Old Shatterhand - Lex Barker - Sharlih

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giesbert
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Beitrag von giesbert »

rodger hat geschrieben:Hadschi Halef ist ein sympathisches Schlitzohr, Rüh[r]mann ein unsympathisches (wenn man genauer hinguckt und etwa in "Quax der Bruchpilot" oder dem einen Film wo er einen kleinkarierten Emporkömmling erschreckend gut darstellt die tief verinnerlichte "Radfahrer"-Mentalität wahrnimmt,
Besonders deutlich in "Ein Mann geht durch die Wand", ganz fürchterlich auch in "Es geschah am hellichten Tag" (aber das ist ja generell ein schlechter Film). Unerträglich als Pater Brown (da wird er nur vom noch unerträglicheren Josef Meinrad getoppt).

(nur gut, dass man im Saloon nicht beinhart beim Thema bleiben muss ;-))
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

giesbert hat geschrieben:Unerträglich als Pater Brown (da wird er nur vom noch unerträglicheren Josef Meinrad getoppt).
Ja? Hm ... es ist lange her, dass ich diese Serie gesehen habe - so übel aber fand ich Meinrad nicht. (OK - physisch so ziemlich das Gegenteil von Chestertons "Father Brown". [Der übrigens kein "Pater" ist - das hat man, glaube ich, erst in der neuesten Übersetzung korrigiert.])
giesbert hat geschrieben:(nur gut, dass man im Saloon nicht beinhart beim Thema bleiben muss ;-))
Yep. ;)
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Ich darf mich hier auch als jemand outen, der Rühmann eher nicht schätzt. Er hat mal einen Kommisar-Maigret-Film gemacht. Ganz übel!

Rüdigers Vorliebe für Ralf Wolter als Halef teile ich allerdings überhaupt nicht. Er kommt in den Orient-Filmen der 60er Jahre teilweise entschieden zu dämlich daher. Das liegt allerdings auch am Drehbuch. Da gefällt mir in der filmischen Umsetzung der Orientstoffe in den 50ern Georg Thomalla entschieden besser, auch wenn er im zweiten Film ("Der Löwe von Babylon") etwas zu sehr aufdreht.
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Am besten hat mir Gerd Teller als Hadschi Halef gefallen. Kam der Buchvorlage am nächsten. :lol:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Wolters Darstellung bringt dieses kindliche, spontane, "unschuldige" der Figur gut herüber; auch diese helle Stimme und das "Babyface", das alles paßt m.E. sehr gut. Mag durchaus sein, daß er drehbuchgemäß oft zu albern oder dusselig wirkte, das kann ich gar nicht beurteilen, da ich die Orient-Filme vor über dreißig Jahren gesehen habe und später nur noch ausschnittweise. Aber Wolter gefällt mir sowohl als Halef als auch als Hawkens. So etwas ist natürlich auch immer sehr subjektiv.

*

Ich habe heute vormittag fälschlicherweise "Quax der Bruchpilot" geschrieben, meinte aber speziell eine Szene, die [vermutlich] nicht dort, sondern in "Quax in Afrika" zu sehen ist, wie mir nachträglich bewußt wurde. Habe es korrigiert.
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

rodger hat geschrieben:Ich habe heute vormittag fälschlicherweise "Quax der Bruchpilot" geschrieben, meinte aber speziell eine Szene, die [vermutlich] nicht dort, sondern in "Quax in Afrika" zu sehen ist, wie mir nachträglich bewußt wurde. Habe es korrigiert.
btw - man sollte vielleicht die Jahreszahlen dazu nennen: der Bruchpilot ist ein lupenreiner Nazifilm aus dem Jahr 1941, der Afrika-Feldzug wird dann 1947 nachträglich gewonnen (lt. IMDB-Kommentar gedreht 1943; kam aber erst 1953 in die Kinos).

Dass die Feuerzangenbowle mit Rühmann ebenfall unerträglich ist, sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Ausgerechnet diese Dreck wird (oder wurde?) regelmäßig im Fernsehen als scheinbar unschuldige Unterhaltung noch und noch wiederholt.

Ein unerquickliches Thema, dann doch lieber Lex Barker.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Wieso findest Du das so unerträglich? Wegen dieses ganzen Obrigkeitsdenkens?
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rodger
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Beitrag von rodger »

So krass wie Giesbert sehe ich es allerdings nicht. Weder mit "Pater Brown" noch mit "Feuerzangenbowle" habe ich größere Schwierigkeiten, bei letzterer kann ich mich sogar einigermaßen amüsieren.

Man kann auch einiges auseinanderhalten; einerseits vermag mich Rühmann im "Hauptmann von Köpenick" mit seiner "Fußmatten-Arie" je nach Tagesform zu Tränen zu rühren und halte ich ihn generell für einen hochbegabten Darsteller, andererseits mag ich ihn nicht sonderlich, das schließt sich ja keineswegs aus.

Ob übrigens Filme in der Nazi-Zeit gedreht wurden oder sonstwann, hat für mich mit dem, was die Darsteller jeweils herüberbringen, nichts zu tun. Es wird in der Zeit auch Köche, Schneider, Tischler u.v.a.m. gegeben haben, mit deren Gerichten, Anzügen oder Möbeln ich auch keine Schwierigkeiten habe oder hätte.

:wink:
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Nicht jeder Film, der zwischen 1933 und 1945 entstand, kann als lupenreiner Nazi-Film bezeichnet werden.

Lupenrein in diesem Sinne waren z.B. Filme wie "SA-Mann Brandt (1933), Ohm Krüger (1941), Jud Süss (1941) oder Kolberg (1943-45), um nur 4 Beispiele zu nennen.

Filme wie "Die Feuerzangenbowle" (1944) oder "Quax, der Bruchpilot" (1940) enthalten zwar kleine versteckte Botschaften, sind aber eher harmlos und passen in gewisser Weise sogar wieder in das Konzept der heutigen Politik.
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

Waukel hat geschrieben:Wieso findest Du das so unerträglich? Wegen dieses ganzen Obrigkeitsdenkens?
Weil das ein faschistischer Film ist. Da wird der harmlos-amüsante plot und die verschiedenen durchaus ja "lustigen Stellen" ideologisch überformt, etwa im Lehrergespräch, in dem der Geschichtslehrer von der jungen Generation schwärmt, die man wie junge Bäume züchtet. Das kann man bis ins Detail verfolgen, besonders dann, wenn man die Feuerzangenbowle mit der Romanvorlage und anderen Verfilmungen vergleicht, etwa der mit Walter Giller von immerhin Helmut Käutner aus dem Jahr 1970.

Vgl. dazu auch Karsten Witte: Lachende Erben, Toller Tag. Filmkomödie im Dritten Reich, 240-245; oder Georg Seeßlens .. Moment, das gib's doch bestimmt im Netz ... ah ja, hier:

Die Feuerzangenbowle, epd film 3/94

Warum das neue deutsche Komödienkino dem alten so furchtbar ähnlich ist (Zeit, 51/1997)

Eine deutsche Unschuld (Die Zeit, 11/2002)

Aber das ist wohl selbst im Saloon off-topic ;-)
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

oh, ich seh gerade --
Verfasst am: 07.07.2007, 11:11


Sehr schön 8-)
Waukel
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Beitrag von Waukel »

giesbert hat geschrieben:oh, ich seh gerade --
Verfasst am: 07.07.2007, 11:11


Sehr schön 8-)
Schön, und höchst off-topic! 8) 8)

Erschütternd, der Artikel "Eine deutsche Unschuld".
Allerdings das "weil das ein faschistischer Film ist" sehe ich nicht so. Es ist vielleicht ein Film mit faschistischen ZÜgen in einer furchtbaren Zeit.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Erschütternd, der Artikel "Eine deutsche Unschuld".
Interessant, um nicht gar "hochinteressant" einmal mehr zu bemühen. Gut erklärt.

Aber erschütternd ? Nöö ... Aber auch das ist sicher individuell sehr verschieden.
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Das lässt mich noch nicht ganz los, das mit der Feuerzangenbowle und dass das ein faschistischer Film sein soll.
Vorgemerkt, ich kenne nur diesen Film von 1944 und die Buchvorlage kenne ich nicht.
Aber allein schon wenn man die Zeit sieht, in der dieser Film entstand, müsste man denken, dass da kein Mensch mehr von dieser brauen Ideologie überzeugt sein konnte (außer die Machthaber und ihre ganze Maschinerie). Was man dem Film vorwerfen könnte, ist, wie ich meine, dass er ganz bewusst auf Unschuld macht, ja dem Zeitgeist eher aus dem Weg geht und vielmehr Resentiments aus einer noch vorherigeren Zeit (ist das nicht schon fast biedermeierhaft?) benutzt.
Und "..damit müssen wir uns bescheiden" - klingt das nicht wie "jetzt haben wir alles verloren außer die Gedanken und unsere Träume in unserem Kopf" passt doch für 1944, als alles kaputt war.
Wer zu diesem Zeitpunkt gegen das Regime sprach, war entweder im sicheren Ausland, schon tot, oder im Lager. Was also sollte dieser Film jetzt anderes sein können als ein Flucht-aus-der-Wirklichkeit-Film?
Und das mit den jungen Bäumchen, die man ziehen muss - ja gut, das könnte einem aufstoßen. Aber nur im Zusammenhang mit diktatorischer Gehirnwäsche. In einem Nazifilm hätte das wohl anders geklungen, markiger. Und die Pädagogen in diesem Film sind so schräg und für meinen GEschmack schaffen sie es, gerade nicht über die Grenze zum Unerträglichen zu springen.
Rührig ist der Film, ja. Ich habe ihn bisher gern gesehen, werde ihn das nächste Mal noch interessierter beäugen.

Sylvia
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Das ursprüngliche Drehbuch von "Die Feuerzangenbowle" wurde nicht genehmigt und der Film konnte nur realisiert werden, da

a) Heinz Rühmann mit Hermann Göring gut bekannt war - das Wort "Freundschaft" möchte ich vermeiden - und der Reichsmarschall sich für den Film stark machte und

b) eben mit dem Junglehrer und seinen Ansichten (junge Bäumchen) das Drehbuch konform zu den Ansichten des Regimes umgeschrieben wurde.

Generell muß angemerkt werden, dass der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, der zudem über großen Einfluß bei der Filmindustire verfügte, nicht die sehr direkte Propaganda schätzte, sondern für ein sanfte Propaganda, die eben bei Komödien nicht mal Halt machte.
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