Weil ich es dann vermutlich gemerkt hätte, weil er sie sonst anders gestaltet hätte
Ok, und unvermutlich?
Da kann ich Dir im Prinzip absolut folgen und das klingt sehr interessant. Dennoch glaube ich, daß er sich im vorliegenden Fall nicht so viel dabei gedacht hat, sondern einfach aus einer Laune heraus einmal von Halefs schauerlichen Tod effekthaschend spontan erzählt hat und es sich später wieder anders überlegt oder auch sich nicht mehr daran erinnert hat.
Möglich ...
GW 29, S 480
Der Mensch ist ja gewöhnt. nur das zu glauben, was er mit seinen körperlichen Augen sieht. Weißt Du noch, dass ich Hadschi Halefs 'Seele durch die besondere Betonung seines vollständigen, langen Namens zurückrief. Hätte ich das nicht getan, so wäre er gestorben, so aber zwang ich ihn, 'sich auf sich selbst zu besinnen', wie man sich leider auszudrücken pflegt. Meinst Du vllt, dass nur die Seele zu zwingen sei? Warte es ab! ...
Klingt nach anders überlegen, aber auch nach einer neuen Ausrichtung ... Vllt ein wenig altersmild ... ?
... fast vergessen ... sind wir wieder beim 'mit dem Herzen sehen'
Hier wird übrigens Kara Ben Halef keinneswegs als blasse Figur dargestellt, sondern mit wichtigsten Aufgaben betraut und betont, dass er still und besonnen und sogar äußerst feinfühlig ist. Dabei aber mutig und furchtlos, ohne das unüberlegte Draufgängertum und die Angeberei seines Vaters. Auch mild und tiefsinnig, mit (meiner Meinung nach) vielschichtigen Facetten. Auch wenn er nicht die erste Geige in der Heldenriege spielt ist er doch bei den wichtigen Vorgängen involviert und wird mit seinen positiven Eigenschaften hervorgehoben.
Was mir noch auffiel, dass dem Hengst mit der Funkenmähne (und nicht nur dem) eine Seele zugestanden wird, was ich in der Form in früheren/anderen Werken nicht so, bzw. auch nicht so offensichtlich bemerkte.
Und, im Gegensatz zum eigentlichen Kutscher Gleichnis, ist hier durchaus eher die Seele als die Richtungsweisende zu erkennen, weil der Geist bisweilen Schwächen zeigt und sich übernimmt. Das Neuausgerichtete findet sich auch in der unterschiedlichen Sichtweise von Ustad und Erzähler. Der Ustad glaubte noch an die Vergebung Gottes und Wiederaufnahme für die gefallenen Engel und Dämonen, was der Erzähler strikt ablehnt. Gleichzeitig ist er der Ustad und der Ustad er. (Ja, das sind die anderen Protagonisten auch, aber nicht so klar in der Aussage). Mit Syrr begibt er sich auf eine andere Ebene um ihn kennenzulernen, ihn gewähren zu lassen. Das kann man auch in metaphysischer Weise deuten. Kann man, muss man nicht

People may hate you for being different and not living by society’s standards, but deep down they wish they had the courage to do the same. (Kevin Hart)