Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Die theoretisch denkbare ›Hölle‹ deutet er nicht als äußere, von Gott verhängte Strafe. Er definiert sie vielmehr als SELBST GEWÄHLTE Gottesferne des gänzlich verstockten Menschen: als letzte Einsamkeit, in die kein Wort der Liebe zu dringen vermag und die somit »die eigentliche Ausgesetztheit der Existenz bedeutet«.
Das klingt sehr gut. Vielleicht sollte ich sein Buch, in dem ich schon geblättert habe und dabei einen nicht unbedingt erwarteten guten Eindruck hatte, doch mal lesen. (Auch wenn er keinen Katholiken aus mir machen wird ... )
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Auch der Triebtäter freilich ist Gottes »Sohn«, Gottes geliebtes Kind. »Ich möchte ihn erlösen«, spricht Gott zu Mackenzie.
[...]
Doch Wut, Schmerz und Trauer sollten Mackenzie auf die Dauer nicht davon abhalten, dem Mörder dennoch zu vergeben.
Auch das Buch sollte ich mir wohl mal besorgen.
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:schließe ich mich der Auffassung Ratzingers an: Die Hölle, wenn es sie gäbe, wäre eine – nicht von Gott verhängte, sondern vom Menschen selbst gewählte – letzte Einsamkeit, in die kein Wort der Liebe mehr zu dringen vermag.
Und dazu fiel mir in frischer Erinnerung an weiter oben von Ihnen Geschriebenes Bruno Ganz im Bunker ein ... überhaupt die ganze Atmosphäre da unten ... gerade vor ein paar Tagen wieder gesehen ...
Aber von diesem [Extrem-]Fall mal abgesehen, generell denke ich auch, daß die Hölle schon HIER ist (ebenso wie der Himmel ...) und es sich in etwa nach dem Muster „sie haben schon ihren Lohn ...“ (was nicht etwa heißen soll, die 'Bösen', sie werden bestraft werden, sondern m.E. in etwa sie bestrafen sich selbst ...) verhält.
Karl May schrieb in „Ange et diable“:
"Wie nun das Kind eines Vaters bedarf, in welchem es den Herrn über alle seinem Gesichtskreis nahe liegenden Erscheinungen und Verhältnisse sieht, wie manche Erzieher ferner eines bösen Wesens bedürfen, mit welchem sie gleichsam als Popanz den Zögling von bösen Wegen und Thaten abzuschrecken vermeinen, so bedurfte auch der Mensch auf der Stufe seiner Kindheit eines allmächtigen etc. Vaters, den er Gott nannte, und so stellten auch die damaligen Erzieher eine Krautscheuche ins Feld, welcher sie den Namen Teufel gaben.
Je mehr sich aber der Mensch entwickelt, desto mehr kommt er zu der Erkenntniß, daß Vieles, was er außer sich gesucht hat, in ihm selber wohnt und lebt, und so wird und muß auch einst die Zeit kommen, in welcher er seinen Gott in sich selbst fühlt und findet und den Teufel in die Rumpelkammer unter das alte Eisen wirft. Kirchen, Pagoden, Synagogen etc. werden verschwinden; Tauf- und Confirmationsscheine wird selbst ein Antiquitäten- oder Raritätensammler kaum aufzuweisen haben, und der aufgeklärte Mensch wird mit demselben Gefühle in die Vergangenheit zurückblicken, mit welchem der geschulte Reiter an den Augenblick denkt, an welchem er sich das Hosenkreuz zerplatzte, als ihn das Pferd zum ersten Male abwarf.
[…]
und wer den Teufel in die Buttermilch wirft, der stößt auch die Dogmen unsrer Bibellehre um."
Und ich schrieb dazu seinerzeit
“Dieser Text setzt sich auf angenehm hemdsärmelige und respektlose Weise sozusagen mit Tod und Teufel auseinander, und Karl May vertritt aufs erfrischendste eine wesentlich differenziertere Weltanschauung als später zu Zeiten korrumpiert aufgesetzter Frömmelei.
Aus seinen Werken kann der geneigte Leser solches später nur noch bei genauem Hinschauen herauslesen, hier steht es schwarz auf weiß.“
Ist natürlich schwierig, über solche Dinge in relativ wenigen Sätzen sich auszutauschen, und beträchtliche Mißverständnisse sind vorprogrammiert ...
(um einem dieser unvermeidlichen Mißverständnisse gleich zu begegnen: ich zweifle nicht an der Aufrichtigkeit des von May in 'Old Surehand' vorgetragenen und gestern hier zitierten ... und auch nicht daran, daß die 'Himmelsgedanken' seine Weltanschauung ausdrücken ... nur sehe ich sie eben nicht als "Ausdruck
christlichen Glaubens" ...)