Als digitaler Text war dieser Roman vor einigen Jahren hier auf den Seiten der Karl-May-Stiftung in digitaler Form "erstveröffentlicht" worden. Da ich bis dato nur die Bearbeitung des KMV kannte, nutze ich damals die Gelegenheit und habe anhand dieser Fassung das erste Mal die Urfassung des Romans gelesen. Dabei waren mir einige Rechtschreib- und ähnliche Fehler aufgefallen, die stark "nach Digitalisierungspatzern rochen". Ich hatte damals daher mal angefangen und für mich an einer Textfassung gearbeitet, in der ich die offensichtlichen Fehler korrigiert habe. Eine Liste mit ca. 50-60 Fehlern, die mir damals aufgefallen waren, hatte ich damals glaub ich auch hier mal verlinkt. Da mir eine wirkliche Möglichkeit zum Vergleich mit der Urfassung fehlte, war das dann aber erstmal eine Weile eingeschlafen...
Seit ich im Januar auf die Reprint-Fassung gestoßen bin, habe ich das Vorhaben neu motiviert wieder aufgegriffen

Aktuell sind noch ein Bruchteil von Stellen offen, bei denen ich mir selbst nicht so ganz sicher bin, ob der Setzer geschlampt bzw. sich verlesen hat oder ob die Stellen falsch digitalisiert bzw. übertrieben korrekturgelesen wurden.
Daher an dieser Stelle mal eine Frage, wie die folgenden zwei Textpassagen hier im Forum eingeschätzt werden:
sowie auf der nächsten SeiteUnd noch später standen Königsau und Hohenthal bei einander im ernsten Gespräch.
»Wann reitest Du ab?« fragte der Letztere.
»So bald wie möglich.«
»Und nimmst den Bajazzo mit?«
»Ja.«
»Dann kannst Du aber nicht über Metz. Dort fassen sie ihn Dir ab. Eine Festung darf so ein Kerl in jetziger Zeit gar nicht zu betreten wagen. Aber wie bringst Du ihn denn fort!«
»Das ist die Frage. Zwei Reiter und ein Pferd!«
»Nimm meinen Wagen! Du hängst Dein Pferd hinten an. Du verkaufst den Kram und giebst mir bei Gelegenheit den Erlös.«
»Das könnte sich machen. Aber wie kommst Du fort?«
»Ich borge mir Geschirr bis zur Lahn. Mache Dir überhaupt um mich keine Sorge! Wie lange bleibst Du in diesem Thionville?«
»Noch drei Tage.«
»So lange darf ich nicht warten. Wir treffen uns also erst wieder in Berlin. Laß aber unterdessen den Bajazzo nicht aus dem Auge.«
Hier ist im Erstdruck (S. 1639 und 1640) zweimal eindeutig von der "Lahn" die Rede. In der digitalen Fassung auf der KMS-Seite sowie in der CD-Fassung der "Digitalen Bibliothek" (die wie es scheint der HKA entsprechen soll und offensichtlich bis auf wenige zusätzliche Korrekturen offensichtlich aus derselben Quelle stammt) wird an beiden Stellen jedoch stattdessen das Wort "Bahn" verwendet.Bei Doctor Bertrand wurde dem Bajazzo eine Stube angewiesen, aus welcher er nicht entkommen konnte. Er glaubte, daß man diese Maßregel zu seinem eigenen Vortheile treffe. Nach einigen Tagen reisten sie zu Fuße nach der Grenze, und erst drüben benutzten sie die Lahn. So ging es bis Köln. Dort aber wurde der Bajazzo plötzlich, ohne daß er wußte, weshalb, im Gasthofe arretirt. Beim Legitimationsverhöre fragte er darnach und erhielt zur Antwort, daß man ihn nach Berlin bringen werde, wo er sicher Auskunft über die Ursache seiner Arretur erhalten werde. Er ahnte noch immer nicht, daß er die Letztere seinem Reisebegleiter zu verdanken habe. — — — —
Ich könnte mir zwei Ursachen vorstellen:
1.) May könnte in der Tat "Bahn" geschrieben haben. Der Setzer hat Mays Handschrift womöglich falsch interpretiert und statt "Bahn" dann "Lahn" gesetzt, was bei dem Korrekturlesen wieder rückgängig gemacht wurde. Aber hat sich der Setzer gleich zweimal nacheinander und dann auch an keiner anderen Stelle im ganzen Buch bei diesem Wort vertan?
2.) May schrieb hier womöglich explizit von der Lahn. Der Roman beginnt ja auch auf einer Schiffsfahrt auf der Mosel von Koblenz nach Westen (Frankreich). Hier könnte durchaus eine Schiffsfahrt auf der Lahn von der Mündung bei Koblenz Richtung Osten (Deutschland, landeinwärts) die Rede sein. Aber sagte man überhaupt "die Lahn benutzen" wenn man eine Schiffsreise meinte? Und wie passt das zum Zwischenziel Köln, das ja bekanntlich eher nordöstlich liegt? Sind irgend jemandem Gründe bekannt, die damals eine solche Route begründet hätten? Gab es überhaupt Personenschiffahrt auf der Lahn um 1870? Laut Wikipedia war die Lahn um die Zeit auf jeden Fall für die Schiffahrt ausgebaut. Für den Güterverkehr soll damals aber schon die Lahntalbahn am Flusslauf vorherrschend gewesen sein und Güterdampfschiffe sollen sich nicht durchgesetz haben - was leider nix zum Personenverkehr aussagt.
Hat einer nen heißen Tipp, ob die Lahn im Originaldruck eher ein doppelt vorhandener Fehler ist oder ob diese Version (für eine Fahrt über Köln) durchaus Sinn gemacht hätte?
Ich würde meine "revidierte" Digitalfassung dann natürlich zur Verfügung stellen, wenn sie dann mal fertig ist
