Wilhelm von Sternburg, anerkannter Publizist und Roth-Biograph, tat bei seinem teilweise überraschend enttäuschenden Vortrag über Roth vor einiger Zeit in der „Alten Feuerwache“ in Mannheim den „Antichrist“ als seltsam, verschroben usw. ab, ich saß einigermaßen verblüfft da unten und dachte ‚Da sitzt nun ein anerkannter Mann und Biograph und dann versteht er diesen wesentlichen Text nicht’ ...
Naja, den May-Text wird man gemeinhin auch nicht verstehen, ihn allenfalls unter „Pressehetze / Prozeßzeit“ usw. eintüten und Bilder brav zuordnen so in etwa in der Form „die Schatten, das sind doch Mays Gegner ...“ o.ä. ...
Ich wollte trotzdem mal auf diese m.E. interessante literarische Querverbindung hinweisen, vielleicht gibt es ja noch 1 oder 2 ‚Abseitige’, die damit halbwegs etwas anfangen können.

Noch ein paar 'Silberlöwen'-Zitate
Es gibt in Persien eine große Menge von Sekten. Eine derselben, die Schujuch, lehrt, der menschliche Körper sei nur dazu da, daß die Geister einander täuschen; das Erdenleben sei ein großer, ununterbrochener Maskenball, doch keinesweges zum Vergnügen, und je schöner, freundlicher und liebenswürdiger ein Maskenbild erscheine, desto mehr habe man sich vor ihm in acht zu nehmen. Die Kinderlarven aber seien am allerschlimmsten.
*
Es wurde hier gefälscht, gefälscht und nur gefälscht! Das Echte hatte man der Außenwelt entzogen, das Wahre, Reine, Edle hier versteckt. Die Täuschung und den Schein, die Falschheit und Entstellung verfertigte man hier und trug sie dann hinaus als ehrliche, rechtschaffne, gute Ware! Und diese Arbeit ging sehr flott von statten. Ich sah, es war ein glänzendes Geschäft!
*
Die stets verführten - Verführer! Die in Demut zerfließenden - Tyrannen! Die tugendreinen - Sünder! Die opferbereiten - Feinde! Die aufrichtigen - Heuchler! Die arglos treuherzigen - Schlangen! Und noch viele, viele tausend Aehnliche