Lieferung 68

Karl May

8. März 1884

Waldröschen
oder
Die Rächerjagd rund um die Erde.

Großer Enthüllungsroman
über die
Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft

von

Capitain Ramon Diaz de la Escosura.


// 1609 //

»Nun, also Euer Name?« fragte Gérard.

»Hm! Ihr habt mich gefragt, ob Ihr mich fragen dürft, wer ich bin. Ich habe Euch das erlaubt; aber ich habe nicht versprochen, daß ich Euch antworten werde!«

»Gut! So behaltet Euern Namen für Euch und mischt Euch nicht in unser Gespräch!«

»Aber wenn es mich nun interessirt?«

»So dürft Ihr Euch auch nicht wundern, wenn ich mich für Euch interessire!«

Der Fremde nickte bedächtig, schob das Primchen von einer Seite seines Mundes zur andern und antwortete dann:

»Ich calculire, daß Ihr nicht ganz unrecht habt; aber ich habe Gründe, meinen Namen nicht eher zu nennen, als bis ich den Eurigen weiß. Wie sagtet Ihr doch gleich? Juarez hat Euch geschickt?«

»Ja.«

»So kennt Ihr ihn? Seid bei ihm gewesen?«

»Ja.«

»Wißt, wo er zu finden ist?«

»Ja.«

»Ihr haltet es mit ihm und nicht mit diesen verdammten Franzosen?«

»Ja. Ihr habt es ja gehört!«

»Nun, dann seid so gut und sagt mir doch einmal, wer Ihr seid!«

»Das könnt Ihr erfahren. Man nennt mich den schwarzen Gérard.«

Da fuhr der Fremde von der Bank empor, als ob er auf einer großen Spannfeder gesessen hätte. Er kniff die Augen zusammen und rief:

»Donnerwetter! Ist das wahr?«

»Ich habe keine Veranlassung, Euch zu belügen!«

»Na, dann ist ja Alles gut. Ich kenne Euern Namen. Ich habe schon längst gewünscht, Euch einmal zu sehen. Ihr seid ein Kerl, vor dem man Respect haben muß und mit dem man sich nicht zu schämen braucht. Hier habt Ihr meinen rechten Vorderfuß; gebt mir den Eurigen. Wir wollen uns drücken!«

Er streckte Gérard seine Hand entgegen. Dieser zögerte aber, einzuschlagen.

»Ihr scheint im Bekanntschaft-Anknüpfen sehr wählerisch zu sein,« sagte er.

»Ich bin es auch. Ihr kennt jetzt meinen Namen. Wie ist der Eurige?«

»Ah, das hätte ich bald vergessen!« lachte der Andere. »Mein eigentlicher Name ist Euch nicht bekannt; ich selbst habe ihn bereits so halb und halb vergessen. Aber da haben mir die Rothhäute einen Namen gegeben, den Ihr wohl schon gehört haben werdet. Er klingt freilich nicht gar zu schön, aber ich hoffe, ihn zu Ehren gebracht zu haben. Ich will mir einmal den Spaß machen und ihn nicht nennen, sondern Euch rathen lassen. Seht mich einmal an, Master Gérard!«

»Das wird nicht viel helfen, Sennor!« antwortete Gérard. »Bis jetzt bemerke ich nur, daß Ihr jedenfalls ein Amerikaner seid.«

»Ein Yankee, wollt Ihr sagen? Ja, das bin ich. Aber Ihr guckt Euch den ganzen Kerl an, und das ist falsch. Seht nur her in meine Physiognomie!«


// 1610 //

Er deutete mit den beiden Zeigefingern auf sein Gesicht. Gérard konnte nicht rathen. Er schüttelte den Kopf.

»Noch immer nicht?« sagte der Fremde. »Nun, so will ich es Euch leichter und deutlicher machen. Seht Euch einmal nichts weiter an, als meine Nase! Wie gefällt sie Euch?«

»Hm, das Wachsthum ist nicht übel!«

»Meint Ihr? Ja! Aber zu welcher Sorte von Nasen gehört sie?«

»Adlernase wäre zu wenig gesagt,« lachte Gérard.

»Richtig!«

»Geiernase vielleicht dürfte - - ah, alle Wetter, ich errathe!«

»Nun, heraus damit!«

»O, Sennor, ich könnte Euch beleidigen!« meinte Gérard.

»Mich beleidigen! Dummheit! Diese verfluchten Rothhäute haben mir meiner Nase wegen diesen vertracten Namen gegeben, und ich werde ihn behalten in alle Ewigkeit. Ihr braucht Euch also nicht zu genieren. Wer bin ich?«

»Wenn ich richtig rathe, so seid Ihr allerdings einer der bekanntesten Fallensteller und Pfadfinder der Union, und ich werde mich herzlich freuen, Euch die Hand drücken zu dürfen, Sennor.«

»Geht mir mit Eurem Sennor! Sagt meinen Namen!«

»Man hat Euch Geierschnabel genannt?«

»Na, endlich! Ja, ich bin der Kerl, der diesen Namen mit sich herumschleppt. Wollt Ihr nun noch meinen Vorderfuß zurückweisen?«

»O nein!« rief Gérard erfreut. »Hier meine Hand. So finden sich Jäger persönlich zusammen, welche sich bereits dem Namen nach kannten und achteten. Ich wünsche, daß wir uns öfters zusammenfinden!«

Geierschnabel war bekannt als einer der besten, aber auch originellsten Jäger des Westens. Gérard empfand eine aufrichtige Freude, ihn hier persönlich zu treffen und drückte ihm den »Vorderfuß« mit ungeheuchelter Herzlichkeit.

»Aber was führt Euch eigentlich nach Fort Guadeloupe?«

»Davon sprechen wir vielleicht später. Für jetzt mag die Bemerkung genügen, daß ich Juarez suche. Vor allen Dingen ist es nothwendig, über die Gegenwart zu reden. Ich bin jetzt hier im Fort und fühle daher die Verpflichtung, es mit zu vertheidigen. Sind die Franzosen wirklich im Anzuge?«

»Ja.«

»Und Juarez ist hinter ihnen her?«

»Oder ihnen entgegen; wie man es nimmt.«

»Euch hat er die Vertheidigung anvertraut?«

»Ja. Sein Befehl liegt schriftlich beim Alcalden.«

»Nun gut, so muß man Euch gehorchen.« Und sich an Pirnero wendend, fragte er diesen: »Ihr wollt also keinen Franzosen todtschießen?«

»Nein, nein! Ich bringe dies nicht fertig!« antwortete der Gefragte.

»Aber den Muth, Gäste hinauszuwerfen, habt Ihr! Na, ich will Euch das nicht nachtragen. Bleibt ruhig auf Eurer Matratze liegen und kaut Lorbeerkränze; ich werde an Eurer Stelle eintreten.«

Da faßte Pirnero seine Hand und rief:


// 1611 //

»Sennor, ich danke Euch! Wollt Ihr das wirklich thun? An meiner Stelle kämpfen?«

»Ja.«

»O, dann gebe ich Euch die Erlaubniß, so viel zu spucken, wie Ihr wollt!«

»In Eurer Stube hier?« lachte Geierschnabel.

»Ja,« antwortete Pirnero.

»Auch auf das Heirathsbureau in der Dämmerung?«

»Hm! Lieber wäre es mir, wenn Ihr Euch einen andern Ort suchtet, Sennor!«

»Na, ich werde mir Mühe geben, Eure Gemäldegalerie zu schonen; nur dürft Ihr mir nicht mit unnöthigen Fragen kommen; das kann ich nicht vertragen.«

Resedilla hatte bisher schweigend zugehört. Ihr war herzlich Angst vor den Franzosen, und so wollte sie die gerad jetzt eingetretene Gesprächspause benutzen, Gérard ihre Unruhe auszusprechen, als sie unterbrochen wurde.

Draußen erscholl nämlich vielfacher Hufschlag, und die niedrigen Fenster wurden fast verdunkelt von Pferden, welche vor denselben halten blieben.

»Was ist das?« sagte Pirnero erschrocken. »Doch nicht schon die Franzosen!«

Gérard trat an das Fenster, blickte hinaus und antwortete:

»Nein. Der Kleidung nach sind es Mexikaner.«

»Aber so viele! Resedilla, da giebt es Arbeit!«

Da wurde die Thür geöffnet und die Gäste traten ein. Es war Sternau mit seinen Begleitern. Die Augen der drei Anwesenden hingen mit Bewunderung an seiner Gestalt. Auf der Insel war ihm der lange, dichte Bart bis weit über die Brust herabgewachsen, und so lang trug er ihn noch jetzt.

Hinter ihm kam der Graf, der ebenso die Blicke der sechs Augen auf sich zog. Die beiden Damen waren verschleiert. Emma hatte dies so haben wollen, um Resedilla zu überraschen.

Die Eintretenden hatten ein so vornehmes Aussehen, daß sich der Wirth tief verneigte. Gérard zog sich mit Geiernase bis in die hinterste Ecke zurück.

»Ihr seid der Wirth?« fragte Sternau Pirnero.

»Ja, Sennor.«

»Habt Ihr Raum genug für uns Alle?«

»Ihr wollt hier bei mir wohnen, Sennor?« fragte der Wirth erfreut.

»Ja.«

»Wie lange?«

»Das ist noch unbestimmt.«

»O, Zimmer sind genug vorhanden, Sennor, auch ein großes, welches als Salon benutzt werden könnte.«

»Und die Pferde?«

»Sie werden gute Stallung und Pflege haben,« versprach Pirnero. »Wenn ich nur gewiß wäre, daß die Herrschaften wirklich bleiben werden.«

»Warum sollten wir nicht?«

»O, Sennor, die Pflicht gebietet es mir, Euch auf eine große Gefahr aufmerksam zu machen, welche Euch hier droht.«


// 1612 //

»Welche ist es?«

»Die Franzosen stehen im Begriff, das Fort zu überfallen.«

»Woher wißt Ihr das?«

»Juarez hat uns jenen Sennor gesandt, welcher das Fort vertheidigen soll, bis die Apachen kommen.«

Sternau sah sich die beiden Männer an. Ueber sein Gesicht zuckte ein leises Lächeln. Dann fragte er den Wirth:

»Wie heißt der Sennor, welchen Ihr meint?«

»Es ist der schwarze Gérard.«

Da schritt Sternau auf die beiden zu, grüßte leicht und sagte:

»Wenn ich mich nicht irre, sehe ich hier Leute, welche sich nicht vor den Franzosen fürchten, sondern das Fort vertheidigen helfen werden.«

»Woraus schließt Ihr das, Sennor?« fragte Gérard.

»Ich denke, daß Geiernase keinem Franzosen den Rücken kehren wird.«

»Was? Ihr kennt mich, Sir?« fragte der Genannte ganz erstaunt.

»Ja.«

»Woher?«

»Aus früherer Zeit, als Ihr Eure ersten Trappergänge machtet. Ein Gesicht, wie das Eurige kann man nicht vergessen. Und Euer Kamerad nennt sich Gérard Mason aus Paris. Nicht?«

»Ah, auch mich kennt Ihr?«

»Ja. Lebt Eure Schwester Annette noch?«

Da sprang Gérard auf. Das war ihm zu wunderbar.

»Sennor, habt Ihr uns in Paris gekannt?« fragte er.

»Ja.«

Da erbleichte der Jäger. Er war ja damals Garotteur gewesen. Sternau sah und verstand diesen Farbenwechsel; er fügte deshalb hinzu:

»Ich sah Eure Schwester bei Professor Letourbier. Sie war ein sehr gutes, braves Mädchen, und es freut mich, Euch zu sehen. Wir werden wohl noch von ihr sprechen. Jetzt aber ist es nothwendig, unsere Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu lenken. Welche Anstalten sind bereits zur Vertheidigung des Forts getroffen?«

»O, fast noch gar keine,« antwortete Gérard.

»So ist Eile dringend nothwendig. Wollt Ihr etwa den Feind im freien Felde erwarten, Sennor Gérard?«

»Dazu sind wir zu schwach.«

»Also hinter den Palissaden?«

»Ja.«

»Wer sind die Vertheidiger?«

»Die wenigen Hausbesitzer. Ich werde aber sofort nach den Vaqueros der Umgegend senden.«

»Daran thut Ihr recht, Sennor. Uebrigens könnt Ihr auch auf uns rechnen.«

»Ah! Ihr wollt auch mit kämpfen?«

»Wenn es nöthig wird, ja.«


// 1613 //

Gérard wollte seiner Verwunderung Ausdruck geben, da aber erscholl von der Küche her ein lauter Ruf. Der Vaquero von der Hazienda del Erina hatte aus Neugierde die Küchenthür geöffnet, um sich die Gäste zu besehen. Jetzt stand er mit weit offenen Augen dort und starrte den Häuptling der Miztecas an.

Die Indianer haben sehr spärlichen Bartwuchs, daher kam es, daß sich der Häuptling wenig verändert hatte und von einem alten Bekannten leichter erkannt werden konnte.

»Büffelstirn!« rief der Vaquero.

Bei der Nennung dieses Namens sprangen Gérard und der Yankee auf, um zu sehen, was da geschehen werde. Der Häuptling warf einen forschenden Blick auf den Vaquero. Er erkannte ihn trotz der langen Zeit.

»Antonio!« sagte er.

»Santa Madonna! Ist es wahr? Seid Ihr es wirklich, Büffelstirn?«

Mit diesem Ausrufe stürzte sich der Vaquero auf den Häuptling und ergriff dessen beide Hände.

»Ich bin es,« antwortete der Gefragte ernst.

»Aber man sagte doch, Ihr wärt todt!«

»Büffelstirn lebt!«

»Aber die Andern, die Andern?«

»Auch sie leben.«

Da stieß Resedilla einen Schrei aus, faßte den Arm des Häuptlings und fragte:

»Was sagt dieser Mann? Ihr wärt Büffelstirn, der Häuptling der Miztecas?«

»Ich bin es,« antwortete er mit der unverwüstlichen Ruhe des Indianers.

»Mein Gott, so geschehen noch Zeichen und Wunder! Vater, das ist Büffelstirn, welcher mit Emma und den Andern verschwunden ist. Häuptling, habe ich recht gehört? Ihr sagtet, daß sie leben?«

»Sie leben.«

»Alle?«

»Alle!«

»Auch Emma Arbellez und Karja, ihre Dienerin?«

»Auch sie.«

Ehe das Mädchen, welches in fliegender Eile redete, eine neue Frage aussprechen konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit abgelenkt. Der Vaquero hatte seine Augen auf der hohen Gestalt Sternaus ruhen lassen. Irrte er sich oder nicht? Das war ja der deutsche Arzt, welcher auf der Hazienda so Großes geleistet hatte!

»Sennor Sternau, o, Sennor Sternau!«

Mit diesem Rufe sprang der brave Mann auf den Genannten zu. Dieser streckte ihm die Hand entgegen und sagte:

»Du erkennst mich wirklich, Antonio?«

»O, wer soll Euch nicht erkennen, Euch, den Retter und Wohlthäter der ganzen Hazienda del Erina!«

Da aber stand auch Resedilla bereits bei ihm und fragte:

»Ists wahr? Sie sind Sennor Sternau?«

Ihr vor Aufregung geröthetes Gesicht richtete sich mit dem Ausdrucke der Verklärung zu ihm empor. Er nickte ihr mit mildem Lächeln zu und antwortete:


// 1614 //

»Ja, ich bin es, Sennorita.«

»Donnerwetter, Sternau, der Fürst des Felsens!« klang es da vom hintern Tische hervor. »Darum hat er mich erkannt!«

Diese Worte sprach Geierschnabel und dann spuckte er einen langen Strahl von Tabakssaft über Tische und Bänke hinweg.

»Sternau! Doctor Sternau!« rief auch Gérard. Er sprang herbei und fragte: »Monsieur, sind Sie wirklich Doctor Sternau, oder ist's ein Irrthum?«

»Sie hören, daß ich es bin.«

»O, ich danke Ihnen das Leben meiner Schwester und noch Vieles mehr. Ich kann Ihnen dankbar sein. Ich kann Ihnen Vieles, Vieles erzählen.«

»Wovon?«

»Von Rodriganda, vom Grafen Alfonzo, von Rosa, Ihrer Frau Gemahlin und noch Weiteres!«

»Gut; Sie werden mir das später erzählen. Jetzt hält mich die Sennorita fest; ich muß ihr antworten.«

Resedilla hatte seine Hand ergriffen und nicht wieder losgelassen.

»Sennor,« sagte sie. »Da Sie wieder erscheinen, da glaube ich auch, daß die Andern noch leben. Aber wo? Sagen Sie es mir um Gotteswillen recht schnell!«

Da zeigte er mit der Hand im Kreise umher und antwortete:

»Liebes Kind, hier sind sie, Alle, Alle. Es fehlt keine einzige Person.«

Da nahm Emma den Schleier in die Höhe. Sie war voller und üppiger geworden und nicht sehr gealtert. Resedilla erkannte sie auf der Stelle.

»Emma, meine Emma!«

»Meine Resedilla!«

Laut aufschluchzend warfen sie sich einander in die Arme. Es herrschte Kirchenstille im Zimmer. Niemand hätte ein Wort gefunden, um die Heiligkeit dieses Augenblickes zu entweihen. Sie hielten sich minutenlang umschlungen, bis endlich Emma halbleise fragte:

»O sage, lebt mein Vater noch?«

»Er lebt noch,« antwortete Resedilla.

Da ließ Emma die Arme von ihrer Freundin. Sie sank langsam zur Erde nieder, erhob wie betend die Hände und sagte unter strömenden Thränen:

»O Du lieber Gott, wie danke ich Dir, wie danke ich Dir!«

Kein einziges Auge blieb trocken. Alle schluchzten; selbst Sternau weinte leise vor sich hin. Geiernase schluchzte wie ein Kind, obgleich die Personen ihm so fern standen. Niemand hätte diesem Yankee ein solches Gefühl zugetraut.

»Wir haben eben vorhin einen Brief von ihm erhalten,« bemerkte endlich Resedilla. »Du sollst ihn nachher lesen.«

Sie bog sich zu der Cousine nieder und hob sie von der Erde auf.

»Willst Du nicht auch meinen Vater begrüßen?« fragte sie.

Da blickten sich Alle nach Pirnero um. Er war verschwunden, wenigstens zur Hälfte. Im Zimmer befand sich nur der untere Theil seines Körpers nebst den Beinen; der obere Theil hing auf die Gasse hinaus. Er hatte vor Rührung nicht gewußt, wohin; er hatte weinen müssen und es doch nicht sehen lassen


// 1615 //

wollen. Darum war er an sein geliebtes Fenster getreten und hatte Kopf und Schultern hinausgesteckt, damit man sein Schluchzen nicht höre.

Als ihn die Tochter jetzt mit Gewalt wieder hereinzog, weinte er laut wie ein Kind. Er legte die Arme um Emma und sagte:

»Laßt mich hinaus, Ihr Leute, sonst ersticke ich vor Freude!«

Er drückte die Wiedergefundene an sich und eilte dann zur Thür hinaus.

»Aber Emma, nun zeige mir auch die Sennores!« bat seine Tochter.

Da trocknete die Angeredete ihre Thränen und fragte:

»Welchen willst Du zuerst sehen, Resedilla?«

»Sennor Helmers, Deinen Bräutigam.«

Da lächelte Emma noch unter Thränen schelmisch und sagte:

»Suche ihn! Ich will einmal sehen, ob Du ihn findest!«

Resedilla blickte die Herren forschend an, deutete auf Mariano und sagte:

»Dieser ist es.«

»Falsch gerathen! Dieser Sennor ist - o, ich will doch diesen Namen nennen - der Lieutenant Herr von Lautreville.«

»Von Lautreville? Mariano?« fragte da eine Stimme vom hinteren Tische her.

Geiernase war der Sprecher.

»Ja,« antwortete Mariano. »Kennen Sie meinen Namen?«

Da kam der Yankee eilig herbei und antwortete:

»Gut, sehr gut kenne ich ihn.«

»Woher?«

»Eine Dame, eine Engländerin hat ihn mir genannt.«

»Eine Engländerin?« fragte Mariano rasch. »Wie heißt sie?«

»Amy Lindsay.«

Da faßte Mariano den Sprecher beim Arme, als ob er ihm denselben zerdrücken wolle und rief, fast zitternd vor Aufregung:

»Nennen Sie diesen Namen noch einmal! Sofort! Schnell, schnell!«

»Amy Lindsay.«

»Das heißt, so war ihr Name früher gewesen?«

»Ich verstehe Sie nicht,« meinte der Yankee.

»Jetzt heißt sie anders?«

»Warum sollte sie anders heißen?«

»Weil eine Dame bei der Verheirathung den Namen zu wechseln pflegt.«

»Sie ist ja unverheirathet!«

»Mensch, Mann, was sagen Sie! Ist das wahr?«

»Ja.«

»Und Sie kennen sie?«

»Sie und ihren Vater, den Lord.«

Es hatte sich eine ungeheure Aufregung Marianos bemächtigt. Er hielt den Amerikaner noch immer fest und seine Fragen überstürzten sich förmlich.

»Wo haben Sie die Beiden gesehen? In England?«

»Nein, sondern hier in Amerika.«

»Ah! Wo da?«


// 1616 //

»Drunten an der See, in El Refugio.«

»Das wäre ja am Ausflusse des Rio grande del Norte.«

»Ja.«

»Wann?«

»Noch vor wenigen Tagen.«

»Mein Gott, sie sind hier, hier in Mexiko! Was thaten sie in El Refugio?«

»Das ist eigentlich ein Geheimniß; aber wie die Sachen hier stehen, so kann oder vielmehr, so muß ich davon sprechen.«

»Sprechen Sie getrost, Sir! Es wird Ihnen keinen Schaden bringen.«

»Ich wurde dem Lord als Führer empfohlen,« erklärte Geierschnabel. »Er ist als englischer Bevollmächtigter in Mexiko erschienen. Er hat große Vorräthe von Waffen und Munition gelandet, ohne daß die Franzosen es bemerkt haben. Er bringt auch viel Geld mit sich. Das Alles soll den Rio grande del Norte herauf geschifft werden - - -«

»Für wen?« unterbrach ihn Sternau.

»Für Juarez,« antwortete der Amerikaner. »Ich bin vorausgeschickt worden, um dem Präsidenten die Ankunft dieser Sachen zu melden und dabei zu fragen, an welchem Orte er sie abzuholen wünscht.«

»Ah! Und der Lord ist selbst mit dabei?« fragte Mariano.

»Ja; er leitet Alles selbst.«

»Aber seine Tochter?«

»Ist bei ihm.«

»Unmöglich! Eine Dame in den Wildnissen des Rio grande!«

»Sie verläßt ihren Vater nicht.«

»O, die Traute! Ich muß zu ihnen, bald, bald! Wann werden sie ankommen?«

»Das läßt sich jetzt nicht genau sagen. Ich muß erst zu Juarez und dann retour. Nach dem Willen Juarez' wird sich der Lord richten.«

»Ich danke Ihnen für diese Nachricht! Sie haben mir mehr als Millionen geschenkt, und ich werde jede Gelegenheit ergreifen, Ihnen erkenntlich zu sein!«

»Also dieser war es nicht!« flüsterte Resedilla der Cousine zu. »Welcher denn?«

Da deutete Emma auf Anton Helmers und antwortete:

»Dieser hier. Und der Andere ist sein Bruder.«

Da ging Resedilla auf die Beiden zu und reichte ihnen die Hände.

»Und dieser Sennor?« fragte sie dann, auf Don Ferdinando deutend.

»O, das mußt Du rathen!«

»Ich kann es nicht!«

»Ja, ich glaube das selbst; es ist ja unmöglich. Kennst Du denn Alles, was damals auf der Hazienda del Erina geschehen ist?«

»Alles.«

»Hast Du auch gehört, daß Don Ferdinando de Rodriganda gestorben ist?«

»Ja.«

»Nun, hier steht Don Ferdinando! Er lebt.«


// 1617 //

Das Erstaunen Resedillas ist gar nicht zu beschreiben. Der alte Graf nickte ihr lächelnd zu und streichelte ihr liebkosend das schöne volle Haar.

»Ich werde Dir das Alles noch erzählen,« sagte Emma zu ihr. »Und dieser letzte Herr ist Sennor Mendosa, welcher mit Don Ferdinando gefangen war.«

»Aber es fehlt ja noch einer, liebe Emma!«

»Wer?«

»Bärenherz. Ist er todt?«

»Nein; er lebt auch; aber er hat sich gestern einstweilen von uns getrennt, um der Fährte der Apachen zu folgen, welche sein Bruder kommandirt.«

Als ob diese Worte geeignet gewesen wären, den Besprochenen herbei zu führen, wurde jetzt die Thür geöffnet, und Bärenherz trat ein. Niemand hatte den Tritt seines Pferdes vernommen. Er begriff die Scene nach einem einzigen Blicke und trat auf Sternau zu.

»Was wird mein weißer Bruder thun?« fragte er. »Wird er am Kampfe dieses Landes mit theilnehmen?«

»Ich bin Dein Freund,« antwortete Sternau. »Dein Feind ist mein Feind.«

»So mag mein weißer Bruder die Waffen ergreifen, denn die Franzosen kommen bald.«

»Hast Du Bärenauge gesehen?«

»Nein. Ich habe keinen Sohn der Apachen gesehen.«

»Warum?«

»Ich ging ihren Spuren nach gestern Abend und heut am Morgen, als der Tag zu grauen begann. Da traf ich ihre Fährte mit derjenigen der Franzosen zusammen, welche nach Osten gezogen waren. Die eine Fährte war nur den vierten Theil eines Tages alt und die andere war um eine Stunde jünger. Die Söhne der Apachen sind also hart hinter den Franzosen. Aber der Feind ist nicht grad auf das Fort zu geritten, sondern hat sich nach den Bergen des Puercos gewendet.«

»Ah, wie klug. Weil eine Compagnie vernichtet wurde, haben sie einen andern Weg eingeschlagen, um von der entgegengesetzten Seite an das Fort zu kommen. Mein rother Bruder hat dann ihre Spur nicht weiter verfolgt?«

»Nein. Ich mußte schnell nach dem Fort reiten, um zu melden, daß sie kommen.«

»Waren es lauter Reiter?«

»Ja.«

»Hatten sie Kanonen mit?«

»Sie hatten keine Schießwagen bei sich.«

»So wollen wir sehen, was sich thun läßt. Wann werden sie das Fort erreichen?«

»Es wird mehr als eine Stunde vergehen.«

Da winkte Sternau Gérard herbei.

»Ich habe mich Ihnen zur Verfügung gestellt,« sagte er zu ihm. »Jetzt werde ich Ihnen sagen, welche Sennores mit Ihnen kämpfen werden. Büffelstirn, den Häuptling der Miztekas haben Sie schon nennen hören?«

»Ja.«


// 1618 //

»Nun, dieser Indianer ist Bärenherz, der Häuptling der Apachen, und der nächste Herr ist Donnerpfeil, von dem Sie wohl auch gehört haben. Auch die andern Sennores betheiligen sich am Kampfe. Nur Don Ferdinando werde ich ersuchen, zum Schutze der Damen zurückzubleiben.«

Trotz seines hohen Alters wollte der Graf nicht darauf eingehen, aber endlich mußte er sich den allgemeinen Bitten fügen.

»Wer aber soll commandieren?« fragte Gérard Sternau.

»Natürlich Sie,« antwortete dieser. »Juarez hat Sie ja dazu bestimmt.«

»O nein, Monsieur,« sagte Gérard. »Thun Sie mir dies doch nicht an!«

»Warum sollte ich nicht?«

»Was bin ich, wenn der Fürst des Felsens da ist und Büffelstirn, Bärenherz und Donnerpfeil mit ihm. Ich bitte Sie, die Führung zu übernehmen!«

»Dann hätte ich auch die Verantwortlichkeit.«

»Ich bin überzeugt, daß Sie diese nicht scheuen werden.«

»Nun, wir wollen die kostbare Zeit nicht auf diesen Streit verwenden. Ich will Ihren Wunsch erfüllen, muß aber vorher das Fort besichtigen.«

»Ich werde Sie führen.«

Die beiden begaben sich hinweg, um die Vertheidigungsmittel in Augenschein zunehmen. Das Fort war klein und stand am Ufer des Flusses auf einer schmalen, steil abfallenden, felsigen Anhöhe, zu welcher nur der gewöhnliche Reitweg emporführte. Es besaß nur einen Palissadengürtel, war aber seiner Lage wegen leicht zu vertheidigen, sobald es nicht mit Kanonen oder einer gar zu großen Uebermacht angegriffen ward.

Versammelt hatten sich kaum zwanzig bewaffnete Männer, doch war dies vollständig genug, diese dreihundert Franzosen für einige Zeit im Zaume zu halten.

Während Sternau mit Gérard sich wegbegeben hatte, war auch Bärenherz aus dem Schenkzimmer gegangen. Er fand sehr bald den, den er suchte, nämlich den alten Pirnero, welcher sich in den Laden zurückbegeben hatte, um in der Stille seine Rührung zu bemeistern.

»Der weiße Mann hat sehr viele Sachen hier,« sagte der Apache zu ihm.

»Ich habe Alles, was gebraucht wird,« antwortete Pirnero.

»Und Alles kann man kaufen?«

»Ja.«

»Welches Geld nimmt der weiße Mann am Liebsten?«

»Alles, was hier gilt.«

»Hat mein Bruder auch Farben?«

»Ja, von allen Sorten.«

»Hat er Raben- und auch Adlerfedern?«

»Sie sind da.«

»Hat er Anzüge für die rothen Männer?«

»Ich habe sehr schöne indianische Anzüge, gefertigt von fleißigen Squaws.«

»Hat er auch einen Mantel, aus Fellen gemacht?«

»Nein; aber ich habe das Fell eines grauen Bären hier.«

»Hat mein Bruder auch Feuerwerk zu verkaufen?«

»Ich habe Frösche, Schwärmer und Kanonenschläge.«


// 1619 //

»So mag er mir erlauben, auszusuchen, was ich brauche; ich werde sogleich bezahlen.«

Er schloß sehr sorgfältig die Thür von innen zu und begann dann, sich Verschiedenes auszuwählen, was er auch sofort bezahlte.

Indessen hatte sich die Aufregung des Wiedersehens einigermaßen gelegt. Emma stand in der Küche bei dem alten Vaquero, welcher ihr nicht genug von dem Vater und der Hazienda erzählen konnte. Resedilla brachte ihr den Brief.

»So fest also hat er an meinen Tod geglaubt!« seufzte sie.

Die Thränen begannen von Neuem ihr aus dem Auge zu brechen. Um sie zu zerstreuen meinte Resedilla:

»Und Ihr Alle bleibt heut bei uns?«

»Ja.«

»So muß ich für Trank und Speise sorgen. Willst Du mir ein Wenig helfen?«

»Gern.«

»Ich danke Dir! Aber vorher will ich Dir die Zimmer zeigen, ob sie Euch genügen.«

Auf diese Weise lenkte sie die Gedanken der Freundin auf weniger ergreifende Gegenstände, welche nicht beweint zu werden brauchten.

Als Sternau das Fort besichtigt hatte, wollte er zurückkehren; aber Gérard hielt ihn noch draußen fest.

»Warten Sie noch einige Augenblicke,« bat er, »bis ich Ihnen eine sehr wichtige Mittheilung gemacht habe! So viel Zeit erübrigen wir noch.«

»So sprechen Sie!«

»Der alte Herr ist Graf Ferdinando de Rodriganda?«

»Ja.«

»Der junge Herr, welchen man Mariano nennt, ist der eigentliche Erbfolger des Grafen de Rodriganda?«

»Wir vermuthen es. Woher aber wissen Sie von dieser Vermuthung?«

»Davon später. Jetzt will ich Ihnen nur sagen, daß ich in Rheinswalden war.«

»Ah! Das wäre ein sehr sonderbarer Zufall!«

»O, es war leider kein Zufall, Monsieur!«

»Was sonst?«

»Ist es Ihnen bekannt, wovon ich mich in Paris nährte?«

»Ja.«

»Daß ich garottirte?«

»Ja.«

»Ich entschuldige mich nicht, sondern ich verdamme mich selbst, Monsieur. Einst garottirte ich den Grafen Alfonzo - - -«

»Alfonzo de Rodriganda?« fiel Sternau schnell ein.

»Ja.«

»In Paris?«

»Ja. Er befand sich unter einem falschen Namen da. Ich nahm ihm sein Geld und sein Notizbuch. In dem letzteren waren alle seine Streiche verzeichnet.«


// 1620 //

»Unmöglich! Das wäre ja die wahnsinnigste Unvorsichtigkeit von ihm!«

»Wissen Sie nicht, Monsieur, daß der klügste Verbrecher stets da am dümmsten handelt, wo man ihn erfassen wird?«

»Das ist allerdings wahr!«

»Nun gut. Später geschah es, daß er mich kennen lernte.«

»Ohne zu wissen, daß Sie ihn garottirt hatten?«

»Ja. Er bemerkte, daß ich bereit sei, Geld zu verdienen und machte mir nun einen Vorschlag, welcher Ihre Frau Gemahlin betrifft.«

»Mein Gott! Jedenfalls eine Niederträchtigkeit!«

»Allerdings, sogar noch mehr als das!«

»Was war es?«

»Ich sollte mit nach Rheinswalden gehen und dort Ihre Frau ermorden!«

Sternau erbleichte.

»Was thaten Sie?« fragte er vor Angst stockend.

»Ich ging auf diesen Vorschlag ein.«

»Um des Himmels willen!«

»Nur scheinbar.«

»Dem Himmel sei Dank!«

»Wäre ich nicht scheinbar auf seine Intentionen eingegangen, so hätte er sich einen Andern engagirt, und Gräfin Rosa wäre verloren gewesen.«

»Das ist wahr. Sie reisten also mit ihm nach Deutschland?«

»Ja, und zwar als sein Diener.«

»Was thaten Sie dort?«

»Ich ging zu Ihrer Frau Gemahlin. Ihre Mutter und Ihre Schwester befanden sich bei ihr. Ich erzählte ihnen Alles; ich erzählte ihnen auch, weshalb ich den Mord nicht ausführen wollte, sondern sie im Gegentheile warnte.«

»Weshalb war dies?«

»Weil Sie meine Schwester gerettet haben.«

»Ah, so bringt eine That stets von selbst ihre Früchte!«

»Von den Damen weg ging ich durch den Wald. Dort traf ich einen Waldhüter.«

»Gewiß Tombi?«

»Ja. Ich gab ihm jene Notizen, welche ich Alfonzo abgenommen hatte.«

»Wie unvorsichtig!«

»Er sollte sie mir übersetzen. Er aber las sie durch und gab sie mir nicht wieder.«

»Warum gaben Sie das zu?«

»Er ist der Sohn von Zarba.«

»Ah! Kennen Sie Zarba, die Zigeunerin?«

»Ja. Sie war meine Gebieterin.«

»Ihre Gebieterin? In wiefern? Sie setzen mich damit in Erstaunen.«

»Es besteht eine geheime Gesellschaft, deren Zweck ich nicht verrathen darf.«

»Es bindet Sie ein Schwur?«

»Ja. Zarba ist das Oberhaupt dieser Gesellschaft, und ihr muß Jeder unbedingt gehorchen, sie mag von ihm verlangen was sie will.«


// 1621 //

»Selbst ein Verbrechen?«

»Selbst das schwerste Verbrechen. Als Tombi, Zarbas Sohn, mir die Notizen nicht zurückgab, konnte ich nichts machen; ich war ihm gegenüber machtlos.«

»Warum thut Zarba ihren Sohn als Waldhüter nach Rheinswalden?«

»Ich weiß es nicht; aber irgend einen Zweck verfolgt sie damit. Das ist sicher.«

»Hat Tombi diese Notizen noch?«

»Ich vermuthe, daß er sie Zarba gegeben hat.«

»Gut. Sie wird sie herausgeben müssen. Was geschah weiter?«

»Nachdem ich die Absicht Alfonzos verrathen hatte, wurde er polizeilich verfolgt; aber er entkam glücklich nach Spanien. Mir ging es in Paris dann nicht gut. Ich bereute mein Leben und ging nach Amerika. Ich wurde Jäger.«

»Ah! Vielleicht zur Sühne?«

»Ja. Ich machte es mir zur Aufgabe, die Savanne von ihren Bösewichtern zu befreien. Dadurch wurde ich berühmt. Aber die Reue nagte fort.«

»Gérard, Gott zürnt nicht ewig!«

»Aber die Menschen!«

»Was haben Sie mit den Menschen zu schaffen?«

»O, sehr viel! Ich lernte hier ein Mädchen kennen, einen Engel an Reinheit und Güte. Sie liebte mich wieder, ich aber war ehrlich und gestand ihr, daß ich Garotteur gewesen sei, also ein Mörder aus Handwerk.«

»Ich will hier nicht urtheilen; aber war dieses Geständniß nothwendig?«

»Ja. Mein Gewissen trieb mich dazu. Sie entsagte. Aber ich sehe, daß sie vergebens mit ihrer Liebe kämpft. Sie wird dem einstigen Garotteur doch noch die Hand reichen und daran innerlich zu Grunde gehen.«

Sternau bewunderte diesen einstigen Verbrecher, welcher jetzt ein so feines moralisches Zartgefühl zeigte, doch sagte er nichts dazu.

»Aber sie soll nicht zu Grunde gehen!« fuhr Gérard fort. »Ich bin Jäger; tausend Gefahren umdrohen mein Leben. Wie leicht, wie bald kann ich todt und gestorben sein; dann ist sie frei. Wollen Sie mir dann eine Gnade erweisen, für welche ich noch jenseits für Sie beten werde, Monsieur Sternau?«

»Sehr gern, wenn ich kann.«

»Wenn Sie hören, daß ich todt bin, so sagen Sie ihr, daß sie mein letzter Gedanke gewesen ist, und daß ich am Tage des Gerichtes Vergebung zu finden hoffe, weil die Liebe zu ihr, der Reinen, mich auch rein gemacht hat!«

Es wurde Sternau bei dieser Bitte ganz eigenthümlich zu Muthe.

»Sie denken an den Tod? Ah pah!« sagte er. »Uebrigens zweifle ich sehr, daß ich zugegen sein würde, falls Sie sterben.«

»Ich habe ja auch nur von diesem Fall gesprochen, Monsieur!«

»Dann müßte ich doch wissen, wer diese Dame ist.«

»Sie errathen es nicht?«

»Nein.«

»Resedilla Pirnero ist es.«

»Ah! Ich begreife, daß Sie dieses Mädchen lieben. Und Sie vermuthen wirklich, daß Ihre Liebe erwidert wird?«


// 1622 //

»Ich vermuthe es nicht nur, sondern ich bin überzeugt davon.«

»So würde ich an Ihrer Stelle die Liebe walten lassen. Pflanzt Gott die Liebe in das Herz dieses Mädchens, so ist dies ein Zeichen, daß er Ihnen vergeben hat.«

»So habe ich mir auch gesagt; aber ich bin seit einigen Minuten anderer Ansicht geworden.«

»Wieso?«

»Resedilla ist die Freundin von Emma Arbellez, die Bekannte von Ihnen, von dem Grafen und andern hochehrbaren Personen; sie soll nicht zu mir herunter steigen.«

»Sie haben Unrecht. Dieses Zartgefühl täuscht Sie. Fühlen Sie sich gegenwärtig ein Wenig eingeschüchtert, so werden Sie dies sehr bald überwinden.«

»Ich bezweifle es. Also, Herr Doctor, wollen Sie mir jene Gnade erweisen?«

»Aber Sie werden ja nicht sterben!«

»Wer weiß dies? Gehen wir nicht gerad jetzt einem Kampfe entgegen?«

»Nun gut. Ich will Ihnen das Versprechen geben!«

»Ich danke! Und noch Eins. Sollte ich heute fallen, so kommen Sie vielleicht nach Chihuahua. Dort giebt es eine Dame, welche allgemein Sennorita Emilia genannt wird. Sie werden bald von ihr hören. Sagen Sie, daß ich gestorben bin. Ich bitte sie vom Jenseits herüber, das Leben ernst zu nehmen.«

»Ist sie eine frühere Geliebte von Ihnen?«

»Nein. Aber sie liebt mich so, wie vielleicht noch kein Weib geliebt hat.«

»Ich werde auch dies ausrichten.«

»So können wir jetzt zurückkehren.«

Sie traten den Rückweg an.

Resedilla hatte unterdessen mit Emmas Hilfe die Zimmer in Bereitschaft gesetzt. Sie stieg eben noch mit einem Wasserbecken die Treppe empor, als die beiden Männer unten eintraten. Sie bemerkte sie nicht; Gérard aber stieg ihr nach, um sie droben zu treffen und zu sprechen.

Der Zwiespalt zwischen seiner Vergangenheit und Gegenwart hatte ihm in letzter Zeit tief in die Seele geschnitten. Er fühlte sich verwundet und hatte keine Hoffnung mehr, von den inneren Kämpfen und Vorwürfen erlöst zu werden. Das sollte heute einen Abschluß finden.

Er bemerkte, daß die Geliebte sich in einem Zimmer ganz allein befand und folgte ihr dorthin nach. Sie ordnete eben einen Blumenstrauß.

»Ah, Sennor, habt Ihr Euch nicht auch gefreut?« rief sie ihm entgegen.

»Worüber, Sennorita?« fragte er.

»Ueber das Glück, meine Cousine wieder zu haben.«

»Ich bin entzückt davon!«

»Und denkt! Eben heute schrieb mir ihr Vater einen Brief, in welchem er mir meldete, daß ich seine Hazienda erben werde. Ich sollte ihn besuchen.«

»In dieser gefährlichen Zeit?«

»Ich hatte auf Euren Schutz gerechnet.«

»O, wie gern hätte ich Euch denselben gewidmet, Sennorita!«


// 1623 //

»Ich weiß das, mein guter Sennor Gérard. Ich bin Euch auch recht herzlich gut dafür!«

Sie blickte ihm dabei so offen und freundlich in die Augen. Er fühlte sich zu schwach, diesem Blicke gegenüber, darum schlug er seine Lider nieder und antwortete:

»Sagt das nicht, Sennorita!«

»Warum nicht?«

»Das darf nicht sein. Ihr dürft mir nicht freundlich gesinnt bleiben.«

»So sagt mir den Grund!«

»Den habe ich erst heute so richtig und deutlich empfunden. Als sie vorhin unten standen, die Grafen und Sennores, und als da Aller Augen so freundlich auf Euch leuchteten, da stand ich von fern und fühlte ich, daß ich immer und ewig so fern stehen müsse. Ihr seid so hoch und ich bin so tief und niedrig; Euer Kommen zu mir würde ein Fall sein, nichts als ein Fall.«

Da wurde sie plötzlich blaß; er sah, daß sie erschrak.

»Mein Gott, wer hat Euch das gesagt? Wer hat Euch diese Gedanken gebracht?«

Während sie diese Frage aussprach, trat sie einige Schritte zurück, als wolle sie sich ihn erst einmal genauer ansehen.

»Sie sind ganz von selbst gekommen, diese Gedanken,« antwortete er.

»Gebt ihnen nicht Raum, Sennor! Wißt Ihr denn nicht mehr, was Ihr mir gebeichtet habt und ich habe Euch Alles vergeben?«

»Ich weiß es noch. Ihr wart so mild und gut. Darum denke ich, Ihr werdet auch heute so sein und mir eine große, große Bitte erfüllen.«

»Ich erfülle sie; sagt nur, welche!«

»So schließt einmal Eure Augen, Sennorita!«

»Ah,« lächelte sie, »Ihr wollt es machen, wie Kinder zuweilen es thun? Ihr wollt mich überraschen?«

»Ja; aber ich denke, daß Euch diese Ueberraschung nicht sehr gefallen wird.«

»Nun, wir wollen es versuchen. Also seht her! Die Augen sind zu.«

Sie fühlte seine Lippen auf den ihrigen.

Sie schloß wirklich die Augen. Da trat er schnell näher, legte die Arme um sie und drückte sie an sich. Ehe sie Zeit fand, die Augen zu öffnen, fühlte sie seine Lippen auf den ihrigen, einmal, zwei, drei, vier Male; dann flüsterte es ihr ins Ohr:

»Ich danke Dir, Du liebe, liebe, liebe Resedilla! Vergiß mich nicht ganz, wenn Du einmal so recht glücklich bist!«

Dann fühlte sie, daß seine Arme sich von ihr lösten, und als sie die Augen öffnete, stand sie wieder ganz allein in dem Zimmer.

Er aber eilte die Treppe hinab und nach der Gaststube, in welcher er sein Gewehr liegen hatte. Als er dieses ergriff und schnell wieder fort wollte, fragte Geierschnabel:

»Was ists? Kommen sie schon?«

»Ich weiß es nicht; aber es ist besser wachsam zu sein. Ich werde hinausgehen um aufzupassen.«

»So gehe ich mit.«


// 1624 //

Auch der Yankee griff nach seiner Büchse und Beide gingen, um draußen, wo man die Gegend besser überblicken konnte, Wache zu halten. Dies aber war nicht nöthig, denn an eben demselben Augenblicke erhob sich draußen ein lautes Rufen.

»Sie kommen, sie kommen!« ertönte es.

Sofort ergriffen Alle die Waffen und eilten fort.

Graf Ferdinando war nach dem oberen Stockwerke gegangen, um sich das ihm angewiesene Zimmer zu besichtigen. Er hörte diese Rufe und trat aus seiner Stube heraus, um wieder nach unten zu eilen. Da öffnete sich die gegenüberliegende Thür und im Rahmen derselben erschien ein junges Mädchen, von der Schönheit und dem Glanze der Jugend umflossen. Es war Pepi.

Der Graf blieb bei ihrem Anblicke wie versteinert stehen.

»Amilla!« entfuhr es unwillkürlich aber laut und deutlich seinen Lippen, indem er die beiden Arme erhob, als ob er das Mädchen umfassen wolle.

Sie trat überrascht zurück, aber ohne die Thür zu schließen. Diese Bewegung weckte ihn aus seiner Täuschung. Er that einen Schritt auf sie zu und sagte:

»Verzeihung, Sennorita! Gehören Sie zur Familie des Wirthes?«

»Nein,« antwortete sie, kein Auge von seiner ehrwürdigen Gestalt abwendend.

»So sind Sie fremd, wie ich?«

»Ja.«

»Würden Sie die Güte haben, mir Ihren Namen zu nennen!«

»Ich heiße Pepita; man pflegt mich aber Pepi zu nennen.«

»Ich meine Ihren Familiennamen.«

»Ich habe keinen.«

»Ah, das ist doch nicht möglich.«

»Ich habe keine Eltern; ich wurde mit meiner Schwester im Kloster erzogen.«

»Sie haben eine Schwester?«

»Ja.«

»Wie alt ist sie?«

»Sie zählt siebzehn, ich achtzehn Jahre.«

»In welchem Kloster wurden Sie erzogen?«

»Im Kloster della Barbara zu Santa Jaga.«

Er wollte weiter fragen; da aber traten aus zwei entfernteren Thüren zwei Herren hervor, welche rasch herbeigeschritten kamen. Es war Berthold mit Willmann, die beiden Wiener Doctoren.

»Was ist los? Warum schießt man?« fragte Berthold.

»Die Franzosen kommen, um das Fort zu überfallen,« antwortete der Graf.

»Das ist ja im höchsten Grade überraschend. Komm, Willmann; das müssen wir sehen!«

Sie eilten mit einander die Treppe hinab. Pepi war über Don Ferdinando's Worte so erschrocken, daß sie in ihr Zimmer zurück trat und die Thüre schloß.

»Pepita heißt sie!« murmelte der Graf. »Eine Schwester hat sie und Beide wurden im Kloster erzogen, in jenem Kloster della Barbara!«

Er ging wie träumend weiter, in das Erdgeschoß hinab.


// 1625 //

Als die beiden Aerzte das Palissadenthor erreichten, sahen sie die Vertheidiger des Forts dort versammelt. Sternaus Gestalt überragte Alle in der Weise, daß der erste Blick auf ihn fallen mußte. Berthold blieb stehen und faßte seinen Collegen am Arme.

»Willmann, kennst Du den Mexikaner dort?«

»Den?« antwortete der Gefragte. »Ah! Wäre dieser gewaltige Bart nicht, so hielte ich ihn auf der Stelle für - - -«

Er hielt inne; der Gedanke war ihm zu abenteuerlich.

»Nun, für wen?« drängte Berthold.

»Für jenen Doctor Sternau, welcher im Salon Deiner Eltern solches Aufsehen erregte, damals, als wir noch Knaben waren.«

»Du hast recht. Er sieht ihm so außerordentlich ähnlich, daß ich sofort zu ihm gehen werde. Es wäre doch hochinteressant, wenn - - - komm!«

Sie traten Beide vor Sternau hin. Berthold grüßte höflich und fragte deutsch:

»Verzeihung, mein Herr! Sind Sie vielleicht ein Deutscher?«

»Ja,« antwortete der Gefragte, indem er den Gruß erwiderte.

»Sie haben eine geradezu frappante Aehnlichkeit mit einem Herrn, welcher vor längerer Zeit sehr viel bei meinem Vater war.«

»Wer war Ihr Herr Vater?«

»Professor Berthold in Wien.«

Da machte Sternau eine Bewegung der Ueberraschung und sagte:

»Professor Berthold? Freilich ja; er war mein Freund und Gönner.«

»So täusche ich mich nicht! Sie sind Herr Doctor Sternau?«

»Allerdings.«

»Welch ein Abenteuer! Welch ein Wiedersehen! Wer konnte das denken!«

»So sind Sie wohl der kleine Johannes, welcher bereits so gut Latein verstand?«

»Ja. Ich wurde Arzt und schloß mich mit meinem Freunde, Doctor Willmann hier, der mexikanischen Expedition an, um eine wissenschaftliche Bereicherung zu finden. Wir kamen mit nach Chihuahua und zogen mit gegen das Fort. Die Compagnie wurde aufgerieben, uns aber verschonte man.«

»Das ist interessant, höchst interessant. Wir werden später davon sprechen. Jetzt müssen wir unsere Aufmerksamkeit anderweit concentriren.«

»Man sagt, daß die Franzosen von Neuem anrücken!«

»Ja. Blicken Sie da nach Osten hinüber! Sie defiliren da eben zwischen den Bergen hervor, wie man ganz deutlich sehen kann.

»Wird das Fort vertheidigt werden?«

»Das versteht sich! Ich selbst werde die Vertheidigung leiten.«

»Aber wo sind Ihre Truppen?« fragte Willmann nicht wenig erstaunt darüber, daß ein deutscher Arzt die Vertheidigung eines mexikanischen Forts zu kommandiren hatte.

»Hier!« antwortete Sternau, auf die anwesenden Männer deutend.

»Ah! Wie stark sind die Franzosen?«

»Dreihundert Mann.«

»Und da wollen Sie mit diesem Häuflein Widerstand leisten?«


// 1626 //

»Gewiß!«

»Herr Doctor, Sie werden geradezu erdrückt werden!«

»Das werden wir abwarten. Uebrigens bitte ich Sie, mit Ihrer ärztlichen Hilfe bei der Hand zu sein. Haben Sie Ihre Bestecke mit im Fort?«

»Ja, aber in unserer Wohnung.«

»So eilen Sie, sie zu holen! Es ist möglich, daß der Kampf recht bald beginnt.«

Die beiden Aerzte folgten der Aufforderung. Jetzt sandte Sternau einige der Eingeborenen zu Pirnero, um einen genügenden Vorrath von Munition herbei zu schaffen. Er vertheilte die Leute hinter den Pallisaden, welche sich hart am Rande des Felsens hinzogen, und von wo aus man die anrückenden Feinde also sehr genau beobachten konnte. Vom Wasser aus schien man keinen Angriff befürchten zu müssen, da der Feind von der Landseite nahete.

Die Franzosen befanden sich zu Pferde; selbst ihre Fußtruppen waren beritten gemacht. Sie kamen im Galopp herbei und blieben dann in der Nähe des Forts halten. Ungefähr fünfzig Mann aber trennten sich augenblicklich ab und setzten den Weg im Trabe fort, auf das offen stehende Pallisadenthor zu.

Sie schienen zu glauben, das kleine Fort im Ritte überrumpeln zu können. Sie waren kaum noch zwanzig Schritte vom Thore entfernt, da trat ihnen Sternau entgegen, ganz allein und ohne alle Begleitung.

Ein Capitän führte die Abtheilung an. Er parirte unwillkürlich sein Pferd, als er die hohe, stolze Gestalt in reicher, mexikanischer Tracht erblickte.

»Was wünschen Sie hier, Messieurs?« fragte Sternau höflich aber ernst.

»Wir wünschen in das Fort zu gehen,« antwortete der Kapitän.

»In welcher Absicht?«

»Ah, wollen Sie uns vielleicht examiniren?«

»Ein Wenig. Kommen Sie in friedlicher Absicht?«

»Natürlich!«

»So dürfen Sie eintreten. Ich bitte aber, vorher Ihre Waffen abzulegen!«

»Tausend Donner, wer sind Sie denn, daß Sie es wagen, so mit uns zu sprechen?«

»Ich bin der Commandant des Forts.«

Der Capitän salutirte höhnisch lächelnd und sagte:

»Sehr viel Ehre, Herr Kamerad. Ueber wie viel Mann gebieten Sie? Ueber fünf oder sechs?«

»Meine sechs Mann genügen vollständig!«

»Und welchen Rang begleiten Sie?«

»Untersuchen Sie das mit dem Degen!«

»Ah, gut! Ich fordere Sie hiermit in aller Form auf, mir das Fort zu übergeben.«

»Und ich fordere Sie auf, diesen Platz zu verlassen.«

»Ich gebe Ihnen zehn Minuten Zeit, sich die Sache zu überlegen.«

»Und ich gebe Ihnen zwei Minuten Zeit, sich zurückzuziehen!«

»Donnerwetter, wenn Sie den geringsten Widerstand wagen, muß Alles über die Klinge springen.«


// 1627 //

»Ich bin begierig, diese fürchterliche Klinge kennen zu lernen!«

»Hier ist sie! Drauf, Leute, und hinein!«

Er zog den Degen und gab seinem Pferde die Sporen. Er sprang an, und die Andern machten Miene, ihm zu folgen. Da aber griff Sternau in seinen Gürtel und riß die Revolver heraus. Beim ersten Schuß stürzte der Capitän vom Pferde, und jeder weitere Schuß kostete einen Mann. Dann sprang Sternau rasch zurück und hinter ihm wurde das Thor zugeworfen. Zu gleicher Zeit blitzte es überall durch die Lücken der Palissaden heraus. Es standen hier ja Leute, welche mit einem Gewehre umzugehen verstanden. Ihre Kugeln waren nur auf die Reiter gerichtet. Sie stürzten von den Pferden. Die reiterlosen und durch Schüsse erschreckten Thiere bäumten und überwarfen sich. Es entstand ein fürchterlicher Wirrwarr, in welchen hinein immer neue Schüsse krachten. Und das Alles war so ungeheuer schnell gegangen, daß die Franzosen, welche noch unverletzt waren, noch gar nicht hatten daran denken können, umzukehren und sich durch die Flucht zu retten. Als die Letzten endlich daran dachten und davonsprengten, zählten sie nur noch neun Mann.

Gérard stand neben Sternau. Sein Gewehr rauchte noch von dem letzten Schusse.

»Das war eine Lehre,« sagte er. »Wenn sie klug sind, kommen sie nicht wieder.«

»Sie werden leider nicht so klug sein,« meinte Sternau. »Sehen Sie, daß die Officiere beisammenstehen, um sich zu berathen?«

»Ja, und sehen Sie da draußen am Rande des Gebirges sich etwas vollziehen?«

Bei diesen Worten deutete Gérard hinaus nach dem östlichen Horizonte. Ein aufmerksamer Beobachter konnte dort, wenn er ein scharfes Auge besaß, eine dunkle Linie bemerken, welche sich langsam nach rechts und links ausdehnte.

»Ah, die Apachen!« meinte Sternau.

»Sie werden einen Halbkreis bilden, um den Feind zu umfangen.«

»Dazu brauchen sie immerhin eine Viertelstunde, wenn sie den Feind nicht vor der Zeit auf sich aufmerksam machen wollen.«

»O, die Franzosen bemerken nichts; sie stehen zu tief,« meinte Gérard. »Sie scheinen übrigens jetzt einen Entschluß gefaßt zu haben.«

»Sie wollen stürmen,« sagte Mariano, welcher in der Nähe stand.

Er hatte recht. Die Franzosen saßen ab, führten die Pferde zurück und griffen zu den Bajonetten, welche sie aufsteckten. Sie bildeten dann einen Halbkreis, um das Fort gegen den Strom hin zu erfassen. Da wendete sich Sternau an zwei der Eingeborenen und befahl ihnen, die Wasserseite zu beobachten, und es sofort zu melden, wenn der Feind etwa versuchen sollte, von dort aus einzudringen.

Ein Officier zu Pferde kam jetzt herbei gesprengt; er hielt ein weißes Taschentuch an der Spitze seines Degens, blieb aber doch so weit entfernt, daß man gerade noch seine Stimme hören konnte. Es war der Commandirende selbst, und zwar jener Major, welcher Sennorita Emilia so stürmisch anbetete.

»Ah, der Major selbst!« sagte Gérard, als er ihn kommen sah.


// 1628 //

»Kennen Sie ihn?« fragte Sternau.

»Ja. Wollen Sie mir erlauben, mit ihm zu sprechen?«

»Gern.«

»Ich werde hinunter zu ihm gehen.«

»Das ist zu gefährlich.«

»Für mich durchaus nicht. Ich stehe ja unter dem sicheren Schutze Ihrer Gewehre!«

»So gehen Sie und antworten Sie so, wie ich selbst es thun würde!«

Sternau ließ das Thor öffnen. Gérard nahm seine Büchse und schritt hinaus. Er kletterte ruhig am Felsen hinunter und stand dann gerade am Pferde des Officiers, welcher sich über diese Kühnheit nicht wenig wunderte. Als er sich aber den Mann genauer betrachtete, zog er unwillkürlich die Zügel an.

»Bei Gott, der schwarze Gérard!« rief er.

»Ja, der ist es,« sagte der Genannte ruhig. »Meine Gegenwart wird Ihnen sagen, was Sie zu erwarten haben.«

»Was anders als den Besitz dieses Platzes!«

»Pah, lassen Sie sich das doch nicht träumen! Sie schmachten zwar nach dem Fort wie nach Sennorita Emilia, aber wir werden ja sehen, mit welcher Eroberung Sie mehr Erfolg haben.«

»Was geht Ihnen Sennorita Emilia an!« rief der Major.

»Was geht Ihnen das Fort an! Aber ereifern wir uns nicht. Der Commandant sendet mich, um zu fragen, was Sie uns mittheilen wollen.«

»Ich verlange die sofortige Uebergabe des Platzes, und zwar auf Gnade und Ungnade, da mir vierzig Mann getödtet worden sind.«

»Mehr ist es nicht, was Sie verlangen? Sie sind außerordentlich bescheiden! Diese vierzig Mann wurden getödtet, weil der sie befehligende Capitän den Degen gegen unsern Commandanten zog. Sie sind in nicht ganz zwei Minuten gefallen, und Sie mögen daraus ersehen, was Ihrer wartet. Von einer Uebergabe zu sprechen, ist Unsinn, und von Gnade und Ungnade zu reden, ist gar der reine Wahnsinn!«

»Herr, vergessen Sie nicht, mit wem Sie sprechen!«

»Pah! Ein kleiner Major redet mit dem berühmten Gérard; weiter ist es nichts. Uebrigens bin ich es gewesen, welcher Ihre vernichtete Compagnie in die Hände der Apachen geführt hat. Geberden Sie sich nicht so stolz, denn auch Ihre Truppe wird vernichtet werden. Kein einziger Mann entkommt.«

»Das ist die Sprache eines Verrückten! Bringen Sie meinen Auftrag Ihrem Befehlshaber.«

»Das ist nicht nothwendig. Sie haben ja die Antwort bereits erhalten.«

»Als eine endgiltige?«

»Ja.«

»Nun, so sage ich Ihnen, daß wir keinen Pardon ertheilen werden!«

»Das wäre ja auch lächerlich, denn Sie werden gar nicht in die Lage kommen, Gnade ertheilen zu können.«

»So mag es augenblicklich beginnen!«

Er hielt den Degen ohne Taschentuch empor, und sofort setzten die Franzosen


// 1629 //

sich in Bewegung. Das war eine Treulosigkeit, da Gérard als Parlamentär sich noch gar nicht hatte zurückziehen können. Der Major zog seinen Degen und drang auf ihn ein.

»Hier, Bursche, hast Du Deinen Lohn für Alles!«

Er holte zum Hiebe aus, aber er kannte Gérard nicht. Dieser parirte den Hieb mit dem Laufe seines Gewehres, riß mit einem gewaltigen Rucke den Reiter vom Pferde und entwand ihm den Degen.

»Stirb an Deinem eigenen Verrathe und sieh, an die Erde genagelt, zu, wie Ihr vollständig vernichtet werdet.«

Mit diesen Worten warf er ihn zu Boden und stieß ihm den Degen durch den Leib, bis an den Griff, so daß die Klinge tief in den Boden drang. Dann kletterte er, von den Kugeln der heranrückenden Feinde umschwirrt, den Felsen empor.

»Herein durchs Thor! Schnell, schnell!« rief es drüben auf der anderen Seite.

»Zu spät,« antwortete er. »Ich stehe hier gut.«

Er suchte hinter dem einzigen Baume, welcher da oben bei den Palissaden stand, Deckung. Dort legte er sich nieder und versendete Kugel um Kugel in die im Sturmschritt nahenden Franzosen.

»Dieser Mann sucht den Tod,« sagte Sternau zu Mariano.

»Fast scheint es so!« erwiderte dieser. »Kennst Du vielleicht den Grund?«

»Ja. Wir müssen ihn unterstützen. Er darf nicht fallen. Komm!«

Die Besatzung des Forts war nur ein Häuflein, aber Männer wie Sternau, Gérard, Geiernase, Büffelstirn und Andere zählten ja mehr als fünf- oder zehnfach. Noch hatte der Feind nicht den Fuß des Felsens erreicht, so begannen sich seine Reihen zu lichten. Aber er drang unaufhaltsam vor.

Als die Franzosen den Felsen zu erklimmen begannen, zeigte es sich erst, welch' eines mörderischen Feuers die berühmten Jäger fähig waren. That einer der Franzosen einen Schritt, so hatte er eine Leiche vor sich, und kaum war er über dieselbe hinweggestiegen, so sank er selbst als Leiche nieder.

Da, wo Gérard stand, tobte der Kampf am Heftigsten. Einer der Officiere hatte ihn erkannt und seine Leute aufmerksam auf ihn gemacht. Sie brannten darauf, den gefürchteten Jäger zum Gefangenen zu machen, und klimmten am Felsen empor. Aber seine sichere Büchse riß Einen nach dem Andern nieder. Und gelang es ja einmal Einem, bis an den Rand des Felsens emporzukommen, so zerschmetterte er ihm mit dem goldenen Büchsenkolben den Schädel.

An dieser Stelle, hinter den Palissaden, stand Sternau mit Mariano, und nicht weit von ihnen Geiernase. Diese Drei gaben sich alle Mühe, die Stürmenden von Gérard abzuhalten. Besonders interessant war es, dem Yankee zuzusehen. Er lud und Schoß mit einer zauberhaften Geschwindigkeit, und redete dabei so laut, als ob die Feinde ihn hörten.

»Ah, dort will wieder Einer dem Gérard ein Blei geben!« sagte er eben. »Schade um die Mühe, denn ich calculire, daß ihn meine Kugel vorher treffen wird!«

Er legte an und drückte ab - der zielende Franzose war eine Leiche.


// 1630 //

»Hier kriecht Einer herauf. Er denkt, es sieht ihn Niemand; ich rechne, daß er eher unten sein wird, als oben.«

Er drückte den zweiten Lauf ab, und, durch den Kopf geschossen, rutschte der Franzose wieder hinab.

Gérard war so fleißig gewesen, daß er seine Patronen verschossen hatte. Er konnte nur noch mit dem Kolben arbeiten. Er blutete bereits aus mehreren Wunden, da die meisten Schüsse auf ihn gerichtet waren. Da ertönte die helle, kräftige Stimme Sternaus:

»Aufgeschaut! Die Hilfe kommt!«

Es war trotz ihrer Ueberzahl noch keinem der Franzosen gelungen, bis an die Palissaden vorzudringen; da ertönten ihre Hornsignale, um sie zurückzurufen zu Bildung von Quarrées. Sie hatten gar nicht gemerkt, was hinter ihnen vorging, und als sie sich jetzt zurückwendeten, sahen sie zu ihrem Entsetzen einen weiten Halbkreis wilder Reiter in rasendem Galopp auf sich zugesprengt kommen.

Es gelang einigen Haufen von ihnen, Vierecks zu bilden, und das war ein großes Glück für sie, denn sonst wären sie auf den ersten Ansturm niedergeritten worden.

Droben beobachtete Sternau die ganze Scene. Durch das Nahen der Apachen und der Jäger Juarez' bekam er Luft.

»Wollen wir einen Ausfall machen?« fragte Mariano.

»Es ist das Beste. Aber warten wir noch.«

Da erscholl lauter Hufschlag die Gasse herauf. Ein Indianerhäuptling kam dahergesprengt, drei Adler- und drei Rabenfedern im lang wallenden Schopfe, und das Gesicht mit den Kriegsfarben der Apachen bemalt. Er hatte eine neue indianische Kleidung angelegt, und von seinen Schultern fiel der schwere Pelz eines grauen Bären herab. Er bot einen imposanten, kriegerischen Anblick.

»Bärenherz!« rief Mariano. »Woher hat er die Kleidung?«

»Jedenfalls von Pirnero. Er wird sich den Apachen zeigen wollen.«

Diese Ansicht bestätigte sich auf der Stelle, denn der Häuptling deutete wortlos auf das Thor, welches ihm sofort geöffnet wurde. Er stürmte im Galopp den Weg hinunter und auf den dichtesten Haufen der Feinde ein.

»Warum wollen wir da warten,« sagte Mariano. »Ihm nach!«

»Ja, ihm nach!« rief auch Geiernase.

»Ihm nach!« rief Büffelstirn.

Sie sprangen dem Apachen nach. Sternau war nicht im Stande, sie zu halten. Als Commandant blieb er zurück, nebst den eingeborenen Bewohnern des Forts, denen es nicht einfiel, sich einer so directen Lebensgefahr auszusetzen.

Wie bereits gesagt, hatten die andringenden Apachen an einigen festen Haufen Widerstand gefunden. Dies löste ihre geordnete Reihe auf. Während sie an der einen Stelle, Alles über den Haufen stürmend, vorwärts drangen, wurden sie an anderen Orten von kleinen Vierecks, welche sich gebildet hatten, aufgehalten. Diese Vierecks wurden umzingelt, aber der Kampf kam zum Stehen.

Da die Indianer für ein Fechten Mann gegen Mann in geschlossener Reihe nicht geeignet sind, so schien es sogar bald, als ob sie hier und da gegen die Franzosen im Nachtheile seien. Sie konnten nichts gegen die Carées ausrichten


// 1631 //

und es schien, als ob es den Franzosen doch gelingen werde, sich theilweise durchzuschlagen.

Hinter der Kampfeslinie hielt, hoch zu Roß, mit einem kleinen Reitertrupp, der Präsident Juarez. Seine dunklen Augen ruhten glühend auf den Kämpfenden. Noch etwas weiter rückwärts standen ungefähr sechzig weiße Jäger. Es waren wilde, kräftige Gestalten, welche er aus den Vereinigten Staaten angeworben hatte. Sie hatten sich bisher noch nicht am Kampfe betheiligt, da Bärenauge das Recht, die Scalpe der Franzosen zu erwerben, für sich und seine Apachen in Anspruch genommen hatte. Juarez winkte ihren Anführer zu sich und fragte:

»Sie sehen, daß der Kampf zum Stillstande kommt?«

»Leider,« antwortete der Gefragte.

»Glauben Sie, daß die Apachen siegen werden?«

»Ganz gewiß. Aber sie werden nicht im Stande sein, einen Durchbruch des Feindes zu verhüten. Die Absicht der Franzosen auf das Fort ist blutig vereitelt worden; aber es wird einer großen Zahl von ihnen gelingen, zu entkommen.«

Juarez nickte. Seine Lippen preßten sich zusammen und er sagte drohend:

»Das soll und das darf aber nicht geschehen. Welchen Rath geben Sie mir?«

»Lassen Sie mich mit den Meinigen vorgehen. Unsere Kugeln werden diese gefährlichen Vierecks bald aus einander reißen.«

»Gut, so greifen Sie an.«

Der Jäger kehrte zu seinen Leuten zurück. Um dem Feinde kein massiges Ziel zu bieten, zerstreuten sie sich und schritten in dieser Kampfesweise vor, jede Deckung nach Art der ächten Westmänner sorgfältig benutzend.

Bärenauge hatte sich in dem Mittelpunkte des Halbkreises befunden, welchen die angreifenden Apachen bildeten. Er war siegreich durch die Reihen der Franzosen gedrungen und hatte sich dann wieder umgedreht, mit dem Tomahawk Einen nach dem Andern vor sich niederschlagend. Hoch auf seinem Rosse sah er einem Kriegsgotte ähnlich, gegen den es keinen Widerstand gab. Die hier an dieser Stelle vereinzelten Feinde flohen, sobald er auf sie eindrang. Er verfolgte sie und entfernte sich dabei, vom Eifer des Kampfes getrieben, von dem eigentlichen Heerde des Kampfes.

Er nahm sich gar nicht die Zeit und Mühe, nach dem Gefechte sich umzusehen. Daher kam es, daß er nicht bemerkte, daß der Feind an gewissen Stellen im Vortheil war.

Eben schlug er einem der vor ihm fliehenden Feinde die Schärfe des Schlachtbeiles so in den Nacken, daß der Wirbel getrennt wurde und der Kopf nach vorn herunter hing, da hörte er vor sich den lauten Schritt eines herbei galoppirenden Pferdes.

Er blickte auf und sah einen Indianer, einen Apachen, aber ihm vollständig unbekannt, welcher mit dem Abzeichen eines hohen Häuptlings versehen, vom Fort her herbeigaloppirt kam. Er zügelte erstaunt sein Pferd und im nächsten Augenblicke hielt der Andere vor ihm. Sie konnten die gegenseitigen Gesichtszüge nicht erkennen, da die Gesichter mit den Farben des Krieges bemalt waren; aber der Andere fragte:

»Du bist Bärenauge, der Häuptling?«


// 1632 //

»Ja,« nickte der Gefragte.

»Du bist ein tapferer Krieger. Aber siehst Du nicht, daß Deine Krieger umsonst kämpfen?«

Er deutete mit diesen Worten nach den Vierecks hin. Das Auge Bärenauges folgte diesem Winke.

»Uff!« rief er. »Die Hunde von Franzosen müssen dennoch sterben. Aber wer bist Du?«

»Ich bin Bärenherz, dem Du alle sieben Tage einen Weißen geopfert hast. Vorwärts! Er warf sein Pferd herum und ritt weiter. Er handelte ganz als Indianer. Der Kampf geht vor, er verzichtete auf jede Wiedererkennungs- und Freudenscene, um zunächst seine Pflicht als Häuptling und Krieger zu erfüllen.

Bärenauge war, trotz der Selbstbeherrschung, welche den Indianern eigen ist, für einen Augenblick fast starr vor Erstaunen; dann aber sprengte er seinem Bruder nach.

»Arku Shosch-in-liett! Gutesnon-selki Franza!« rief er mit Donnerstimme über den Kampfplatz hin, so daß Freund und Feind es hören konnte.

Dieser Ruf in der Sprache der Apachen heißt zu Deutsch: »Hier ist Bärenherz! Zehnfachen Tod den Franzosen!«

Alle Rothen wendeten ihre Blicke der Gegend zu, in welcher dieser Ruf erschollen war. Sie sahen Bärenauge hart hinter seinem Bruder. Beide flogen im rasendsten Laufe auf das eine Viereck zu.

»Arku Shosch-in-liett! Tastsa Franza! Hier ist Bärenherz! Tod den Franzosen!« erscholl es aus Aller Munde.

Sie griffen von Neuem wüthend an und zwar in einem Augenblicke, an welchem die Franzosen eine Salve abgegeben hatten und im Begriffe standen, wieder zu laden. Aus diesem Grunde waren nur einige Gewehre mit Kugeln versehen.

»Prenez les crosses - Nehmt die Kolben!« gebot darum ihr Anführer.

Sie drehten also die Gewehre um. In diesem Augenblicke waren die beiden Häuptlinge nahe gekommen. Bärenherz spornte sein Pferd und riß es empor. Es flog in einem hohen, weiten Bogen mitten in das Viereck hinein und Bärenauge folgte mit einem ebenso kühnen Satze. Zu gleicher Zeit die Tomahawks gebrauchend und ihre Pferde zum Stampfen zwingend, schlugen und stampften sie Alles nieder, was in ihre Nähe kam. Dadurch entstanden Lücken, durch welche die Apachen in das Viereck eindrangen, welches nun verloren war.

Bärenherz hatte hier den Seinigen Bahn gebrochen. Er durchbrach, von seinem Bruder gefolgt, die entmuthigten Feinde, um auf ein anderes Quarré einzudringen. Da erblickte er die Pferde der Franzosen, welche, von einigen Chasseurs bewacht, nicht weit vom Kampfplatze hielten. Er deutete nach ihnen hin.

»Tekli Franza ineh. Natan sesteh - Die Pferde der Franzosen wegnehmen und die Wachen niederschlagen!« rief er seinem Bruder zu.

Dieser gehorchte dem Gebote sofort. Er rief eine Schaar der Apachen zu sich und eilte mit diesen zu den Pferden. Die Chasseurs wurden nach kurzer Gegenwehr geschlagen und nun, da die Thiere sich in den Händen der Apachen befanden, war den Franzosen das Entkommen unmöglich.


Ende der achtundsechzigsten Lieferung - Fortsetzung folgt.



Karl May: Waldröschen

Karl May – Forschung und Werk