Leserunde: "Weihnacht!"

markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

sciurus hat geschrieben: Wer ist Fritz...?
FritzR, ein Forenmitglied der immer alles genau wissen will.
Herbert Grönemeier hat geschrieben:"...Männer machen immer alles ganz ganz genau..."
:mrgreen:
sciurus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von sciurus »

Tun sie das? Eigentlich ja nicht... *denk*
markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

Es gibt Männer die tun das (oder versuchen das) und es gibt Männer die einsehen daß es nichts bringt und es obendrein auch gar nicht drauf ankommt (wie im speziellen Fall "Karl May").

:wink:
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rodger
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von rodger »

Ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Manchmal ist Präzision sinnvoll, nötig, schön und recht. Und manchmal auch nicht ... 8)

Da gibt es doch diesen Spruch "Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.” Zumindest der letzte Teil desselben läßt sich trefflich übertragen (auf die Sache mit der Präzision). 8)

(Freilich sind auch die Interessen verschieden. So mancher hat gute Chancen, Vorstandsmitglied bei "Faktenwissen als Selbstzweck" (FaSZ e.V.) zu werden. :wink: )
markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

Da denk ich doch grad noch im letzten Kapitel "Im Schnee", als May beschreibt wie es immer höher und höher geht und die schneebedeckten (Alpen hätt ich beinah gesagt :mrgreen: ) Gipfel zu sehen sind, mein Gott, denke ich, das kommt mir irgendwie bekannt vor, in "Old Surehand III" wars ähnlich, als sie die Rocky Mountains erklommen, und zack, ein Abschnitt weiter, als ob May meine Gedanken errät, erzählt er mir daß es in "Old Surehand" ähnlich war, nur daß es hier noch höher hinauf geht.

Karl May war schon ein prima Gedankenleser :D .
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rodger
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von rodger »

Das ging mir mal bei der Südamerika-Geschichte "Christ ist erstanden" so, an der Stelle wo er schreibt, dass es ihm unmöglich war, die Augen zu schließen, während die Gefährten „bald in tiefen Schlaf gefallen“ waren, fiel mir eine andere Szene ein, und siehe da, drei Zeilen später stand es tatsächlich da: Gethsemane, Kreuzesstätte.

(Oder bei "Der Löwe Sachsens", just in dem Moment, wo ich dachte, so etwas würde eine Frau nicht schreiben, irgendwo haben die Herren der Schöpfung offenbar doch einen Schlag weg, traf mein Auge tatsächlich auf die Worte "Nur einer steht" ... :D )
markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

Was gibts noch zu schreiben. Ich tu mich immer schwer mit sowas. Später wenn es fertig ist, denk ich immer, ach das hättste noch schreiben können und das...

Es war jedenfalls ein merkwürdiges Buch. Nicht mehr nur reine abenteuerliche Reiseerzählung wie in der Winnetou-Trilogie, aber auch noch nicht Spätwerk, vielleicht Vorstufe davon. Irgendwo in der Mitte noch. Und auf einer Scala zwischen 1 und 10 würde dieser Roman bei mir auch irgendwo in der Mitte bei 5 landen.

Diese Einleitung der Jugendzeit des Autors noch in Deutschland war ja nicht schlecht und gehört vielleicht zum besseren Verständnis des Romans dazu. Aber genau wie bei zusammenverarbeitete frühere Erzählungen zu einem neuen Roman, wie bei "Winnetou II", tu ich mich auch hier schwer. Einzeln betrachtet sehr gut, zusammen...naja. Aber ist nur meine Sicht der Dinge. Vermutlich wurde auch deshalb seinerzeit die Heimatepisode aus "Satan und Ischariot" gestrichen, nicht weil sie schlecht war, sondern weil man mit ihr innerhalb des Romans nichts anfangen konnte. Aber wer weiß.

In diesem Roman geht es einmal mehr darum, daß nichts ist wie es scheint. Die Einteilung der Welt in Gut und Böse kann man glatt vergessen. Da sind zum einen der Onkel Carpios und Hiller, zwei die OS sucht um sie zu retten oder sie zu Hilfe kommen will, scheinbar also "gute", für die es sich lohnt. Aber undank ist oftmals der Welten Lohn, bei dem einen (dem Onkel Lachner) mehr, bei dem anderen (Hiller) weniger. Lachner bleibt auf ewig stur, dafür bekommt er auch seinen Lohn, während Hiller die Erleuchtung kommt, als alles zusammenbricht (die provisorische Steinhütte die durch die Schneemassen einstürzt). Wie so oft bei May, auch hier wieder, allein der Glaube an Gott bringt Rettung (darüber kann man denken wie man will). Zum anderen sind da die "Upsarokas" und die "Schoschonen". Erstere kommen gleich in die böse Schublade, während die zweiten ganz automatisch in die gute wandern (es ist so schön es sich einfach zu machen). Doch halt, die Schoschonen haben ein paar Upsarokas getötet und müssen dafür büßen. Mein Weltbild ist zerstört. Unterwegs werden OS und seine Begleiter von den Blutindianern gefangen und zu den Upsarokas geschleppt und man kann sich denken was ihnen da erwartet. Aber was jetzt, mein Weltbild wird nochmal zerstört. Der Häuptling der Upsarokas ist kein Abziehbild des Häuptlings der Blutindianer (in früheren Reiseerzählungen fast undenkbar). Er erinnert mich in Zügen ein wenig an "Ali Bey", der Anführer der Dschesidi aus "Durchs wilde Kurdistan", nur daß dieser schon von Anfang an Freund KBN war.

Der Leser wartet nun gespannt auf den Krieg, oder zumindest das was zwischen den Upsarokas und den Schoschonen zu erwarten ist. Das braucht es nun nicht mehr wie früher groß und breit ausgeschlachtet zu werden. May liefert es zum Schluß Stichpunktartig nach.

Wie überhaupt hier mir der Schluß, oder wie May den Roman zuende bringt, ganz gut gefallen. Im allgemeinen tat er sich ja oft schwer zum Ende zu kommen, aber hier bringt er alles zu einem logischen und auch noch spannenden Ende. Aber trotzdem merkt man auch hier wieder, daß er sehr früh mit dem Ende beginnt, man merkt bestimmt fast 30 Seiten vorher daß der Roman, oder die Reise, dem Ende entgegen geht. Ende Gelände.

Hier auch wieder wie so oft, daß May zwischen den verschiedenen Verbrechern unterscheidet. Die die sich umbesinnen, läßt er leben und schenkt ihnen noch was (Hiller, Reiter, Welley), unverbesserliche tötet er zwar nicht, aber er läßt sie durch Gott bestrafen, d.h. sie sterben durch ein Gottesurteil (der Prayer-man, Corner, Eggly, Lachner, Peteh). Das zieht sich glaub ich durchs Gesamtwerk. Verbrecher ohne Reue und Glauben, sterben zum Schluß alle. Keiner von denen wird einer staatlichen Gewalt übergeben und wandert ins Gefängnis. Vielleicht weil May selber schlechte Erfahrungen mit der Polizei machte. Das spiegelt sich ja in seinem Werk wieder wenn die Polizei (vor allem in den Orienterzählungen) die wahren Verbrecher schützt und ihn selber verurteilen will. Außerdem hat er selber viele Jahre für (vor allem aus heutiger Sicht) kleiner Vergehen gesessen und meinte wohl für einen Gewaltverbrecher, einen Mörder, wäre das Gefängnis eher zu fein. Bloß, er selber oder die Gerichte sollten sich für solche Leute nicht die Finger schmutzig machen. Was lag da näher als ein Gottesurteil.

Mir fehlten etwas die skurilen Gestalten, die sicher natürlich in den Jugenderzählungen mehr anzutreffen sind, als in den Reiseerzählungen. Sie sind das Salz in der Suppe. Ein Amos Sannel konnte da auch nicht mehr viel aushelfen. Stellenweise sehr trocken. Auch die Indianer an sich blieben, bis auf die Häuptlinge, sehr blaß.

Jedenfalls war die Szene als Carpio starb fast noch ergreifender als die wo Winnetou starb.

Was gibts sonst noch zu sagen. Momentan nicht viel. Wie gesagt, ein merkwürdiges, ungewöhnliches Buch. Ich will nicht sagen düster, aber heiter sprudelnd wie früher wars nicht grade. So sollte es sicher auch nicht sein. Wäre auch langweilig, immer das gleiche.

*

Jedenfalls, liebe sciurus, habe ich gestern Abend, weil mir danach war, schon mit "Das Vermächtnis des Inka" angefangen. Was aber nichts zur Sache tut, man kann sich ja noch für was anderes entscheiden :wink: .

Gruß
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rodger
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: In diesem Roman geht es einmal mehr darum, daß nichts ist wie es scheint. Die Einteilung der Welt in Gut und Böse kann man glatt vergessen.

Hiller die Erleuchtung kommt, als alles zusammenbricht

ein merkwürdiges, ungewöhnliches Buch.
Hübsch und zutreffend auf den Punkt gebracht.

Nur in Sachen Bewertung gehen wir nicht konform. Für mich eines der reizvollsten, interessantesten unter seinen Büchern, in meiner persönlichen Rangliste jedenfalls weit vor dem ebenfalls erwähnten "Vermächtnis des Inka".
Zwockel

Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von Zwockel »

Für mich eines der besten Werke Karl Mays. Kompakt, formvollendet und auch beendet, was bei späteren Arbeiten bei May nicht mehr unbedingt der Fall war.
sciurus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von sciurus »

Das finde ich nicht... markus, wenn du's gut findest, kannst du mir ja Bescheid sagen und ich sehe mal, ob ich es auftreiben kann; wenn nicht, lese ich in der Zwischenzeit was anderes. :)
Zuletzt geändert von sciurus am 15.4.2010, 19:16, insgesamt 1-mal geändert.
markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

@Rüdiger: Du wärst doch perfekt für die Bild-Zeitung. Die reissen auch immer alles aus dem Zusammenhang. Jetzt hab ich noch Glück gehabt, alles positiv. Aber hätte auch schief gehen können :lol: .

@Zwockel: Außer vielleicht Winnetou IV? :wink: :mrgreen:

@sciurus: Jetzt muß ich auch noch lernen zwischen den Zeilen zu lesen :roll: :lol: :mrgreen: . Meinst du jetzt "Das Vermächtnis des Inka"? Ja nach den ersten paar Seiten zu urteilen ist es gut. Wir bekommen wahre Persönlichkeiten zu lesen: Fritze Kiesewetter, Don Parmesan, Dr. Morgenstern. Wenn das nichts ist.

Der Roman beginnt bei mir mit: "Corrida de toros, corrida de toros!" (zu Deutsch: Stiergefecht).
Du besitzt bestimmt die limitierte Auflage "Special Senior Edition" (für May-leser ab 60) und die fängt so an: "Corega Tabs, Corega Tabs!".

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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rodger
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Du wärst doch perfekt für die Bild-Zeitung. Die reissen auch immer alles aus dem Zusammenhang.
Ich habe nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern m.E. wesentliche Stellen, die mir gefallen haben, hervorgehoben.

In Sachen "perfekt für die Bild-Zeitung" darf ich mich revanchieren: und Du hast das Zeug zur Schwatzbacke ...

8)
markus
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben: Du wärst doch perfekt für die Bild-Zeitung. Die reissen auch immer alles aus dem Zusammenhang.
Ich habe nicht aus dem Zusammenhang gerissen, sondern m.E. wesentliche Stellen, die mir gefallen haben, hervorgehoben.
So kann mans auch nennen. :)
rodger hat geschrieben:...und Du hast das Zeug zur Schwatzbacke ...
Wasn das...??? :o
Thomas Math
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von Thomas Math »

Eine Schwatzbacke ist jemand eine/einen so lange mit Unsinn zu schwatzt, bis er einen auf die Backe bekommt.
Zuletzt geändert von Thomas Math am 3.2.2010, 5:10, insgesamt 1-mal geändert.
Thomas Math
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Re: Leserunde: "Weihnacht!"

Beitrag von Thomas Math »

markus hat geschrieben:@Rüdiger: Du wärst doch perfekt für die Bild-Zeitung. Die reissen auch immer alles aus dem Zusammenhang. Jetzt hab ich noch Glück gehabt, alles positiv. Aber hätte auch schief gehen können :lol:
Nee man kann ihm ja manches vorwerfen,aber in die Bildzeitung passt er mit Sicherheit nicht,wobei ich nur die online Version kenne.
@Zwockel: Außer vielleicht Winnetou IV? :wink: :mrgreen:
Was das Spaetwerk angeht mag ich Winnetou IV noch am ehesten weil KM da schon wieder Elemente der Reiserzaehlungen einbaut und das esoterisch-verstopfte Geschreibe des Spaetwerks wieder etwas aufgegeben hat.Was micht allerdings stoert ist dieses widerliche Herzle Gesaeusel.
[Der Roman beginnt bei mir mit: "Corrida de toros, corrida de toros!" (zu Deutsch: Stiergefecht).
Du besitzt bestimmt die limitierte Auflage "Special Senior Edition" (für May-leser ab 60) und die fängt so an: "Corega Tabs, Corega Tabs!".

:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Corega tabs ?
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