Re: 'May-Treue'
Verfasst: 10.12.2010, 23:31
Das hat er doch mittels seiner Filme gemacht... 

Das virtuelle Kaffeehaus aus der sächsischen Heimat des Dichters lädt ein zum Gespräch
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Gegen den Zuschauer. Wenn man genau hinsieht bekommt der Zuschauer den ersten und auch die meisten Messerstiche ab (genau in die Kamera hinein). Der Filmtitel "Psycho" bezieht sich auch auf die Psyche des Zuschauers, den Gaffer, den Voyeur. Hitch kannte sein Publikum sehr genau. Sie glotzen und glotzen (in der Gestalt von Bates) was das Zeug hält, erst durch das Guckloch ob man vielleicht etwas mehr als erlaubt sehen könnte, anschließend in der Dusche geht das gaffen weiter. Und die Strafe folgt auf dem Fuße mit dem Mord. Wir alle sind geschockt. Jetzt passiert folgendes interessantes mit der Psyche des Zuschauers (wenn wir schon abschweifen): Wir alle wissen oder ahnen natürlich daß Normans Mutter der Mörder ist (zumindest die die den Film noch nicht kennen). Und als treuer Sohn beseitigt er alle Spuren. Und diese ganze Szenerie, das beseitigen der Spuren, geht uns eigentlich über die Hutschnur, da wir doch alle immer auf der Seite der Opfer sind und das verteufeln was Bates da gerade macht. Aber dann zum Schluß schiebt er den Wagen mit der Leiche in den Sumpf und langsam versinkt er, bis er plötzlich aufhört zu sinken. Da plötzlich sind wir ganz bei Norman Bates und beten und zittern mit ihm daß das Auto doch ja weiter versinkt. Und das tut es und es fällt uns ein Stein vom Herzen. Wie gesagt, Alfred Hitchcock kannte sein Publikum und wie es tickt sehr genau. Und das nutzte er gnadenlos ausrodger hat geschrieben:Zugucken ist ja schön und recht, aber vielleicht wollte er auch mal selber zustoßen ... (zum Thema Einfühlungsvermögen in Filmregisseure)
Daß der Mord nicht gerade realistisch dargestellt ist, versteht sich von selber (Hitchcock versuchte sich 6 Jahre später mit dem Film "Der zerrissene Vorhang" zu rehabilitieren und zeigte wie schwer es ist einen Menschen zu töten. Versuch mißlang aber.). Im Grunde geht es in diesem Film auch nicht um Mord und Totschlag, sondern um menschliche Abründe, übertriebene Mutterliebe (vermutlich auch um Inzest), Seelenkrankheit (damit wären wir bei May), Voyeurismus, Sex, Gewalt, Macht. Apropos "menschliche Abgründe". Ich habe die komplette Musik des Films auf CD und da gibt es ein Stück das kurz bevor der Wagen in den Sumpf versinkt gespielt wird. Also ein Musikstück das symbolisch so gut das Thema "menschliche Abgründe" ausdrücken kann, habe ich selten erlebt.rodger hat geschrieben:... viel Geschrei halt ... das muß nicht sein ... (auch in anderen Filmen ...) in Intervallen abwechselnd mal so und dann wieder ganz anders, paßt irgendwie so recht weder zum Ermordetwerden noch sonstnochwas ...
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Moooment... Vielleicht liegts dran, dass es meine absolute May-Erstbegegnung war und ich somoit enstprechend jünger. Aber Rik Battaglia gibt einen formidablen Schut ab - hundertmal angenehmer als der stumme Spanier in der TV-Serie. In der hingegen hatte Karl-Michael Vogler für mein Gefühl halt tatsächlich etwas sehr Maysches - vor allem in Bezug auf Witz; Ironie und sanfte Ruhe... Wie wärs mit Harald Leipnitz als Ölprinz?markus hat geschrieben:Und ich muß lange nachdenken ob es wirklich mal einen Schauspieler gegeben hat, der eine Figur so gespielt hat, daß sie hätte bei May vorkommen können. Vielleicht noch Heinz Erhardt. Mario Adorf hat die Rolle des Santer großartig gespielt, gar keine Frage (er und Herbert Lom als Brinkley in "Der Schatz im Silbersee" waren die einzigen beiden "Bösewichte" in den Filmen vor denen man sich fürchten konnte, die anderen waren meist Pausenclowns), aber der Santer bei May war anders, auch die Figur die Adorf spielte kann ich so bei May nirgends entdecken.
Es geht -und ich bin kein Waffenkundiger- vor allem um die Anzahl an Kugeln. In einen Revolver bekommt man sechs Stück - aber keine zwanzig. Da ist ersten kaum Platz - und zweitens läuft das Ding zu schnell heiß. Und darum finde ich die Textstelle mit der Beschreibung auch so reizvoll: Er konstruiert das Gerät mit einer Kugel - nicht mit einer Trommel. Und darum halte ich es auch für mystischer als ein Jules Verne das z.B. beschrieben hätte...rodger hat geschrieben:Nochmal zurück zum Henrystutzen, vorhin auf dem Nachhauseweg ist mir eingefallen, daß es bei Pistolen doch tatsächlich so funktioniert, rotierende bzw. sich jeweils um ein Fach weiterdrehende Trommel, auf dem Prinzip baut ja das "Russische Roulette" auf ... warum soll das eigentlich bei Gewehren nicht gehen bzw. funktioniert offenbar nicht ? Ich verstehe nichts von solchen Sachen, aber vielleicht läßt sich das relativ unaufwendig erklären, warum es bei der Pistole geht und beim Gewehr nicht ...
Dann ist sie Dir beim Schatz im Silbersee vermutlich wirklich nicht aufgefallen? (Bei Dir weiß ich nie, ob Du absichtlich auf etwas anspielst oder nichtrodger hat geschrieben:... und ob er einen Tropenhelm aufhat oder einen Strohhut oder meinetwegen eine Baseballkappe [aus Rio de Janeiro ...], das ist auch schnurz. Wenn mich einer nach Ansehen des Films gefragt hätte, was hat er aufgehabt, hätte ich überlegen müssen ... und auch die Baseballkappe hätte mich nicht gestört. Sie wäre mir vermutlich ebenfalls nicht aufgefallen.
Rüdiger, dabei hats mich vor Lachen fast zerrissen... das zentrale Verb kombiniert mit dem Einfühlen läßt mich weniger an Hitchcock denken (obwohl auch sein Name da in der Übersetzung tiefsinnig passend erscheint...) - aber lassen wir dasrodger hat geschrieben:Zugucken ist ja schön und recht, aber vielleicht wollte er auch mal selber zustoßen ... (zum Thema Einfühlungsvermögen in Filmregisseure)
Das:markus hat geschrieben:Was das mit May-Treue oder überhaupt mit Karl May zu tun hat [...] ?
markus hat geschrieben:kannte sein Publikum und wie es tickt sehr genau.
Mich hat seinerzeit beim wiederholten Ansehen des Films die Musik zu "Vertigo" sehr beeindruckt. Wie ein Sog. Passend zur Geschichte.markus hat geschrieben:die komplette Musik des Films auf CD [...] habe ich selten erlebt.
Die fand ich beide auch gut. Charisma.tragophil hat geschrieben: Rik Battaglia [...] Harald Leipnitz
Mag sein. Einen gewissen schlichten Zug (neben dem altfränkischen...) hatte ja zweifellos auch May. Hab' ich auch. Gefällt & liegt mir. Zug, wohlgemerkt, Zug. (Für manche Leut' muß man sowas mindestens drei mal sagen, und das nützt dann vermutlich auch noch nichts. Ich seh's schon vor mir, der oder die eine oder andere reduziert die Botschaft dennoch auf "Jetzt hat er selber zugegeben, daß er schlicht ist" und freut sich bis mindestens heute abend.)tragophil hat geschrieben:Wobei ich den Rüdiger da auch enttäuschen müßte... Granger ist für mich genau der Typ von Mann, der sich in Öl malen ließe. Etwas zu eindimensional - [...].
Und das ist auch gut so ... Ist es auch 'Wahnsinn', hat es doch Methode.tragophil hat geschrieben:Bei Dir weiß ich nie, ob Du absichtlich auf etwas anspielst oder nicht
Der Komponist Bernard Herrmann (Komponist von so vielen Filmen Hitchcocks wie "Psycho", "Vertigo", "Der unsichtbare Dritte" uvm.) ist für mich sowieso der beste den es je gab, seine Musik ist universell. Wenn man ein Film aus den 50ern mit seiner Musik sieht, hat man nicht das Gefühl wie bei Max Steiner oder Dimitri Tiomkin (beides auch großartige Komponisten für Filmmusik) daß es alte Musik ist oder es sich um alte Filme handelt. Der Grundstil wird auch heute noch meist bei Horrorfilmen oder Thrillern verwendet, freilich selten dem Original entsprechend. Manchmal hat man bei seiner Musik den Eindruck, Richard Wagner war einer seiner großen Vorbilder. Ursprünglich wollte er Dirigent werden. In einem Film durfte er es auch für kurze Zeit sein und zwar in "Der Mann der zuviel wußte" von 1956 mit James Stewart.rodger hat geschrieben:Mich hat seinerzeit beim wiederholten Ansehen des Films die Musik zu "Vertigo" sehr beeindruckt. Wie ein Sog. Passend zur Geschichte.markus hat geschrieben:die komplette Musik des Films auf CD [...] habe ich selten erlebt.
Laß die Leute doch auch mal ihren Spaß haben ("Man muß auch jönne könne"). Was glaubst du was über dich und mich (meist heimlich, diese Feiglinge...) im Leben schon gelacht wurde. Also sind auch wir für irgendwas gut und seis nur damit andere ihren Spaß haben in ihrem sonst so einfältigen Leben.rodger hat geschrieben: (Für manche Leut' muß man sowas mindestens drei mal sagen, und das nützt dann vermutlich auch noch nichts. Ich seh's schon vor mir, der oder die eine oder andere reduziert die Botschaft dennoch auf "Jetzt hat er selber zugegeben, daß er schlicht ist" und freut sich bis mindestens heute abend.)
Ich versteh schon. Bei dir ist's ein Zug - bein anderen eine ganze schwäbsche Eisenbahn =)rodger hat geschrieben:Einen gewissen schlichten Zug (neben dem altfränkischen...) hatte ja zweifellos auch May. Hab' ich auch. Gefällt & liegt mir. Zug, wohlgemerkt, Zug. (Für manche Leut' muß man sowas mindestens drei mal sagen, und das nützt dann vermutlich auch noch nichts. Ich seh's schon vor mir, der oder die eine oder andere reduziert die Botschaft dennoch auf "Jetzt hat er selber zugegeben, daß er schlicht ist" und freut sich bis mindestens heute abend.)
Beim Trommelrevolver handelt es sich, wie der Name schon sagt, um eine Trommel, die die Patronen enthält.rodger hat geschrieben:Nochmal zurück zum Henrystutzen, vorhin auf dem Nachhauseweg ist mir eingefallen, daß es bei Pistolen doch tatsächlich so funktioniert, rotierende bzw. sich jeweils um ein Fach weiterdrehende Trommel, auf dem Prinzip baut ja das "Russische Roulette" auf ... warum soll das eigentlich bei Gewehren nicht gehen bzw. funktioniert offenbar nicht ? Ich verstehe nichts von solchen Sachen, aber vielleicht läßt sich das relativ unaufwendig erklären, warum es bei der Pistole geht und beim Gewehr nicht ...