Kleinere Ergänzungen und Korrekturen zu Originalbeitrag.
Schweizer Karl-May-Infos 1/2005 2/2005.
Karl May Fan? Nein Danke!
Wenn man förmlich gedrängt wird nichts über sich zu schreiben und als zweiter Arno Schmidt bezeichnet wird von Herrn Schmatz [Internet, Karl May u. Co.] dem wunderbaren Mitautor der Karl-May-Bibliographie 1913-45, so tue ich es trotzdem aus dem Bedürfnis heraus mich anderen mitzuteilen.
Der Beitrag war ursprünglich für Karl May u. Co. vorgesehen, wurde aber wegen Fülle solcher Artikel abgelehnt und der Rat erteilt im Internet zu veröffentlichen. Da solche „ Freuden und Leiden eines Nichtgelesenen“, aber nicht von allen verstanden werden, so stelle ich ihn eben einer Literaturgesellschaft zur Verfügung. Literatur zu verstehen, ist ja auch eine Kunst. Aber der Literaturgesellschaft war das wohl zu hoch. Nun den dann eben zu den Schweizer Karl-May-Freunden wie das Sprichwort schon sagt der Prophet gilt nichts im eigenen Land. Auch Karl May wurde in Wien wohl mehr verstanden denn Tausende jubelten ihm da zu. Also nun zum Thema: Karl May Fan? Nein eigentlich nicht. Als Fan betrachte ich mich nicht, eher als Liebhaber und Verehrer seiner Werke. Fan ist etwas abstraktes, jeder ist heute Fan von irgendwas und irgendwem. Aber wie und wodurch ich zu Karl May gekommen bin, das kann ich euch erzählen. Nicht durch die Filme im Kino, die kannte ich nicht, noch durch die Festspiele denen ich bis heute nichts abgewinne. Also wodurch? Natürlich durch das Buch, das mir durch Zufall in die Hände fiel und dunkel erinnere ich mich an eine Bücherei mit vielen Karl-May-Bänden. Da muss ich 12 gewesen sein. Ich Jahrgang 1957, Eltern früh geschieden, ohne Vater aufwachsend, wenige Freunde, so vergrub ich mich in die Welt der Bücher und besonders in die Welt Karl Mays. Was gibt es herrlicheres als mit Kara Ben Nemsi durch die Wüste zu ziehen oder Old Shatterhand mit Winnetou zu erleben. Mit siebzehn also 1974 schrieb ich an Roland Schmid, der Leiter des Karl-May-Verlages, und fragte nach Verbleib des 74. Bandes. Erst 1978 erfuhr ich von der Karl-May-Gesellschaft, grade als Wehrpflichtiger beim Bund stieß ich auf eine Notiz zum Olms Verlage, wohl wegen der Faksimile-Drucke der Karl-May-Kolportage-Romane, die dort herausgegeben wurden. Da ich einige Fragen dazu hatte, schrieb ich an den Verlag. Überraschender Weise bekam ich einen Brief von Professor Dr. Claus Roxin, dem Vorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft, der meine Fragen beantwortete und mich fragte ob ich nicht Lust hätte, Mitglied der Karl-May-Gesellschaft zu werden, was ich auch gerne tat. Seit 1979 bin ich es jetzt 25 Jahre dabei auch eine Art Jubiläum für mich. Ein Höhepunkt für mich war 1987 die Tagung in Wien. Dort ersteigerte ich die Jahrbücher von 1918-33. Ebenfalls vernahm ich mit großer Freude den Start der Historisch-kritischen Karl-May-Ausgabe. Aber bis auf zwei kleine Aufsätze in den Mitteilungen der Gesellschaft, blieb ich passives Mitglied. Heirat, Alltag, Familienleben mit 4 Kindern erfordern auch viel Zeit für andere Dinge, so dass ich die wenige Zeit nutzte, um meine Karl-May-Sammlung aufzubauen. Dabei legte ich weniger Wert auf die alten Ausgaben, denn Bücher zu bekommen in guten bis sehr guten Zustand ist schwer und schlecht erhaltene zu sammeln ist nicht mein Ding. Ich konzentrierte mich darum auf die Reprints und Sekundärliteratur und Karl-May-Ausgaben, die es wert sind zu sammeln, reine Leseausgaben interessieren mich nicht. Die Bamberger Ausgabe fällt nicht darunter, denn sie bietet auch einiges für den Forscher. Also ich besitze 85 Bamberger Bände, 92 Weltbildbände, 51 HKA, 53 Stuttgarter, nahezu jede Sekundärliteratur, die zu Karl May erschienen ist in Büchern, Heften und Broschüren nicht jeden Zeitungsartikel aber viele. Karl May und Co. Das Magazin, früher Rundbrief genannt von Anfang an. Ebenso Karl May in Leipzig, eine schöne Zeitschrift vom ersten Heft an. Da verbinden mich Erinnerungen, wie ich damals die Patenschaft von Joachim Mihank übernahm, jetzt Mitglied im Freundeskreis Leipzig und ihn mit westdeutscher Karl May und Abenteuerliteratur versorgte. Kurzfristig hatte ich auch noch einen zweiten Paten in der ehemaligen DDR. Aber nach der Wende war auch diese Zeit zu Ende. Den Rundbrief, Karl May und Co. kenne ich erst seit wenigen Jahren, da ich dachte, es sei eine reine Festspielzeitschrift so bin ich immer daran vorbeigelaufen. Das die Zeitschrift auch für den Karl-May-Liebhaber und Leser etwas bietet ist mir erst vor kurzen, bei der Erstellung eines umfangreichen Inhaltsverzeichnis so richtig bewusst geworden. Neben einer kompletten Inhaltsbeschreibung der ersten 74 Bände eines Georg Mühlenkamp findet man auch viele Beiträge von Leuten wie Walther Ilmer, Wilhelm Brauneder usw., die man aus der KMG- Szene kennt. Auch die Biographie von Karl May ist in den ersten 40 Heften ausführlich erläutert worden. Was mich am meisten freut ist das ausgewogene Verhältnis der Zeitschrift zu Film und Festspiele und Leben und Werk von Karl May, die Beiträge halten sich in der Waage, so dass es auch für den literarischen Karl-May-Leser und insbesondere für den bio- bibliographischen Interessierten einiges zu entdecken gibt. Das Inhaltsverzeichnis ist inzwischen fertig gestellt und es fehlen noch die Hefte Nr. 96 und 97als Ergänzung dazu. Neben Karl May galt mein Interesse der Raumfahrt und Raketentechnik, dem ich eine kurze Bekanntschaft Hermann Oberth dem Vater der Weltraumfahrt verdanke, der in seiner Jugend wenn auch nur kurz Karl May las. Mein Lieblingsbuch oder besser gesagt „Das Buch der Bücher“ ist eigentlich die „Heilige Schrift“ wobei mich am meisten die Textforschung interessiert, welche ja auch da, wie bei Karl May sehr problematisch ist. Auch dort gibt es eine Ausgabe, die wie die Historisch-kritische Karl-May-Ausgabe sehr umstritten ist. Ich meine die Neue Welt Übersetzung mit Studienverweisen, die versucht eine Übersetzung zu bieten, die unabhängig von jeder Tradition und Überlieferung ist. Doch bei aller Liebe zur Technik und Literatur kehre ich am liebsten zu Karl May zurück zu dem Trivialen wie man einst meinte. Aber mit dem Alter von bald 50 Jahren fragt man sich immer mehr nach dem Sinn des Lebens. Um Antworten zu finden, helfen neben der Heiligen Schrift, die Bücher von Karl May und die Biographie seines Lebens. Sie liegt uns nahezu vollständig vor, aber ist noch mit einigen dunklen Flecken ausgestattet. Die Erzählungen oder kurze Texte von Karl May ab 186? bis 1874 fehlen bis heute. Dass Karl May aus dem Gefängnis 1872 schreiben durfte, hätte bewiesen werden können, wurde aber durch einen Sammler vereitelt. Die 2-3 unbekannten Originalabdrucke wurden im Tausch weitergereicht, ohne sie für die Forschung zu sichern. Weiter sind Schriften wie Erich Wulffens Inferno und Ludwig Patschs Forschungen bisher nicht zugänglich, sie könnten noch einiges an Überraschungen bieten.
Doch zurück zu mir und Karl May. Sein Motto von Ardistan nach Dschinnistan wird wohl noch lange unerfüllt bleiben. Aber das jeder Mensch ein Edelmensch werden kann vielleicht, ein besser Mensch auf jeden Fall. Durch das Lesen der Karl-May-Bücher in jungen Jahren hat sich ein tiefer Sinn für die Gerechtigkeit in mir entwickelt. Auch bewundere ich den Menschen Karl May, wie er aus einfachen Verhältnissen sich so entwickeln konnte, dass ihn heute Millionen lieben auch in anderen Ländern. Er ist ja immerhin in fast 40 Sprachen übersetzt worden. Seine Biographie fasziniert wie die von Jesus „Von Gottessohn zum Menschensohn“ und Karl May „Vom Erdenmenschen zum Edelmenschen“, denn „Edel ist der Mensch hilfreich und gut,“ sagte wohl einst Goethe unser großer Dichter. Aber mehr als Goethe hat wohl Karl May die Menschen fasziniert, denn sie lesen das was vom Herzen kommt. Aber der Weg vom Lesen der Karl-May-Bücher führt unweigerlich zu Karl May selbst, denn keiner ist so verwoben mit seinem Werk wie er. Aber heute muss alles bewiesen werden von der Blindheit Karl Mays bis zur Strandung der Arche Noah am Berg Ararat. Einfache Wahrheiten zählen nicht mehr. Um diesen Leute zu geben was sie suchen, habe ich mich jetzt mit 47 Jahren mit der Karl-May-Forschung auseinandergesetzt und will das Oeuvre oder die Welt des Herrn Karl May umfassend erforschen. Ich möchte eine Art Handbuch, eine Enzyklopädie schaffen, das es so umfassend nicht gibt, denn alles was bisher erschienen ist, ist Stückwerk und streift nur einen Teil des Oeuvres. Dass diese Arbeit Jahre dauert, weiß ich aber unaufhaltsam steuere ich darauf zu und von 1000 Seiten liegen 480 bereits vor. Projekte die ich weiter im Sinn habe, ist eine Sekundärbibliographie. Sammlung von Augenzeugenberichten die überall zerstreut lagern, wie die von Karl Mays Schwester interviewt von Ludwig Patsch, siehe letzte Karl May & Co. Ausgabe Nr. 95. Was fehlt wäre eine wissenschaftliche Karl-May-Biographie wie sie Klaus Hoffmann, Hainer Plaul, Hans-Dieter Steinmetz schreiben könnte. Die ganzen biographischen Beiträge aus den Jahrbüchern der KMG und den Karl-May-Haus Informationen zusammenfassen und sie als eine Art Buch herausbringen mit Vorgeschichte des Karl-May-Hauses, Stammbaum Karl Mays, usw. als eine Biographie der besonderen Art umfassend und ausführlich. So ähnlich ist mein Werk, das Oeuvre umfassend aufgebaut, neben dem Buch kann eine CD beigelegt werden. Die Daten, die dort vorhanden sind, können beliebig erweitert werden als sogenanntes alphabetisches Themenregister. Desgleichen wir es eine ausführliche Sekundärbibliographie enthalten sowie Geschichte und Darstellung der Karl-May-Forschung seit es so was gibt und und?? mehr wird nicht verraten. Aber auch der Liebhaber der Karl-May-Filme und der Festspiele kommt nicht zu kurz, ebenso wird die Abenteuerliteratur berücksichtigt, Karl-May-Nachahmungen, Darstellung des Internets zu Karl May umfassende Adressenübersicht. Jeder soll das finden was er sucht und dazu animiert werden die Lücken zu schließen, für sich oder für andere, wenn er seine Daten weitergibt ist eine Integration in späteren Auflagen oder wahrscheinlicher auf Medien wie CD oder DVD möglich.
Und was hat das alles mit mir und meine Person zutun, ich wollte nur aufzeigen, dass ich kein Karl-May-Fan bin eher ein Forscher. Auch ich habe einen 8 Stunden Tag als Lagerhelfer und bin kein Verrückter oder ein Genie. Dass das Leben durch Karl May und sein Werk ein wenig schöner ist habe ich erfahren und versuche es durch meine Arbeit dem Oeuvre, das Projekt für ihn weiterzugeben nicht im Kleinen sondern im Großen. Und was tue ich, wenn Familie und Arbeit mir noch ein wenig Zeit lassen? Dann entspanne ich mich und spiele ein wenig Schach auf den Tasc R30 dem zweitstärksten Schachcomputer der Welt. Ob Karl May Schach gespielt hat müsste noch erforscht werden, aber es ist wohl anzunehmen die Literatur sagt bisher nicht viel dazu aus. Das Leben ist wie ein Schachspiel je mehr die Figuren auf dem Brett bewegt werden umso mehr Möglichkeiten tun sich auf. Karl May und ich haben auch einiges gemeinsam, ebenso wie er kann ich parallel schreiben. Ich schreibe grade an einem biographischen-fiktiven Roman über ihn, wie er die Welt aus der Zukunft sieht, mal sehen ob es was wird. Neben Gesundheit, ein langes Leben mir und meiner Familie wünsche ich mir mehr Zeit zum Lesen, zum wahren Karl-May-Lesen kommt man so selten, denn Karl May lesen und kennen heißt die Welt zu lieben und mit seinem Mitmenschen in Frieden zu leben. Denn das größte Gebot ist: Du sollst der Herrn deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen mit all deiner Kraft aber das andere ist ihm gleich. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Erdenmensch werde Edelmensch und gehe unaufhörlich von Ardistan nach Dschinnistan, durchlebe die Geisterschmiede. Dann wird euer Leben auch nicht ganz vergebens sein und ihr werdet als Karl May Fan wissen warum ihr es geworden seid. Euer Pilger aus Düsseldorf, der sich fühlt wie Hadschi Halef Omar und Karl May in einer Person wie Winnetou als Edelmensch und Lazarus im Paradies der Qual. So bin ich Karl-May-Fan geworden oder bin ich es doch nicht?
Günther Wüste, Düsseldorf Email:
GuentherFantomas@aol.com