Scepter und Hammer / Die Juweleninsel

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rodger
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Beitrag von rodger »

Lola hat geschrieben: (1) Aber schließlich steht auch bei modernen Autoren der Editor in der Regel nur in den Danksagungen des Autors, wenn überhaupt und sicher nicht außen am Deckel.

(2) ... sehe ich die große Bedrohung nicht.

(1) Das kann man doch überhaupt nicht vergleichen.

(2) Von "Bedrohung" spricht kein Mensch.

Mit Verlaub, Ma'am, Ihre Argumentation ist ziemlich platt.

:?
Sandhofer
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Bearbeitungen

Beitrag von Sandhofer »

Hallo zusammen!
Hallo Lola!
Lola hat geschrieben:-) Nicht alle Bearbeitungen sind schlecht.
Da hört die Diskussion eigentlich schon auf ... Denn hier sind wir schon grundsätzlich verschiedener Meinung ...
Lola hat geschrieben:Schließlich arbeiten heutzutage Autoren auch mit professionellen Leuten zusammen die Ihre Bpcher probelesen um nach Fehlern (Rechtschreibung, Grammatik, Logik) zu suchen und auch mal den Autor einzubremsen wenn er sich in ein Thema zu sehr versteigt.
Ja, sind denn diese Autoren keine Profis??? Und was diese Zusammenarbeit betrifft: Es gibt einen grossen, renommierten Verlag, dessen Lektoren genau dies trieben. (Ob sie's noch immer treiben, weiss ich nicht, ich habe den Kontakt zur Szene verloren ... ) Resultat: Egal. welcher Autorname aussen drauf stand, innen fand man immer einen sich ungeheuer ähnelnden Einheitsbrei. Und das war ein Verlag, der literarisch etwas auf sich hält ...
Lola hat geschrieben:-) Meiner Meinung nach muß man zwischen verschiedenen Arten von Änderungen unterscheiden. Über solche bei denen die Intention ist die Quallität des Buches zu erhöhen (logischere Anordnung von Kapiteln, Bekämpfen von Logikfehlern) kann man eifrig streiten, und zwar darum ob sie ihr Ziel erreichen oder nicht.
Nein, der Streit geht schon los um die Frage, ob die Qualität eines Buches mit der Behebung angeblicher Logikfehler tatsächlich erhöht wird ...
Lola hat geschrieben:Am traurigsten sind natürlich die Änderungen die getätigt werden weil der Bearbeiter die Aussage des Autors nicht begreift.
Was, wenn der Bearbeiter die Logik des Autors einfach nicht begreift???
Lola hat geschrieben:Ich finde den Gedanken dass irgendjemand einen schlechten Eindruck von Szepter und Hammer/Juweleninsel und somit auch von May habe könnte, basierend auf der nicht bearbeiteten Version genau so traurig[...]
Anderfalls hat er ja bestenfalls einen guten Eindruck vom Bearbeiter - auch wenn er meint, reinsten May vor sich zu haben. Wer liest heute noch, selbst im Schillerjahr, den Geisterseher des grossen Schwaben? Wenn irgendjemand Schiller über dieses Werk kennenlernt, wird er sich auch mit Grausen abwenden ...
Lola hat geschrieben:-) Meiner Meinung nach ist SuH (bearbeitete Version) für Leute interessant die gerne bunte Abenteuergeschichten Lesen. Während SuH (original) in erster Linie für Leute interessant ist für Leute die sich für Mays Biographie interessieren.
Zum einen ist imho auch das Original eine bunte Abenteuergeschichte - noch bunter geht kaum ... Zum andern ist es gerade diese Lektüre über Mays Biografie, die daran hindert, dass May wirklich mal zum Klassiker, zur Hochliteratur werden könnte. Man sollte endlich von dieser Fixierung auf Mays Biografie wegkommen.
Lola hat geschrieben:ch schätze es läuft darauf hinaus ob man glaubt dass das Buch der Diener des Autors ist, oder dass der Autor der Diener des Buches sein soll. Ich bekenne mich halt eher zu zweiterem.
Diener? Wieso soll hier der eine dem andern dienen??? Übrigens wissen wir seit Hegel, dass das Verhältnis Herr-Knecht ein dialektisches ist :)

Grüsse

Sandhofer
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rodger
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Re: Bearbeitungen

Beitrag von rodger »

Sandhofer hat geschrieben:
Was, wenn der Bearbeiter die Logik des Autors einfach nicht begreift???
Das ist bei den Bearbeitungen der "Gesammelten Werke" (früher) regelmäßig der Fall gewesen, mir fallen spontan "vom Alter gebeugt" für "nicht ungebeugt von diesem Alter" und "Unser Abschied war kurz" statt "In Bezug auf unseren Abschied fasse ich mich kurz" (!!!) ein. Die Aufzählung ließe sich sicher ad libitum fortsetzen.

:roll:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Sandhofer!

Was hast Du gegen Schillers "Geisterseher"? Hätte er mehr davon geschrieben, stünde er in meinem Regal neben Lewis ("Der Mönch"), oder dem wunderbaren "Melmoth" von Maturin. Aber ich habe vielleicht einen perversen Geschmack.

Wie auch immer; eigentlich ist es doch ganz einfach: Eine Bearbeitung zu Lebzeiten des Autors ist OK, wenn er sich nicht wehrt. Und jeder Autor hat mit eine Lektorat zu tun, normalerweise wird die Endfassung des Werkes zwischen diesem und dem Autor abgestimmt. Ist ein Autor tot, sieht das ganz anders aus.

Zu Herr und Knecht fällt mir nur folgender Vierzeiler von Robert Gernhardt ein:

Der Herr, der sprach zum Knecht
mir geht es furchtbar schlecht
da sprach der Knecht zum Herrn
das hört man aber gern.

(Aus dem Kopf zitiert, ich garantiere nicht für den hundertprozentig korrekten Wortlaut)

Grüße

Rolf Dernen
Sandhofer
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*ggg*

Beitrag von Sandhofer »

Hallo Rolf!
Rolf Dernen hat geschrieben:Hallo Sandhofer!

Was hast Du gegen Schillers "Geisterseher"? Hätte er mehr davon geschrieben, stünde er in meinem Regal neben Lewis ("Der Mönch"), oder dem wunderbaren "Melmoth" von Maturin. Aber ich habe vielleicht einen perversen Geschmack.
:mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Sandhofer!

Die grünen Grinser mußt Du mir bitte genauer erklären. Ich bin ein alter Mann und nicht so firm in der Deutung dieser neuzeitlichen Ikonographie.

Grüße

Rolf
Sandhofer
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Die grünen Grinser

Beitrag von Sandhofer »

Hallo Rolf

Einerseits: Ich mag diesen grünen Kerl einfach ...

Andererseits: Ich habe mich königlich amüsiert ob der Idee, Schiller mit Lewis ins gleiche Regal zu stellen: "Kultwerke des Horrors". Du könntest damit einige hochgelahrte Professoren erschrecken.

Grüsse

Sandhofer
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Sandhofer!

Ich hätte noch so jemanden wie Charles Brockden Brown ("Wieland") anzubieten. Anyway, jetzt weiß ich die Grünis einigermaßen einzuschätzen.

Schön Grüße

Rolf
Scheuch
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Beitrag von Scheuch »

Thomas Schwettmann hat geschrieben:Noch einmal zurück zum Ausgangsthema, dem Doppelroman Scepter und Hammer / Die Juweleninsel:

Bemerkenswert ist etwa auch die Metamorphose des folgenden Dialoges über die Ansichten des Haupthelden Max Brandauer: »Ich denke wie mein Junge, und der verstehts!« antwortete der Schmied kurz und mit väterlichem Stolze. »Was sagt er zu der Todesstrafe?« - »Weg damit!« - »Gut. (...)« Was liest man stattdessen in GW 45: »Was sagt er zu den Zollgrenzen?« - »Weg damit!«
Kannst Du mir mal bitte für die "Todesstrafe" die Seite der HKA-Ausgabe nennen, ich finds nicht?

-SCHEUCH-
Scheuch
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Beitrag von Scheuch »

... nun doch noch selbst gefunden (S.61)

allerdings passt Zollgrenzen irgendwie besser in den Gesamtzusammenhang - ich hätte auch geschworen, dass da kein Wort von Todestrafe steht, und habe den Band erst kürzlich gelesen.


Ich finde die Bände im Original wesentlich reizvoller, die Handlungssprünge fügen sich doch gut ineinander und im Gegensatz zu späteren Werken, hat May Figuren die plötzlich wieder auftauschen mit einigen Sätzen nochmal vorgestellt und in den Gesamtzusammenhang gedrückt, so dass man als Leser durchaus den roten Faden nicht verloren hat. Der Roman ist stärker strukturiert als die Kolportageroman, bei denen man manchmal den Eindruck hat, dass selbst der Autor Handlungsfäden aus den augen verloren hat.

Ich empfand Max Brandauer auch nicht als blass.

Was mich gestört hat war das leicht überhastete Ende bzw. die fehlende Auseinandersetzung (Nurwan Paschas =) Katombos mit dem jungen Sternburg. Die Prophezeihung von Zarba an Almah deutete ja darauf hin, dass was in der Richtung von May geplant gewesen sein könnte.

-SCHEUCH-
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