Dr. William E. Thomas MD

De mortuis nil nisi bene?
Über Karl Mays angebliche Geistesstörung

 

Viele Kommentare sind über die Kreativität von Personen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten und von hoher Originalität abgegeben worden. Es ist nicht möglich, von außergewöhnlicher literarischer, musikalischer oder wissenschaftlicher Arbeit darauf zu schließen, dass dies das Ergebnis einer Geistesstörung ist. Es gibt jedoch einige wichtige oder berühmte Persönlichkeiten, über die bekannt ist oder von denen angenommen wird, dass sie unter einer schweren oder leichten Form Bipolarer Erkrankung litten. Bei solchen Fällen gibt es natürlich während der schwerwiegenden Anfälle Unterbrechungen in ihren kreativen Aktivitäten. Leichte Depression und Hypomanie (= leichte Form von Manie) spiegeln sich normalerweise in ihren literarischen oder anderen Werken. Bei einigen Schriftstellern, Dichtern und Dramatikern nimmt man an, dass Depression die Quelle von tragischen oder traurigen Themen ist. Hypomanie andererseits die Inspiration für Komödien und Lustspiele.

Jedes Urteil auf diesem Gebiet sollte mit äußerster Vorsicht erstellt werden, vor allem wenn eine ausreichende Kenntnis der Umstände nicht vorhanden ist. Solche Informationen sind sehr rar, besonders bei historischen Persönlichkeiten. Große Sorgfalt ist erforderlich, weil es ein Thema ist, dem für die breite Masse ein Hauch der Sensationsmache anhaftet. Viele Leute suchen nicht nach einer Erklärung der Einflüsse, die zu herausragender kreativer Arbeit beitragen. Sie missbrauchen solche Studien, um mit einem selbstgefälligen Grinsen nach irgendetwas zu suchen, mit dem sie das Leben und das Werk einer herausragenden Persönlichkeit verunglimpfen können. Auf diese Weise verursachen sie oft den Lebenden Schaden und beschädigen die Erinnerung an den Toten.

Es ist die These aufgestellt worden[1], dass Karl May unter manisch-depressiver Erkrankung gelitten haben könnte, heute bekannt unter dem Namen Bipolare Erkrankung. Es ist schwer zu verstehen, wie jemand, der die Bücher und das Leben von Karl May gelesen und studiert hat, in der Lage wäre, diesem Gedanken zuzustimmen.

 
(1)    Bipolare Erkrankung – Ursache, allgemeiner Verlauf und Behandlung

Bipolare Erkrankung (manisch-depressive Erkrankung) ist eine chronische Krankheit, die ein ganzes Leben lang fortbesteht. Es ist eine Geistesstörung, bei der Episoden von schwerer Manie und Depression vorkommen. Bipolare Erkrankung ist nicht nur für den Patienten, sondern auch für die Menschen um ihn oder sie herum äußerst schmerzlich und störend. Sie kann nicht geheilt werden, kann aber gut kontrolliert werden heutzutage durch die Anwendung von Psychotherapie und die medikamentöse Behandlung, zum Beispiel mit Lithium. Ohne Behandlung bleiben die Symptome bestehen und verschlechtern sich, und es kann sein, dass schließlich die Einweisung ins Krankenhaus erforderlich ist. Wenn sie unbehandelt bleibt, ist die bipolare affektive Erkrankung mit einer hohen Selbstmordrate verbunden.[2]  Achtzig Prozent der Patienten mit bipolarer Erkrankung werden hauptsächlich mit Depression konfrontiert und entwickeln nur eine manische Episode während des zweiten oder dritten Krankheitsschubs.[3]

Die diagnostischen Merkmale bipolarer Stimmungsstörung sind im ›Diagnostischen und Statistischen Handbuch der Geistesstörungen‹, Vierte Auflage (Washington DC, 1994) umrissen, das als DSM-IV bekannt ist.

Um die Diagnose ›Bipolare Stimmungsstörung‹ zu stellen, müssen die Symptome »klinisch bedeutsame Erschöpfung oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Leistungsbereichen verursachen«
[4]. Die Symptome dürfen nicht »aufgrund der physiologischen Wirkungen von Drogenmissbrauch, einer medikamentösen Behandlung, einer anderen Behandlung gegen Depressionen oder die Auswirkung einer Vergiftung« sein. »Die Episode darf nicht durch die direkten physiologischen Wirkungen eines allgemeinen Krankheitsbildes verursacht sein ».[5]

Bipolare Stimmungsstörung wird normalerweise in Untergruppen eingeteilt: Bipolar I, Bipolar II. Periodische Erkrankung, Hypomanische Episode, Manische Episode, Mischepisode und Schwere Depressive Episode.

Bipolar I. ist als das Auftreten von einer oder mehreren manischen Episoden oder Mischepisoden von mindestens einer Woche Dauer charakterisiert. Viele solcher Patienten erfahren auch mindestens eine Schwere Depressive Episode. Zehn bis fünfzehn Prozent von bipolar-affektiven Menschen begehen Selbstmord oder werden während schweren manischen Episoden gewalttätig. Versagen im Beruf, Scheidung, Drogen- (Alkohol-) Missbrauch und unsoziales Verhalten sind typisch. Die für diese Erkrankung Anfälligsten sind die leiblichen Verwandten ersten Grades von Bipolar-I.-betroffenen Menschen.

Bipolar II. »Das wesentliche Merkmal der Bipolar-II-Erkrankung ist ein Krankheitsverlauf, der vom Auftreten einer oder mehrerer Schwerer Depressiver Episoden, begleitet von mindestens einer Hypomanischen Episode, charakterisiert ist.«[6] Das Auftreten von Manischen oder Mischepisoden würden die Diagnose von Bipolar II zunichte machen. Jene mit einem leiblichen Verwandten ersten Grades, der von Bipolar II betroffen ist, haben ein erhöhtes Risiko, einen Bipolar I oder Bipolar II zu entwickeln und eine Schwere Depressive Episode zu erfahren, als die übrige Bevölkerung.

Periodische Erkrankung – »Das wesentliche Merkmal der Periodischen Erkrankung ist eine chronische, schwankende Stimmungsstörung, die zahlreiche Perioden von Hypomanischen Episoden und zahlreiche Perioden von depressiven Symptomen einschließt".[7] Leibliche Verwandte ersten Grades von jenen, die an Periodischer Erkrankung erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko, betroffen zu werden, als die allgemeine Bevölkerung.

Manische Episoden sind durch »eine deutliche Periode von anormal und dauerhaft gehobener, mitteilsamer oder reizbarer Stimmung« charakterisiert.[8]

Die Hypomanische Episode ist durch »eine deutliche Periode von anormal und dauerhaft gehobener, mitteilsamer oder reizbarer Stimmung, die mindestens vier Tage dauert«[9], charakterisiert. Die Symptome sind im Grunde genommen so wie die für eine Manische Episode, außer daß Wahnvorstellungen und Halluzinationen nicht auftreten können. Außerdem muss die Stimmung der Person merklich anders als ihre übliche, nicht-depressive Stimmung sein, und es muss eine atypische Veränderung ihres Arbeitsniveaus geben.

Mischepisoden – Patienten, die unter Mischepisoden leiden, scheinen »den Symptomen für eine Manische und für eine Schwere Depressive Episode beinahe jeden Tag« zu entsprechen.[10]

Schwere Depressive Episode ist definiert als eine »niedergeschlagene Stimmung oder der Verlust des Interesses an fast allen Aktivitäten«. Die Dauer muss mindestens zwei Wochen betragen. Die Symptome sind Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, die Schwierigkeit zu denken und Entscheidungen zu treffen, Energieverlust, und wiederkehrende Todesgedanken, Selbstmordgedanken, -pläne oder -versuche.

Was verursacht eine Bipolare Erkrankung? Nicht viel ist bekannt über die Ursachen dieser Erkrankung. Ein chemisches Ungleichgewicht (niedriges oder hohes Niveau von bestimmtem Neurotransmittern wie Serotonin, Norepinephrin oder Dopamin) im Gehirn (es besteht ein Zusammenhang zwischen Neurotransmittern und Stimmungsstörungen) wird bei Menschen, die von Bipolarer Erkrankung betroffen sind, gefunden. Es ist bekannt, dass leibliche Verwandte ersten Grades von betroffenen Personen ein erhöhtes Risiko haben, an Bipolarer Erkrankung zu erkranken. Jedoch nicht jeder mit einer Prädisposition für Bipolar ist betroffen. Eine schwere Lebenskrise, wie zum Beispiel physische, geistige, umweltabhängige oder emotionale Ursachen, ist nötig, um die Erkrankung auszulösen.

Berücksichtigt man die biologische Erklärung, muss die Vererbbarkeit angesprochen werden. Diese Frage ist durch mehrfache Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien erforscht worden. In Familien von Personen mit Bipolarer Erkrankung haben Verwandte ersten Grades, d.h. Eltern, Kinder, Geschwister mit größerer Wahrscheinlichkeit Bipolare Erkrankung.[12][13][14]

Medikation bei Bipolarer Erkrankung

Der australische Psychiater John Cade entdeckte 1949 die therapeutische Wirkung des Lithiumkarbonats gegen Manie. In der frühen 1960er Periode wurden Medikamente gegen Depressionen für die allgemeine psychiatrische Behandlung verfügbar.[15]

Ein wichtiger Faktor muss beachtet werden. Zu Karl Mays Lebzeit gab es keine verfügbare wirksame Behandlung für Bipolare Erkrankung. Sogar heute sind die psychosozialen Folgen für viele Patienten mit Bipolarer Erkrankung tragisch.
[16] Letzte Befunde forderten die Ansicht heraus, daß Bipolare Erkrankung in deutlichen Episoden mit kleinem restlichem Defizit auftrat, sobald sich der Patient erholte. Es scheint, dass 30 – 60 % der Personen mit dieser Erkrankung es nicht geschafft haben, die volle Leistungsfähigkeit im Berufs- und Sozialleben zurückzugewinnen. Es gab ein bemerkenswert hohes Niveau der Arbeitslosigkeit, kümmerliche soziale Kontakte und mangelhafte soziale Anpassung zwischen Episoden akuter Erkrankung. Dies wäre sogar noch stärker in Karl Mays Leben hervorgetreten, da es keine wirksame Behandlung gab.

 
(2)    Beispiele für Leute, die an bipolarer Erkrankung leiden


Charles Burgess Fry, der herausragende Sportler, wurde 1872 geboren, war Kapitän der englischen Kricketmannschaft, spielte Fußball und Rugby für England, brach den Weltrekord im Weitsprung, den er einundzwanzig Jahre lang hielt und war ein Repräsentant bei der Versammlung des Völkerbundes im Jahre 1919.

CB Fry gewann als Student einen Preis für griechische Studien in Oxford, wo er an die Spitze der Bestenliste in Altphilologie gelangte. 1919 wurde ihm die Krone von Albanien angeboten, aber weil es kein Gehalt gab, lehnte er ab. Dies alles zu schaffen, muß nicht nur Talent, sondern auch eine ziemlich ungewöhnliche Hyperaktivität erfordert haben.

Die erste Auffälligkeit, die zu Tage trat, geschah 1895, dem Jahr nach all seinen Universitätstriumphen. Fry konnte nur eine ausreichende Leistung in Literae Humaniores erreichen und spielte sehr schlecht Kricket. Man sagte, er war wegen der Krankheit seiner Mutter niedergeschlagen, aber Fry war fünf Jahre lang verschlossen und niedergeschlagen! Er war 1901 wieder da, um ein Jahrhundertergebnis in sechs aufeinanderfolgenden Kricketrunden zu erzielen, ein Rekord, der nie übertroffen, aber 38 Jahre später wiederholt wurde.

Fry war ein großer Redner und Lebemann. Er sprach mit der Geschwindigkeit eines Maschinengewehrs und dominierte jede Konversation. Fry diskutierte mit Leichtigkeit über alles Mögliche, angefangen bei jambischen Pentametern bis zu den Einzelheiten lange vergangener Kricketspiele. Dann, im Jahre 1929, im Alter von 57 Jahren, kam der Zusammenbruch. Während eines Aufenthalts in Indien wurde Fry paranoid, in dem Glauben, dass die Einwohner darauf auswaren, seinen Besitz zu stehlen. Als er nach Hause gebracht wurde, war Fry verschlossen, in sich zurückgezogen und wollte seine Habe nicht aus den Augen lassen – außer einer Begebenheit, als er dabei ertappt wurde, wie er nackt den Strand herunterlief. Eine Vollzeitkrankenschwester wurde eingestellt, und etwa drei Jahre lang traf sich Fry weder mit Anderen, noch äußerte er seine Meinung oder erklärte seine Gefühle.

1933 tauchte er wieder auf und wurde noch einmal der unterhaltsame Geschichtenerzähler und der schwungvolle Kommentator von früher. Er nahm seine Arbeit als Ausbilder des Handelsmarineschulschiffs wieder auf. Die Disziplin der Mannschaft zog die Aufmerksamkeit des aufsteigenden Adolf Hitler an, und Fry wurde aufgefordert, Hilfestellung bei der Organisation von Deutschlands Jugend zu geben. Wenig kam dabei heraus.

Während des Zweiten Weltkriegs trat Fry in der Diskussionsgruppe ›The Brain Trust‹ von BBC Radio auf. Der Vorsitzende hatte Schwierigkeiten, ihn zum Schweigen zu bringen. Im Alter von 70 Jahren gab Fry an, dass er an Pferderennen teilnehmen wollte, und er wurde gefragt: »Als was – Trainer, Jockey oder Pferd?"

Fry wird von vielen für den größten Sportler gehalten, den England hervorgebracht hat. Er zeigte alle Stigmata einer ziemlich schweren bipolaren affektiven Erkrankung.

Manische Komponisten

Händel war berüchtigt für seine großen Stimmungsschwankungen, und es ist bekannt, dass er sein riesenhaftes Oratorium, den Messias, in sechs Wochen geschrieben hat. Ein anderer Komponist, Rossini, spann in dreizehn Tagen den Barbier von Sevilla, eine der großen Opern des neunzehnten Jahrhunderts, zusammen. Kritiker haben berechnet, dass es kaum einfach genug wäre, das Opus in dieser Zeitspanne zu kopieren. Rossinis musikalische Karriere erreichte mit dem Barbier von Sevilla ihren Höhepunkt, und daraufhin geriet er in eine Dürreperiode, die etwa vierzehn Jahre andauerte. Während dieser Zeit produzierte er nichts. Als er noch einmal zu komponieren begann, war sein Werk von minderer Qualität. Der Komponist Robert Schumann war manisch-depressiv, und seine kreativen Phasen sind dokumentiert. Er war in Hochstimmung während der ganzen Zeit von 1840 bis 1849, und dies waren die besten Jahre seines musikalischen Schaffens. Als Schumann sich in einer tiefen Depression befand, hörte er ganz auf zu komponieren. Im Jahre 1854 nach seiner Hauptschaffensphase versuchte er, sich im Rhein zu ertränken, aber er wurde gerettet, nur um die restlichen zwei Jahre seines Lebens im Krankenhaus zu verbringen.

 
(3)    Lebenslauf – Literarisches Werk und Ereignisse in Karl Mays Leben
[17]

Das Leben und das Werk von Karl May sind an anderer Stelle dokumentiert worden. Nur Ereignisse, die den Geisteszustand von May beeinflusst haben könnten, werden hier erwähnt. Die Auflistung von Mays literarischem Werk in chronologischer Reihenfolge zeigt, dass es keine Phase schwerer klinischer Depression gegeben hat, während der er nicht in der Lage gewesen wäre, sich auf das Schreiben zu konzentrieren.

1874:
          Die Rose von Ernstthal

1875:
         Wanda
         Das Buch der Liebe
         Der Gitano
         In-nu-who
         Ein Stücklein vom Alten Dessauer
         Die Fastnachsnarren
         Schätze und Schätzgräber
         Old Firehand
         Geographische Predigten

May lebte bei seinen Eltern in Ernstthal. Er nahm die Stelle eines Redakteurs in Dresden an.

1876:
         Auf den Nussbäumen
         Leilet (Die Rose von Kahira)
         Im Wollteufel
         Der beiden Quitzows letzte Fahrten
         Ausgeräuchert
        Unter den Werbern
        Im Wasserständer

May verlässt die Stelle des Redakteurs im Münchmeyer-Verlag und lernt seine zukünftige Frau Emma Lina Pollmer kennen. Er pendelt zwischen Dresden und Hohenstein.

1877:
        Der Samiel
        Der Kaiserbauer
        Die verhängnißvolle Neujahrsnacht
        Die Gum
        Der Ölprinz
        Ein Abenteuer auf Ceylon
        Die Kriegskasse
        Aqua benedetta
        Auf der See gefangen
        Ein Selfman

Emma Pollmer zieht nach Dresden. Ihre finanzielle Lage war schlecht, und May muss sich Geld leihen. Im Juni findet May eine andere Anstellung als Redakteur.

1878:
        Der Ducatennest
        Der Afrikaander
        Husarenstreiche
        Der Kaiserbauer
        Der Teufelsbauer
        Die drei Feldmarschalls
        Vom Tode erstanden
        Die Rache des Ehri
        Die verwünschte Ziege
        Nach Sibirien
        Der Herrgottsengel
        Die Laubtaler
        Die Rose von Sokna
        Fürst und Reitknecht
        Die falschen Exzellenzen

Ziemlich beeindruckende schriftstellerische Produktivität. May lebt in Dresden mit Emma Pollmer zusammen. Er nimmt sich die Zeit, den Tod von Emmas Onkel zu untersuchen (›Stollberg-Affäre‹). Das ganze offizielle Protokoll, das Mays Zeugenaussagen vor Gericht enthält, ist erhalten und veröffentlicht worden. May reist geschäftlich durch Deutschland. Im Juli ist Mays Redakteurzeit beendet; er zieht mit Emma nach Hohenstein.

1879:
        Die Universalerben
        Des Kindes Ruf
        Der Waldkönig
        Die beiden Nachtwächter
        Der Gichtmüller
        Der Giftheiner
        Unter Würgern
        Der Ehri
        Three carde monte
        Der Boer van her Roer
        Der Pflaumendieb
        Ziege oder Bock
        Scepter und Hammer
        Der Girl-Robber
        Fürst und Leiermann
        Im fernen Westen
        Der Waldläufer
(Umgestaltung des Romans von Gabriel Ferry)

Ein Streit mit Emma Pollmer. Drei Wochen Haft in Ernstthal (1.-22. September) als Ergebnis der ›Stollberg-Affäre‹.

1880:
        Im Sonnenthau
        Deadly Dust
        Ein Fürst des Schwindels
        Die Juweleninsel
        Tui Fanua
        Der Scherenschleifer
        Der Kiang-lu
        Der Brodnik

Emma Pollmers Großvater stirbt im Mai. Im August heiraten Karl May und Emma Pollmer, die kirchliche Trauung folgt im September. Das Paar zieht in ein Haus in Hohenstein.

1881:
        Ein Wüstenraub
        Die Both Shatters
        Giolgeda Padishanun: Abu el Nassr
                                            Die Tschikarma
                                            Abu Seif
                                            Eine Wüstenschlacht
                                            Der Merd-es-Scheitan
                                            Der Ruh’i Kulyan
        Reiseabenteuer in Kurdistan
        Ein Fürstmarschall als Bäcker

Der ›Deutsche Hausschatz‹ beginnt mit der ›Karl-May-Legende‹ (Kara-Ben-Nemsi- / Old-Shatterhand-Legende). May ist noch immer Privatmann.

1882:
        Ein wohlgemeintes Wort        
        Robert Surcouf        
        Christi Blut und Gerechtigkeit
        Saiwa tjalem
        Der Krumir
        Die Todeskarawane
        In Damaskus und Baalbek
        Das Waldröschen
(1882–1884)

Im Spätsommer treffen Emma und Karl in Dresden H. G. Münchmeyer. May stimmt zu, für seinen Verlag zu schreiben, teils wegen der Beharrlichkeit seiner Frau, aber auch wegen ihrer armseligen finanziellen Situation.

1883:
        Die Liebe des Ulanen (1883–1885)
        Im »Wilden Westen« Nordamerika’s
        Stambul
        Ein Oelbrand
        Pandur und Grenadier
        

Die Mays ziehen von Hohenstein nach Dresden um.

1884:
        Der verlorne Sohn (1884–1886)
        Der letzte Ritt (1884 u. 1885)

Karl May ist vollständig damit beschäftigt, Romane für den Münchmeyer Verlag zu schreiben.

1885:
        Deutsche Herzen, deutsche Helden (1885–1888)

Mays Mutter stirbt am 15. April. Ungefähr Anfang Mai erleidet sein Vater einen Schlaganfall. Karl May machte eine Trauerphase durch. Er war jedoch in der Lage, mit dem Schreiben Ende Mai fortzufahren. Eine schwere Depression kann nicht bewiesen werden.[19]

1886:
        Delila(h) (Fragment)
        Der Weg zum Glück (1886–1888)
        Unter der Windhose

Immer noch ist er rund um die Uhr damit beschäftigt, Romane für den Münchmeyer-Verlag zu schreiben.

1887:
        Durch das Land der Skipetaren
        Der Sohn des Bärenjägers
        Ein Phi-Phob
        Das Hamail
        Ibn el ’amm

1888:
        Maghreb-el-aksa
        Der Geist der Llano estakata
        Der Scout
        Kong-Kheou

May beendete seine Arbeit für Münchmeyer. Der Vater von May starb im September. Emma und Karl ziehen mehrmals zu verschiedenen Adressen um.

1889:
        El Sendador I: Lopez Jordan
        Die Sklavenkarawane
        Sklavenrache

May lebt und schreibt im heutigen Radebeul. Seine Geschichten werden im ›Deutschen Hausschatz‹ und im ›Guten Kamerad‹ veröffentlicht. Emma und Karl lernen Klara und Richard Plöhn kennen. 

1890:
        El Sendador II: Der Schatz der Inkas
        Der Schatz im Silbersee

May ist außerstande, die Miete zu zahlen, obwohl er kaum vom Schreibtisch aufsteht.

1891:
        Der Mahdi
        Das Vermächtnis des Inka
        Christus oder Muhammed
        Die beiden Kulledschi

Der Verleger Ernst Fehsenfeld besucht May mit dem Vorschlag, seine Geschichten in Buchausgaben auf den Markt zu bringen. Der Vertrag wird im November geschlossen. Die Vorschusszahlung von Fehsenfeld ermöglicht es May, ausstehende Schulden zu bezahlen. Weil May ein Kettenraucher war, litt er häufig an Infektionen der oberen Atemwege, Grippe oder schwerer Bronchitis.

1892:
        Mater dolorosa
        Im Sudan
        Durch die Wüste
        Durchs wilde Kurdistan
        Von Bagdad nach Stambul
        In den Schluchten des Balkan
        Durch das Land der Skipetaren
        Der Schut
(mit neu geschriebenen Anhang über Rihs Tod)

Die finanzielle Situation von May hat sich durch die Zusammenarbeit mit Fehsenfeld verbessert. May fühlt sich sicherer und schrieb im Dezember in einem Brief an einen Leser, um sich in Öffentlichkeitsarbeit zu üben: »[…] ich erzähle nur wirklich Geschehenes, und die Männer, von denen ich erzähle, haben existirt oder leben sogar noch heut. Old Shatterhand z.B. bin ich selbst.«

1893:
        Die Felsenburg
        Der Oelprinz
        Eine Ghasuah
        Nur es Sema – Himmelslicht
        Der Verfluchte
        Winnetou I.
        Winnetou II.
        Winnetou III.
                            Das Testament des Apatschen
        Der Pedlar
        Orangen und Datteln
        Am Stillen Ozean
                                    An der Tigerbrücke

Karl May wurde durch die Buchausgabe von Winnetou äußerst beliebt. Während eines Besuchs im Juni bei Fehsenfeld kamen die ehelichen Spannungen zwischen Emma und Karl May in der Öffentlichkeit zum Vorschein.

1894:
        Krüger Bei
        Am Rio de la Plata
        In den Kordilleren
        Old Surehand I.
        Maria oder Fatima
        Christ ist erstanden!

May leidet an wiederholten Anfällen von Bronchitis, verschlimmert durch Rippenfellentzündung. Vielleicht um die angespannte Situation zu Hause mit Emma zu vermeiden, reist das Paar durch Deutschland. Im November schrieb May an Carl Jung, daß er 25 Sprachen mit einigen zusätzlichen Dialekten spricht. May führte später (1904) näher aus, was er meinte.[20] May stand mit seinen Lesern hauptsächlich durch Briefe in Verbindung. Sein Privatleben behielt er für sich.

1895:
        Die Jagd auf den Millionendieb
        Old Surehand II.
        Im Lande des Mahdi I.
        Blutrache
        Der Kutb

Besuch von Ferdinand Pfefferkorn aus den USA, der sie in den Spiritismus einführte, der damals in Amerika in Mode war. Die Beliebtheit seiner Bücher half May finanziell. Er kaufte im November ein Haus in Radebeul, das er Villa »Shatterhand.« nannte.

1896:
        Der schwarze Mustang
        Freuden und Leiden eines Vielgelesenen
        Im Lande des Mahdi II.
        Im Lande des Mahdi III.
        Tut wohl denen die euch hassen!
        Die letzte Sklavenjagd
        Old Surehand III.
        Satan und Ischariot I – III
        Er Raml el Helahk
        Der Kys-Kaptschiji

Mit dem festen Wohnsitz ›Villa »Shatterhand.« Radebeul bei Dresden‹ wurde Karl May eine Person von öffentlichem Interesse und konnte nicht länger nur durch Briefe in Kontakt mit seinen Lesern bleiben. Um dem Bild zu entsprechen, das er schuf, und um etwas für die neugierige und wißbegierige Öffentlichkeit zu tun, kaufte Karl May die Silberbüchse und den Bärentöter von einem Dresdener Büchsenmacher. Er stellte sie in seiner Villa aus, damit die Besucher sie sahen. May ließ auch 101 Photos von sich in den Kostümen von Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi machen. Die Fotos wurden an seine Leser verkauft.

Jedoch, als er im August – September in Lorch am Rhein im Urlaub war, wo er bei der Familie des Weinhändlers Jung wohnte, sprach Karl May nie über seine Bücher. Wenn er direkt gefragt wurde, wie Carl Jung der Jüngere später berichtete[21] – »… Fragen nach weiteren Einzelheiten über seine Reiseerlebnisse wich er gewöhnlich mit einer kurzen abfertigenden Antwort aus, so daß ich bald erkannte, daß er in diesen Dingen nicht besonders mitteilsam sein wollte.«

In diesem Jahr schrieb Karl May auch ›Freuden und Leiden eines Vielgelesenen‹. Diese exzellente Selbstbeschreibung ermöglicht einen einzigartigen Einblick in Karl Mays Gedankenwelt.
[22].

1897:
        To-kei-chun
        Old Cursing-dry
        Im Reiche des Silbernen Löwen
        Auf fremden Pfaden
        Ein Blizzard
        Weihnacht!

Das Leben wurde hektisch für Emma und Karl May. Die Beliebtheit seiner Bücher erreichte Kultstatus. Im allgemeinen identifizierte die Öffentlichkeit Old Shatterhand mit Karl May. Mehr und mehr Leser wollten Old Shatterhand in seiner Villa besuchen, genau wie heutzutage Bewunderer von Elvis Presley nach Graceland strömen.

»Massen von Besuchern«, schrieb Emma May in einem Brief vom 16. Oktober, »da klingelte es alle drei Minuten, so daß ein Mädchen nur immer an der Pforte stehen mußte.« Und weiter: »Gräfin Jankovic auf einige Tage, dann Besuch aus Berlin, Hamburg, Warschau, […]«
»Es […] sammelten sich z. B. soviel Fremde hier an, daß wir Abends mit einigen hießigen Bekannten 26 Personen zu Tisch hatten.«
»An den 3 Weihnachtstagen haben wir zusammen 43 Leute zu Tisch gehabt«. [Emma May in einem Brief vom 10.2.1898]

May war sein eigener Public Relations- und Geschäftsdirektor. Was er für gewöhnlich in Briefen an seine Leser zu schreiben pflegte, erzählte May jetzt seinen Besuchern. Dr. Fr. Amroth, der May im Januar einen Besuch abstattete, erwähnte, wie die Diskussion hauptsächlich das berührte, was in seinen Büchern stand, und was die Öffentlichkeit vom Autor selbst hören wollte. Der einzige Weg, wie er den Besuchern entkommen konnte, war auf Reisen zu gehen. Es zeigte sich jedoch, daß dies keine Lösung war: »Das Wort: Karl May ist da, fuhr im nähern Bekanntenkreise wie der Blitz herum […]« (6. Juni in Königswinter). Karl May war sich seiner Rolle und Geschäftsverpflichtungen bewusst, als er in Komotau (13. Juli) nicht fotographiert werden wollte, mit der Behauptung, der Verleger seiner Bücher habe die Exklusivrechte an seinen Bildern.

Nach der Rückkehr nach Radebeul im August schrieb Emma May in einem Brief: »[…] wir hatten wieder zwei Amerikanerinnen zu Besuch; so lange wir heim sind, haben wir noch keine Ruhe gehabt.« Karl May wurde »Der Liebling der Leserwelt«.
[23] Das Ehepaar May entkam unbehelligt nach Birnai in Böhmen (26.10-17.11), wo May »Weihnacht!« beendete.

1898:
        Scheba et Thar
        Im Reiche des silbernen Löwen
        Ein Rätsel
        Indianische Mutterliebe

Das ›Prager Tagblatt‹ berichtet im Februar, als sich Karl May geschäftlich mit Verleger Vilimek in Prag trifft: »Dr. Carl May, der bekannte Weltreisende und Schriftsteller, Tausenden von Lesern unter dem Namen Old Shatterhand und Kara ben Nemsi bekannt […]« Gewiss eine gute Reklame für Mays Bücher. Karl May hatte sich gut im Griff, als er das Angebot ablehnte, die berühmte Orgel im Kloster Emausy in Prag auszuprobieren! [May lehnte es auch ab, sich mit einer Besuchergruppe von Arabern zu treffen.] Später in diesem Monat nahm May bei einem Karneval im Wiener Spielkasino an einer Diskussion mit Baron Vittinghoff-Schell teil, hielt einen Vortrag über Winnetou, sprach mit den Mitgliedern des österreichischen Königshauses, von denen einige eifrige Leser seiner Bücher waren, traf Mitglieder seiner Fanclubs.

1899:
        Am Jenseits
        Die ›Um ed Dschamahl‹

Im März brach Karl May von Radebeul zu seiner Orientreise auf. Die oft zitierten »psychotischen Zustände« während seiner Reise (in Padang und Istanbul) können nicht nachgewiesen werden. Vielmehr ist auf einen Zustand zu schließen, unter dem Waller in ›Und Friede auf Erden!‹ litt – die Ruhr.[24]

1900: Im Juli kehrt May nach Radebeul zurück.

1901:
        Et in terra pax
        Der Zauberteppich
        Himmelsgedanken

Am 14. Februar stirbt Richard Plöhn.

1902:
        Am Tode
        Im Reiche des silbernen Löwen III.
        Scheitana-Weib-Wüste

In der angespannten familiären Situation des März verbringt May die Nächte in einem Hotel. Klara Plöhn wird im April die Sekretärin von May. Im August ist Emma mit einer Scheidung einverstanden.

1903:
        Im Reiche des silbernen Löwen IV.
        Sonnenscheinchen
        Das Geldmännle

Im Januar wird die Scheidung gerichtlich bestätigt. Im Februar können Klara Plöhn und Karl May heiraten. In März folgt die kirchliche Trauung in Radebeul. In November verursachen die vom Gericht freigegebenen Gefängnisakten bei May eine tiefe Erschütterung.

1904:
        Und Friede auf Erden
        Weltall – Menschheit – Krieg

»Die lebhaften, gemütlichen Erzählungen dieses berühmten, vielgepriesenen und vielgeschmähten Mannes und seiner ebenso geistreichen, treuen Lebensgefährtin, fesselten die Aufmerksamkeit der Anwesenden im höchsten Grade«, berichtete am 27. Oktober das ›Donauwörter Anzeigenblatt‹ über einen Vortrag Mays, den er an der dortigen Schule hielt.

1905:
        Ein Schundverlag

Der Artikel ›Ein König der Schwindler‹ erscheint im Juni in einer Dresdener Zeitung.

1906:
        Babel und Bibel
        Kyros
        Briefe über Kunst

1907:
        Schamah

        Der Mir von Dschinnistan
        Bei den Aussätzigen
        Frau Pollmer, eine psychologische Studie

Der Gesundheitszustand von May verschlechtert sich; von Mai bis Juni bleibt er in Bad Salzbrunn. Im November findet bei ihm eine Hausdurchsuchung auf Veranlassung der Behörden in Verbindung mit den Gerichtsverfahren statt. Im November besucht der Psychiater Dr. Paul Näcke May in Radebeul.

1908:
        Meine Beichte
        Abdahn Effendi

Klara und Karl besuchen Prag; Berlin im Juni. In September reisen sie nach Amerika, wo May am 18. Oktober in Lawrence einen Vortrag hält.

1909:
        Winnetou IV
        Ardistan und Dschinistan I/II
        Ein Schundverlag und seine Helfershelfer

In Dezember liefert er einen Vortrag an ein Bildungsinstitut für englische Damen.

1910:
        Mermameh
        Mein Leben und Streben
        An die 4. Strafkammer des Königl. Landgerichtes III in Berlin

Egon Erwin Kisch besucht May in Radebeul..[25]

1911: Aufenthalt in Joachimsthal.

1912: Am 22. März hält er einen Vortrag in Wien. Karl May stirbt am 30. März in Radebeul.

  
(4)   Könnte klinische Depression oder Manie im Leben Karl Mays nachgewiesen werden?

Die meisten Leute mit bipolarer Erkrankung haben zu gewissen Zeiten in ihrem Leben Perioden von Depression. Es gibt keine Beweise dafür, dass Karl May unter einer schweren depressiven Phase gelitten hat, die die Grundlage für eine psychiatrische Diagnose wäre, wie sie im DSM-IV beschrieben wird.

Wenn man das schriftstellerische Werk von Karl May über die Jahre hinweg betrachtet, gab es eine Phase im Jahr 1885, in der er nicht in der Lage war, sich auf das Schreiben zu konzentrieren. Am 15. April 1885 starb die Mutter von Karl May. May war bis Mitte/Ende Mai nicht in der Lage, seinem Verleger das wöchentliche Pensum an Fortsetzungen zu liefern. Er machte eine Trauerphase durch, eine Trauerreaktion.
[26]

Der Aufsatz (1) zitiert als einen Beweis der schweren Depression Mays einen von May an Fehsenfeld geschriebenen Brief von 1893: »Ich bin infolge häuslicher Zerwürfnisse jetzt immer so niedergeschlagen, daß ich oft nach der Wand über meinem Schreibtisch sehe, wo der geladene Revolver hängt. Man bedarf doch der Ruhe, so oder so!« Jedoch war das Jahr 1893 ein sehr erfolgreiches Jahr für Karl May. Er wurde durch die Buchausgabe von ›Winnetou‹ sehr bekannt. Die Öffentlichkeit wurde dazu gebracht, Old Shatterhand mit Karl May gleichzusetzen durch die Verbreitung der vom ›Deutschen Hausschatz‹ gestarteten Werbekampagne. In diesem Jahr verbesserte sich seine finanzielle Situation erheblich, so dass er keinen Grund hatte, depressiv zu werden. Aber die Beziehung zwischen Emma und Karl verschlechterte sich rasch.[27] Es war eine Zeit der Ehestreite mit seiner Frau Emma, die immer bekannter wurden. May erwähnte auch einen Revolver in einem Brief an Professor Dr. Paul Schumann von 1904[28]. May verwendete dieses als eine Redewendung, zur Dramatisierung, nicht als Ausdruck von Selbstmordgedanken.

Mays anschauliche Beschreibung seines körperlichen Schmerzes von 1910[29] wird in dem Aufsatz (1) als Teil seiner lebenslänglichen depressiven Phasen interpretiert. In der Tat war der Schmerz körperlichen Ursprungs.[30] Die Behauptung von (1): »Schlafstörungen, die May im Alter als Symptom seiner depressiven Verstimmung deutete, waren in seinen kreativen und auch hypomanischen Phasen permanent präsent«[31] vermutet fälschlicherweise Geisteskrankheit. Es war körperlicher Schmerz, der May sich elend fühlen ließ in seinen letzten Jahren. Viele Leute studieren, konzentrieren sich und schreiben besser bei Nacht. Das ist einfach eine Arbeitsgewohnheit und nicht eine Geistesstörung. Alter mit Depression zu verbinden als Teil von Mays langanhaltender bipolaren Erkrankung ist falsch. Der Autor (1) zog keine organischen Ursachen für Depression einschließlich zum Beispiel Schwachsinn, Huntington-Chorea (Veitstanz), zeitweiliger Epilepsie und Parkinsonsche Krankheit in Betracht. Eine organische Ursache sollte vor allem berücksichtigt werden, wenn sich die Stimmungsstörung bei einer älteren Person zeigt.[32] Auf solche Weise übersah der Autor von (1) die Ursache des chronischen Schmerzes, unter dem May litt.

Die unbewiesene seelische Erkrankung, die Karl May angeblich während seiner Orientreise in Padang und Konstantinopel hatte, werden in (1) als Beweise einer bipolaren Erkrankung von May präsentiert. Erstens ist der Begriff der ›Psychose‹ in sich nicht diagnostisch. Zweitens ist der Bericht über den psychischen Zusammenbruch Mays nicht bestätigt worden.
[33] Eine andere Bemerkung von (1), dass May »hier offensichtlich nach einer Erklärung für die ihm unverständliche zyklische Schwankung seines Gemütszustandes« suchte[34], ist falsch. Eine Beschreibung von manisch-depressiven Zuständen war Teil aller psychiatrischen Lehrbücher zu Mays Lebzeiten.

In ›Meine Beichte‹ schrieb May, er habe an ›Depression‹ gelitten während seiner Qualen in den 1860ern. Die traumatische Amnesie und Halluzinationen, die May beschrieben hat, die er während dieser Zeit an sich erfuhr, sprechen jedoch gegen eine schwere Depression. Andere typische Anzeichen einer schwereren Depression wie ›Änderungen des Appetits und Gewichts‹, die May während seiner Orientreise beschrieb, standen im Zusammenhang mit seiner Durchfallerkrankung. ›Änderungen der Schlaf- und psychomotorischen Aktivität‹ – das Schlafmuster, während der Nacht zu arbeiten und länger bis in den Tag zu schlafen, war lange Zeit Mays Arbeitsgewohnheit. Es gab keine längere Phase von ›verminderter Energie oder Untätigkeit‹, wenn wir die Liste der jährlichen literarischen Leistung von May überprüfen. Nichts entspricht dem Muster von Leuten mit bipolarer Erkrankung, die manchmal jahrelang arbeitsunfähig gemacht werden. Dies ist auch auf ›Schwierigkeit zu denken, sich zu konzentrieren oder Entscheidungen zu treffen’ anwendbar, und auch für ’krankhafte Gefühle der Wertlosigkeit oder Schuld‹. Das zitierte Gedicht in (1) von Karl May »Ich bin so müde …«, das während der Orientreise geschrieben wurde, war nicht anderes als nur das, ein Ausdruck von Einsamkeit, trauriger Stimmung, und nicht ein Zeichen für einen tiefen, arbeitsunfähig machenden depressiven Zustand.

Es scheint, dass das Hauptargument in (1) für Karl Mays bipolare Erkrankung May ist, wie er in der Öffentlichkeit in den Jahren 1893–1900 und später auftrat. Das wird als »hypomanich-manische Episoden«
[35] eingestuft. Nach der gegebenen Beschreibung litt May sein ganzes Leben unter »langdauernden Hypomanie«[36], sogar bis weit im Alter.[37] Dieser Zustand, wird in (1) behauptet, war schwach, aber »matter und nun deutlich überlagert von depressiven Episoden«.[38]

Eine solche Version, wie sie in (1) über Karl Mays Geisteszustand abgegeben wird, würde von einem Psychiater eher als Periodische Erkrankung beschrieben werden: »das wesentliche Merkmal der Periodischen Erkrankung ist eine chronische, schwankende Stimmungsstörung, die zahlreiche Perioden von Hypomanischen Episoden und zahlreiche Phasen von depressiven Symptomen einschließt«.[39] Jedoch die in (1) angebotene Diagnose sind Hypomanische und Manische Episoden, charakterisiert durch deutliche Phasen von anormaler und dauerhaft gehobener, mitteilsamer oder reizbarer Stimmung, die mindestens vier Tage andauert[40][41], und das tägliche Leben stört.

Es gibt bestimmte Beobachtungen bei Karl Mays Verhalten, die gegen die klassischen Anzeichen unbehandelter Manie sprechen:

  1. Es gibt keine Berichte über manisches Verhalten, wie es aus Beschreibungen von unbehandelten Patienten bekannt ist, wenn sie gewalttätig oder sogar selbstmörderisch werden und weggeschlossen oder ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen. Die oft zitierte ›Psychose‹ während Karl Mays Orientreise erwies sich als unhaltbar. Es gibt keine belegten Phasen, während denen Karl May wegen schwerer Depression, Hypomanie oder manischen Zuständen nicht in der Lage gewesen wäre zu arbeiten oder sich in die Gesellschaft einzufügen.

  2. Kein ›verbaler Müll‹ wurde jemals aufgezeichnet, wie er bei akuter Manie vorkommt, wobei es eine typische Ideenflut gibt, bei der die Verbindung zwischen einer Idee und der nächsten auf Zufallsassoziationen einschließlich ähnlicher Geräusche (der Klangassoziation)[42] beruht. In allen erhaltenen Berichten über das Auftreten Karl Mays in der Öffentlichkeit war seine Rede zusammenhängend, selbst wenn er sehr redselig war.

  3. Es war der ›Deutsche Hausschatz‹, der den Aufbau von Karl Mays Bild in der Öffentlichkeit, die ›Karl-May-Legende‹ startete, als die Redaktion folgendes veröffentlichte: »Der Verfasser der Reise-Abenteuer hat alle Länder, welche der Schauplatz seiner Erzählungen sind, selbst bereist. Unlängst ist er von einem Ausflug nach Rußland, Bulgarien, Konstantinopel etc. zurückgekehrt, und zwar mit einem Messerstich als Andenken. Denn er pflegt nicht, mit dem rothen Bädeker in der Hand im Eisenbahn-Coupé zu reisen, sondern er sucht die noch wenig ausgetretenen Pfade auf.«[43] Die Legende, welche die Hausschatz-Redaktion hier begründete, geschah gewiss nicht in Absprache mit Karl May, aber er wird die Redaktion über seine sogenannten Reisen informiert haben. Jedoch wollte er damit nicht öffentlich angeben! Ausschlaggebend waren rein geschäftstaktische Gründe. Authentische Reiseberichte lassen sich besser veröffentlichen. May war auf regelmäßige Schriftstellerhonorare dringend angewiesen – als Vorbestrafter durfte er seinen Lehrerberuf nicht mehr ausüben. Eine weitere Taktik Mays: Wenn er für andere Verlage (z.B. Münchmeyer) gleichzeitig schrieb und deshalb weniger Hausschatz-Beiträge liefern konnte, hatte er die Ausrede, er sei auf Reisen. An einer ›öffentlichen‹ Karl-May-Legende (Old Shatterhand & Kara Ben Nemsi) war May in den 1880er Jahren nicht interessiert.

May setzte später die Hausschatz-Tradition fort. Claus Roxin führt in seiner Studie ›Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand‹[44], vier mögliche Gründe für Mays Verhalten nach 1890 an: (a) May spielte die Rolle von Old Shatterhand, um seine Vergangenheit zu verbergen. (b) May war mehr oder weniger von seinen Lesern in die Rolle von Old Shatterhand gezwungen worden. (c) Es war ein Bestandteil von Karl Mays Eigenwerbung. (d) Mays Verhalten war ein Ausdruck narzisstischer Neurose. Neuerdings (1) stellt die These von bipolarer Erkrankung als Ursache von Mays Auftreten auf.

Die Gründe (b), und (c) scheinen das Verhalten Karl Mays zu erklären, da die Diagnose hypomanische oder manische psychische Erkrankung unhaltbar ist.

Die Frage der vererbbaren Charaktereigenschaften bei den Vorfahren von Karl May

(1) erwähnt auch die Möglichkeit der Familiengeschichte als ein entscheidender Faktor zur bipolaren Erkrankung von May. Der Großvater mütterlicherseits, ein Christian Friedrich Weise, wurde 1832 erhängt aufgefunden. Die Todesursache entsprechend dem offiziellen Eintrag im Totenbuch war »Trunkenheit und Verzweiflung«.[45] Solange ausreichende Informationen über Ch. F. Weise und die Umstände seines Todes fehlen, ist es kaum gerechtfertigt, ihn mit einer psychiatrischen Diagnose zu verbinden.[46]

Es ist bekannt, dass die Verwandten ersten Grades eher eine genetische Neigung zu bipolarer Erkrankung haben. Selbst wenn der Vater von May bekannt war für seine schlechte Laune, war er nicht manisch-depressiv, ist nie ins Krankenhaus eingewiesen worden oder unter psychiatrische Aufsicht gestellt worden.

Um zu beweisen, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen, muss bewiesen werden, dass nahe Verwandte von geistig Kranken häufiger ebenfalls geistig krank sind als die allgemeine Bevölkerung, und dass dieses nicht durch eine gemeinsame Umwelt erklärt werden kann. Jedoch weisen sowohl die Zwillings- als auch die Familienforschung darauf hin, dass es wirklich oft eine genetische Veranlagung gibt und dass im großen und ganzen diese Veranlagung charakteristisch ist. Nur eine Art von Geisteskrankheit tendiert dazu, innerhalb einer bestimmten Familie aufzutreten.[47] In Familienstudien wurde herausgefunden, dass das Verhältnis von Verwandten ersten Grades von manisch-depressiven Patienten, die ebenfalls von manisch-depressivem Irresein betroffen sind, fast genauso ist, obwohl etwas geringer, wie das Verhältnis von gleichgeschlechtlichen männlichen Zwillingen. Stenstedt führte eine der besten Studien[48] in Schweden durch. Er nahm als seinen Ausgangspunkt alle Beispiele manisch-depressiver Psychose von 1919 bis 1948 aus zwei Gegenden in Schweden. Stenstedt fand heraus, dass von den Brüdern und Schwestern 7 Prozent mit Sicherheit betroffen waren und weitere 7 Prozent möglicherweise betroffen. Bei den Eltern war das Verhältnis 5 Prozent und 7,5 Prozent, bei den Kindern 11 Prozent und 17 Prozent. Das tatsächliche Vorkommen der Krankheit variierte bei verschiedenen Mitgliedern derselben Familie. Die Familienstudie deutete darauf hin, dass Patienten mit vielen Anfällen und Patienten mit wenigen Anfällen, Patienten mit überwiegend manischen Symptomen und Patienten mit überwiegend depressiven Symptomen, Patienten mit einem frühen Beginn und jene mit einem späten Beginn der Krankheit im Grunde genommen alle Varianten derselben Erkrankung hatten, da all diese Abarten innerhalb der selben Familie auftreten können.

Um die angebliche manisch-depressive Erkrankung bei Karl May nachzuweisen, müssten mehr Untersuchungen zu seinen Familienmitgliedern gemacht werden. Wenn man das Auftreten von manisch-depressiver Erkrankung bei Verwandten prüft, ist es weiter verbreitet als in der allgemeinen Bevölkerung. Die Häufigkeit fällt dramatisch ab, je entfernter der Grad der Verwandtschaft und die genetische Ähnlichkeit werden.[49] Die erste Generation der Nachkommen ist gefährdet; die zweite Generation trägt weniger ›dominante‹ Eigenschaften in sich.[50] Diese Tatsachen sind heute bekannt und sind im DSM-IV enthalten, in dem die leiblichen Verwandten ersten Grades als diejenigen genannt werden, die ein erhöhtes Risiko haben, Bipolar I oder Bipolar II zu entwickeln und häufiger als die allgemeine Bevölkerung an schweren depressiven Episoden zu leiden. Das Studium der näheren Verwandten, eineiigen Zwillingen und adoptierten Kindern, deren leibliche Eltern an bipolarer Erkrankung litten, weisen stark darauf hin, daß die Krankheit genetisch übertragen wird und daß Kinder von Eltern mit bipolarer Stimmungsstörung ein größeres Risiko haben, die Erkrankung zu entwickeln.

Was die Arbeit (1) als Beweis für Mays bipolare Erkrankung[51] vorschiebt, reicht nicht aus, die These zu unterstützen. Es bestätigt ganz sicher nicht die bekannten Tatsachen über leibliche Verwandte ersten Grades. Mehr Forschung zu Mays Stammbaum unter besonderer Berücksichtigung der Fälle von Geisteskrankheiten wäre erforderlich, bevor die in (1) ausgedrückte Ansicht überhaupt Glaubwürdigkeit erlangen könnte.

Der Autor (1) benannte sein Essay ›Autor in Fabula – Karl Mays Psychopathologie …‹. Warum die Vermutung »geistige Abnormität«? Ist es, weil es einfach der deutschen Tradition folgt, einen ihrer erfolgreichsten und beliebtesten Verfasser zu verleumden? Mays frühkindliche Erblindung wird zu einer »eine ophthalmologische Unmöglichkeit«
[52] erklärt, selbst wenn dies nicht richtig ist und nicht untermauert werden kann. Von solch falschen Voraussetzungen ausgehend, übernimmt der Autor die Ansicht, Karl May sei ein Psychopath, ein pathologischer Lügner[53] gewesen. Aufbauend auf seine Kritiker schreibt er über May, er hätte eine »bizarre Persönlichkeitsstruktur«[54] gehabt. Wieder die negative, rufschädigende Einschätzung Karl Mays, basierend auf dem, was seine Kritiker und Feinde vor einhundert Jahren sagten. Karl May selbst antwortete seinen Kritikern[55], aber seine Worte werden nicht in dem Essay erwähnt.

Karl May beurteilte seine Reaktion auf das Trauma richtig, unter dem er in jungen Jahren litt, dass sie ärztliche Betreuung brauchte und nicht Gefängnisstrafen. Das wurde wieder übersehen. Fast alle Autoren – einschließlich (1) – schenkten dem, was May selbst sagte, keine Aufmerksamkeit, in dem Glauben, dass er ein Lügner war, sondern versuchten, May als eine neurotische, narzisstische Persönlichkeit darzustellen, als psycho-neurotisch, und schließlich sogar als seelisch unausgeglichenen Manisch-Depressiven. Immerzu das Negative über Karl May, die ganze Zeit darauf beharrend, daß May auf irgendeine Weise anormal war.

Der Autor von (1) sieht die Periode in Mays Leben von 1862–1874 nicht als die Zeit des Stresses und Mays Reaktion darauf. Er nennt es eine Periode von »Kriminalitäts- und Vagantenphase Mays als Ausdruck der Persönlichkeitsstörung«.
[56] Er nimmt an, dass es keine Reaktion auf Lebensereignisse darstellt, sondern Ausdruck von Mays Abweichen von der normalen Wahrnehmung ist[57] und Karl May zu einer moralisch gestörten Persönlichkeit macht. Der Autor (1) behauptet auch, dass May »regelmäßig in immer neuen Varianten [leugnete]«.[58] Das sei so seit Mays Jugendzeit bis ins hohe Alter geschehen. Um Mays üblen Charakter zu demonstrieren, bringt der Autor von (1) eine aufgebauschte Liebesaffäre mit einer verheirateten Frau[59], um die moralische Verderbtheit des neunzehn Jahre alten May herauszustellen.

Eheliche Reibereien gehören mit zu den schwierigsten Situationen, mit denen man es zu tun hat. Was nicht in (1) in Verbindung mit Mays ›Frau Pollmer, eine psychologische Studie‹ erwähnt wird, ist die Tatsache, dass Emma Pollmer an einer Geisteskrankheit litt
[60]  und deswegen später in ihrem Leben hospitalisiert werden mußte. Das Klara-May-Tagebuch beschreibt Emmas Verhalten in einigen Einzelheiten, die ziemlich aufschlussreich sind.

Ereignisse aus dem Leben Karl Mays werden in (1) als psychiatrische Symptome dargestellt, z. B. Diskussionen mit den Lesern seiner Bücher, über die verzerrt und falsch berichtet wurde, wie May in seinem Brief an eine Zeitung in Dresden hinweist.[61] Kellnern und Hausangestellten Trinkgelder zu geben wird als Zeichen von Größenwahn ausgelegt – während Wohltätigkeit durch Karl May überhaupt nicht erwähnt wird.[62] Das Verschicken von Postkarten von Mays Orientreise wird in (1) als manisches Verhalten eingestuft, während es in Wahrheit eine normale werbewirksame Öffentlichkeitsarbeit war.

Auf diese Art und Weise wurde künstlich eine psychiatrische Diagnose geschaffen. Es gab keine schweren, arbeitsunfähig machenden depressiven Phasen oder schwerwiegende hypomanische oder manische Erkrankungen in wichtigen Bereichen seiner Leistungsfähigkeit, die in Karl Mays Leben dokumentiert sind. Die Diagnose ›Bipolare Erkrankung‹, wie sie im DSM-IV beschrieben wird, kann nicht bestätigt werden. Karl May war ein erfolgreicher kreativer Schriftsteller und sein eigener Geschäfts- und Public-Relations-Manager. Er war ein Künstler, nicht ein nachweisbar psychisch Kranker.
 

Tafel aus Kapern bei Gartow Foto:
Hartmut Kühne

 


 

Anmerkungen
    

[1] Johannes Zeilinger: ›Autor in Fabula‹, Dissertation Universität Leipzig, 1999.

[2] Unbehandelt ist manisch-depressive Erkrankung mit einer Selbstmordrate von etwa 20% verbunden. In: OMIN (Online Mendelian Inheritance in Man) John Hopkins University – Major Affective Disorder: Manic-depressive Psychosis. Gene map locus 2001.

[3] Prof. Gordon Johnson -Department of Psychiatry at the University of Sydney – in: Australian Doctor 28 July 2000.

[4] DSM-IV, p.336.

[5] DSM-IV, p.336.

[6] DSM-IV, p.359.

[7] DSM-IV, p.363.

[8] DSM-IC, p.328.

[9] DSM-IV, p.335.

[10] DSM-IV, p.333.

[11] DSM-IV, p.320.

[12] Davis, S.F.& Palladino, J.J.: ›Psychology‹ (3rd ed.). Upper Saddle River, NJ; Prentice Hall Inc. 2000.

[13] Die Old Order Amish of Lancaster County, Pennsylvania, USA, ist verwendet worden, um eine Form von manisch-depressiver Erkrankung und die Verbindung zu den Genen zu erforschen: Egeland, J.A. et alii: ›Bipolar affective disorder linked to DNA markers on chromosome 11‹(»Bipolare affektive Erkrankung in Beziehung zu DNS-Markern auf Chromosom 11«), Nature 325:783-787,1987. Siehe auch: Gelemter, J.: ›Genetics of bipolar affective disorder – time for another reinvention?‹ (›Genetik der Bipolaren Affektiven Erkrankung – Zeit für eine weitere Wieder-Erfindung?‹) (Editorial) Am. J. Hum.Genet.56: 1262-1266, 1995.

[14] Unter Verwendung von Positronenemissionstomographie-Aufnahmen (PET) der Gehirndurchblutung und dem Grad des Glucosestoffwechsels, um Gehirnaktivität zu messen, konnte ein Bereich verminderter Aktivität lokalisiert werden: Drevets, W.C. et alii: ›Subgenual prefrontal cortex abnormalities in mood disorders‹ (»Stirnlappenabnormalitäten bei Stimmungsstörungen«). Nature 386:824-827, 1997.

[15] Fieve, R.: ›Moodswing – The Third Revolution in Psychiatry‹, William Morrow & Co. USA 1975.

[16] Acta Psychiatrica Scandinavica 2001; 103:163-70.

[17] Grundlage für die Terminierung war die Zeitchronik über Karl May’s Veröffentlichungen in Band »Ich«, Karl-May-Verlag, Bamberg 1992. Ferner Ralf Harder: Karl May und seine Münchmeyer-Romane, Ubstadt 1996; Siegfried Augustin: Vorwort zum KMG-Reprint ›Frohe Stunden‹, Hamburg 2000.

[18] Maschke, F.: ›Karl May und Emma Pollmer‹, Karl-May-Verlag Bamberg 1973.

[19] Thomas, WE: Karl May & Trauer

[20] Karl May: ›An den Dresdner Anzeiger‹, Jb-KMG 1972, p.139.

[21] Volker Griese: ›Karl May Stationen eines Lebens‹, Sonderheft der KMG Nr.104/1995, unter August 1896.

[22] Vgl. Wilhelm Brauneder: May über May: Ein »Vielgelesener« – kein »Vielgereister«!

[23] »Der Liebling der Leserwelt« – in: (21) unter September 1897 – ›Deutscher Hausschatz‹ Nr.49.

[24] Thomas, W. E.: Karl May in der deutschen Tradition.

[25] Kisch, E. E.: ›Hetzjagd durch die Zeit‹, Aufbau Taschenbuch Verlag GmbH, Berlin 1994; S. 71-97 – »Im Wigwam Old Shatterhands".

[26] Vgl. Anm. 19.

[27] Maschke, F.: ›Karl May und Emma Pollmer‹, Karl-May-Verlag Bamberg 1972, pp.55-56.

[28] Karl May: ›An den Dresdner Anzeiger‹, Jb-KMG 1972, S.14.

[29] Karl May: Mein Leben und Streben, Freiburg 1910, S. 299-300.

[30] Thomas, W. E.: Karl Mays letzte Erkrankung und Todesursache

[31] Vgl. Anm. 1, 2.6.3

[32] Gerard, A; Johnson, G; Storey,C: ›Bipolar Disorder – could it be organic?‹, Current Therapeutics, Vol.41, No.4 (April 2000), pp.79-81.

[33] Thomas, W. E.: Karl May in der deutschen Tradition.

[34] Vgl. Anm. 1, 2.6.4

[35] Vgl. Anm. 1, 2.6.3

[36] Ebenda

[37] Vgl. Anm. 1, 2.6.3

[38] Ebenda

[39] DSM-IV, p.363.

[40] DSM-IV, p.335.

[41] DSM-IV, p.328.

[42] Wenn zum Beispiel ein Patient von Kingstown gefragt wird »Wo lebst du?«, erhält man eine Antwort wie: »King, King staying, see the King he’s standing, king, king, sing, sing, bird on the wing, wing on the bird, bird, bird, not heard, turd. King, King staying, see the King he’s standing, king, king, sing, sing, bird on the wing, wing on the bird, bird, bird, not heard, turd.« usw.

[43] ›Deutscher Hausschatz‹ Nr. 9.

[44] Jb-KMG 1974.

[45] »Trunkenheit u. Verzweiflung«

[46] Es ist fast unmöglich, eine Diagnose in solchen Fällen abzugeben: Die Tuch- und Lumpenhändlerin Dorothy Handland befand sich »in einem Anfall geistiger Umnachtung« als sie sich 1789 im Alter von 84 Jahren an einem Eukalyptusbaum in Sydney Cove (Australien) erhängte. Zwei Jahre zuvor hatte sie England mit der ersten Flottille verlassen, nachdem sie zu sieben Jahren Verbannung wegen Meineids verurteilt wurde. Dorothy verdiente sich nicht nur dadurch einen zweifelhaften Ehrenplatz in der australischen Geschichte, daß sie der älteste weibliche Sträfling auf der First Fleet war, sondern auch dadurch, dass sie die erste Person war, die in der neuen Kolonie New South Wales Selbstmord beging. Obwohl keine medizinischen Aufzeichnungen verfügbar sind, haben moderne Kommentatoren vermutet, dass sie depressiv gewesen sein könnte und möglicherweise an Schwachsinnigkeit litt. Vielleicht hatte sie eine ernste körperliche Krankheit, die nicht adäquat behandelt werden konnte, und ihr folglich das Leben unerträglich machte in der rauhen und mit dürftigen Ressourcen ausgestatteten neuen Niederlassung. (Hughes, R.: »The Fatal Shore.« Pan Books 1988, S.73).

[47] Carter, CO: ›Human Heredity‹, Penguin Books Ltd, London 1967, p.224.

[48] In (47), p.226.

[49] Withers, R.: ›Heredity‹, Hamlyn London 1972, p.134.

[50] Beadle, G&M: ›The Language of Life‹, Anchor Books New York 1967, pp. 62-63.

[51] Vgl. Anm. 1, »Familienanamnesetische Aspekte der affektiven Störung« – 2.6.5.

[52] Vgl. Anm. 1, 2.1.3

[53] Vgl. Anm. 1, 2.1.4

[54] Vgl. Anm. 1, 2.2

[55] Vgl. Anm. 20.

[56] Vgl. Anm. 1, 2.5.2

[57] Vgl. Anm. 1, »… seine Abweichung von der normalen Kognition sich wie ein roter Faden durchs Leben zog, stabil bis ins Alter blieb … nicht nur in der Jugendzeit, auch im Alter hatte diese Störung …« – 2.5.2

[58] Vgl. Anm. 1, 2.5.2

[59] Vgl. Anm. 1, 2.5.2

[60] »Geisteskranke« – vgl. Maschke, F.: ›Karl May und Emma Pollmer‹, Karl-May-Verlag Bamberg 1973, S.122–123.

[61] Vgl. Anm. 20.

[62] Vgl. das Foto vom ›Heimatverein Kapern‹ am Ende des Textes.

  


  

Karl May aus medizinischer Sicht

Karl May – Forschung und Werk