Rassen und Religionen, Chinesen und Mogolen
Verfasst: 12.11.2008, 10:43
Hallo!
Da ich wieder „Und Friede auf Erden“ lese merke ich, dass ich eine Beobachtung und Anmerkung, die ich vor Jahren schon machte, noch nicht endgültig geklärt habe.
Macht sich Karl May – in diesem Buch, aber vielleicht auch sonst – nicht der generellen Verwechslung von Mongolen und Chinesen schuldig?
Der Uncle Govenor-Raffley spricht Herr Tsi abwechselnd als Mongole und Chinese an. Das aber ist durchaus nicht korrekt.
Herr Tsi, der mit richtigem Namen Ki Ti Weng heißt, erklärt doch, dass er seinen Familiennamen vom Kaiser Hoang-ti, auch Huang-ti, erhalten habe und zwar dreitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung, weshalb er denn auch einen viereinhalbtausend Jahre alten und langen Stammbaum vorweisen könne. Nun ist dieser Kaiser eigentlich nur in Sagen überliefert, was May natürlich großzügig unterschlägt.
Dazu:
Die sagenhafte Zeit geht nach einigen bis Jü, d.h. bis zum Beginn der Hsia-Dynastie, 2205 v. Chr., nach anderen bis zum Anfang der Tschau-Dynastie, 1122 v. Chr., doch gehen die Angaben über Daten auch bei den Chinesen weit auseinander; Übereinstimmung tritt erst mit dem Jahre 850 v. Chr. ein.
Die Herrscher dieser Zeit sind: Huang Ti, 2704-2595 v. Chr. in Tschili; Scha Hao, 2594-11, sein Sohn, in Schantung; Tschan hsü, 2510-2433, Neffe des vorigen, in Tschili; Ti Ku, 2432-2363, sein Neffe, in Honan; Ti Tschi, 2362-58, Sohn des vorherigen, wird abgesetzt; Jao, 2357-2258, sein Bruder, in Schansi; Schun, 2258-06, Schwiegersohn Jaos, in Schansi. Fu hi, Schen nung, Huang Ti, Jao und Schun werden häufig gemeinsam als die "Fünf Kaiser" bezeichnet.
http://www.jadu.de/jaduland/asia/china/text/sagen.html
Huang-ti gilt als der Vorfahr aller Han-Chinesen. Also ist Tsi bzw. Ki Ti Weng ein Han-Chinese.
Von Mongolen aber kann erst seit dem 12. Jhdt. gesprochen werden. Und erst Kublai Khan wirk Kaiser von ganz China.
Dazu aus dem Wikipedia-Artikel:
1260: Der Großkhan der Mongolen, Kublai Khan (*1215, †1294), wird Kaiser Nordchinas. Neue Reichshauptstadt wird Peking (Beijing). Gleichzeitig beginnender Auseinanderbruch des ohnehin lockeren Reichsverbandes in Teilreiche.
1260 3. September Schlacht von Ain Djalut
1257-1258: Drei Feldzüge gegen Dai Viet (Vietnam) wurden abgewehrt.
1274 und 1281: Zwei Angriffsversuche auf Japan scheitern (Kamikaze). Dagegen gelingt bis 1279 die Eroberung von Südchina, wo die Sung-Dynastie beseitigt wird.
1279-1294: Kublai Khan ist Kaiser von ganz(!) China (Shih Tsu). Begründung der mongolischen Yuan-Dynastie (bis 1368). Kublai Khan nimmt den Buddhismus an.
1368: Mit dem Untergang der Yuan-Dynastie (seit 1271) endet die mongolische Herrschaft in China.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Mongolen
Mit dieser Verwechslung steht May natürlich nicht alleine da, hat doch Kaiser Wilhelm II. in seiner Hunnenrede die Chinesen mit den viel früheren Hunnen gleichgesetzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede
Zudem fällt auf, dass May den damals üblichen Rassenglauben unhinterfragt übernommen hat, freilich ohne die sich daran anknüpfenden Ideologien von der „Überlegenheit der kaukasischen Rasse“. Die bleibt anfangs dem Uncle-Govenor und bis zum bitteren Ende Dilke vorbehalten.
Auch verknüpft er „rassische“ und „religiös-ideologische“ Elemente. So sind die Kaukasier eben Christen, die Araber und Afrikaner Moslems, Malaien und Chinesen Heiden. Dass diese Aussage keine absolute ist, ist mir klar.
May ist also auch hier in seine Zeit eingebunden, geht aber weit über inhumane Implikationen der zeitgenössischen Ideologien hinaus.
Gruß Fritz
Da ich wieder „Und Friede auf Erden“ lese merke ich, dass ich eine Beobachtung und Anmerkung, die ich vor Jahren schon machte, noch nicht endgültig geklärt habe.
Macht sich Karl May – in diesem Buch, aber vielleicht auch sonst – nicht der generellen Verwechslung von Mongolen und Chinesen schuldig?
Der Uncle Govenor-Raffley spricht Herr Tsi abwechselnd als Mongole und Chinese an. Das aber ist durchaus nicht korrekt.
Herr Tsi, der mit richtigem Namen Ki Ti Weng heißt, erklärt doch, dass er seinen Familiennamen vom Kaiser Hoang-ti, auch Huang-ti, erhalten habe und zwar dreitausend Jahre vor unserer Zeitrechnung, weshalb er denn auch einen viereinhalbtausend Jahre alten und langen Stammbaum vorweisen könne. Nun ist dieser Kaiser eigentlich nur in Sagen überliefert, was May natürlich großzügig unterschlägt.
Dazu:
Die sagenhafte Zeit geht nach einigen bis Jü, d.h. bis zum Beginn der Hsia-Dynastie, 2205 v. Chr., nach anderen bis zum Anfang der Tschau-Dynastie, 1122 v. Chr., doch gehen die Angaben über Daten auch bei den Chinesen weit auseinander; Übereinstimmung tritt erst mit dem Jahre 850 v. Chr. ein.
Die Herrscher dieser Zeit sind: Huang Ti, 2704-2595 v. Chr. in Tschili; Scha Hao, 2594-11, sein Sohn, in Schantung; Tschan hsü, 2510-2433, Neffe des vorigen, in Tschili; Ti Ku, 2432-2363, sein Neffe, in Honan; Ti Tschi, 2362-58, Sohn des vorherigen, wird abgesetzt; Jao, 2357-2258, sein Bruder, in Schansi; Schun, 2258-06, Schwiegersohn Jaos, in Schansi. Fu hi, Schen nung, Huang Ti, Jao und Schun werden häufig gemeinsam als die "Fünf Kaiser" bezeichnet.
http://www.jadu.de/jaduland/asia/china/text/sagen.html
Huang-ti gilt als der Vorfahr aller Han-Chinesen. Also ist Tsi bzw. Ki Ti Weng ein Han-Chinese.
Von Mongolen aber kann erst seit dem 12. Jhdt. gesprochen werden. Und erst Kublai Khan wirk Kaiser von ganz China.
Dazu aus dem Wikipedia-Artikel:
1260: Der Großkhan der Mongolen, Kublai Khan (*1215, †1294), wird Kaiser Nordchinas. Neue Reichshauptstadt wird Peking (Beijing). Gleichzeitig beginnender Auseinanderbruch des ohnehin lockeren Reichsverbandes in Teilreiche.
1260 3. September Schlacht von Ain Djalut
1257-1258: Drei Feldzüge gegen Dai Viet (Vietnam) wurden abgewehrt.
1274 und 1281: Zwei Angriffsversuche auf Japan scheitern (Kamikaze). Dagegen gelingt bis 1279 die Eroberung von Südchina, wo die Sung-Dynastie beseitigt wird.
1279-1294: Kublai Khan ist Kaiser von ganz(!) China (Shih Tsu). Begründung der mongolischen Yuan-Dynastie (bis 1368). Kublai Khan nimmt den Buddhismus an.
1368: Mit dem Untergang der Yuan-Dynastie (seit 1271) endet die mongolische Herrschaft in China.
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Mongolen
Mit dieser Verwechslung steht May natürlich nicht alleine da, hat doch Kaiser Wilhelm II. in seiner Hunnenrede die Chinesen mit den viel früheren Hunnen gleichgesetzt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hunnenrede
Zudem fällt auf, dass May den damals üblichen Rassenglauben unhinterfragt übernommen hat, freilich ohne die sich daran anknüpfenden Ideologien von der „Überlegenheit der kaukasischen Rasse“. Die bleibt anfangs dem Uncle-Govenor und bis zum bitteren Ende Dilke vorbehalten.
Auch verknüpft er „rassische“ und „religiös-ideologische“ Elemente. So sind die Kaukasier eben Christen, die Araber und Afrikaner Moslems, Malaien und Chinesen Heiden. Dass diese Aussage keine absolute ist, ist mir klar.
May ist also auch hier in seine Zeit eingebunden, geht aber weit über inhumane Implikationen der zeitgenössischen Ideologien hinaus.
Gruß Fritz