
also ich habe mal wenn sciurus nichts dagegen hat, diesen Leserunden-Thread eröffnet.
Ich lese die Weltbildausgabe mit einem hervorragenden Vorwort von Siegfried Augustin. Darin schreibt er daß May gerne über die lateinamerikanischen Länder schrieb: Große Teile des "Waldröschens" spielen in Mexiko, ebenso Teile von "Satan und Ischariot", "Der Scout", Ein Dichter" und "Deutsche Herzen, deutsche Helden". "Am Rio de la Plata" und "In den Cordilleren" tragen ihre Schauplätze schon im Titel, die Abenteuer um das "Vermächtnis des Inka" ereignen sich in Argentinien und Bolivien. Sogar eine seiner Marienkalendergeschichten spielt im Amazonasgebiet Boliviens - nämlich "Christ ist erstanden!".
Der Grund für diese Vorliebe liegt hauptsächlich in seinen literarischen Vorbildern. Gabriel Ferry war als Kaufmann in Mexiko, dies schlug sich auf sein Werk "Der Waldläufer" nieder, den Karl May später für die Jugend bearbeitete.
Stärker war der Einfluß von Gustave Aimard, der mehrere Jahre in Nord- und Südamerika war und von dem es eine nicht unerhebliche Anzahl von Südamerikaromanen auch in Deutschland gab und von denen May profitierte.
Danach gab es noch vor allem Friedrich Gerstäcker und Ernst von Bibra die sich in ihrem Schaffen speziell mit Südamerika befassten.
Beide bereisten mehrmals Südamerika und veröffentlichten sowohl Reiseberichte, als auch Romane und Erzählungen.
May hatte also genug Vorbilder und Anschauungsmaterial, so daß er aus dem Vollen schöpfen konnte.
"Das Vermächtnis des Inka" ist übrigens die dritte Schatzgeschichte innerhalb von drei Jahren (neben dem "El Sendador" und "Der Schatz im Silbersee"). Er mochte es halt über gewisse Dinge immer und immer wieder zu erzählen, jeweils aus einer anderen Stimmung heraus, wie Eisenbahnüberfälle, Bären- und Löwenjagden etc. und eben Schatzabenteuer.
May schrieb den Roman in den ersten Monaten des Jahres 1891 und zwischen Oktober 1891 und September 1892 wurde er in 52 Heften des 6. Jahrgangs der Zeitschrift "Der Gute Kamerad" abgedruckt. 1895 erschien "Das Vermächtnis des Inka" als Buch im Union-Verlag-Stuttgart. Die Unterschiede zwischen Zeitschriftenabdruck und Buchausgabe liegen vor allem in der Kapiteleinteilung. Die lediglich fünf Kapitel des Zeitschriftenabdrucks wurden, vermutlich von Seiten des Verlages, durch zwanzig Buchkapitel ersetzt - für den Buchleser eine angenehme Orientierungshilfe.
Die Weltbildausgabe die ich lese, beinhaltet übrigens die Zeitschriftenausgabe.
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Meine erste Frage handelt von Herrn Dr. Morgenstern, der als Gaucho verkleidet ins "Café de Paris" kommt und u.a. folgendes an hat: "Die Unterschenkel waren mit echten Gauchostiefeln bekleidet, welche folgendermaßen zubereitet werden. Man zieht beim Schlachten eines Pferdes von den unteren Beinen die Haut, doch ohne sie zu zerschneiden, noch lebenswarm herunter und legt sie in heißes Wasser, um die Haare leichter abschaben zu können. Man steckt, während diese Häute noch naß sind, die Füße hindurch und zieht sie wie Strümpfe an. Sobald das Leder trocken wird, legt es sich fest um die Waden und bildet eine sehr wetterfeste Bekleidung, welche man freilich niemals ablegen kann, sondern tragen muß, bis sie von selbst zerreißt und von den Beinen fällt. Natürlich sind da nur die Unterschenkel und der obere Teil des Fußes bedeckt; die Zehen aber sehen vorn heraus und auch die Fußsohle bleibt nackt. Der Gaucho, welcher solche Stiefel trägt, geht also barfuß..."
Frage: Gab es sowas wirklich und, ist das nicht interessant"

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Dann mal abwarten was hier noch geschieht.
