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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 1:26
von Thomas Math
Dass Menschen in Extremsituationen nach jedem noch so absurden Strohalm greifen um nicht ins bodenlose Nichts zu fallen,duerfte ihnen als Krankenseelsorger bestens bekannt sein.
Das sagt mehr ueber den Menschen aus, als das es die Existenz eines unsichtbaren Wesens namens Gott beweist.
Manche Menschen koennen nicht akzeptieren,dass sie ein Produkt der Evolution sind und mit aller Wahrscheinlichkeit nicht das Ende darstellen.
Nicht geschaffen,erstanden oder speziell sondern nur relative wenige Gene von der Kakerlake entfernt.
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 9:15
von rodger
Ob Kakerlake oder nicht das bleibt sich gleich; zwischen Menschen und Kakerlaken ist es wie zwischen Menschen und Menschen, es gibt durchaus Überschneidungen, und es gibt Unterschiede ...
Dass Menschen in Extremsituationen möglicherweise nach jedem noch so absurden Strohalm greifen um nicht ins bodenlose Nichts zu fallen, th'is clear, das versteht man auch ohne Klinikseelsorger zu sein. Insofern löst dieser Gedanke nun keinen sozusagen mit Trauer oder Enttäuschung unterlegten, gleichsam klein beigebenden Aha-Effekt aus. Und ob das (das mit dem Strohhalm) nun allerhand (gemeint ist offenbar Fatales) über den Menschen aussagt, dürfte vom jeweiligen Fall abhängen ... wenn es einfach nur ein naives oder hysterisiertes Sich - selber - einreden - weil - anderes - nicht - wahr - haben - wollen von 'Alles wird gut, alles wird gut' u.dgl. ist, dann kann man in der Tat anmerken 'Des bringt's aber nitt, gell ...' Wenn es sich aber um begründete Überzeugung handelt, sieht die Sache schon anders aus ...
(Anmerkung: 'begründet' will in diesem Fall nicht sagen 'anderen gegenüber begründet, dargelegt', denn das muß nicht sein, sondern in etwa 'ihre Gründe habend'.)
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 9:16
von markus
Thomas Math hat geschrieben:...ist es das Wesen der Vernunft gerade nichts anzubeten und Alles in Frage zu stellen.
Das sagen Sie mal den Herren Bankern und Finanzjongleuren.
Markus hat schon manchen Unsinn geschrieben,aber diese Theorie,dass die Menschen, weil sie schlicht duemmer und glaeubiger frueher auch gluecklicher waren ist ein neuer Hoehepunkt.
Was faellt mir dazu ein ,Pest und andere Krankheiten,Kindersterblichkeit,schreckliche Armut,Hungersnoete,Scheiterhaufen,Inquisition,Sklaverei,Grenzenlose Willkuer etc etc.
Ja das waren glueckliche , gottesglaeubige Zeiten.
Danke für das Kompliment

.
Es hat nie einer behauptet daß es mal irgendeine Zeit gab, wo der Mensch nur glücklich war. Auch heute nicht. Man sagt ja immer gerne, in der und der Zeit hätte ich gerne gelebt weil man vielleicht so von ihr schwärmt. Der eine gerne in der Ritterzeit, der andere gerne im wilden Westen, der dritte gar in den wilden 50ern. Dabei sieht man nur die schönen Seiten, die schlechten übersieht man gerne. Aber wenn man mich fragt, würde ich gerne in den 70er, anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts leben. Da hab ich zwar schonmal gelebt, aber weils so schön war, noch einmal

.
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 9:18
von markus
Thomas Math hat geschrieben:Nicht geschaffen,erstanden oder speziell sondern nur relative wenige Gene von der Kakerlake entfernt.
Dazu sage ich jetzt mal lieber nix...

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 11:34
von Hermann Wohlgschaft
Zu rodger (gestern, 15.32 Uhr):
»Gott wird schon wissen, wozu das gut ist« ist für mich persönlich keine bloße Redensart, sondern meine innerste Überzeugung. Ich wollte nur sagen: Ich habe großes VERSTÄNDNIS für Menschen, die - in bestimmten Lebenssituationen - mit Sätzen wie dem obigen nichts anfangen können.
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 11:41
von rodger
Ich hab' das schon verstanden bzw. hatte es mir einigermaßen gedacht ...
Du (ok ...

) hattest aber geschrieben
weil sie – verständlicherweise – mit Redensarten wie »Gott wird schon wissen, wozu das gut ist« nichts anfangen können
und nicht verraten, daß Du eigentlich (in etwa) meintest
weil sie – verständlicherweise – mit einem Satz wie »Gott wird schon wissen, wozu das gut ist«, den sie als bloße Redensart empfinden mögen, nichts anfangen können

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 12:53
von rodger
Zu Hiob, Mayfrage = Menschheitsfrage, überkonfessionelle Religiosität usw. (Stichworte, die in den letzten Tagen hier fielen bzw. Themen, die angeschnitten wurden) siehe auch
http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... 985/63.htm
da gibt’s viel Schönes; bissel gutbildungsbürgerlich mit einer Prise Schwulst versetzt wirkt’s halt manchmal auch, aber insgesamt ist der Artikel lesenswert.
(Der Text enthält übrigens, nebenbei bemerkt, eine Stelle, die bei mir persönlich auf beträchtliches Unverständnis stößt, nämlich „Nichts erscheint mir schwerer, als sich in seine so absonderlich gestaltete Psyche hineinzudenken oder gar hineinzuversetzen [...] ein eigentliches 'Begreifen' außer unseren Möglichkeiten liegt.“ In May sich hineinzuversetzen, halte ich sozusagen für eine der 'leichtesten Übungen' ... Aber das mag individuell verschieden sein.)
Die mir bis heute unverständlichen letzten Zeilen von Mays „Hiob“ tut Stolte mit „Doch auch noch ein Stück 'Prometheus' scheint mitzuschwingen“ gleichsam so nebenher ein wenig ab, aber gerade diese letzten Zeilen („Dann ringe ich ...“) sind es doch, die den Text in Mays Gesamtwerk (Gesamtbild davon) zu einem Fremdkörper machen (und mich einigermaßen irritieren ...).
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 13:29
von Doro
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:
Die Leute, welche meinen,
die Welt sei schlecht gemacht,
sind nicht mit sich im Reinen
und gar noch nicht erwacht.
Die Stelle gefällt mir am Besten
Und dazu diese:
Gerade in der größten Verzweiflung
hast Du die Chance,
Dein wahres Selbst zu finden.
Genauso wie Träume lebendig werden,
wenn Du am wenigsten damit rechnest,,
wird es mit den Antworten auf jene Fragen sein,
die Du nicht lösen kannst.
Folge Deinem Instinkt
wie einem Pfad der Weisheit,
und lass Hoffnung
Deine Ängste vertreiben.
Du bist jetzt auf dem richtigen Weg...
(aus dem 'Träumenden Delfin' von Sergio Bambaren)

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 13:38
von rodger
Wenn wir so weitermachen, fragt mich der Thomas Math noch, ob ich nicht ein gutes homöopathisches Mittel für ihn weiß, für die Nerven, er sei damit langsam am Ende und Valium 10 helfe jetzt auch nicht mehr ...

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 13:51
von Rene Grießbach
Doro hat geschrieben:
Und dazu diese:
Gerade in der größten Verzweiflung
hast Du die Chance,
Dein wahres Selbst zu finden.
Genauso wie Träume lebendig werden,
wenn Du am wenigsten damit rechnest,,
wird es mit den Antworten auf jene Fragen sein,
die Du nicht lösen kannst.
Folge Deinem Instinkt
wie einem Pfad der Weisheit,
und lass Hoffnung
Deine Ängste vertreiben.
Du bist jetzt auf dem richtigen Weg...
(aus dem 'Träumenden Delfin' von Sergio Bambaren)

Das schöne an diesen wunderbaren Zeilen ist, dass sie sehr viele, wenn nicht gar alle, Menschen, unabhängig von der konkreten Weltanschauung, auf ihren eigenen Lebensweg beziehen können. Für den einen ist es die Gotteserkenntnis, für den andern das Gegenteil, je nachdem. Eben entsprechend der Aussage "Folge Deinem Instinkt..."
@Doro: Danke für dieses Zitat.
Über das Werk , dem das Zitat entnommen ist, und den Autor werd ich mich wohl mal schlaumachen müssen, hab weder den Titel noch den Namen Sergio Bambaren bisher gekannt
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 14:30
von Doro
@Rüdiger
Ob hömophatisches Mittel oder nicht, das bleibt sich gleich.
Er kann doch im Kung Fu seine Ruhe und Ausgeglichenheit finden (das mein ich ernst

)
Mag er auch keine Philosophen, aber diese Philosophie ist Ihm denn doch vertraut, vielleicht hilft's (ich bin erstmal immer Optimist

).
@René
*freu* gerne doch!
Dieser werte Herr schreibt wunderschöne Sachen, sehr empfehlenswert, jepp!
Fast vergessen:
Das geht übrigens auch bei 'Ein Gedanke Gottes'
Wenn hier Gott durch Evolution, Matrix, etc. erstzt wird, stimmt es immer noch...

Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 14:51
von Hermann Wohlgschaft
Der, mit ›Hiob‹ überschriebene, May-Text hat den Wortlaut:
»Schlage mich! Peinige mich!
Aber ich komme!
Ich komme hinauf zu dir
langsam, stetig.
Jede Stunde meiner Qual sende ich dir empor,
Jede Stunde der Verzweiflung,
So komm ich:
Stück für Stück, nach und nach.
Aber wenn mein letzter Schrei zu dir gestiegen ist,
dann bin ich ganz bei dir, ganz, ganz!
Dann werde ich ganz versammelt sein, ganz, ganz.
Und dann trete ich vor dich hin
und fordere mich von dir,
Mich, mein Leben, meinen Glauben, mein Glück,
Alles, alles, was du mir gibst,
um es mir wieder zu nehmen.
Dein Geben war Schein, nur Trug und List.
Dein Nehmen aber war Wirklichkeit.
Dann ringe ich mit dir, ich, ich! Mit dir!«
Ein schwieriger, aber theologisch interessanter Text! Mays ›Hiob‹ lehnt sich deutlich an das alttestamentliche Buch Hiob an, vor allem an die große Klagerede des Titelhelden (Ijob 10, 1-22). In der biblischen Vorlage und in den Versen Mays hadert der von Jahwe Geschlagene mit seinem Schicksal. Er verlangt Rechenschaft vom Herrn.
Nach einem glücklichen Leben, nach schönen, wahrhaft erfüllten Jahren hat Hiob seinen ganzen Besitz verloren, auch alle seine Söhne, alle seine Töchter, zuletzt noch seine Gesundheit. Jetzt, in der tiefsten Depression, bleibt ihm nur noch der Jammer, der Aufschrei – gegen Gott.
Schon früher, im ›Silbernen Löwen‹ (1898), hat May dieses Thema aufgegriffen: Der ehemals erfolgreiche, dann aber vom Leben geschundene Offizier Dozorca äußert sich in ähnlicher Weise wie der biblische Hiob und – wird zurechtgewiesen von Kara Ben Nemsi, dem erzählenden Ich. Jetzt jedoch, in den Hiob-Versen, entsteht der Eindruck: Das literarische Ich, der rebellische Hiob bzw. der arme (von Gerichtsprozessen und Pressefehden zermürbte) Autor May, bietet – allen Ernstes – Gott die Stirn und ›ringt‹ mit ihm, in einem Kampf zwischen ebenbürtigen Partnern bzw. Kontrahenten!
In den Hiob-Versen überspringt Karl May – so Werner Kittstein – »fast 2500 Jahre Stoffgeschichte«:
»Die seit dem Mittelalter vorherrschende Betonung des Dulder-Motivs hat er [May] rückgängig gemacht. (…). Nur die in der Romantik betonte Rolle Hiobs als Rebell gegen Gott nimmt May (…) auf, wandelt sie aber in bezeichnender Weise ab. (…) Die Sprechinstanz bei May lässt sich auf eine Auseinandersetzung mit Gott ein, will sich mit ihm messen und erkennt ihn damit als wichtige Instanz an.«
Wie ist Mays Text wohl zu deuten? Der Leidende, der sich auflehnt gegen Gott, steht zum göttlichen Du in einer intensiven Beziehung. Der Rebell in Mays Versen möchte, wie der biblische Hiob, vom lebendigen Gott einen Akt der liebenden Zuwendung erzwingen: Gott selbst soll seine ›Theodizee‹ vollbringen und durch Taten beweisen, »gerade weil der Mensch« – so Kittstein – »im Grunde seines Wesens an sie [die ›Rechtfertigung‹ Gottes] glauben will. Dann erst kommt er wieder in Einklang mit sich selbst und der Schöpfung.«
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 14:53
von Hermann Wohlgschaft
Zu Rüdiger (10.41 Uhr):
O. k., du hast recht.

So, wie ich es geschrieben habe, war es missverständlich.
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 15:23
von Helmut
rodger hat geschrieben: Oder Tischfußball spielen. Habe ich gestern den ganzen Abend gemacht und mache ich regelmäßig gern, mit netten, einfachen Leuten, die im Gegensatz zu ihm Mays Alterswerk noch nicht einmal gelesen haben werden.

Ich war mal (in den 70'ern) zusammen mit meinem Freund Ronny ungeschlagener Kicker-Kneipenmeister im "Hafen von Piräus" (so hieß der "Grieche" in Erlangen).
Helmut
Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...
Verfasst: 6.5.2010, 15:32
von Helmut
Thomas Math hat geschrieben:markus hat geschrieben:Grüß Gott,
Wo soll ich ihn denn gruessen?
"Grüß Gott" kommt von "Gegrüsset seist Du im Namen Gottes".
Also ist die obige Antwort, auch wenn man sie oft hört, einfach nur dumm.
Helmut