Sterbeszene Winnetou III (Film)

Antworten
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von rodger »

Beim Zappen geriet ich heute in den Film und habe mir die Sterbeszene Winnetous nochmal angeschaut.
Tränchen verdrückt (wegen der Situation, nicht wegen der Darsteller) und gleichzeitig realisiert, daß Lex Barker da hockt wie Papa mit Kind beim Zahnarzt aber nicht wie einer neben sterbendem engen Freund ...

:D
Rene Grießbach
Beiträge: 505
Registriert: 2.9.2007, 12:21
Wohnort: Dresden

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von Rene Grießbach »

Ich glaub zu wissen, wie du das meinst und ich persönlich finde es irgendwie ergreifender, die Reaktion des Shatterhand beim Tod Winnetous in dem 2016er Film anzusehen, als im Falle von Lex Barker.
Gleichzeitig sage ich mir immer wieder: jeder trauert anders, bei jedem drückt sich äußerlich der Schock über ein solches Ereignis anders aus. Der eine mag all seinen Schmerz rausschreien, wie Möhring als Shatterhand, der andere "... hockt wie Papa mit Kind beim Zahnarzt aber nicht wie einer neben sterbendem engen Freund ...", um dann - vielleicht - in der Stunde des Alleinseins seinem Schmerz Raum zu geben.
Beide Filmszenen entsprechen ja nicht vollkommen der Sterbeszene Winentous und des konkreten Verhaltens Shatterhands im Buch.

Ein mir extrem nahestehender Mensch konnte nach dem Tod seiner schwer kranken Mutter dann in Zusammensein mit Angehörigen, weder am Sterbetag noch bei der Beerdigung, auch nur eine Träne vergießen. Ihm wurde dann später gesagt, wie erstaunt man doch war, wie gefasst er bei der ganzen Sache war. Andere hielten ihn sogar für kaltherzig, weil er scheinbar nicht getrauert hatte. Diese anderen behaupteten bei früheren, davor liegenden Gelegenheiten, ihn zu kennen. Ich kann nur sagen: er war weder gefasst bei der ganzen Sache, noch war er kaltherzig. Er konnte nur einfach im Beisein von anderen nicht zeigen, wie es ihm wirklich ging. (Abgesehen davon, dass er auch jetzt, nach 24 Jahren, immer noch sagt, dass der Tod seiner Mutter für sie selber eine Erlösung von ihren Leiden war.)

Jedenfalls, an diesen mir extrem nahestehenden Menschen denke ich immer wieder, wenn ich mir Gedanken mache über Lex Barker als Old Shatterhand beim Tod Winnetous und danke dir deswegen sogar für dein Statement zu eben dieser Szene.
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von rodger »

Rene Grießbach hat geschrieben: 6.6.2020, 13:39 ich persönlich finde es irgendwie ergreifender, die Reaktion des Shatterhand beim Tod Winnetous in dem 2016er Film anzusehen, als im Falle von Lex Barker.
Ohne Frage. Witzigerweise habe ich wirklich gerade just im Moment, vor Minuten zuende, einen anderen Film mit Möhring im Fernsehen gesehen, bei dem mir wieder aufgefallen ist, was für ein prächtiger Schauspieler das ist.

Im Fall Barker kommt vermutlich hinzu daß das halt ein gefälliger Film "für die ganze Familie" sein sollte, also entsprechend verharmlosend, beschönigend, falsch ...
allwanderer
Beiträge: 3
Registriert: 18.8.2017, 12:50

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von allwanderer »

Rodger hat schon recht... jeder Mensch trauert anders. Und schon gar bei Film und Fernsehen, da die Art der Trauer vom Produzenten vorgeschrieben wird.
Wenn man die Wirkung der Sterbeszene betrachtet, wie viele Zuschauer damals ausgerastet waren ( "Winnetou tot? Das kann und darf nicht sein!" ), kann ich verstehen, dass die Sterbeszene etwas "unterkühlt" geschildert wurde. Die Brice-Fans hatten schon zu sehr gelitten und davon mal ganz abgesehen, hätte ein vielleicht weinender und schreiender Lex Barker einfach nicht gepaßt. Dazu wurde er in allen Filmen viel zu "heldisch" geschildert. Möhrings Darstellung des Old Shatterhand war eine ganz andere... schon als Greenhorn im Wilden Westen. Da paßte die Sterbeszene. Am ergreifendsten finde ich ohnehin die Szene im Buch... an Karl May kommt eben keine/r heran.
Zu allem Großen ist der erste Schritt der Mut ( Goethe ).
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von rodger »

Ich hatte gar nicht an Weinen und Schreien gedacht sondern, wie heißt es an einer Stelle in "Babel und Bibel", "er hat es innerlich" ...
Es ist ein Unterschied zwischen traurig gucken und traurig gucken. Das eine erinnert an Anteilnahme beim Zahnarzt, beim anderen, dargestellt z.B. von Möhring oder Götz George, vermittelt sich: da leidet einer tief ...
Das kann man halt nicht "machen" als Schauspieler, das muß man empfinden. Von innen. ("Aus der Tiefe des Raumes" ... :D)
markus
Beiträge: 3198
Registriert: 19.10.2007, 0:48
Wohnort: Krefeld

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von markus »

Ich mag dieses übertrieben theatralische nicht bei solchen Szenen. Ich bin da eher bei Barker als bei Möhring
Benutzeravatar
rodger
Beiträge: 6992
Registriert: 12.5.2004, 18:10
Wohnort: Oberhausen

Re: Sterbeszene Winnetou III (Film)

Beitrag von rodger »

"Theatralisches" mag ich auch nicht.

Wenn es aber glaubhaft und authentisch herüberkommt, ist es eben nicht theatralisch ...

Bei der Barkerschen Darstellung fehlt eine ganze Dimension. So als habe am Set unausgesprochen oder auch ausgesprochen im Raum gestanden so etwas wie "Nur nicht zuviel Tiefe oder Gefühl o.ä., es ist ja "für die ganze [oberflächliche] Familie"" ...
Antworten