Waukel hat geschrieben:
Für May passt weder "wild" noch "heilig
Das sehe ich eigentlich auch so. Auf meiner Internetseite habe ich in einer meiner unakademisch-wertlosen Plaudereien dazu vor einigen Tagen Folgendes von mir gegeben:
„Schwerter zu Pflugscharen, Wilde zu Heiligen …
Mein Ansatz wäre ja etwas anders; das Karussell geht immer rundherum, (und ohne Schwert ist es auch nichts) …
wir sehen’s ja in der Natur, Frühling, Sommer, Herbst und Winter und dann wieder von vorn,
oder bei Hüsch, „Ist ja genau wie mit dem Humor, montags hat man ihn, dienstags ist er wieder weg und mittwochs muß man wieder von vorn anfangen“;
wenn man noch genauer hinguckt, stellt man fest, das ist alles gleichzeitig, wenn es hier hell ist, ist es vielleicht in Australien oder Südafrika (das weiß ich nicht so genau, da müssen Sie mal die Lehrer fragen) dunkel.
einen „Wilden“ sehe ich übrigens gar nicht in Karl May, vielleicht einen Kopf-Schwerenöter oder auch Papiertiger, oder ist der edle Winnetou gemeint ? Der ist doch auf eine so penetrante Art edel, dass es schon gar nichts mehr mit Karl May zu tun hat …
Aber nun mal im halbwegs im Ernst; wenn man das „Wilde“ und das „Heilige“ in sich erkennt, integriert und akzeptiert, dann ist man der rechte wilde Heilige. Oder heilige Wilde.“
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Diese Sache mit der Übersetzerei ist ja unglaublich interessant (finde ich).
Daß “Ein sauberes, gut beleuchtetes Café” unmöglich ist als Eindeutschung von Hemingways „Clean Well-lighted Place“ (ich könnte schon zuviel kriegen ob der Tatsache, dass der Titel im Netz einmal mit und einmal ohne Komma (hinter Clean) zu finden ist; ja wie denn nun ?!?) habe ich auch erst verstanden, seit ich Hemingway gelesen habe, es geht weder Café, Ort noch Platz, und Place kannst du nicht stehenlassen. (Ein Ort der Klarheit ? Das ginge vielleicht, während Ein sauberer, gut beleuchteter Ort nach Toilette klingt und das inhaltlich zutreffendere optimal ausgeleuchtet (noch besser: nahezu optimal ausgeleuchtet) statt gut beleuchtet nach Hightechanlage …)
Ging Wollschläger nicht gar so weit, eine Übersetzung seines Romans zu verbieten ? Was ich gut verstehen kann !
„Die Mär von der glücklosen Schenke“ (Carson MacCullers) heißt neuerdings „Die Ballade vom traurigen Cafe“, was mich nun freilich auch nicht mehr überzeugt als der Vorgängerversuch.
„Schuld und Sühne“ heißt in neuer Übersetzung „Verbrechen und Strafe“, wobei man auch da geteilter Meinung sein kann, ob die dadurch zustande gekommene Reduzierung der betitelten Angelegenheiten auf deutlich nüchternere Betrachtungsweise der Sache auch angemessen ist.
Wenn mein Englisch besser wäre als es ist, würde ich Dir Dein Werk glatt übersetzen, liebe Marlies, ebenso umsonst wie vergeblich. (Das „umsonst“ ist eine Reminiszenz an Herrn M. Johst in Karsruhe (1976), der da sagte, er würde, so sehr er auch Geld bräuchte, einer bestimmten Dame auch irgendwas umsonst machen, das „vergeblich“ eine Berücksichtigung etwaiger zu erwartender Einwände von A.Scheuren, die seinerzeit auf die Unterscheidung zwischen umsonst und vergeblich Wert legte (ohne indes von der Geschichte aus Karlsruhe zu wissen). Aber Karl May und ich wissen schon, was wir schreiben. Deshalb ist ein umsonst ebenso Absicht wie ein vergeblich, und im vorliegenden Fall, weil zutreffend, gar beides .. (und das mit den Anführungszeichen machen wir nach Gefühl, wie es sich gehört, mal passt es so besser, mal so, und jedes Mal wird neu darüber nachgedacht und anschließend bewusst entschieden. Hat der Hesse mal gesagt, er habe einen Tag gebraucht, um ein Komma einzusetzen, und anschließend einen weiteren, um es wieder wegzunehmen. Deshalb lernt man ja in der Schule auch klare Regeln, dann hat man es zunächst einmal etwas einfacher. Viele bleiben dann dabei stehen.))
