Hauff = Hakawati ???

Dernen
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Beitrag von Dernen »

D E Brasch hat geschrieben:
Yes, schnip>>>Woher hatte May den Begriff Hakawati und wann begegnete er ihm erstmalig? Je früher, desto interessanter.<<<schnap
exactly my question. obwohl sie unausgesprochen blieb meinerseits.
Deshalb wüsste ich gerne, welche Bücher in Mays Bibliothek standen, und ob da eins dabei war, in welchem der Begriff/Name "Hakawati" steht. Dann dürften sich relativ leicht Aussagen darüber treffen lassen, wann May erstmals auf den Begriff gestoßen ist.
Ich kenne mich nicht so genau mit Hauff aus, aber vielleicht stand auch in seinem Büchern einmal "Hakawati"?
Karl Mays Bibliothek wurde einmal von ihm selbst katalogisiert, die Handschrift ist erhalten und als Faksimile innerhalb der HKA erschienen. Der Stand dieses "Katalogs" ist glaube ich der von 1905. Ich schreibe "Katalog" in Anführungszeichen, weil es kein Katalog im bibliothekarischen Sinne ist, sondern ein reines Verzeichnis der Titel. Im "Karl-May-Jahrbuch" 1931 gibt es ein weiteres Bibliotheksverzeichnis, angefertigt 1923 von Franz Kandolf und Adalbert Stütz. Ein Verzeichnis der heute in der Bibliothek in Radebeul stehenden Bücher gibt es meines Wissens auch, es wurde aber nie veröffentlicht. Es ist traurig, daß es keinen wirklichen Katalog wenigstens des heutigen Bestandes gibt. Irgendwann einmal wird im Rahmen der HKA sowas erscheinen, verbunden mit der Aufführung von Mays handschriftlichen Anmerkungen in diversen Werken. Ich jammere schon seit Jahren, daß ich das Ergebnis dieses sicherlich hochlöblichen Projektes wohl nicht mehr erleben werde. Dabei wäre zumindest die reine Katalogisierung des Bestandes mit Hilfe eines vernünftigen Bibliothekssystems keine allzu große sache. Nur: wer soll es machen? Die Software ist nicht so ganz billig, und die Arbeitskraft kostet auch. Wäre ich mit weltlichen Gütern reichlicher gesegnet, als ich es bin, würde ich mir diese Arbeit durchaus zutrauen. Es gäbe für mich eigentlich nichts Schöneres, aber so sitze ich halt in einer anderen Bibliothek und katalogisiere Zeug, das mich inhaltlich nicht die Bohne interessiert.

Daß May den Begriff des Hakawati aus der Fachliteratur kannte, dürfte einigermaßen klar sein. Gerade zu Mays Zeit war das interesse an anderen Kulturen sehr groß, und es wurde reichlich in dieser Richtung veröffentlicht. Die Hakawatis, die in den Teestuben sitzen und Geschichten erzählen, gibt es auch heute noch, speziell in Syrien.
marlies

Beitrag von marlies »

Hi Rolf

Ich bejammere das gleiche ... :-( speziell seit May meiner Meinung nach doch ein 'national treasure' ist. Er haelt uns den Spiegel so gekonnt vor die Nasen dass wir unwillkuerlich zusammenzucken - wie der Ruediger es so schoen sagte woanders ... '
Hach-vielleicht-erkennt-mich-einer und Vor-Scham-in-den-Erdboden-versinken-mögen beobachtet,' ... wenn wir uns zu ihm und zu den gleichen Schwaechen in uns bekennen wollen/muessen.

schnip>>>Daß May den Begriff des Hakawati aus der Fachliteratur kannte, dürfte einigermaßen klar sein. Gerade zu Mays Zeit war das interesse an anderen Kulturen sehr groß, und es wurde reichlich in dieser Richtung veröffentlicht. ...<<<schnap ... denke ich mir auch - May, mangels eigenen Reisen, war auf solche 'Fachliteratur' angewiesen. (Im online Pierer konnte ich es nicht finden).

War die Welt zu Hauff's Zeiten schon so 'offen' (Auslaendische information so zugaenglich mit Fachliteratur) wie ein paar Jahrzehnte spaeter in May's Zeiten?

schnip>>>Die Hakawatis, die in den Teestuben sitzen und Geschichten erzählen, gibt es auch heute noch, speziell in Syrien.<<<schnap ... und dass solche Geschichten manchmal jahrelang dauern mit taeglichen (den ganzen Tag dauernden) fortsetzungen ist auch extraordinaer.
H. Mischnick
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Beitrag von H. Mischnick »

Der Bestand jeglicher Bibliothek ist veränderlich, und ein Bestandsverzeichnis kann nur den aktuellen Ist-Zustand wiedergeben, nicht einmal, welche Bücher aufgrund ihres Zustands gar nicht eingesehen werden können.
marlies

Beitrag von marlies »

Ist doch klar ... es waere aber schoen wenn wenigstens der 1905 Katalog von May online erhaeltlich waere (wiki listet das 1931 Jahrbuch, aber da sind keine links). Wobei das kein 'complaint' ist - ich bin mir sehr wohl bewusst was fuer Arbeit und Zeit und Aufwand sowas braucht. Es ist lediglich ein Bemerk meinerseits weil ich eben soweit weg bin und nicht mal 'schnell nachschauen' kann.
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Die alten Jahrbücher sind definitiv nicht online, allerdings gibt es auf den Seiten der KMG ein Inhaltsverzeichnis plus Register. Antiquarisch sind die Dinger leider recht teuer, können je nach Zustand deutlich über 150 Euro kosten. Ich habe vor Jahren bereits für sehr gut erhaltene Exemplare zwischen 200 und 250 Mark bezahlt.
marlies

Beitrag von marlies »

Autsch ... der Karle wird 'valuable' ... der Australische Dollar haelt da nicht mit ... :(
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

D E Brasch hat geschrieben:Ich kenne mich nicht so genau mit Hauff aus, aber vielleicht stand auch in seinem Büchern einmal "Hakawati"?
Eher nein. Weder meine Erinnerungen bei Hauff noch eine Suche in den bei Gutenberg im Internet veröffenltichten Almanachen wollen so was zu Tage brigen.
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Dies möchte ich noch mal hervorholen:
H. Mischnick hat geschrieben:Die Frage, die sich stellt, lautet eben einfach: Woher hatte May den Begriff Hakawati und wann begegnete er ihm erstmalig? Je früher, desto interessanter.

Eben gefunden bei Google Books:
Jerusalem und das heilige Land: Pilgerbuch nach Palästina, Syrien und Aegypten, von Johann Nepomuk Sepp, gedruckt 1863 in der Schweiz, Seite 17: "Hakawati heisst der abendliche Erzähler in der Kaffeschenke, der Mährchen aus 1001 Nacht zum Hackbrete vortägt, ..."

Ob May dieses Buch kannte, ist fraglich, wichtig hingegen, daß dieses Wort spätestens 1863 in den deutschen Sprachraum gelangt war.
Sehr schön! Und wie wir wissen, erscheint der Ausdruck "Hakawati" in Mays Werk zum ersten Mal im "Silberlöwen"-Band I. Wobei ich zugegebenermaßen zu faul bin nachzuschlagen, ob das schon in der Vor-Fassung im "Hausschatz" drin stand. Ist aber nicht ganz so wichtig, wir basteln hier ja an keiner wissenschaftlichen Arbeit. Tatsache ist, daß May diesen Ausdruck um 1898 zum ersten Mal verwendet. Der orientalische Märchenerzähler war ihm allerdings schon früher bekannt, denn wir lesen im "Kurdistan"-Band: "Das war mir lieb. Auch hörte jetzt die Unterhaltung auf, da ein Medah eingelassen wurde, welchen der Kommandant zur Unterhaltung seiner Gäste engagiert hatte."
In einer Fußnote wird "Medah" mit "Märchenerzähler" erklärt. "Medah" ist mir ein leider unbekannter Ausdruck, trotz meiner Kenntnis von hundertfünfzig arabischen Dialekten, die ich auf meine langen Reisen erworben.... oh, entschuldigung, da war gerade jemand in meinem Kopf, der da eigentlich nicht reingehört. ("You lock the door, throw away the key. / There's someone in my head, but it's not me." - Pink Floyd - The Dark Side of the Moon.)

Außerdem könnte es ja auch türkisch sein, da muß ich morgen mal meinen Döner-Wirt fragen.

Was wollte ich sagen? Wir können möglicherweise Mays Kenntnis des Wortes "Hakawati" - mit aller Vorsicht - auf die Zeit der zweiten Hälfte der 1890er Jahre eingrenzen.

Völlig unfundiert, einfach mal so dahin geschrieben mit zweimal googeln und einmal die "Werke"-CD verwendet. Hat mich ein Viertelstündchen gekostet. Das Ganze aber ein bißchen aufgepustet, mit vier oder fünf Fußnoten versehen, und wir hätten gemeinsam einen schönen Beitrag für die Karl-May-Forschung geliefert.
marlies

Beitrag von marlies »

Pink Floyd <traeum>

ja, haben wir gut gemach - May's Gebrauch des Hakawati 'wort' war auch mir noch ein kleines Raetsel aber mit dem Zusammenstueckeln von all den einzelnen 'pieces of information' haben wir ganz schoen teamarbeit geleistet !! - die Hausschatz version sollte noch abgeguckt werden, was ich mal in einer freien Minute machen werde online :-) - jetzt wo ich weiss wo gucken (heisst aber noch lange nicht dass ich es auch finden werde) . :wink:

Faellt mir gerade ein ... der May haette vielleicht (wegen der Gefahr dass ihm wieder einmal jemand plagiarism nachruft) das Wort Hakawati gekannt - von einer vielleicht bekannten Quelle, es aber in einer anderen Sprache ausgedrueckt als 'Medah'. Koennte das sein?
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Am 30. Mai 2005 legte Thomas Schwettmann in diesem Forum (Klassische Abenteuerliteratur) einen thread an, in dem er sich dem Thema "Wilhelm Hauff & Karl May" widmete. Seine trefflichen Ausführungen sollte sich der interessierte Leser nicht entgehen lassen. Hauffsche Motive bei May listet auch Wolfgang Hammer auf in seinem Mitteilungsbeitrag "Karl May als Wilhelm-Hauff-Leser?" (Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 95/1993). Das Fragezeichen, so meine ich, hätte er getrost weglassen können. Das Werk Wilhelm Hauffs war für Karl May, der laut Hermann Wohlgschaft "Hauffs Märchen mit Sicherheit kannte", eine Quelle, deren Wasser ihm (zu Recht!) gut geschmeckt hat.
D E Brasch
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Beitrag von D E Brasch »

Auch wenn ich zurzeit mehr oder weniger körperlich abwesend bin, kann hier ruhig weiter diskutiert werden. Den TS-Thread hab ich selbstverständlich schon längst gelesen.
Das Werk Wilhelm Hauffs war für Karl May, der laut Hermann Wohlgschaft "Hauffs Märchen mit Sicherheit kannte", eine Quelle, deren Wasser ihm (zu Recht!) gut geschmeckt hat.
Siehe auch hier wieder der leilet-Beitrag im KM-wiki.

Wenn ich nicht ganz so faul wäre, würde ich ja auch mal in den Amerika-Bde.s nach Hauff suchen. Vielleicht mache ich es nach den Tosas (nur karl-may-buecher.de-Geher wissen jetzt, was ich meine - denke ich zumindest ;)).
H. Mischnick
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Beitrag von H. Mischnick »

Von den Tosa-Bänden weiß ich auch (aus den alten Nachrichten oder gar Geschäftsführerbriefen der KMG), bekenne aber, mir aus Bücherschrankkapazitätsbegrenzungsgründen keinen dieser Bände angeschafft zu haben und somit nicht danach zitieren zu können. Zudem sind Hauff-Bezüge in den Amerika-Bänden meines Erachtens nicht so offensichtlich.
D E Brasch
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Beitrag von D E Brasch »

Das Ganze aber ein bißchen aufgepustet, mit vier oder fünf Fußnoten versehen, und wir hätten gemeinsam einen schönen Beitrag für die Karl-May-Forschung geliefert.
Ist immer noch in Arbeit...
Günther Wüste
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Karl-May-Bibliothek

Beitrag von Günther Wüste »

marlies hat geschrieben:Ist doch klar ... es waere aber schoen wenn wenigstens der 1905 Katalog von May online erhaeltlich waere (wiki listet das 1931 Jahrbuch, aber da sind keine links). Wobei das kein 'complaint' ist - ich bin mir sehr wohl bewusst was fuer Arbeit und Zeit und Aufwand sowas braucht. Es ist lediglich ein Bemerk meinerseits weil ich eben soweit weg bin und nicht mal 'schnell nachschauen' kann.


Hallo Marlies schau hier mal.

http://www.b2i.de/fabian?Karl-May-Bibliothek

Gruss Günther
marlies

Beitrag von marlies »

Hallo Guenther

Den link habe ich schon im August angeklickt (nur kann ich den Ort in den foren nicht mehr finden wo er war - es wird mir etwas unuebersichtlich manchmal :-) ) und eine 'query' eingeschickt (welche wahrscheinlich ganz lange brauchen wird fuer eine Antwort [und wahrscheinlich nie eine Antwort bringt] da ich mir der ungeheuren Aufwandes dazu bewusst bin) ueber:

quote:
Die Literatur über Amerika, vor allem Nordamerika, umfaßt 72 Titel. Neben Reiseberichten und topographischen Darstellungen sind volkskundliche Schriften, insbesondere über die Indianer, vorhanden. Sämtliche englische Titel aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jhs von Roland Burrage Dixon (1875-1934; 3 Titel), Alfred Louis Kroeber (1876-1960; 3), Clark Willer (1870-1947; 5) haben die Kultur und Ethnologie der Indianer zum Inhalt.
unquote

Was mich interessieren wuerde waere jedes Buch in Karl May's Library welches die 'Urgesellschaft' oder 'Ancient Society' by Lewis H Morgan (entweder auf English oder auf Deutsch) anspricht da er das Buch selber aus vielen Gruenden (die ich auch verstehe) von May reputedly nicht 'angetastet' wurde. Es wuerde mich verwundern wenn 20th Jahrhundert autoren ueber die Kultur und Ethnologie der Indianer L Morgan's werk NICHT ansprechen wuerden.

Eine unmoegliche 'query' da 1- ich selber nicht darin herumschnuppern kann von hier, und 2- ich es kaum jemand anmuten kann fuer mich in den Buechern da herumzuschnuppern und 3- dasdaeben unmoeglich ist.


:wink:
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