So, nach all euren Ergüssen bin ich dann mal dran (keine Angst, wird nicht viel sein

), denn gestern kam ich nach viel Arbeit und vielen Feiertagen endlich mal etwas voran mit lesen

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Da ist auf Seite 79 der Weltbildausgabe unten folgender Satz von Carpio zu lesen: "Du bist ein braver, ehrlicher Kerl, und grad darum möchte ich dich vor Versuchungen bewahren.". Etwas ähnliches sagte seinerzeit schon Hadschi Halef Omar in "Durch die Wüste": "Du bist so gut, so ganz anders als andere Sihdis, denen ich gedient habe, und darum werde ich dich bekehren, du magst wollen oder nicht.".
Da ist sie wieder, die berühmte Maywiese (die er immer und immer wieder malt), lediglich der Einsatz der Farben hat sich leicht variiert

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Im 2. Kapitel "Der Prayer-man" erfahren wir auf den Seiten 110/111 daß May viele Nachahmer hatte, die seiner Meinung nach von nix eine Ahnung und den Westen nie gesehen haben, hauptsache es verkauft sich gut. Bei soviel Selbstironie mußte ich innerlich grinsen

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Auf Seite 113 erfahren wir daß das anpumpen, das borgen von Geld jede Freundschaft kaputt machen kann. Es heißt ja nicht umsonst daß bei Geld jede Freundschaft aufhört. Ähnliches habe ich selber vor kurzem am eigenen Leibe erfahren müssen.
Karl May schreibt dazu im Buch:
"In der Not um Geld würde ich mich nur an Fremde, nie aber an einen Freund wenden, denn ich weiß aus Erfahrung, welche ich an andern, sonst ganz guten Menschen machte, daß das Borgen ein wahrer Freundschaftsmörder ist. Man sage mir dagegen, was man will, ich behaupte doch: Es sei mir jemand noch so wohlgesinnt, er fühle eine noch so große Hochachtung für mich und er sei von meiner Zahlungsfähigkeit auch noch so felsenfest überzeugt, sobald ich mir hundert oder fünfzig oder auch nur zwanzig Mark von ihm borge, fällt ein wenn auch noch so kleiner Tropfen auf die schönen Schwingen unserer Freundschaft und nimmt, wenn auch nur einige der glänzenden Schuppen weg - - der Schmetterling ist von jetzt an lädiert. Die wahre Freundschaft ist zum größten Opfer, die zwischen Winnetou und mir war sogar zum Opfer des Lebens bereit; diese Opferbereitschaft ist etwas Hohes, Heiliges, das Borgen aber etwas so Alltägliches, Niedriges, trivial Materielles, daß es zwischen Freunden vermieden werden und nur - - zwischen zwei blutarmen Gymnasiasten und dem lieben Franzl in Falkenau vorkommen sollte!"
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Zu guter Letzt gehts auf den Seiten 149 bis 152 noch ziemlich ausführlich um gute und um schlechte Gastfreundschaft und worin der Unterschied zwischen beiden liegt. Der gute Gastgeber ist weniger aufdringlich und läßt dem Gast jede nur erdenkliche Freiheit, sodaß der Gast gar nicht erst merkt daß er Gast ist, sondern sich wie zuhause fühlt. So halten es auch die Bewohner der Wüste in Mays Werk wenn sie sagen: "Mein Haus ist auch dein Haus, meine Speise ist auch deine Speise...*.".
May behauptet von sich so ein Gastgeber zu sein, vermeidet es aber (zumindest im Roman) selber bei Privatleuten Gast zu sein, weil er befürchtet in seiner Freiheit eingeengt zu werden. Er war halt auch Realist.
* "...aber mein(e) Weib(er)..."
