FritzR hat geschrieben:Soll das heißen, dass man munter in diese Texte seine eigenen Gedanken hineinlesen soll, bis die Ursprungstexte war Rechtes hergeben?
Fast, aber nicht so wurschtig beliebig
.
Eher so wie Wollschläger, der die Texte gewissermaßen so behandelt, wie ein Analytiker die Reden seiner Patienten, als Anamnese-Material wie als Ausdruck einer bestimmten psychischen Disposition.
"Hören mit dem dritten Ohr" heißt ein Klassiker der psychoanalytischen Literatur (von Theodor Reik, sehr lesenwert, nebenbei).
Dazu gehört natürlich auch, dass man sich selbst beobachtet - wie reagiert man auf diese Texte? Was reagiert da in einem? Und warum tut es das?
Man sollte diese Passagen bei May einerseits sehr ernst nehmen - aber nicht so, wie sie da stehen. Genau so, wie Arno Schmidts Etym-Theorie als literaturwissenschaftlich / psychologische Theorie eher fragwürdig ist, aber für ihn und sein Werk von immenser Bedeutung.
(Das ist jetzt alles arg verkürzt und missverständlich, egal)
Ach ja - vergessen darf man dabei auch nicht, dass May sehr ernsthaft versuchte, inneres Erleben in Worte zu fassen. Dass ihm das nicht schulbuchmäßig sondern eher, nun, sagenwir: eigenwillig gelingt, kann man durchaus als Qualitätsmerkmal auffassen.
Mich interessiert am Spätwerk vor allem, wie der alte Mann noch einmal ganz von vorn anfängt und dabei seinen in jahrzehntenlanger Schreibfron erworbenen Muster & Werkzeuge völlig neue Töne entlockt. Nicht nur für ihn völlig neu, sondern überhaupt.