Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

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rodger
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von rodger »

Bist Du im Himmel
vergiß den Magen

(Kuno van Hafis, Gast-Poet)

(Verzeihung)

:lol:
Rene Grießbach
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Rene Grießbach »

ich stelle fest, durch die Himmel-Diskussion bleiben wir zumindest auch der "Vogelperspektive" im Thread-Titel treu :mrgreen:
Hermann Wohlgschaft
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Wahrscheinlich wird jede/r den Himmel anders wahrnehmen. Für mich wäre der Himmel in erster Linie die ungehinderte Kommunikation mit vielen Menschen, besonders mit denen, die ich schon jetzt besonders liebe.

Auch die erotische Liebe :wink: , auch der Tanz, auch schöne Musik, auch schöne Bilder, auch schöne Bücher (wie Ardistan und Dschinnistan) sind für mich ein Vorgeschmack des Himmels.

Und nicht zu vergessen: Die Einsicht in große Zusammenhänge, die mir jetzt noch fehlt, wird mir im Himmel - hoffentlich - geschenkt werden.
markus
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von markus »

Ich stelle mir den Himmel so vor, daß ich dort alle die wieder treffe, die ich im Leben kennen gelernt habe und die mir was bedeuteten, gleich ob ich sie nur kurz (Urlaub, Job usw.) begegnet bin und dann aus den Augen verloren habe, oder ein Leben lang begleitet und natürlich die Toten die mir was bedeuteten.

Ich kann mich erinnern, daß eine Religionslehrerin in der Grundschule gesagt hatte, daß wir uns alle am Ende der Zeit wiedersehen und die Menschheit feiert zusammen ein großes Fest. Es klingt jetzt vielleicht blöd, aber die Vorstellung die ich damals als Kind davon hatte, die habe ich jetzt noch im Kopf. Und zwar sehe ich ein riesiges Lagerfeuer und alle Menschen sitzen drum herum (kindliche Fantasie halt). Vermutlich machen einige dabei Musik und alle scheinen sich zu verstehen.
Das ist vermutlich das was May in "Old Surehand" meinte (Band I. glaub ich). Da spricht er vom Kinderglauben, der durch alle Instanzen gegangen ist und der trotz daß er als Jugendlicher zeitweise ein wenig vom Glauben abgekommen ist, für ihn immer erhalten geblieben ist. So ähnlich siehts bei mir auch aus. Einige mögen sowas belächeln, aber ich laß mich da nicht beirren. Oder wie May in "Winnetou I" sagt: "Ich lasse mir meinen Gott nicht nehmen!". Mein Gott ist immer noch der liebe, alte, bärtige Gott aus Kindertagen :wink: .
Dernen
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Dernen »

Thomas Math hat geschrieben: Schoener Sch.... was soll ich ihm Himmel aber vielleicht gibt es ja die scharfen und schweigsamen Frauen wenn ich schon auf den Whiskey verzichten muss.
Schweigsam müssen die sein? Och, mir ist es bisher immer noch gelungen, auch bei der verbal geschicktesten Frau einen draufzusetzen. Alles eine Frage der Übung.
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rodger
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von rodger »

[...]
Gott, wieviel Jahre wünsch ich mir schon
einen alten großen runden Tisch
an dem alle und die verschiedensten Menschen sitzen
und einer davon ist der Hüsch
[...]
Gott, wieviel Jahre träume ich schon
den gleichen Traum vom gleichen Stoff
von Bruder und Schwester, Vater und Sohn
und einer davon heißt Schretzmeier und ein andrer Oberhof

Und alle reden und trinken
essen und denken
nach Herzenslust und Gelüsten
[...]
(Hanns Dieter Hüsch)
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rodger
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von rodger »

Karl May (in Old Surehand I) hat geschrieben:Der Kinderglaube verschwand; der Zweifel begann, sobald die gelehrte Wortklauberei anfing; der Unglaube wuchs von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht, denn ich opferte meine Nächte dem frevelnden Beginnen, die Wahrheit durch meine eigene Klugheit zu erfassen. Welche Thorheit! Aber Gott war barmherzig gegen den Thoren und führte ihn auch auf dem Wege des Studiums zu der Erkenntnis, daß jener fromme Kinderglaube der allein richtige sei. Meine nachherigen Reisen brachten mich mit den Bekennern aller möglichen Anbetungsformen in Berührung. Ich besaß nicht jenes Christentum, welches sich über allen Andersgläubigen erhaben dünkt, sondern ich prüfte auch hier; ich studierte den Kuran, die Veda, Zarathustra und Cong-fu-tse. Diese Lehren konnten mich nicht ins Wanken bringen wie früher die Werke unserer 'großen Philosophen', welche noch heut in meiner Bibliothek 'glänzen', weil ich sie außerordentlich schone, indem ich sie fast nie in die Hand nehme. Mein Kinderglaube ist also durch zahlreiche Prüfungen gegangen; er hat sich in ihnen voll bewährt und wohnt mir darum doppelt unerschütterlich im Herzen.
markus
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von markus »

Sag ich doch (der Mann findet alles).

:mrgreen:
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

Dernen hat geschrieben:
Thomas Math hat geschrieben: Schoener Sch.... was soll ich ihm Himmel aber vielleicht gibt es ja die scharfen und schweigsamen Frauen wenn ich schon auf den Whiskey verzichten muss.
Schweigsam müssen die sein? Och, mir ist es bisher immer noch gelungen, auch bei der verbal geschicktesten Frau einen draufzusetzen. Alles eine Frage der Übung.
Sie Gluecklicher,ich bin schon froh wenn ich bei Frau,Exfrau,Sekretaerin und meinen Toechtern gelegentlich das eine oder andere Wort einwerfen kann.
Uebung habe ich genug,daran liegt's nicht.
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

markus hat geschrieben:Sag ich doch (der Mann findet alles).

:mrgreen:
Ein Google-Meister.
Thomas Math
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Thomas Math »

rodger hat geschrieben:
Karl May (in Old Surehand I) hat geschrieben:Der Kinderglaube verschwand; der Zweifel begann, sobald die gelehrte Wortklauberei anfing; der Unglaube wuchs von Tag zu Tag, von Nacht zu Nacht, denn ich opferte meine Nächte dem frevelnden Beginnen, die Wahrheit durch meine eigene Klugheit zu erfassen. Welche Thorheit! Aber Gott war barmherzig gegen den Thoren und führte ihn auch auf dem Wege des Studiums zu der Erkenntnis, daß jener fromme Kinderglaube der allein richtige sei. Meine nachherigen Reisen brachten mich mit den Bekennern aller möglichen Anbetungsformen in Berührung. Ich besaß nicht jenes Christentum, welches sich über allen Andersgläubigen erhaben dünkt, sondern ich prüfte auch hier; ich studierte den Kuran, die Veda, Zarathustra und Cong-fu-tse. Diese Lehren konnten mich nicht ins Wanken bringen wie früher die Werke unserer 'großen Philosophen', welche noch heut in meiner Bibliothek 'glänzen', weil ich sie außerordentlich schone, indem ich sie fast nie in die Hand nehme. Mein Kinderglaube ist also durch zahlreiche Prüfungen gegangen; er hat sich in ihnen voll bewährt und wohnt mir darum doppelt unerschütterlich im Herzen.

Na da hat der gute May oder in diesem Falle seiner alter Ego mal wieder gelogen,der hat sich doch im Leben nicht mit Konfuzius,der Veda,dem Koran oder Zarathustra so eingehend beschaeftigt, wie er das hier glauben machen will.
Im Grunde ist May immer ein relativ ungebildeter Mensch geblieben der vor allem von Naturwissenschaften wenig Ahnung hatte, und dem man in seiner Ignoranz durchaus das Festhalten an einem naiven Glauben (obwohl gibt es eigentlich einen nicht naiven Glauben ?)zutrauen kann.
Wobei ich hier Old Wabble (meine Lieblingsgestalt) als Ausnahme gelten lasse,der ja einen schrecklichen Tod fand und damit Zweifel und Intelligenz zugunsten von Ignoranz und Glaube gewannen.
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rodger
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von rodger »

Thomas Math hat geschrieben: im Leben nicht mit Konfuzius,der Veda,dem Koran oder Zarathustra so eingehend beschaeftigt
eingehend vielleicht nicht ... so weitgehend halt, wie er das für sich als ausreichend erachtete, um sich ein Urteil zu bilden ...
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rodger
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von rodger »

Thomas Math hat geschrieben: das Festhalten an einem naiven Glauben
Er hatte in der zitierten Stelle gerade erklärt, daß es eben kein Festhalten war, sondern ein Zurückkehren ... nach 'einmal um die ganze Welt' sozusagen ... ein bißchen wie bei Kleist, 'Über das Marionettentheater', "so, wie sich der Durchschnitt zweier Linien, auf der einen Seite eines Punkts, nach dem Durchgang durch das Unendliche, plötzlich wieder auf der andern Seite einfindet, oder das Bild des Hohlspiegels, nachdem es sich in das Unendliche entfernt hat, plötzlich wieder dicht vor uns tritt: so findet sich auch, wenn die Erkenntnis gleichsam durch ein Unendliches gegangen ist, die Grazie wieder ein; so, daß sie, zu gleicher Zeit, in demjenigen menschlichen Körperbau am reinsten erscheint, der entweder gar keins, oder ein unendliches Bewußtsein hat, d. h. in dem Gliedermann, oder in dem Gott. [...] von dem Baum der Erkenntnis essen, um in den Stand der Unschuld zurückzufallen [...]"

(Geht schlafen)
Hermann Wohlgschaft
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Bemerkenswert scheint mir auch das Gedicht ›Ein Leben nach dem Tode‹ (1972) von Marie Luise Kaschnitz. Der Text hat folgenden Wortlaut:

Glauben Sie fragte man mich
An ein Leben nach dem Tode
Und ich antwortete: ja
Aber dann wußte ich
Keine Auskunft zu geben
Wie das aussehen sollte
Wie ich selber
Aussehen sollte
Dort

Ich wußte nur eines
Keine Hierarchie
Von Heiligen auf goldnen Stühlen sitzend
Kein Niedersturz
Verdammter Seelen

Nur Liebe frei gewordne
Niemals aufgezehrte
Mich überflutend

Kein Schutzmantel starr aus Gold
Mit Edelsteinen besetzt
Ein spinnwebenleichtes Gewand
Ein Hauch
Mir um die Schultern
Liebkosung schöne Bewegung
Wie einst von tyrrhenischen Wellen
Wie von Worten die hin und her
Wortfetzen
Komm du komm

Schmerzweb mit Tränen besetzt
Berg- und Tal-Fahrt
Und deine Hand
Wieder in meiner

So lagen wir lasest du vor
Schlief ich ein
Wachte auf
Schlief ein
Wache auf
Deine Stimme empfängt mich
Entläßt mich und immer
So fort

Mehr also fragen die Frager
Erwarten Sie nicht nach dem Tode?
Und ich antworte
Weniger nicht.

Einerseits nimmt die Dichterin Abstand von traditionellen Jenseitsbildern (»keine Hierarchie von Heiligen«, »kein Niedersturz verdammter Seelen«), andererseits bringt sie ihre höchst individuelle Liebeserfahrung (»so lagen wir lasest du vor …«) in die eigene Jenseits-Vorstellung mit ein.

Marie Luise Kaschnitz lebte in sehr harmonischer Ehe mit dem Archäologen Guido von Kaschnitz-Weinberg. Den Tod des geliebten Partners, im Jahre 1958, suchte sie in dem Lyrikband ›Dein Schweigen – meine Stimme‹ (1962) zu bewältigen. Besonders aber in das Gedicht ›Ein Leben nach dem Tode‹ ist die Erinnerung an glückliche Tage mit dem Ehemann mit eingeflossen.

Die »tyrrhenischen Wellen« erinnern an die Reisen mit Guido und die Antike-Rezeption durch das Ehepaar. Interessant ist, wie sehr das Individuelle der Liebeserfahrung Kaschnitz’ von ihrem Beruf als Schriftstellerin bestimmt wird: Sie ist glücklich, wenn ihr Mann einen Text vorliest. Die 71-jährige Dichterin scheut sich nicht, dieses besondere Erlebnis ins Unendliche zu übertragen und den Himmel in zärtlichen, in erotisch-anmutigen Bildern zu umschreiben: als innigste Zweierbeziehung, als immer wieder neu präsentisches Beisammensein von Mann und Frau, in »frei gewordner, niemals aufgezehrter« Liebe.
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Helmut
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Re: Vogelperspektivisch weltanschauliches bei Karl May ...

Beitrag von Helmut »

Auf die Gefahr hin ein gewaltiges Stück (nicht nur zeitlich) in der Diskussion zurück zufallen (ich kann sozusagen nichts dafür, ich war einige Tage abwesend; Ich war zu einer Konfirmation in Ottobrunn eingeladen; das war teilweise sogar ökumenisch, denn in dem Landgasthaus, in dem hinterher gegessen wurde, fanden 2 Konfirmationsfeiern und 3 Kommunion- (oder Firmung- (ich kenne mich da nicht so aus, außerdem muß ich gestehen, dass mir zu dem Thema "Firmung" immer als erstes der entspr. Karl-Valentin-Film einfällt (es gibt natürlich auch zum Thema Konfirmation das Schauspiel "Schweig', Bub" des Mittelfranken Fitzgerald Kusz))) Feiern.), wollte ich doch noch einiges beitragen.
Wir, hier in der evangelischen Landeskirche in Bayern, sind (natürlich) wesentlich demokratischer.
Die Besetzung der Pfarrerstellen erfolgt stets abwechselnd einmal durch die Landeskirche (die Hierarchie in der Kirche) und durch den jeweiligen Kirchenvorstand. Der Kirchenvorstand besteht z.B. bei uns aus 10 Laien (die durch die Gemeindeglieder gewählt werden) und den 3 hauptamtlichen Pfarrern, die alle gleiches Stimmrecht haben. Letzte Woche haben wir z.B. eine neue Pfarrerin für die erste Pfarrstelle gewählt. Die Landeskirche "darf" dann die (ebenfalls vakante) 2. Pfarrstelle besetzen, wobei auch hierbei ein (begründetes) Einspruchsrecht des Kirchenvorstands besteht.
Auch hat der Kirchenvorstand die Möglichkeit ein sog. "Nichtgedeihlichkeits-Verfahren" gegen Amtsinhaber beim Landeskirchenrat einzuleiten, wenn er der (begründeten) Meinung ist, dass ein gedeihliches Zusammenarbeiten mit dem Pfarrer nicht (mehr) möglich ist.
(Dies alles ist übrigens auch ein Grund für den Papst, dass er den ev. Kirchen den "Kirchenstatus" abspricht.)

Übrigens kenne ich mittlerweile mindestens 2 evangelische Geistliche, die vorher katholische Theologie studiert hatten, einer war sogar schon als kath. Priester geweiht. Also es gibt da vielleicht für Dich noch eine Zukunft an anderer Stelle, lieber Hermann :wink: .

(Und, lieber Markus, den Witz mit der Hölle, habe ich natürlich auch schon "andersherum" gehört; ich muss aber zugeben, dass er in dieser Version schon mehr Reiz hat.)

Helmut
(um Entschuldigung für die erneute Abschweifung bittend.)
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