Comicversion von "Durch die Wüste" in "Fix und Foxi". "Sihdi, willst du mich verlassen" stand da als erstes und ich verstand längere Zeit sozusagen Bahnhof. Dann hatten wir, mein älterer Bruder und ich, irgendwann das Buch, Ueberreuter-Taschenbuchausgabe, wir hatten noch die alten mit den bunten Deckelbildern. Ich suchte gleich den genannten Satz und fand ihn erst nach einigen Seiten, was mich irritierte.
Nach "Durch die Wüste" kamen "Durchs wilde Kurdistan", "Von Bagdad nach Stambul" sowie Winnetou I und II.
Mein Bruder las die Bücher immer vor mir und erzählte mir immer schon den Inhalt, bevor ich so weit war.
Einige Jahre später war "In den Schluchten des Balkan" dann das erste Buch, das er noch nicht gelesen hatte und ich sozusagen alleine las. Eine ganz neue Erfahrung.
Ich war dann so um die Fünfzehn, als ich unseren unfehlbaren Old Shatterhand resp. Kara Ben Nemsi dann von einer ganz anderen Seite kennenlernte, und zwar bei Woolworth in Oldenburg (damals gab es in jedem Kaufhaus Karl May meterweise ...), wo ich in die für mich unerschwinglichen Bände "ICH" und "Lichte Höhen" hineinschauen konnte und dort tief beeindruckt "Meine Beichte" und "Ich fragte zu den Sternen" las. Seitdem hat mich Karl May durch mein Leben begleitet.
Den Filmen kann ich heute nichts mehr abgewinnen, in früher Jugend haben sie mich beeindruckt. Die Bücher lese ich "auf einer anderen Ebene" als früher, z.B. denke ich bei Murad Nassyr ausschließlich an Münchmeyer und keineswegs an einen Sklavenhändler in Afrika. Was Texte wie "Meine Beichte" u.a. betrifft, sehe ich die Angelegenheit heute wesentlich kritischer als seinerzeit, weiß halt um die auch taktischen Motive und finde das Anteilnahme heischende Selbstmitleid manchmal schwer erträglich.
Insgesamt mag ich den Mann nicht missen und empfinde ihn nach wie vor als Bereicherung meines Lebens, als "Du, in dem mein Ich sich spiegelt" wie Stefan Zweig mal schön formulierte in Sachen Affinität.
Und nun bitte jede Menge Erlebnisberichte hier ...
