Als witzig und gelungen hervorzuheben sind einige der Illustrationen, so die auf S. 45, ja, das ist wirklich komisch, vor Gartenzwergen ist halt schlecht predigen, insbesondere wenn man das selber nicht merkt … Auch die Bilder auf den Seiten 50, 77, 81, 96, 107, 113, 131 und 147 lassen schmunzeln.
Am Text stört mich zweierlei: der des öfteren unangenehm durchschmeckende „windige Dandy-Ton“ (ein Zitat von Hans Wollschläger, an das ich bei der Lektüre mehrmals denken mußte) sowie die Tatsache, daß sich nun mal nicht alles aus Karl Mays Leben und Werk dafür eignet, durchgängig durch oberflächensurfend grienend-feixende „Humor“-Brille gesehen zu werden … So ist z.B. am Tod des Wurzelsepp ganz und gar nichts irgendwie Erheiterndes, „Wieder eine Seele gerettet. Amen.“ (S. 97) als Schlussbemerkung zu ‚Old Surehand’ unter Niveau, ebenso „Innerer Drache.Quatsch“ dito zu „Am Jenseits“ (S. 108). Und wer die „Himmelsgedanken“ als „depressiv-frömmlerische Verse“ (S. 116) bezeichnet, der weiß es halt nicht besser, damit ist er indes bei weitem nicht allein … „Heavens“ usw. (S. 124) als Kommentar zu den Begleiterscheinungen der Ehescheidung erscheint unpassend hemdsärmelig burschikos.
„Unnötig zu sagen, dass kaum ein Leser dem folgen konnte“ (S. 127) mag zwar zutreffen, biedert sich aber in seiner erkennbaren Tendenz sozusagen bei den falschen an … Auf S. 128 / 29 zeigt der Autor doch, daß er so oberflächlich offenbar gar nicht ist wie er gelegentlich zu sein vorgibt … (Er kann ja, wenn er will … auch die Formulierung von der „wohldosierten Mischung“ (S. 138) in Sachen „Mein Leben und Streben“ ist erfreulich klar gesehen …) Und daß bei den späten wesentlichen Werken merkantiler „Erfolg“ ausblieb mag man süffisant kommentieren und eine entsprechende Zeichnung dazumalen (S. 141), aber was spielt denn das für eine Rolle … (mal bei Sascha Schneider nachlesen was der dazu meint …) „Herrn May“ auf S. 142 verrät [im Kontext] [zeitgeistgemäßen] Intellektuellenhochmut, einmal kurz ganz ungefiltert durchschmeckend, ohne das sonst durchgängig [scheinbar] mildernde Humor-Mäntelchen drumherum …
Einige der sachlichen Fehler seien kurz erwähnt, Mays Mutter hieß nicht Anna, Verleger Schmid mit zweitem Vornamen nicht Alfred (wenngleich beide Versehen interessant sind: die mehrfach im Werk vertretene Anna hat also auch irgendwie mit Mays Mutter zu tun … und beim zweiten Vornamen vielleicht unterschwellig eine Reminiszenz an Wolfgang Menge und Heinz Schubert sich eingestellt …

Oder warum muß Karl May gleich „jedes Mal“ (S. 100) in Tränen ausbrechen beim Erzählen von Winnetous Tod, wenn es ein mal überliefert ist, schnell ist so eine Floskel hingeworfen, auf Kosten der Seriosität. Bill Cody wurde nicht „zu einer Art Superschurken hochstilisiert“ (S. 101) seitens May, er hatte mit ihm nicht allzu viel ‚am Hut’, das ist alles.
„Prüde“ (S. 56) war Karl May sicherlich nicht, auch wenn er seinerzeit aus taktischen Gründen in Kauf nahm, daß ein Herr Larras bei oberflächlichem Lesen der „Studie“ diesen Eindruck bekommen konnte … (siehe entsprechend auch S. 122)
Aufhorchen lassend gelungen ist der Satz „Eine derart intuitive Arbeitsweise barg natürlich auch ihre Fehlerquellen“ (S. 78), anerkennende Heiterkeit löst die Formulierung „verlegte er sich aufs Psychologische und versammelte ein schillerndes Ensemble von familiengeschädigten Neurotikern“ aus (S. 94, über ‚Old Surehand’.) Hübsch die Stelle Zeile 4 bis 6 auf S. 144. Insgesamt zu wenig des Guten.