Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

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rodger
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Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von rodger »

Ab und zu fallen mir geringfügige Änderungen auf;

Auf S. 3043 des sechsten HKA-Bandes vom „Verlornen Sohn“ steht der hübsche Satz „Sie hielt ihm den Mund entgegen und er machte von dieser Erlaubniß sofortigen Gebrauch“. Beim Zitieren bzw. Kopieren aus dem Internet ist mir aufgefallen, daß dort „sofort“ statt „sofortigen“ steht. Wie erklären sich solche Änderungen / Abweichungen ? (Der HKA-Band führt im Anhang einige Korrekturen bzw. vorgenommene Änderungen auf, diese Stelle ist aber nicht dabei.)

(„sofortigen“ klingt m.E. in dem Zusammenhang witziger, der Schwerpunkt des Scherzchens erscheint bei Wahl dieser Formulierung mehr im Bereich ironischer Brechung; bei „sofort“ ist der Witz eine Spur mehr in Richtung trockene Lakonie verlagert.)
SirDavid
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Re: Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von SirDavid »

Huch.
Kann man sich nicht einmal mehr auf die HKA verlassen?

Ich habe mich viel mit dem im Internet vorfindlichen Urtext von Mays "Verlornem Sohn" befasst.
Da fiel mir durchaus auf, dass es auch im Erstdruck simple Fehler gibt (falsche Buchstaben, Ausrufezeichen statt Fragezeichen u.dgl.)
So etwas sollte womöglich auch in einer HKA korrigiert werden, oder?
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rodger
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Re: Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von rodger »

Das ist so eine Sache mit den Korrekturen ... Der vermeintliche Besserwisser kann auch schon mal irren ... spontan fällt mir "getötet oder gar verwundet" ein, darüber gab's hier glaube ich mal eine größere Diskussion ... ich kann mir immer noch vorstellen daß das Absicht war seitens May, Leichen kann man liegenlassen, Verwundete eher nicht ... und das hält auf ... er konnte durchaus sarkastisch sein bzw. seinen Figuren solchen Sarkasmus in den Mund legen.
Und auch mit den Satzzeichen ist es nicht so simpel. Eine Frage sei mit einem Fragezeichen abzuschließen, hat hier mal einer geschrieben. Nö. Man kann Fragen auch auf Punkt sprechen. Oder etwa nicht. (Königs Errläuterungen: Letzteres sollte gleich ein Beispiel dafür sein.)
SirDavid
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Re: Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von SirDavid »

Ja, das klingt plausibel.
Im Zweifelsfall also doch bei der Fassung des Autors bleiben... :biggrin:
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rodger
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Re: Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von rodger »

Es ist ja m.W. auch noch keiner auf die Idee gekommen, bei Goethe "Wer ruft mir" o.ä. abzuändern ... Oder Wagners manchmal seltsames Deutsch ... (habe mir gerade vorgestellt, Euchar Albrecht Schmid bearbeite den Text von "Tristan und Isolde", da ist mir für einen Moment tatsächlich etwas flau im Magen geworden ... :mrgreen: )
SirDavid
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Re: Textabweichungen HKA / Internet (KMG)

Beitrag von SirDavid »

Na, das kann ich mir vorstellen.
Nur sind die Texte seit Jahrzehnten nun verhunzt; erst wenige der GW wurden "rückbearbeitet" und damit in relativ größere Nähe zum Original gebracht.

Ärgerlich, weil die GW quasi alternativlos sind. Zumindest gibt es keine Neuausgaben derzeit, wenn ich richtig sehe.
Pawlak damals mag voller Fehler gewesen sein - aber es waren zumindest die Textfassungen der Ausgaben letzter Hand.

Natürlich hat sich der KMV über weite Strecken den Weg verbaut; so erscheinen immer noch neue Bände, wo bisher unveröffentlichte Einzelepisoden aus den Lieferungsromanen verwurstet werden.
GW 75 "Sklaven der Schande" wirbt damit, Mays Originaltext zu enthalten. Gut und schön, das scheint auch zu stimmen. Nur ist der Band ein kleiner Ausschnitt aus der weitaus umfangreicheren, originalen Abteilung "Sklaven der Schande". Und das wird wieder einmal nirgendwo dazugesagt.

Wenn May sich schon über Münchmeyer aufgeregt hatte - was würde er da erst zum KMV sagen. Dieser hat in viel höherer Prozentzahl am Werk Mays herumgepfuscht als der alte Kolportageverlag....
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