Die Sendung läuft noch, aber ich konnte ja nach dem MRR-Auftritt den Fernseher wieder abschalten.
Trotz der ZDF-Zusagen scheint mir, dass da doch zensiert wurde. Nach Zeitungsberichten sagte Gottschalk nach Abgang Reich-Ranickis, sinngemäß, „So, jetzt sind wir ihn endlich los“ und „Da sieht man, wie sich eine Preisverleihung schnell in eine Reality Show verwandeln kann.“ Das sind recht amüsante sarkastische Bemerkungen, ich weiß nicht, warum sie das ZDF nicht zeigen will...
Die Empörung Reich-Ranickis war nachvollziehbar: ich hatte nur einige Auftritte vor seinem als Kulisse im Hintergrund laufen (ich hörte nur zu, ohne mir im Unterschied zu MRR das Ganze auch noch anschauen zu müssen), und da musste man der Richterin Salesch zuhören, sowie einer Huldigung von
Deutschland sucht den Superstar, irgendeine Frau kreischte hysterisch: „Gebt mir mehr Geld, mehr Geld für meine Sendung, ich will mehr Geld
“
Wie ich heutigen MRR-Interviews entnehmen konnte, hat ihn nicht bloß die Qualität der ausgezeichneten Sendungen empört, sondern vielleicht noch mehr die Art und Weise, wie die Gewinner und Nominierten (Ausschnitte aus ihren Sendungen) bei der Preisverleihung präsentiert wurden.
Marktschreierisch eben. Ich war eher unangenehm überrascht, als bei der MRR-Ehrung ebenfalls unter den Ausschitten aus dem
Literarischen Quartett seine Äußerung zu Sigrid Löffler wieder hervorgehoben wurde, die ja zum Zerfallen des ursprünglichen
Quartetts letztendlich führte. Ob sich ein Preisträger gerade an solche Augenblicke anläßlich einer Ehrung erinnern möchte
Elke Heidenreich übertreibt natürlich
in ihrem FAZ-Artikel. Zu sagen, dass Thomas Gottschalk weder intelligent noch witzig ist — das geht auch mir zu weit.
Außerdem hätte die Dame doch wissen müssen, dass es jahrelang Sympathien zwischen Gottschalk und Reich-Ranicki gibt, die bereits bei Reich-Ranickis Auftritt in
Wetten, dass...? offensichtlich waren (war wohl noch irgendwann in den 90er Jahren).
markus hat geschrieben:Nun muß man abwarten was aus dieser Sendung mit Gottschalk wird. Meiner Meinung nach nicht viel.
Klar...
Das Komische an der Sache: das deutsche Fernsehen, zumal das öffentlich-rechtliche (einschließlich des von MRR gerügten 3sat), ist immer noch um Meilen besser als das slowakische, wie bereits früher in diesem Diskussionsthema erwähnt.
markus hat geschrieben:(als er
[Reich-Ranicki] seinerzeit Karl May als Trivialliteratur bezeichnete war er mir etwas unsympatisch
).
Reich-Ranicki hat kein Recht, sich zu Karl May zu äußern, weil er ihn nie als Literaturkritiker gelesen hat. Er hat ihn — soweit ich richtig informiert bin — zuletzt als Schuljunge gelesen, wohl in einer KMV-Bearbeitung. Das zählt nicht für die Bildung einer qualifizierten Meinung. Immerhin hat Reich-Ranicki vor etwa drei Jahrzehnten Gert Ueding, glaube ich, in der
FAZ Raum verschafft, für Karl Mays Spätwerk zu plädieren.
(Reich-Ranicki ist zwar mein Idol, aber es gibt viele Punkte, wo ich ihm nicht beistimmen kann — etwa bei seiner Bewunderung für Shakespeare. Auch behauptet er immer stolz, er sei „vollkommen areligiös“, was ich von mir selbst nie behaupten würde, eher das Gegenteil.)
Kurt Altherr hat geschrieben:Karl May ist doch Trivialliteratur pur, Markus. Das kann ich jedes Jahr immer wieder feststellen, wenn ich mir die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg anschaue. Oder sehe ich da was falsch?
Wohl eine ironische Wortmeldung, aber natürlich ist das vollkommen falsch und Karl Mays literarisches Schaffen kann man nicht nach Bühnenaufführungen in Bad Segeberg beurteilen.
Es gibt viele
Gulliver-Bearbeitungen für Kinder, die Ausgaben für Kinder sind wohl zahlreicher als die Originalausgaben, und doch ist Jonathan Swifts Roman alles andere als Trivialliteratur.