Hi,
egal, ob „schlecht“ oder „gut“, „Korrekturen“ verfälschen.
Es gibt z.B. von Euchar Albrecht Schmid und Franz Kandolf bearbeitete Texte, und es gibt z.B. von Hans Wollschläger bearbeitete Texte (Winnetou I in der aktuellen Ausgabe). Ich möchte aber weder oberflächlich-bieder bearbeitete noch gut durchdacht bearbeitete Texte lesen, sondern will wissen, was Karl May geschrieben hat.
(Völlig umgeschriebene Bände wie 60-63 [die mir gefallen] z.B. sind etwas ganz anderes, das steht auf einem anderen Blatt, und darauf bezieht sich obiges nicht. Ich meine oben diese kleinen „Korrekturen“, Änderung von Formulierungen, Glättung, Vereinfachung usw. Der Bearbeiter hat ja keine Ahnung, was er da manchmal kaputtmacht.)
Korrekturen ohne Absprache mit dem Autor sind indiskutabel, und ich würde eher darauf verzichten, irgendetwas zu veröffentlichen, als darin nach Belieben herumfuhrwerken zu lassen. (Bevor Rolf jetzt mit dem Argument des Geldverdienenmüssens kommt: dann muß man sein Geld halt anders verdienen).
Woher will ein Lektor denn wissen ob es sich um einen Flüchtigkeitsfehler oder Absicht handelt ? Korrekturen nach Absprache sind ok, da kann der Autor auch ohne weiteres mal sagen „Ok, da hab’ ich nicht aufgepasst, kannste ändern“, aber des öfteren wird er auch sagen: „Ich habe es so und so gemeint, und deshalb soll das so stehen bleiben“.
Oder nehmen wir z.B. mal die Sache mit dem Namen „Zimmermann“ im „Verlornen Sohn“. Das ist ja egal, ob es von hundert Lesern nur einer merkt (vielleicht auch keiner) dass das eine Anspielung auf Münchmeyer ist. Wenn aber nun ein [gewöhnlicher …] Lektor daherkäme und den Namen mal eben auf Müller, Meier oder Schulze änderte (wie es in anderen Fällen zig Dutzende mal vorgekommen ist), wäre der hübsche Gag im Eimer.
Karl Kraus sagte „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.“ – Als ich das seinerzeit zitierte, sagte jemand, das sei aber falsch, umgekehrt sei es richtig. Meine Erklärungsversuche scheiterten, der Mann war von seiner Sicht nicht abzubringen. - So ungefähr in der Art waren auch einige „Verbesserungen“ Mayscher Texte …
