Gott ist tot.

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rodger
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von rodger »

Thomas Math hat geschrieben:Was ist wenn man keinerlei Schuldgefuehle hat ?
Dann kriegt man die entweder noch oder es dauert halt entsprechend länger mit dem Aufwachen und Aufarbeiten ... aber genauer kann ich Dir das auch nicht sagen, wie sagt Hamlet bzw. Schlegel-Tieck, "das unbekannte Land aus des Bezirk kein Wanderer wiederkehrt" ...

8)
markus
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von markus »

Ein schöner Satz aus "Tom Sawyer" passt vielleicht zu der Katze und den Mäusen:
Mark Twain hat geschrieben:Wie üblich drückte die launische, gedankenlose Welt Muff Potter an ihren Busen und verhätschelte ihn so überschwenglich, wie sie ihn zuvor beschimpft hatte. Doch diese Art von Verhalten darf man der Welt nicht ankreiden; daran etwas Schlechtes zu finden, führt zu nichts.
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rodger
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von rodger »

Ich glaub' ich sollte mal wieder Mark Twain lesen ...

:!:

("Buddha lächelt Maria weint"; Buchtitel. Nein, nicht von Mark Twain.)
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Doro
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Doro »

Zu Deinem Eintrag, Hermann, zum Bergengrün Gedicht habe ich folgende Anmerkungen:

a) Schön formuliert, nur, es liest sich wie eine Sonntagspredigt.Irgenwie bin ich da anderes von Dir gewohnt...
Was mir hier fehlt ist DEINE Aussage, nicht Deine Auslegung anderer Schriften!
Wie denkst und siehst DU das und nicht, wie interpretierst Du Fuchs oder den von mir geschätzten Anselm Grün. Was genau ist Deine Meinung und Aussage?

b) Zum Absatz der Opferrollen: Kennst Du 'George-Die Autobiografie eines Engels'?

c) Wenn nach dem Gericht alles vollendet sein soll, weil dadurch zur Vollendung geführt, wozu benötigt es dann noch einer Erinnerung, wenn auch liebevoll?
Wenn die Sühne vollendet und vollendet ist, dann ist auch die Vergebung vollendet und vollendet, kein Gestern mehr und auch kein Morgen, alles NEU.

:wink: Meine 2 Cents 8)
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Hermann Wohlgschaft
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Liebe Doro, zuerst mal vielen Dank für dein Eingehen auf meinen – ja nicht ganz einfachen, die Konzentration des geneigten Lesers beanspruchenden – Text über das ›Endgericht‹.

Wird wirklich nicht (oder zu wenig) deutlich, was MEINE Meinung ist? Ich darf daran erinnern: Schon gleich zu Beginn meines Beitrags kommt eine Ich-Aussage: ICH glaube nicht an die Hölle, aber der Gedanke eines göttlichen Endgerichts scheint MIR sehr wichtig.

Auch in den folgenden Ausführungen wird ausdrücklich und mehrfach erklärt, dass ich den Thesen von O. Fuchs bzw. A. Grün persönlich zustimme. Ich schrieb ja, dass die Aussagen von Fuchs »m. E.« (also MEINES ERACHTENS) »sehr plausibel« seien.

Dass wir wohl alle sowohl Täter als auch Opfer sind, ist ein Gedanke, den ICH den Ausführungen Fuchs’ ergänzend hinzufüge. Deshalb schrieb ich kommentierend: »… in BEIDEN Rollen werden wir, denke ICH, vor Gott und den Menschen Gerechtigkeit erfahren.«

Am Schluss aber schrieb ich: »Ottmar Fuchs ist FREILICH DER MEINUNG, dass die Reueschmerzen der Täter auch NACH dem Endgericht nicht für immer vergessen sind.« Mit der Formulierung »ist freilich der Meinung« wollte ich andeuten, dass dies nicht unbedingt auch MEINE Meinung ist. Ich gebe aber gerne zu, dass die von mir beabsichtigte Relativierung der Aussage Fuchs’ vielleicht doch nicht so klar herauskam.

Fuchs’ Ansicht, dass »die Reueschmerzen der Täter auch NACH dem Endgericht nicht für immer vergessen sind«, halte ich für nicht unproblematisch. Ob diese Ansicht ›falsch‹ ist, weiß ich allerdings nicht. Ich würde das lieber offen lassen. Freilich möchte ich nicht so weit gehen (hier denken wir möglicherweise unterschiedlich, liebe Doro), dass ich für das ›jenseitige‹ Leben (für das vollendete Leben in der Ewigkeit Gottes) ein prinzipielles ›Vergessen‹ der irdischen Existenz postuliere. Wenn ich von meinem Erdenleben im ›Himmel‹ nichts mehr weiß, hätte es dann noch einen Sinn, von der Vollendung MEINES, DEINES, UNSERES Lebens durch Gott zu sprechen? Oder wolltest du lediglich sagen, dass die Erinnerung an das BÖSE am Ende ausgelöscht werden wird?

Darin, Doro, sind wir uns sicher einig: Das ewige Leben ist etwas NEUES. (»Siehe, ich schaffe alles neu«, heißt es in der Johannes-Apokalypse.) Freilich möchte ich schon hinzufügen: Es wird wohl kaum so sein, dass es zwischen dem gestorbenen und dem auferstandenen Subjekt keine Kontinuität mehr gibt. Denn in diesem Falle wäre es – wie schon gesagt – ja gar nicht mehr sinnvoll, von der Vollendung einer konkreten Person (Doro, Hermann, Thomas Math usw.) zu sprechen.

›George – Die Autobiografie eines Engels‹ kenne ich leider nicht. Worum geht es da?
Hermann Wohlgschaft
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Thomas Math hat gefragt: »Wie muss ich das verstehen beim letzten Gericht [...]?« und »Was ist, wenn man keinerlei Schuldgefühle hat?«

Auf diese beiden Fragen hat Rüdiger so umfassend geantwortet, dass dem m. E. nichts hinzuzufügen ist.
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Doro
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Doro »

Okay Hermann, zugegeben, es war etwas provoziert, aber, ich mag es lieber, wenn Du etwas mit Deinen Worten ausdrückst (siehe der Bezug zu A&D, z. B. :wink: ). Du hast eine eigene, besondere Art, Dinge zu benennen, zu beschreiben und etwas zu formulieren. Sag's mit Deinen Worten! Darum ging's mir, nicht darum, dass Du Deinen Standpunkt nicht mitgeteilt hättest. DU kannst das einfach besser.
(Sag ich, die nur gut zitieren kann, jawoll! :wink: )
Ich hoffe, Du verstehst das nicht respektlos, so ist das nicht gemeint.

8) :wink:
Zuletzt geändert von Doro am 26.5.2010, 22:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Hermann Wohlgschaft
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Liebe Doro, eine Frage noch zu deinem Eintrag vom 25.5., 14.15 Uhr:

Du hast geschrieben »Genauer betrachtet lässt sich aber auch in diesen Geschichten mehr Tiefe finden als beim ersten Leseeindruck.« Da ist mir der Bezug nicht 100%ig klar. Ich denke, du meinst die Harry-Potter-Romane? Oder meinst du die Tolkien-Bücher? Oder beides?
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Doro
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Doro »

Es ging hier um Tolkiens Geschichten, Dein Beitrag über Harry Potter hat mich übrigens sehr überrascht, ging doch das Gerücht, die Kirche wolle das Buch auf den Index setzen. Es war zumindest ausserordentlich umstritten, wie auch zu lesen war.
Selber habe ich Harry Potter bisher nicht gelesen. Was ich derzeit aber überlege, anlässlich Deiner Stellungnahme :roll: .
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Es kommt immer wieder vor, dass sich die Beiträge überschneiden. :wink: Als ich meinen letzten Eintrag schrieb, hatte ich deine Antwort, Doro, auf meinen vorvorletzen Eintrag noch nicht gelesen.

Ob ich es mit den Worten von Ottmar Fuchs oder von Anselm Grün oder mit meinen eigenen Worten sage, jedenfalls wurde meine persönliche Meinung (einigermaßen) klar zum Ausdruck gebracht. Ich möchte dich, liebe Doro, aber doch noch fragen: Wie siehst DU diese Dinge mit der - evtl. sehr unangenehmen - Selbsterkenntnis beim ›Jüngsten Gericht‹?

Wie ja schon mehrfach bemerkt: Es geht hier nicht ums ›Missionieren‹, es geht nicht darum, andere von irgendetwas zu überzeugen. Es geht nur um den Austausch der Gedanken. Mir jedenfalls ist der Gedankenaustausch mit anderen sehr wichtig. Deshalb ein sehr herzliches DANKE an alle, die sich zu solchen existenziellen Themen ehrlich äußern.
Hermann Wohlgschaft
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Dass die Kirche die Harry-Potter-Bände auf den Index setzen will oder wollte, ist mir völlig neu. Ich denke, der Index wurde von Joseph Ratzinger höchstpersönlich abgeschafft! Oder täusche ich mich da? Wie auch immer, die römische Glaubenskongregation (früher das »Heilige Officium«, noch früher die Inquisition) ist für mich nicht einfach »die Kirche«. Natürlich habe ich meinen eigenen Standpunkt. Ob ich ein Buch für lesenswert halte, entscheide ich für mich selbst, da brauche ich keine römischen ›Eingebungen‹. :wink:
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Doro
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Doro »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Wie siehst DU diese Dinge mit der - evtl. sehr unangenehmen - Selbsterkenntnis beim ›Jüngsten Gericht‹?
Ganz anders!
Erst einmal glaube ich nicht an ein sogenanntes Jüngstes Gericht. Und, auch nicht an den Tod! Selbsterkenntnis, ja! Die ist im seltensten Falle angenehm :wink: Doch die findet in einem Prozeß statt, im jetzt und hier. Selbsterkenntnis erlangt nur, wer sich auch dem Negativen in sich stellt und sich auch in seinem nächsten erkennt. Wie ich schon mehrfach betont habe, gehe ich mit institutionskirchlichem Dogma nicht sehr (genaugenommen gar nicht :wink: )konform. Mein Glaube beruht auf einer beseelten Welt (Alles ist Eins => das hat Dich schon mal genervt 8) ), geschaffen von einer Schöpferkraft, die ich den Schöpfer (oder auch Gott) nenne. Jeder Mensch hat seinen ureigenen Weg (den Weg seines Herzens), der gegangen werden muss, um zum Ziel (zur Liebe Gottes) zu führen (in welcher Art, mit welchem Denken und Glauben, spielt keine Rolle). Respekt und Achtung vor dem Leben und auch dem Andersein, Andersdenken etc. ist die Basis. Wirkliches Verzeihen können, z. B., ist eine Essenz davon, die ich anstrebe, ebenso, Annehmen und Zulassen, Stolpern, Fallen und Aufstehen, Weitergehen - ganz wichtig, Heilen (Heil werden)! Warum und wieso ich die Dinge so sehe möchte ich hier nicht näher darlegen,weil sehr persönlich und lügen oder ausweichen will ich nicht. Ich sehe mich als Werdender, Suchender, Findender, in einem Prozeß, der fortdauert und bei (augenscheinlichem) Stillstand am effektivsten ist, mein Lehrer - das Leben. Ich hoffe, das war ehrlich genug und, nicht zu vergessen, DIES ist meine subjektive Sichtweise 8) .
Wie ja schon mehrfach bemerkt: Es geht hier nicht ums ›Missionieren‹, es geht nicht darum, andere von irgendetwas zu überzeugen. Es geht nur um den Austausch der Gedanken. Mir jedenfalls ist der Gedankenaustausch mit anderen sehr wichtig. Deshalb ein sehr herzliches DANKE an alle, die sich zu solchen existenziellen Themen ehrlich äußern.
DAS sehe ich eben ganz genauso.
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rodger
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von rodger »

Doro hat geschrieben: Selbsterkenntnis, ja! Die ist im seltensten Falle angenehm [...] Selbsterkenntnis erlangt nur, wer sich auch dem Negativen in sich stellt und sich auch in seinem nächsten erkennt.
Ich find's ungeheuer spannend und reizvoll, ohne jede falsche Rücksicht sozusagen gnadenlos hinzugucken bei sich und anderen ... die sind ja ein Spiegel ... der eine spiegelt diese Aspekte und Anteile, der andere jene ... die Leut' denken immer man wolle ihnen was wenn man hart mit ihnen umgeht ... ich geh' mit mir nicht anders um ... und nun muß man mir nicht (ich hör's schon) von wegen mangelnder Selbstliebe usw. kommen, anders herum wird ein Schuh draus, was nützt es mir wenn ich in Sachen meiner selber oder anderer mir irgendetwas schönrede oder zurechtbastele, anstatt glasklar hinzugucken ... diese ganze Herumsülzerei die die Leute untereinander betreiben ... müßig ... ein Maskenball ...
Doro hat geschrieben: Alles ist Eins
Ja. "Du bist das", heißt es in den Upanishaden, das da draußen, das alles.
Thomas Math
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Thomas Math »

Ich glaube das alle Religionen nur dazu geschaffen wurden um den jeweilig Herrschenden eine Legimation zu verschaffen und den Machtlosen ihr Schicksal nicht zu schlimm erscheinen zu lassen,gab es doch das Angebot einer "goettlichen"Gerechtigkeit.
Dazu kommt dann noch der Hang des dummen Menschen zur Mystik und Aberglaube.Kein Wunder gibt es unzaehlige theologische Schriften,Theorien und Erklaerungen.Man versucht etwas das jeder Vernunft widerspricht damit zu erklaeren,das jenes Wesen ueber der menschlichen und damit begrenzten Vernunft stehe.Solche Erklaerungen habe ich in den verschiedensten Zusammenhaengen gehoert wo es doch viel vernuenftiger scheint anzunehmen,dass so ein Wesen eben nicht existiert und deshalb keine weiteren absurden geistigen Umwege noetig sind

Ich glaube das der Mensch nur sich selbst verantwortlich ist.Das Christentum ist primaer eine Religion der Schwachen und Beduerftigen .
Der Sinn/Herausforderung des Menschen ist es das Beste aus seinen Anlagen und Situation zu machen, fuer sich und sein Schicksal selbstverantwortlich zu sein,dafuer ist Freiheit ohne Gott oder sonstige moralische Instanz noetig.
Thomas Math
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Re: Gott ist tot.

Beitrag von Thomas Math »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Dass die Kirche die Harry-Potter-Bände auf den Index setzen will oder wollte, ist mir völlig neu. Ich denke, der Index wurde von Joseph Ratzinger höchstpersönlich abgeschafft! Oder täusche ich mich da? Wie auch immer, die römische Glaubenskongregation (früher das »Heilige Officium«, noch früher die Inquisition) ist für mich nicht einfach »die Kirche«. Natürlich habe ich meinen eigenen Standpunkt. Ob ich ein Buch für lesenswert halte, entscheide ich für mich selbst, da brauche ich keine römischen ›Eingebungen‹. :wink:
Da hat die Gute etwas missverstanden,bestimmte evangelikale Kirchen in den USA wollten Harry Potter auf den Index setzen aber diese Spinner glauben auch an die Erschaffung der Welt in 6000 Jahren und aehnliches.Die katholische Kirche hat damit ausnahmsweise nichts zu tun.

Wobei ich HP nichts abgewinnen kann,das ist mir zu irrealistisch,auch diese Fantasyliteratur mit Feen und Elfen und sonstigen Lebewesen ist mir zu wider.
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