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Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 17:40
von rodger
Was soll man hin und herdebattieren (bezieht sich auf eigene 'schlecht gelaunte' heutige Beiträge in einem anderen Forum), sich über die bescheuerte Welt ärgern und die Blindheit und Bewußtlosigkeit der Menschen in ihr, laßt uns genießen [...], z.B. das hier, affengeil, genial und wundervoll (und sie haben es in "Unter Geiern" tatsächlich gestrichen ...), ein dreifach Hoch auf den Hobble-Frank, und ein Thread ihm zu Ehren:
Die Schlacht von Fehrbellin ist zwar von ziemlicher Wichtigkeet, aber hier an der Llano estakata hat sie doch nich die Bedeutung allererschter Hofrangsordnung höchsten Grades. Wir schtehen hier off derjenigen teleskopischen Peripherie, von welcher die Geistesfunken unterirdischer Gedankenblitze ganz genau nach dem bekannten Gesetze abprallen müssen, daß der Einfaltspinsel genau gleich dem Ausfaltspinsel ist, was jeder Billardschpieler an seinen Bällen ersehen kann. Wir als Westmänner dürfen nich in eener höheren epileptischen Sphäre schwärmen. Wir müssen uns den Grausamkeeten des schwefel- und salpetersauren Erdenlebens anbequemen und dürfen ja nich denken, daß uns jede Schtunde een Sonett vom alten Dessauer oder gar eenen Monolog der Gebrüder Toussaint-Langenscheidt bringen muß. Wir müssen vielmehr die Gelegenheet bei den Hörnern ergreifen. Wir sind fürs praktische Leben beschtimmt, wie Schiller in seinem Nokturne vom Moskauer Glockenturme sagt:
›Der Mann schtürzt sich blind ins feindliche Leben,
Muß schtoßen und schtreben,
Erraffen und gaffen,
Um Geld anzuschaffen,
Muß wetten und wagen
Mit hungrigem Magen
Und schticht mit der häuslich schnurrenden Schpindel
Zu Tod alles Mord- und Galgengesindel!‹
Herrlich.
Lesen kann schön sein.
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 18:13
von Helmut
Kennst Du das Land wo die Zitronen blühn,
Ums Schindeldach die jungen Störche ziehn?
Der Loobfrosch flötet abends im Geschträuch,
Und Lunas Bild schtrahlt aus dem nahen Teich.
Dort ists gemütlich, drum dorthin
Schteht mir die Nase und schteht mir der Sinn.
Helmut
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 18:36
von markus
rodger hat geschrieben:Was soll man hin und herdebattieren (bezieht sich auf eigene 'schlecht gelaunte' heutige Beiträge in einem anderen Forum)
Hallo Rüdiger
Hobble Frank las ich grade wieder in "Der Schatz im Silbersee". Da gefiel er mir als er bei dem Wettlauf zur Eiche den Indianer narrte und zur Fichte lief und anschließend, nachdem der nicht sehr helle affengesichtige Rote ihm zur Fichte folgte, wieder zur Eiche lief, sie 5mal umrundete und als Sieger durchs Ziel lief. Er gefällt mir natürlich auch wenn er vom dicken Jemmy verbessert wird und dann fast hoch geht wie ein HB-Männchen. Was mir aber komisch vorkam ist, daß er sich kurz vor dem Rennen mit dem Häuptling der Utahs unterhält, besser gesagt ihm ordentlich saures gibt (in Englisch wohlgemerkt). Aber anschließend, kurz vorm letzten Kampf Shatterhand gegen den Häuptling, gibt dieser, Shatterhand, dem Hobble Frank auf deutsch die Anweisung daß er die Waffen zum Zelt bringen soll aber sie und die Pferde für eine nötige Flucht bereit halten soll. Als der Häuptling Shatterhand fragt warum sie in dieser fremden Sprache sprechen, entgegnet Shatterhand ihm daß Hobble Frank keiner anderen Sprache mächtig ist. Aber minuten vorher palavert er noch mit dem Häuptling in Englisch, dessen er angeblich nicht mächtig ist. Wie passt das zusammen?
Gut, Shatterhand könnte es dem Häuptling gegenüber als Ausrede benutzt haben um nicht in Verlegenheit zu kommen, aber wenn der Häuptling nur ein klein wenig mehr Grütze unter seinem Skalp hat als der affengesichtige geschlagene Läufer, dann hätte er die Flunkerei merken müssen. Dem war aber nicht so.
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 18:45
von rodger
Jetzt fängst Du auch noch an ... (auch Du, Sohn Brutus ...)
Über solche Dinge habe ich NIE nachgedacht bei Karl May und werde das auch nie tun, ich habe sie nicht einmal bemerkt. Um so etwas geht es auch nicht.
Karl May macht höheren Blödsinn (und das außerordentlich gut), und da braucht er es für seinen Text einmal so daß einer Englisch sprechen kann und fünf Minuten später braucht er es anders herum und hat dann vermutlich das andere vergessen. Na und ? So etwas stört mich nicht, hat mich nie gestört und wird mich nie stören.
Oder der Ilmer mit seinem Erbsenzähler-Artikel im "Geschliffenen Diamanten" ... So ein intelligenter Mann, mit soviel Feinempfinden und Durchblick, und dann beschäftigt er sich mit solchem Quark ...

Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 19:06
von Faterson
Ich hab nichts zu sagen, aber weil dies mein Thread ist, musste ich hier (als Avatar) kurz vorbeikommen.
_________________
Hobble-Frank
Moritzburg, Sachsen
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 20:11
von rodger
Herzlich willkommen (, evening-ghost)

Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 20:48
von markus
rodger hat geschrieben:Jetzt fängst Du auch noch an ... (auch Du, Sohn Brutus ...)
Über solche Dinge habe ich NIE nachgedacht bei Karl May und werde das auch nie tun, ich habe sie nicht einmal bemerkt. Um so etwas geht es auch nicht.
Karl May macht höheren Blödsinn (und das außerordentlich gut), und da braucht er es für seinen Text einmal so daß einer Englisch sprechen kann und fünf Minuten später braucht er es anders herum und hat dann vermutlich das andere vergessen. Na und ? So etwas stört mich nicht, hat mich nie gestört und wird mich nie stören.
Oder der Ilmer mit seinem Erbsenzähler-Artikel im "Geschliffenen Diamanten" ... So ein intelligenter Mann, mit soviel Feinempfinden und Durchblick, und dann beschäftigt er sich mit solchem Quark ...

Du hast ja Recht mit dem was du sagst und ich stimme dir voll zu. Mir ist sowas auch egal und es fällt mir höchst selten auf sowas. Und wenn dann geht es mir auch gar nicht darum ob mich sowas stört oder nicht. Mir fällt sowas nur ins Auge (wie gesagt selten) und da frag ich mich nur ob May da geschlafen hat beim schreiben oder ob es einen tieferen Sinn hat. Wenn ja, dann hat wie gesagt Shatterhand nur zum Häuptling die Lüge gesagt daß Frank nur Deutsch versteht damit der Häuptling nicht mitkriegt was beschlossen wird. Nur wußte der Häuptling doch daß Frank auch englisch kann.
Wir nehmen jetzt einfach mal an der Häuptling hat in der Aufregung in der er und seine Leute standen (es ging ja schließlich um Leben und Tod und das ist nicht irgendwas) keinen klaren Kopf mehr gehabt, außer an der Sache selber, dem Wettkampf, konnte er noch einigermaßen klar denken. Somit konnte Shatterhand ihm leicht einen vom Pferd erzählen;-))
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 21:02
von rodger
In "Der Geist der Llano estakata" (so hieß die Zeitschriftenfassung, die z.B. im Haffmans-Taschenbuch enthalten ist; schon die Buchausgabe zu Karl Mays Zeiten enthielt Änderungen) ist auch des öfteren davon die Rede, daß Hobble nicht gut Englisch versteht und sich dann, wenn Englisch gesprochen wird, mit seinen 'Ergüssen' zurückhält. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe (von heute nachmittag ...), versteht er zwar Englisch, aber nicht so, daß er da mitreden könnte.
Manchmal sind gewisse Dinge Absicht bei Karl May (und durchaus des öfteren mit "tieferem Sinn"), manchmal sind sie einfach Nachlässigkeiten, Schlampereien, Fehler. Man kann nur erahnen, wann jeweils was zutrifft. Das haben die Wissenschaftler ja nicht so gern, die wollen Eindeutigkeit und Beweise. Doch die Verhältnisse, die sind nicht so.
Im HKA-Mustang steht (auf S. 517), der "Hoppelfrank" unter einem Text sei eine "Verhunzung". Meiner Ansicht nach ist das eine Wortspielerei; was genau May sich dabei gedacht hat weiß ich auch nicht, ich vermute mal so in Richtung Kontinent-Hopping (wird im Text erwähnt). Ein Beispiel dafür, daß man halt nicht weiß, was Absicht war und was nicht, und jeweils nur mutmaßen kann.
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 21:16
von markus
Wer weiß wer weiß. Wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Und es ist ja auch im Grunde nicht wichtig was er wann wo und wie falsch geschrieben hat oder ob es einen Sinn hat. Dem Lesevergnügen tut es keinen Abbruch, der Handlung an sich schon gar nicht.
Sehen wirs so daß im Leben Mays auch nicht immer alles glatt lief und er öfters den Leuten was vormachen mußte und diese Ungereimtheiten in seinen Texten symbolisch dafür stehen (ob sie nun extra von May gemacht wurden, oder aus Schludrigkeit, das spielt keine Rolle).
Re: Ein Thread für den Hobble-Frank
Verfasst: 7.8.2008, 21:26
von rodger
Im Hobble-Frank hat May sich selbst karikiert. Und dieses Sich-selbst-karikieren ist in sich auch wieder gebrochen, da gibt es Stellen, die sind nun wiederum einigermaßen ernstgemeint. Er kannte seine Grenzen sehr wohl. Er kannte aber auch die Grenzen der anderen, und war sich bewußt, daß mal der eine, mal der andere 'richtig liegt'. Das kann man zwar merken, aber nicht beweisen.
Das Wort zum Abend:
Ich habe den Leuniß gelesen und den Robinson, Pierer's Konversationslexikon und den Kladderadatsch, Sohrs Atlas und den alten Schäfer Thomas. Off diese Weise bin ich erscht mit Verschtand so langsam um die Weltgeschichte herumgegangen und habe mich nachher so successive hineingeschlichen, bis ich endlich grad im Mittelpunkte schtecken blieb. Ihr aber wollt mit allen Beenen zugleich und off eenmal hineinschpringen und bleibt infolgedessen schon am Rande kleben. Die Weltgeschichte muß sehr pfiffig angepackt werden. Sie darf gar nichts merken, daß man sich groß mit ihr abgeben will, sonst wird sie scheu und wirft eenen aus dem Sattel. Ich hab's richtig angefaßt und sitze fest. Ihr aber liegt unten und denkt trotzdem, wunder was Ihr leisten könnt.
