Paternoster[lader] = Henrystutzen

mugwort
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von mugwort »

rodger hat geschrieben:Schnappatmung kenn' ich von Schlämmers Horst, Schappatmung noch nicht ... Vielleicht Dialekt-Kurzform für Chapeau-Atmung ? :D

Aber weder zu dieser noch jener besteht Anlaß, spießige Anteile waren erahnbar, ich hab' auch welche ... reichlich ... vielleicht pluster' ich mich deswegen immer so auf, um gegenanzusteuern ... unbewußt ... :D

(das mit dem Aufplustern hat mal eine gewisse Frau Hien gut erkannt & benannt, vor vielen Jahren ... gefällt mir heute noch 8) )

... ich nehme noch ein n dazu. Du kennst doch die temporalen Differenzen zwischen meinen Fingern und der Tastatur, mittlerweile...
mugwort
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von mugwort »

mugwort hat geschrieben: ... Für mich funktioniert im May-Universum übrigens der Henrystutzen (wenn mich der alte Herr in seine Welt entführt, ist es schnurzegal, ob das "in echt" auch alles "geht", für die Reisezeit glaube ich ihm jedes Wort) und die Bezeichnung Paternosterlader ist wie der gesamte Text für den Dresdner Anzeiger ein Knaller: Erst vergaloppiert er sich auf diesem Lesertreffen in einer an Peinlichkeit sehr deutlich grenzenden Art und Weise, und dann dreht er mit dem Text für den Dresdner Anzeiger den Spieß flugs um. Er wirft in seiner unnachahmlichen Art mit Begriffen um sich (Paternosterlader), die es wohl gar nicht gibt, die aber so anschaulich sind, dass der geneigte Leser spontan gar nicht anders kann als zu nicken: Ja, ja, Herr May, alles klar, so wird es wohl gewesen sein...

Jetzt hat der May uns das so schön erklärt - und was muss ich heute auf der Freilichtbühne sehen: Einen Old Shatterhand, der nach JEDEM Schuss seine Platzpatrone (o.k., "Platz" habe ich nicht gesehen, nur "Patrone") nachlädt. DAS war wirklich grausam...

Viele Grüße
mugwort
Bernhard
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Bernhard »

rodger hat geschrieben: 23.7.2016, 20:44
mugwort hat geschrieben: Mugwort = ein Kraut
Na endlich kann ich mal was mit dieser bislang mir völlig unverständlichen Benutzer-Kennung anfangen ... Beifuß ... soso ... einen Hang zur Unterwerfung signalisierend ? Interessant ... :mrgreen:
der gesamte Text für den Dresdner Anzeiger ein Knaller
In der Tat ... den Marie Sillings dieser Welt, sie leben noch, aufs Feinste ins Stammbuch geschrieben ...
Er wirft in seiner unnachahmlichen Art mit Begriffen um sich (Paternosterlader), die es wohl gar nicht gibt
Spätestens von dem Moment an gab es ihn ...
Und ich kann ab sofort nicht mehr mayfrei Paternoster fahren. Ich werde mich immer fühlen wie eine Patrone im Lauf des Stutzens...
Seid gegrüßt, ihr May-Fans!
Die hier geführte Diskussion um den "Paternosterlader" berührt mich unangenehm. Als langjähriger Sportschütze und beruflich auf wissenschaftlich-technischem Gebiet tätig, machte ich mir natürlich schon sehr früh Gedanken über den berühmten Henrystutzen. May war waffentechnisch ein totaler Dilettant, und zwar sowohl in Bezug auf die Treffsicherheit als auch auf die Funktion. Anscheinend hatte er irgendwelche Informationen aufgeschnappt und diese zu seiner Wunderwaffe verarbeitet. Immerhin fängt es real an. Ein polygones Eisenstück mit Bohrungen für die Patronen ist noch nachvollziehbar. Eine polygone Kugel schon nicht mehr. Sie wäre als Patronenkammer völlig ungeeignet. Schusskanäle dürfen sich nicht kreuzen. Eine Zündung aus dem Zentrum einer großen Kugel heraus wäre sehr kompliziert, zumal nur die halbe Kugel nutzbar wäre, denn welcher Schütze möchte die geladenen Kammer- Mündungen der anderen Hälfte nach hinten und damit direkt auf sich gerichtet sehen!
Aber May klärt, zwar spät, das Rätsel auf: "Paternosterlader" heisst das Zauberwort. Und jeder waffentechnisch Versierte, der schon einmal mit einem Paternoster gefahren ist, müsste eigentlich sofort Bescheid wissen. Der Begriff sagt alles und nimmt durch seine Eindeutigkeit sogar späteren Patentanmeldern moralisch den Wind aus den Segeln, weil May damit das Urheberrecht an diesem Prinzip, was den Einsatz an einer Schusswaffe betrifft, erworben hat. Und dieses Prinzip sagt nicht mehr und nicht weniger, als dass, im Gegensatz zu einem bekannten Magazin-Lader, nicht die einzelne Patrone, sondern die, sie aufnehmende "Kammer", in irgend einer Weise vor den Lauf bewegt wird, in dem sie als miteinander über jeweils ein Gelenk verbundenes "Kammer-Glied" um zwei Drehpunkte, zwar nicht exzentrisch, aber fast elliptisch umläuft.
Das Prinzip ist, ganz im Gegensatz zu den bekannten nachgebauten Phantasie-Henrystutzen, sehr leicht technisch umsetzbar und ergäbe eine einfache, absolut zuverlässige Waffe. Das Repetieren kann, wie beim Trommelrevolver, durch Spannen des Hahnes erfolgen. Dabei wird die jeweils nächste Patrone an den (nicht in den !) Lauf geschoben. "Das "Polygon" ruckt weiter".
Leider lässt sich der Mangel jeder mechanisch arbeitenden Waffe, ihre enorme Empfindlichkeit gegen Verschmutzung und Deformation, nach dem häufig von May geschilderten Wegwerfen in den Straßenschmutz, oder bei Verwendung als Brecheisen bzw. Stütze bei Tunnelgrabungen, auch mit dieser Konstruktion nicht beheben. Bei letzterer Belastung wäre es sofort mit der Treffsicherheit vorbei.
Zur Fertigung eines solchen Henrystutzens werden keine besonderen Werkstoffe benötigt. Die Einzelteile sind unkompliziert. Jeder Büchsenmacher könnte an Hand von Konstruktionsunterlagen unter Zuhilfenahme von Bohr- Dreh- und Fräsmaschine einen "Paternosterlader" fertigen, der allerdings nur bei kleinstem Kaliber die genannten 25 Patronen aufnehmen könnte und sich sonst mit etwas weniger begnügen müssteweniger begnügen muss. Aber die entscheidende Frage bleibt: Wem nützt dies heute noch?
Der Filmindustrie ist es gleich, was sich unter der Blechhaube eines "Henrystutzens" verbirgt.
Als (leider zunehmend unerwünschtes) Kinderspielzeug aus Plast, als Deko oder Salut aus einer Zinklegierung, wäre eine solche Waffe denkbar. Bei Sportschützen dürfte kaum Bedarf bestehen.
Alles in Allem sollten die May-Fans erleichtert zur Kenntnis nehmen, dass ein Paternosterlader keinesfalls ein Phantasieprodukt sein muss und nur die Entwicklung moderner, vor allem aber wesentlich leichterer Blech-Magazine seine Weiterentwicklung überflüssig machte.
Karl May sei damit in dieser Frage rehabilitiert.
Schützen- Grüße
mugwort
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von mugwort »

Moin Bernhard,

danke für die Infos - Rehabilitation des Herrn May nehme ich immer gerne zur Kenntnis :-)

Viele Grüße
Irmgard
Rene Grießbach
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Rene Grießbach »

Trotzdem ich mit Waffen und allem was damit zu tun hat, nichts am Hut habe, finde ich diese Ausführung zum Paternosterlader doch auch sehr interessant, wird wohl an meinem beruflich bedingten Interesse an Mechanik und allen Arten von Metallverarbeitung zu tun haben
Bernhard
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Bernhard »

Waffen verkörperten zu allen Zeiten stets den allerhöchsten Stand der technischen Entwicklung,als Meisterwerke der Handwerkskunst. Sie ermöglichten dem Menschen die Menschwerdung, als er sich damit vor gefährlichen Tieren verteidigen und andererseits Jagdbeute machen konnte. Sie sind völlig wertneutral. Erst ihre Benutzung teilt sie in gut und böse. Karl May und seine Freunde setzten sie ausnahmslos zur Verteidigung des Guten ein.
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rodger
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von rodger »

Bernhard hat geschrieben: 28.2.2019, 20:03 Waffen verkörperten zu allen Zeiten stets den allerhöchsten Stand der technischen Entwicklung,als Meisterwerke der Handwerkskunst. Sie ermöglichten dem Menschen die Menschwerdung, als er sich damit vor gefährlichen Tieren verteidigen und andererseits Jagdbeute machen konnte. Sie sind völlig wertneutral. Erst ihre Benutzung teilt sie in gut und böse.
Bis hierhin keine Einwände ...
Karl May und seine Freunde setzten sie ausnahmslos zur Verteidigung des Guten ein.
aber das ist idealistischer als es sozusagen Karl May erlaubt ...

Auf die Schnelle fallen mir ein paar hundert Komantschen ein, die in Winnetou II von Winnetou und den Seinen erschossen werden, weil sie sich nicht ergeben ...

Oder "Wir schießen sie augenblicklich nieder" in Band 3, im grünen Band auch nach Rückbearbeitung nach wie vor gestrichen, es gilt, man beachte, Mohammed Emin und seinem Sohn ... Auch Kara Ben Nemsi ist mal wütend und sieht Waffen nicht wirklich ausschließlich als Instrumente zur Verteidigung des Guten ...
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Bernhard »

Du hast recht. Ich nehme das "ausnahmslos" zurück.
Bernhard
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Bernhard »

Da wir hier im Forum wohl fast schon unter uns sind, wage ich mal zu spekulieren. Kann es sein, dass May zumindest anfänglich Menschen in wertvolle oder noch dahin gehend erziehbare und in völlig wertlose unterteilte? Letztere waren nicht den berühmten "Schuss Pulver" wert, und soweit die geringste Gefahr von ihnen ausging oder zu erwarten war, durften sie ohne Umstände liquidiert werden. Zumindest im Wilden Westen und zum Teil auch im Orient machte er reichlich Gebrauch davon. Später schoss "er" lieber auf Extremitäten oder auf die Pferde. Hat er zu diesem Wandel mal irgendwo Stellung genommen?
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rodger
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von rodger »

Zunächst mußte ich ein wenig schmunzeln, fühlte mich sozusagen persönlich angesprochen in Sachen Unterteilen von Menschen in diese und jene und entsprechenden Umgang mit ihnen, aber das für absichtliche Anspielung zu halten hieße wohl sich selber zu wichtig nehmen ... :wink:

Mit dem "Später" kommt es nicht wirklich hin, so entstanden z.B. große Teile des Orientzyklus VOR den Münchmeyer-Romanen, in denen es durchaus unchristlicher zugeht ... Wir werden wohl annehmen müssen, daß es mit Erwartungshaltung von Verlegern und entsprechender [hemmungsloser] Anpassung zu tun hatte, "wess' Brot ich ess' dess' Lied ich sing'" ... Als ich das erkannte, daß er z.B. widerlichste Brutalitäten im 'Waldröschen' geradezu genüßlich geschildert hat, NACH den zu Herzen gehenden Gesprächen mit Marah Durimeh im Orientzyklus (z.B.), hat mich das seinerzeit recht enttäuscht ... Wir tun gut daran, May nicht immer alles "abzukaufen" und ihn auch recht kritisch zu sehen ... Das vom "Versenken des alten Karl im Roten Meer" kommt auch überhaupt nicht hin, wie ich gestern angesichts eines später entstandenen Textes feststellte. Dazu vielleicht später ein Extra-Thread.

Im Alter gab es einen gewissen Wandel in Sachen Waffenanwendung, das hat er im "Silberlöwen" thematisiert und das Wiederhervorholen der Waffen dann in "Ardistan und Dschinnistan". Wozu mir eine Stelle bei Hemingway einfällt, am Ende von "Der alte Mann und das Meer", wo es sehr wesentlich heißt "Wir müssen einen guten Speer zum Töten mitnehmen und ihn immer dabei haben". (Ob das nun exakt wörtlich zitiert ist, muß ich später nachschauen. Im Hirn habe ich die Stelle seit 45 Jahren.) Brecht drückte es etwas hemdsärmeliger aus, "Der Mensch ist gar nicht gut, drum hau' ihn auf den Hut." :D
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Rene Grießbach »

rodger hat geschrieben: 20.3.2019, 13:15 Im Alter gab es einen gewissen Wandel in Sachen Waffenanwendung, das hat er im "Silberlöwen" thematisiert und das Wiederhervorholen der Waffen dann in "Ardistan und Dschinnistan".
Das Wiederhervorholen der Waffen hat er tatsächlich nicht erst in "Ardistan und Dschinnistan" thematisiert, sondern auch bereits im "Silberlöwen". Dort werden die Waffen Kara Ben Nemsis erst in die Rumpelkammer verbannt, um dann doch im selben Roman wieder hervorgeholt zu werden.
Kannst Waffen nicht entbehren! Nimm diese Warnung an! [...] So lange die Menschheit nicht Frieden hält, darf auch der Friedliche nicht auf die Wehr verzichten.
(Karl May, Im Reiche des silbernen Löwen IV)
In "A&D" erfährt das dann eine Vertiefung.
Bernhard
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von Bernhard »

Diese Meinung hat nichts an Aktualität eingebüßt. Wobei wir aber noch unterscheiden müssen, ob diese Waffen defensiv oder offensiv zum Einsatz kommen. Und ob man zur Verteidigung Menschen reihenweise töten oder nur schonend kampfunfähig machen soll.
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rodger
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von rodger »

Eine der auffallendsten Passagen dazu gibt es in Winnetou II, wo hunderte von Komantschen exekutiert werden, weil sie sich nicht ergeben wollen ...
Sascha Schneider hat dazu ein bemerkenswertes Bild geschaffen.

(oh, ich sehe gerade, das von den Komantschen habe ich ja schon vor ein paar Wochen geschrieben ... Auch das Gedächtnis läßt wohl mittlerweile etwas nach. 8) )
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rodger
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von rodger »

Habe gerade im "Silberlöwen" (IV) nachgeschaut, da ich mich nicht daran erinnerte, daß er schon dort die Waffen wieder an sich nimmt.
Tatsächlich. "So lange die Menschheit nicht Frieden hält, darf auch der Friedliche nicht auf die Wehr verzichten" heißt es dann in dem Zusammenhang.
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Re: Paternoster[lader] = Henrystutzen

Beitrag von rodger »

Herr Biedermann aber bei Max Frisch
hat nichts an Aktualität eingebüßt.
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