Auf das Zitieren einer weltanschaulich vogelperspektivischen Passage aus 'Der Boer van het Roer' (eine solche Passage finde ich interessanter als fünf 'faktenorientierte' Bücher über politische Geschichte in Südafrika ...) reagierte Thomas Math mit
halte ich von Mays philosophischen Gelabber in seinen Buecher gar nichts,diese Passagen habe ich immer zuegig ueberflogen.
Immer schoen zu lesen ,wie eine Sesselliterat Thesen zu Dingen schreibt von denen er nun leider gar nichts versteht.
Nein May war als er bekannt war zutiefst unpolitisch und hat sich auf esoterisch-philosophischen Unsinn beschraenkt.
Nun, auch diese Haltung war May durchaus vertraut ...
Karl May hat geschrieben:»Freilich einem gelehrten Professor dürfte ich damit wohl nicht kommen, denn diese Herren haben oft ganz eigentümliche Dogmen. Sie errichten aus dem Material ihre Gedanken und Schlüsse, Gebäude, welche bis zum Himmel reichen, doch unbewohnbar sind, und beachten nicht die dauerhaften Stoffe, welche die Wirklichkeit bietet, uns Wohnungen zu bauen, unter deren Dächern die Menschheit in Sicherheit und Frieden zu weilen vermag. Diese Herren haben Tausende von Büchern über die Geschichte geschrieben, und doch findet man in keinem derselben wirkliche Geschichte.«
»Ah?«
»Ja, so ist es! Laßt mich zur Analogie greifen! Unsere Naturkunde zerfällt in drei Teile: in die Kunde von den Naturerscheinungen, den Naturkräften und den Naturgesetzen; ihre Aufgabe ist, zu zeigen, wie gewisse Naturkräfte nach gewissen unumstößlichen Naturgesetzen gewisse Naturerscheinungen hervorbringen. So auch die Geschichte. Sie hat zu lehren von den geschichtlichen Gesetzen, den geschichtlichen Kräften und den geschichtlichen Erscheinungen; sie hat nachzuweisen, daß gewisse geschichtliche Kräfte nach gewissen unumstößlichen geschichtlichen Gesetzen gewisse geschichtliche Erscheinungen zu Tage fördern. Welches Geschichtswerk aber zählt uns diese Kräfte und Gesetze auf; welches Geschichtswerk giebt uns eine genaue Erklärung von der notwendigen Entwickelung eines Ereignisses nach diesen Gesetzen und durch diese Kräfte?«
Ich muß gestehen, diese Darlegung frappierte mich; sie entstammte jedenfalls nicht einer phantastischen Weltanschauung, sondern war das Produkt eines aufmerksamen Nachdenkens über die Vorkommnisse des realen Lebens.
»Eure Analogik ist keine gewöhnliche, Mynheer,« antwortete ich; »aber sie scheint überzeugend zu sein.«
»Scheint? Sie ist es wirklich! Sagt mir, was findet Ihr in Euren Geschichtswerken? Eine Aufzählung derjenigen geschichtlichen Erscheinungen, derjenigen Ereignisse, welche sich in dem Zeitpunkte, von welchem aus wir erzählen können, teils wirklich zugetragen haben, teils zugetragen haben sollen. Ist das Geschichte? Das ist nur einfache Chronik; denn wo bleiben die geschichtlichen Kräfte und Gesetze? Der Naturforscher, der Chemiker wirkt gleichsam schöpferisch - freilich nur in sehr beschränktem Sinn - indem er durch die ihm bekannten Naturkräfte nach den ihm ebenso bekannten Naturgesetzen verändert, zerstört oder hervorbringt. Was aber thut der Geschichtsforscher? Er sammelt die äußeren Thatsachen, reiht sie an einem beliebigen Faden auf, wie der Kaffer seine Glasperlen, und kann nichts über ihre Erzeugung und Entwickelung sagen, ebensowenig, als der Kaffer weiß, wie seine Glasperlen entstanden sind. Und dennoch giebt er diesem Kalender den Namen der Geschichte! Ja, die Geschichte sollte die Mutter der Politik sein! Das aber, was Ihr Geschichte nennt, ist ein unfruchtbares Ding. Was sind Eure sogenannten Politiker? Sie streiten sich um die Früchte von Bäumen, die sie nicht gepflanzt haben, und verstehen es nicht, einen Kern zu pflanzen, welcher ihnen diese Früchte auf einem ebenso sichern wie friedlichen Wege bringen würde. Ich sage Euch, Mynheer: erst dann, wenn unsere Erkenntnis hindurchgedrungen ist in jene geheimnisvollen Tiefen, aus denen von dem allmächtigen Schöpfer selbst angeordnete weltgeschichtliche Gewalten nach unumstößlichen weltgeschichtlichen Gesetzen weltgeschichtliche Thatsachen emporwachsen lassen aus dem Boden, dessen Produkte wir bisher hinnahmen, ohne uns ihrer Erzeugung zu bemächtigen, dann erst können wir sagen: wir haben Geschichte. Dann werden wir Herren der Ereignisse sein; dann werden wir dieselben zu machen, zu fabrizieren verstehen, wie der Handwerker sein Werk und der Poet sein Gedicht. Dann wird die Geschichte das Kind Politik gebären, welches als Königin des Erdkreises demselben den ewigen Frieden bringt und das Schwert in die Pflugschar verwandelt, denn der Streit, der Krieg wird zur Unmöglichkeit werden, da jeder die Gesetze und Kräfte kennt, nach und mit denen der andere wirkt und handelt. Statt der Konkurrenz der Waffe wird die Konkurrenz des Friedens walten, und die Entwickelung des Menschengeschlechtes wird auf Bahnen geleitet werden, die so hoch über unserer jetzigen Kenntnis liegen, daß wir von ihnen nicht die mindeste Ahnung besitzen. Bis dahin aber wollen wir eifrig nach jenen Tiefen forschen und in Demut bekennen, daß wir noch Stümper sind!«