Dieter Krauße
  

Karl-May-Stiftung 1956


Es ist mittlerweile mehr als ein halbes Jahrhundert her, als in Schwerin eine Abschlussarbeit zur Berufsschullehrerausbildung vorgelegt wurde mit dem Thema: ›Karl May als Jugendschriftsteller und die Stellung der Literaturkritik zu seinem Werk bis in unsere Zeit.‹ 1956 war dieses Thema in der DDR noch möglich. Die Karl-May-Gesellschaft war in der damaligen Bundesrepublik noch nicht gegründet. Das nur als Zeitvergleich. Und im Osten hatten Unermüdliche den Kampf für das Erscheinen von Büchern Karl Mays noch nicht aufgegeben.

Im Abschnitt ›Literaturkritik nach 1945‹ dieser Arbeit wurden dafür auch genutzt:

  1. Dr. Gerhard Steiner: ›Karl May oder Das Verhängnis der Phantasie‹ (Zeitschrift ›Urania‹, 11/1949)
  2. ohne Verfassername: ›Ein Problem, das keins mehr ist‹ (Zeitschrift ›Börsenblatt für den deutschen Buchhandel‹, Nr. 10, März 1950)
  3. Roland Weise: ›Zur Frage des Jugendbuches‹ (Zeitschrift ›Der Schriftsteller‹ 16/1955). Er schreibt dazu: »Menschen vieler Nationen, vieler Rassen, aller Konfessionen legen hier tagtäglich ein Zeugnis ihrer Verbundenheit mit Karl May ab und demonstrieren, wie tief die Werke und Ideen Karl Mays in ihren Herzen Wurzeln geschlagen haben.«

Bei all den oft auch unfair geführten Auseinandersetzungen um das Erscheinen, um Duldung oder Verbot von Karl Mays Werken in der DDR blieb im Großen und Ganzen die Karl-May-Stiftung in der Öffentlichkeit unbeobachtet. 1913 wurde sie errichtet. Veränderte Zeitverhältnisse erforderten auch Veränderung in der Satzung der Stiftung. Grundsätzlich blieb immer das Ziel, »das Andenken an den Schriftsteller Karl May und seine Werke […] zu erhalten und zu pflegen.« Daraus ergeben sich heute noch vielseitige Aufgaben. Dass dabei das Geburtshaus, die »Villa Shatterhand«, das Museum und eben auch die Förderung weiterer Forschungen von Person und Werk besondere Schwerpunkte bilden, ist klar.

Im Rahmen dieser Abschlussarbeit wurde auch eine Anfrage gestellt, die die Karl-May-Stiftung betraf, und zwar an die Abteilung Volksbildung beim Rat des Bezirkes Dresden. Dabei ging es um das Jahr 1956. Im Januar dieses Jahres wurde auf dem IV. Schriftstellerkongress in Berlin die Forderung erhoben, den Sozialistischen Realismus in der Literatur durchzusetzen. Jeder kann sich vorstellen, dass damit das Bemühen um Karl May nicht einfacher, sondern besonders kompliziert wurde.

Aber die Antwort des Bevollmächtigten der Karl-May-Stiftung Werner Kotte aus Dresden an den Fragesteller beweist, dass auch in diesem schwierigen Fahrwasser so gut wie eben möglich die Grundsätze der Stiftung eingehalten wurden. Man kann sich mit Recht auch über diese kleinen Beweise der Kraft dieser Stiftung in schwierigen Zeiten freuen.
  

Brief Karl-May-Stiftung

Brief Karl-May-Stiftung

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