Erinnerungen an erste Begegnung mit Karl May

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rodger
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Erinnerungen an erste Begegnung mit Karl May

Beitrag von rodger »

Angeregt durch Beiträge Ralf Harders in einem anderen Thread, bringe ich noch einmal meine Erinnerungen an erste Begegnungen mit Karl May in die Tastatur. Das habe ich ähnlich 2003 im Forum von 'Karl May & Co' schon einmal getan. (Dort bin ich mittlerweile seit Jahren wegen einer Lappalie gesperrt und der Beitrag ist auch nicht mehr aufrufbar, da er in einer Vorgängerversion des aktuellen Forums erschien.)

Die allererste Begegnung war mit einer Comicversion von "Durch die Wüste" in "Fix und Foxi". "Sihdi, willst du mich verlassen" stand da als erstes und ich verstand längere Zeit sozusagen Bahnhof. Dann hatten wir, mein älterer Bruder und ich, irgendwann das Buch, Ueberreuter-Taschenbuchausgabe, wir hatten noch die alten mit den bunten Deckelbildern. Ich suchte gleich den genannten Satz und fand ihn erst nach einigen Seiten, was mich irritierte.

Nach "Durch die Wüste" kamen "Durchs wilde Kurdistan", "Von Bagdad nach Stambul" sowie Winnetou I und II.
Mein Bruder las die Bücher immer vor mir und erzählte mir immer schon den Inhalt, bevor ich so weit war.
Einige Jahre später war "In den Schluchten des Balkan" dann das erste Buch, das er noch nicht gelesen hatte und ich sozusagen alleine las. Eine ganz neue Erfahrung.

Ich war dann so um die Fünfzehn, als ich unseren unfehlbaren Old Shatterhand resp. Kara Ben Nemsi dann von einer ganz anderen Seite kennenlernte, und zwar bei Woolworth in Oldenburg (damals gab es in jedem Kaufhaus Karl May meterweise ...), wo ich in die für mich unerschwinglichen Bände "ICH" und "Lichte Höhen" hineinschauen konnte und dort tief beeindruckt "Meine Beichte" und "Ich fragte zu den Sternen" las. Seitdem hat mich Karl May durch mein Leben begleitet.

Den Filmen kann ich heute nichts mehr abgewinnen, in früher Jugend haben sie mich beeindruckt. Die Bücher lese ich "auf einer anderen Ebene" als früher, z.B. denke ich bei Murad Nassyr ausschließlich an Münchmeyer und keineswegs an einen Sklavenhändler in Afrika. Was Texte wie "Meine Beichte" u.a. betrifft, sehe ich die Angelegenheit heute wesentlich kritischer als seinerzeit, weiß halt um die auch taktischen Motive und finde das Anteilnahme heischende Selbstmitleid manchmal schwer erträglich.

Insgesamt mag ich den Mann nicht missen und empfinde ihn nach wie vor als Bereicherung meines Lebens, als "Du, in dem mein Ich sich spiegelt" wie Stefan Zweig mal schön formulierte in Sachen Affinität.

Und nun bitte jede Menge Erlebnisberichte hier ...

:D
Rene Grießbach
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Re: Erinnerungen an erste Begegnung mit Karl May

Beitrag von Rene Grießbach »

rodger hat geschrieben: 30.9.2020, 11:08
Und nun bitte jede Menge Erlebnisberichte hier ...

:D
Gern.

Meine erste Begegnung mit Karl May war Anfang der 1980er Jahre in der Weihnachtszeit die "Winnetou"- Filme Teil 1-3 und "Der Schatz im Silbersee" und die Reportage "Ich habe Winnetou begraben".
War ganz schnell neugierig auf die Bücher, da war "Der Schatz im Silbersee" mein erstes und entsprechend habe ich zu diesem in mehrfacher Hinsicht einen besonderen positiven Bezug. Und da in der Zeitung "TROMMEL" (Zeitung für Thälmannpioniere in der DDR) auch in jener Zeit Anfang der 80er "Old Firehand" und kurz darauf "Ein Ölbrand" als Fortsetzungsgeschichten erschien, konnte ich auch diese Geschichten kennenlernen.
Und spätestens, als jemand aus der Verwandtschaft meinte, mit Karl May wolle sie nichts zu tun haben, denn der war ja im Gefängnis, wollte ich wissen, was Karl May eigentlich für ein Mensch war.
Tja, und so hat mich Karl May mit allen seinen Facetten nie mehr losgelassen.
Klar, in den 1990er Jahren war es dann erstmal etwas ruhiger geworden um das Thema, weil ich mich ja wie einige Millionen anderer Menschen erstmal in der neuen Zeit, in dem neuen Staat zurechtfinden musste.

Die Filme schaue ich immer wieder mal recht gern, aber ich weiß inzwischen zwischen Karl May und den Verfilmungen (wohlgemerkt sowohl die aus den 1960ern als auch die von 2016!) zu unterscheiden. Die Filme gönne ich mir zur Unterhaltung, die Bücher dagegen wegen Karl May
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