Hallo,
ich hoffe ich werde mit meiner Meinung hier nicht geköpft

, aber ich muß sagen daß May´s eigene Bearbeitungen nicht weniger schlimm waren als die aus zweiter Hand. Man nehme nur den Vergleich seiner ersten Old Firehand-Erzählung mit seiner eigenen Bearbeitung aus Winnetou II. Und dabei ist nicht nur der größte Unterschied daß er aus Ellen Harry machte.
Ich las vor ca. 10 Jahren die bearbeitete Form in Winnetou II zuerst (ja bin erst als Erwachsener so richtig zu Karl May gestoßen

). Ich tat mich unheimlich schwer, vieleicht weil die vorangehende Erzählung vom Scout soviel flüssiger zu lesen war. Ich weiß es nicht.
Vor kurzem erst las ich dann endlich die ursprüngliche Form des Old Firehand und ich muß sagen dazwischen liegen Welten. Vieleicht ist es auch nur Einbildung weil es nun schon 10 Jahre her ist um einen objektiven Vergleich herzustellen. Vieleicht liegt es auch wirklich "nur" an Ellen/Harry und daran daß sich einige Dialoge zwischen Shatterhand und Harry in Winnetou II merkwürdig anhören. Ich weiß es wirklich nicht.
Was der KMV daraus gemacht hat weiß ich nicht denn ich habe bisher erst wenige der "grünen Bände gelesen".
Apropo "grüne Bände". Mein Vater war in den 50er Jahren eifriger Leser der "grünen Bände" und vor allem der Tosa-Reihe. Als ich ihm vor kurzem sagte daß sie zum größten Teil bearbeitet und nicht original seien, wollte er es einfach nicht glauben. Für ihn brach eine Welt zusammen. Die schönen bunten Weltbilder die ich besitze hätte er eher als moderne Bearbeitung geglaubt. Tja, so ist der Mensch, schätzt mit der Verpackung auf den Inhalt.
Zum Schluß gibts da noch eine Stelle in Winnetou II wo das Original allemal besser ist als die Bearbeitung des KMV. Hier ist nicht der Inhalt sondern "nur" der Stil bearbeitet, aber der Stil im original hats in sich.
Original:"Euer Anerbieten wird mit großem Danke akzeptiert, Sir. Ihr flößt mir ein aufrichtiges Vertrauen ein; Euer Wohlwollen ist mir angenehm, und ich denke, daß Eure Hilfe mir von Vorteil sein wird."
Geht runter wie Öl...
Bearbeitung:"Euer Anerbieten wird mit großem Dank angenommen, Sir. Ich habe aufrichtiges Vertrauen zu Euch und schon Euer Name bürgt dafür, dass mir Eure Hilfe von Nutzen sein wird."
Nicht schlecht, aber nicht zu vergleichen mit dem Original. Das hat nämlich was. Man ist irgendwie auch stilmäßig im 19. Jahrhundert angekommen. Es geht sich meiner Meinung nicht nur darum mittels des Inhalts und der Handlung zu wissen wo und wann der Roman spielt, sondern man sollte es auch am Stil erkennen. Vor allem aber sollte man am Stil erkennen wann ein Roman geschrieben wurde. Das macht ihn, finde ich, lesenswerter.
Natürlich bin ich da aber nicht grundsätzlich gegen Bearbeitungen, sofern sie als solche gekennzeichnet sind. Denn nicht jeder mag diesen "altmodischen" Stil und Weitschweifigkeiten. Es muß ja schließlich gewährleistet sein daß "ihn" jeder lesen kann und will wenn er mag. Ohne diese Bearbeitungen, so schlimm sie auch manchmal sein mögen, hätte wohl ein Karl May und seine Werke nicht so lange überdauert bis heute und hätte ihm auch nicht so einen großen Ruf eines Volksschriftstellers eingebracht.
Und zu den Gegnern der Puristen und Bearbeitungsliebhabern: Leben und Leben lassen

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In diesem Sinne eine gute Nacht
und einen guten Start in die neue Woche
Gruß Markus