Neue Heftserie "Klaus Störtebeker"

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Wolfgang Wiesheier
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Neue Heftserie "Klaus Störtebeker"

Beitrag von Wolfgang Wiesheier »

Der Kelter Verlag veröffentlicht ab 12.7.2005 eine alle 4 Wochen erscheinende neue Romanheftserie namens "Klaus Störtebeker". Es handelt sich dabei nicht um eine Bearbeitung der bereits in vergangenen Jahrzehnten erschienenen Serien gleichen oder ähnlichen Namens und Inhalts, sondern um neue Romane, verfaßt von einer Gloria von Felseneck (mit Sicherheit ein Pseudonym, eventuell auch eines männlichen Autors). Auch wenn die Inhaltsbeschreibung auf der Verlagshomepage es nahelegt, daß die Reihe deutliche Liebesromanelemente aufweist, dürfte die Zuordnung zum Abenteuergenre keinem Zweifel unterliegen. Damit liegt eine kleine Sensation vor, handelt es sich doch um die erste neue Heftserie aus dem Genre seit 10 Jahren.
Weitere Informationen findet man unter http://www.kelter.de/titel/abenteuer/stoertebeker.html.
Sobald das erste Heft vorliegt, werde ich wieder berichten.

Wolfgang Wiesheier
K.A.

Beitrag von K.A. »

Sehr geehrter Herr Wiesheier,

inzwischen haben Sie ja sicher das 1. Heft erhalten und gelesen. Wie sind so Ihre Eindrücke und lohnt sich die Lektüre?

Viele Grüße
Kurt Altherr
Wolfgang Wiesheier
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Beitrag von Wolfgang Wiesheier »

Hallo Herr Altherr,

ja ich habe den Roman zwischenzeitlich gelesen. Ihre Frage, ob sich die Lektüre lohnt, kann ich mit einem klaren Nein beantworten, jedenfalls sofern man sich nicht für historische Liebesromane interessiert. Um nichts anderes und leider nicht um einen Abenteuerroman handelt es sich bei "Klaus Störtebeker" nämlich.
Der Inhalt von Nr.1, "Und ewig lockt das Meer ...", kurz zusammengefaßt: Klaus von Althum, Sohn eines Gutsbesitzers, ist in Anna, die Tochter des Burgvogts des Grafen von Brackmühlen, verliebt. Diese erwidert seine Liebe, weiß aber, daß ihr Vater der Heirat nie zustimmen würde. Als Klaus dem Grafen von Brackmühlen Lebensmittel stiehlt, um sie den Armen zu geben, muß er fliehen, hofft aber, bald wieder zurückzukommen und Anna heiraten zu können. In Wismar läßt er sich als Seemann anheuern und nimmt auf mecklenburgischer Seite am Krieg gegen Dänemark teil. Auf dem Schiff "Santa Barbara" lernt er Goedecke Michels kennen und erhält dort auch seinen Spitznamen Klaus Störtebeker. Als es nach dem Tod des Kapitäns Schwierigkeiten mit dem Eigentümer des Schiffes gibt, beschließt die Mannschaft, mit dem in "Anna Maria" umbenannten Schiff und unter Führung Goedeckes auf Dänemarks Seite zu kämpfen. Anna, die ebenfalls die Hoffnung nicht aufgibt, daß Klaus eines Tages zu ihr zurückkehrt, wird zwischenzeitlich von ihrem Vater mit dem Wismarer Kaufmann Gunther von Mauritz zwangsverheiratet, der bereits 2 Kinder aus früherer Ehe einbringt. Annas anfängliche Ablehnung gegenüber ihrem neuen Ehemann verwandelt sich in Zuneigung nach Geburt eines Sohnes. Störtebeker läßt sich in der Zwischenzeit von der Schankmagd Clara Wichmann trösten. Bei einem Besuch Störtebekers in Wismar kommt es nicht zu einem Zusammentreffen mit Anna.
Mir war klar, daß der Roman einen großen Liebesromananteil habe würde. Daß er aber so massiv ausfallen würde, war doch überraschend. Die Beziehungen zwischen Störtebeker und Anna, Anna und Gunther von Mauritz sowie Störtebeker und Clara Wichmann werden breit geschildert. Die Aktivitäten Störtebekers auf See werden nur nebenbei erwähnt, es gibt keine Seeschlacht, keinen Überfall, nicht ein einziges nautisches Manöver. Jede Möglichkeit, abenteuerliche Elemente in die Handlung einzubringen, wird vom Autor konsequent gemieden. Die von Kelter vorgenommene Einordnung unter "Abenteuer" ist eine glatte Falschetikettierung. Es handelt sich um einen historischen Liebesroman, wie er auch in anderen Heftroman- und Taschenheft-Serien geboten wird, vor einem Hintergrund, der in der Vergangenheit tatsächlich für Abenteuerromane hergehalten hat. Hinzu kommt, daß der Roman auch stilistisch zu wünschen übrig läßt. Insbesondere die Dialoge wirken zu modern und nicht wie von Personen um 1400 gesprochen. Einige Ungereimtheiten in der Handlung runden das negative Bild ab. Bemerkenswert auch, daß bereits der erste Band mehrere Jahre in der Karriere Störtebekers abdeckt.
Die Vorschau auf Nr.2, "Dem Piraten auf der Spur", ("... findet Störtebeker Unterschlupf bei einer betörend schönen, sehr rätselhaften Frau, die vorgibt, in ihrem Schloß einen Stallmeister zu benötigen. Nach allen Regeln der Kunst verführt sie den großen Freibeuter"), läßt keine Hoffnung aufkommen, daß sich etwas zum positiven ändern könnte.
Also ein ganz klares "Hände weg" für den Freund der Abenteuerliteratur. Als Sammler werde ich mir die Serie gleichwohl weiterhin kaufen und wohl auch lesen.

Wolfgang Wiesheier
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Hallo Herr Weisheier,

ich hatte mir die ersten beiden Hefte gekauft und diese eher gelangweilt gelesen.

Was ist aus der Heftreihe geworden. Wurde Sie eingestellt?

Viele Grüße
Kurt Altherr
Wolfgang Wiesheier
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Beitrag von Wolfgang Wiesheier »

Hallo Herr Altherr,
ob die Serie eingestellt wurde, ist eine gute Frage. Auf der Webseite von Kelter wird sie noch angepriesen, am Kiosk habe ich sie jetzt aber schon seit einigen Wochen nicht mehr gesehen. Entgegen meiner obigen Absichtserklärung hatte ich sie irgendwann auch nicht mehr gekauft, nachdem ich mal ein Heft verpaßt hatte. Gelesen habe ich wie Sie nur die Nummern 1 und 2 und mich genauso gelangweilt. Auch in Band 2 wurde konsequent jede Möglichkeit ausgelassen, abenteuerliche Elemente in die Handlung einzubauen.
Schade, daß der Kelter-Verlag nicht bereit war, das Risiko einzugehen, nach Jahren wieder eine Abenteuerserie auf dem Heftmarkt zu installieren. Das Störtebeker-Thema hätte einiges an Potential für eine langlebige Serie gehabt (es hat ja Anfang und Mitte des 20. Jahrhundert auch schon solche Serien um Störtebeker gegeben).

Wolfgang Wiesheier
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Hallo Herr Wiesheier,

vielen Dank für ihre Informationen.

Es ist in der Tat bedauerlich, dass der Romanreihe so wenig Erfolg beschieden war, zumal Störtebeker zur Zeit recht populär ist. Es lag und liegt wohl an der Autorin bzw. Autor.

Viele Grüße
Kurt Altherr
Wolfgang Wiesheier
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Beitrag von Wolfgang Wiesheier »

Da würde ich widersprechen wollen. Am Autor lag das sicher nicht, sondern an der Konzeption des Verlages, der eben entgegen der Einordnung unter "Abenteuer" auf der Webseite keine Abenteuerserie wollte, sondern eine Liebesromanserie, in der der abenteuerliche Hintergrund nur Staffage ist. Insofern muß man sagen, daß der Autor (der sicherlich auch sonst für solche Serien schreibt) seine Aufgabe bravourös gemeistert hat. Wie man von Insidern hört, sollen bei Kelter Frauenromane erheblich besser laufen als die sogenannten Männerromane. Sogar in den traditionell romanheftorientierten Genres Krimi und Western erscheinen bei Kelter fast nur noch Nachdrucke. Unter solchen Umständen wird man keine Hoffnung haben dürfen, man könnte für ein solch unmodernes Genre wie den Abenteuerroman eine neue Serie in Erwägung ziehen (die völlig überflüssige 8bändige Karl-May-Reihe mal außen vor gelassen). Serien wie "Seewölfe" oder "Die vier Musketiere" werden wir wohl nicht mehr erleben dürfen.

Sie spielen vermutlich auf die Störtebeker-Festspiele in Ralswiek an. Auch gab es ja vor einiger Zeit einen zweiteiligen Fernsehfilm, den ich leider nicht gesehen habe, der aber auch nicht besonders abenteuerlich gewesen sein soll.

Wolfgang Wiesheier
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