Was gibts noch zu schreiben. Ich tu mich immer schwer mit sowas. Später wenn es fertig ist, denk ich immer, ach das hättste noch schreiben können und das...
Es war jedenfalls ein merkwürdiges Buch. Nicht mehr nur reine abenteuerliche Reiseerzählung wie in der Winnetou-Trilogie, aber auch noch nicht Spätwerk, vielleicht Vorstufe davon. Irgendwo in der Mitte noch. Und auf einer Scala zwischen 1 und 10 würde dieser Roman bei mir auch irgendwo in der Mitte bei 5 landen.
Diese Einleitung der Jugendzeit des Autors noch in Deutschland war ja nicht schlecht und gehört vielleicht zum besseren Verständnis des Romans dazu. Aber genau wie bei zusammenverarbeitete frühere Erzählungen zu einem neuen Roman, wie bei "Winnetou II", tu ich mich auch hier schwer. Einzeln betrachtet sehr gut, zusammen...naja. Aber ist nur meine Sicht der Dinge. Vermutlich wurde auch deshalb seinerzeit die Heimatepisode aus "Satan und Ischariot" gestrichen, nicht weil sie schlecht war, sondern weil man mit ihr innerhalb des Romans nichts anfangen konnte. Aber wer weiß.
In diesem Roman geht es einmal mehr darum, daß nichts ist wie es scheint. Die Einteilung der Welt in Gut und Böse kann man glatt vergessen. Da sind zum einen der Onkel Carpios und Hiller, zwei die OS sucht um sie zu retten oder sie zu Hilfe kommen will, scheinbar also "gute", für die es sich lohnt. Aber undank ist oftmals der Welten Lohn, bei dem einen (dem Onkel Lachner) mehr, bei dem anderen (Hiller) weniger. Lachner bleibt auf ewig stur, dafür bekommt er auch seinen Lohn, während Hiller die Erleuchtung kommt, als alles zusammenbricht (die provisorische Steinhütte die durch die Schneemassen einstürzt). Wie so oft bei May, auch hier wieder, allein der Glaube an Gott bringt Rettung (darüber kann man denken wie man will). Zum anderen sind da die "Upsarokas" und die "Schoschonen". Erstere kommen gleich in die böse Schublade, während die zweiten ganz automatisch in die gute wandern (es ist so schön es sich einfach zu machen). Doch halt, die Schoschonen haben ein paar Upsarokas getötet und müssen dafür büßen. Mein Weltbild ist zerstört. Unterwegs werden OS und seine Begleiter von den Blutindianern gefangen und zu den Upsarokas geschleppt und man kann sich denken was ihnen da erwartet. Aber was jetzt, mein Weltbild wird nochmal zerstört. Der Häuptling der Upsarokas ist kein Abziehbild des Häuptlings der Blutindianer (in früheren Reiseerzählungen fast undenkbar). Er erinnert mich in Zügen ein wenig an "Ali Bey", der Anführer der Dschesidi aus "Durchs wilde Kurdistan", nur daß dieser schon von Anfang an Freund KBN war.
Der Leser wartet nun gespannt auf den Krieg, oder zumindest das was zwischen den Upsarokas und den Schoschonen zu erwarten ist. Das braucht es nun nicht mehr wie früher groß und breit ausgeschlachtet zu werden. May liefert es zum Schluß Stichpunktartig nach.
Wie überhaupt hier mir der Schluß, oder wie May den Roman zuende bringt, ganz gut gefallen. Im allgemeinen tat er sich ja oft schwer zum Ende zu kommen, aber hier bringt er alles zu einem logischen und auch noch spannenden Ende. Aber trotzdem merkt man auch hier wieder, daß er sehr früh mit dem Ende beginnt, man merkt bestimmt fast 30 Seiten vorher daß der Roman, oder die Reise, dem Ende entgegen geht. Ende Gelände.
Hier auch wieder wie so oft, daß May zwischen den verschiedenen Verbrechern unterscheidet. Die die sich umbesinnen, läßt er leben und schenkt ihnen noch was (Hiller, Reiter, Welley), unverbesserliche tötet er zwar nicht, aber er läßt sie durch Gott bestrafen, d.h. sie sterben durch ein Gottesurteil (der Prayer-man, Corner, Eggly, Lachner, Peteh). Das zieht sich glaub ich durchs Gesamtwerk. Verbrecher ohne Reue und Glauben, sterben zum Schluß alle. Keiner von denen wird einer staatlichen Gewalt übergeben und wandert ins Gefängnis. Vielleicht weil May selber schlechte Erfahrungen mit der Polizei machte. Das spiegelt sich ja in seinem Werk wieder wenn die Polizei (vor allem in den Orienterzählungen) die wahren Verbrecher schützt und ihn selber verurteilen will. Außerdem hat er selber viele Jahre für (vor allem aus heutiger Sicht) kleiner Vergehen gesessen und meinte wohl für einen Gewaltverbrecher, einen Mörder, wäre das Gefängnis eher zu fein. Bloß, er selber oder die Gerichte sollten sich für solche Leute nicht die Finger schmutzig machen. Was lag da näher als ein Gottesurteil.
Mir fehlten etwas die skurilen Gestalten, die sicher natürlich in den Jugenderzählungen mehr anzutreffen sind, als in den Reiseerzählungen. Sie sind das Salz in der Suppe. Ein Amos Sannel konnte da auch nicht mehr viel aushelfen. Stellenweise sehr trocken. Auch die Indianer an sich blieben, bis auf die Häuptlinge, sehr blaß.
Jedenfalls war die Szene als Carpio starb fast noch ergreifender als die wo Winnetou starb.
Was gibts sonst noch zu sagen. Momentan nicht viel. Wie gesagt, ein merkwürdiges, ungewöhnliches Buch. Ich will nicht sagen düster, aber heiter sprudelnd wie früher wars nicht grade. So sollte es sicher auch nicht sein. Wäre auch langweilig, immer das gleiche.
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Jedenfalls, liebe sciurus, habe ich gestern Abend, weil mir danach war, schon mit "Das Vermächtnis des Inka" angefangen. Was aber nichts zur Sache tut, man kann sich ja noch für was anderes entscheiden

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Gruß