Das klingt interessant

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rodger
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Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Fuchs, Ottmar

Karl Mays doppelsinniger Orient

7,50 EUR

AphorismA Verlag Berlin 2012

40 Seiten - ISBN 978-3-86575-851-4
Transparentumschlag
Reihe Erinnerungen II

Über den Autor:
Prof. Dr. Ottmar Fuchs, geb. 1945, Abteilung für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.

Wie wenige hat der Schriftsteller Karl May, geboren am 25. Februar 1842, die Phantasie seiner Leserinnen und Leser beeinflußt und ihre Vorstellungswelt über fremde, unbekannte Welten geprägt.

Der Tübinger Theologe Ottmar Fuchs würdigt den Schriftsteller vor dem Hintergrund seiner Toleranzentwicklung: von der Übermacht der eigenen Religion zur Entgrenzung aller Glaubenssysteme im Horizont universaler Solidarität.

Am 30. März 2012 jährt sich zum hundersten Mal Karl Mays Todestag.
(Verlagswerbung)
Dernen
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Dernen »

Hast Du's gelesen? Würde mich interessieren, aber derzeit erscheint so viel zu May...
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Der liebe Rolf Dernen hat geschrieben: Hast Du's gelesen?
Nein, noch nicht. Aber nachdem Du mich gestern andernorts in so liebenswürdiger Weise Deiner Wertschätzung versichert bzw. dieselbe zum Ausdruck gebracht hast, werde ich Dich, wenn ich es gelesen haben werde, gerne ausführlich über meine Eindrücke informieren. Da Du a.) meiner Meinung offenbar einen großen Stellenwert zuerkennst und b.) unsere Wellenlängenkompatibilität sich immer wieder als so außerordentlich gut erweist.

:D
Hermann Wohlgschaft
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Mich würden deine Eindrücke auch sehr interessieren, Rüdiger. Ottmar Fuchs ist ein, zumindest in Fachkreisen, sehr bekannter und angesehener Theologe. Er war mal Studentenpfarrer in Bamberg. Von dieser Zeit her, als ich Studentenpfarrer in Augsburg war, kenne ich ihn. Dass Ottmar Fuchs sich mit Karl May befasst, finde ich erstaunlich und bemerkenswert. Ich möchte mir seinen May-Text in absehbarer Zeit mal zulegen.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Mich hat vor allem der Titel

Karl Mays doppelsinniger Orient

angesprochen, da ich der Meinung bin, daß es in Mays Orientromanen immer nur am Rande wirklich um den Orient geht ... Weswegen Untersuchungen, die ihn in der Hinsicht beim Wort nehmen, m.E. völlig fehlgreifen ... Wolf-Dieter Bach hat sich mal ganz ähnlich geäußert in einem Jahrbuch-Aufsatz. Genützt hat's freilich nichts, sie machen alle munter immer so weiter ...

Und die Formulierung

Entgrenzung aller Glaubenssysteme

[hat mich angesprochen,] da er m.E. jenseits der Konfessionen 'unterwegs' war ...
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Hier noch das Bach-Zitat, Jahrbuch von 81:
Die gestrenge Frage, ob der Herr Puntila samt seinem Knecht typisch finnische Menschen seien, wäre so sinnvoll wie der Versuch, die Stellung des Glücksschweins im zoologischen System zu bestimmen. Und Brecht war Realist!

Auch Karl May sollte nicht an der ethnologischen und kultursoziologischen Stimmigkeit seiner Romane gemessen werden, wie dies die Autoren Hofmann und Vorbichler in ihrer Arbeit tun. Defoes Freitag, Coopers Chingachgook, Melvilles Queequeg sind allesamt keine getreuen Abschilderungen völkerkundlicher Realität. Der Orient, den Voltaire in "Zadig" beschrieb, hat nie existiert er ist genau so wenig authentisch nach wissenschaftlichem Maßstab wie jenes Morgenland, das Orientalen selbst uns schildern: Firdusi etwa, oder die Erzähler von Tausend-und-einer-Nacht. Und selbst ein als Tatsachenbericht sich ausweisendes Orientbuch eines historisch geschulten modernen Europäers wie 'Die sieben Säulen der Weisheit' von T. E. Lawrence besteht eine genaue Realitätsprüfung nicht. Orient verführt zur Phantasie.

Kurzum: es ist eine Kinderei, May den Vorwurf zu machen, sein Bild vom Islam sei falsch und verzerrt. Gar keine Frage, daß es dies ist! Aber derlei selbst ohne Vorwurf festzustellen hieße nicht mehr, als der Literatur zu bescheinigen, daß sie sich nur selten peinlich genau an die Vorlagen dieser Welt hält - eine Binsenweisheit, kein Blatt Papier wert.
:!:
markus
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:Hier noch das Bach-Zitat, Jahrbuch von 81:
Die gestrenge Frage, ob der Herr Puntila samt seinem Knecht typisch finnische Menschen seien, wäre so sinnvoll wie der Versuch, die Stellung des Glücksschweins im zoologischen System zu bestimmen. Und Brecht war Realist!

Auch Karl May sollte nicht an der ethnologischen und kultursoziologischen Stimmigkeit seiner Romane gemessen werden, wie dies die Autoren Hofmann und Vorbichler in ihrer Arbeit tun. Defoes Freitag, Coopers Chingachgook, Melvilles Queequeg sind allesamt keine getreuen Abschilderungen völkerkundlicher Realität. Der Orient, den Voltaire in "Zadig" beschrieb, hat nie existiert er ist genau so wenig authentisch nach wissenschaftlichem Maßstab wie jenes Morgenland, das Orientalen selbst uns schildern: Firdusi etwa, oder die Erzähler von Tausend-und-einer-Nacht. Und selbst ein als Tatsachenbericht sich ausweisendes Orientbuch eines historisch geschulten modernen Europäers wie 'Die sieben Säulen der Weisheit' von T. E. Lawrence besteht eine genaue Realitätsprüfung nicht. Orient verführt zur Phantasie.

Kurzum: es ist eine Kinderei, May den Vorwurf zu machen, sein Bild vom Islam sei falsch und verzerrt. Gar keine Frage, daß es dies ist! Aber derlei selbst ohne Vorwurf festzustellen hieße nicht mehr, als der Literatur zu bescheinigen, daß sie sich nur selten peinlich genau an die Vorlagen dieser Welt hält - eine Binsenweisheit, kein Blatt Papier wert.
:!:
Sehr gut ausgedrückt, besser kann man es nicht sagen.

8)
Dernen
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Dernen »

Gefällt mir ebenfalls. Trotzdem oder vielleicht eben gerade deswegen krieche ich gerne durch Höhlen am Nilufer, was ohne May möglicherweise nie passiert wäre. Den Gedankenspielplatz der Kindheit in seiner Abbildung in der realen Welt aufsuchen oder sowas in der Art.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Rolf Dernen hat geschrieben:Den Gedankenspielplatz der Kindheit in seiner Abbildung in der realen Welt aufsuchen
Hübsch formuliert.

In "Karte und Gebiet" von Michel Houellebecq begeistert sich einer ganz beträchtlich beim Anblick einer Michelin-Landkarte. Die Karte ist halt schöner als die Realität je sein kann ...

8)
Dernen
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Dernen »

rodger hat geschrieben:
Rolf Dernen hat geschrieben:Den Gedankenspielplatz der Kindheit in seiner Abbildung in der realen Welt aufsuchen
Hübsch formuliert.

In "Karte und Gebiet" von Michel Houellebecq begeistert sich einer ganz beträchtlich beim Anblick einer Michelin-Landkarte. Die Karte ist halt schöner als die Realität je sein kann ...

8)
Um jetzt doch mal meinen absoluten Liebling zu zitieren: "Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare." (Arno Schmidt)
Und Landkarten sind was Feines. Stadtpläne auch. Aber bitte aus Papier, nicht dieser Google-Mist. Aber auch meine Vorliebe für Landkarten dürften von Karl May stammen. Ich kaufte mir mit etwa 12 einen antiquarischen Atlas von 1899, um zu sehen, wie damals die Grenzen verliefen. Osmanisches Reich etc., weil es mich bei der Lektüre der Balkan-Bände zuerst wunderte, daß die Helden noch in der Türkei waren, laut meinem Schulatlas sich aber längst in Bulgarien hätten befinden müssen.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Rolf Dernen hat geschrieben: Um jetzt doch mal meinen absoluten Liebling zu zitieren: "Die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare." (Arno Schmidt)
Oscar Wilde war auch so ähnlich drauf, "Das oberste Gebot ist es so künstlich wie möglich zu sein" (oder so ähnlich, je nach Übersetzung). Aber die Herren liegen falsch. 8) [Früher war ich auch mal in der Richtung unterwegs ...]

(Ich bin zwar so etwas wie ein Eskapist, bewußt & gern, aber das ist wieder was anderes ... Hingucken und dann lieber was anderes machen ist etwas anderes als weggucken, um es mal lockerflockig verkürzt auf den Punkt zu bringen ...)
Und Landkarten sind was Feines. Stadtpläne auch. Aber bitte aus Papier, nicht dieser Google-Mist.
Man hat tatsächlich (will sagen ich will das nicht ...) die ADAC Autobahnkarte Nordrhein / Ruhrgebiet Maßstab 1 : 100 000, eine Mitgliedergabe, die mich (in verschiedenen Auflagen) jahrzehntelang begleitet hat, aus dem Programm genommen ... Sie fehlt mir ... dieser vertraute Anblick ... Ich will kein Navy und dergleichen, pasta. Ich will vorher gucken wo ich langfahre. Im Überblick. (Neulich war ich am Niederrhein zwischen Brüggen, Roermond und Venlo unterwegs, und hab' mich gewundert daß plötzlich überall Autobahnen waren wo früher keine waren, naja, meine Version der Karte ist von 1996, und eine neue kriege ich nicht, ich werde sie (neben anderem ..) weiter benutzen müssen ... (ich hätte gerne die neue mit der alten verglichen, Straße für Straße. Kontrollzwang. :D ))
Aber auch meine Vorliebe für Landkarten dürften von Karl May stammen. Ich kaufte mir mit etwa 12 einen antiquarischen Atlas von 1899, um zu sehen, wie damals die Grenzen verliefen. Osmanisches Reich etc., weil es mich bei der Lektüre der Balkan-Bände zuerst wunderte, daß die Helden noch in der Türkei waren, laut meinem Schulatlas sich aber längst in Bulgarien hätten befinden müssen.
Im Orient geht's noch einigermaßen (ob aber solche Feinheiten wie Osmanisches Reich oder nicht das bleibt sich gleich ...), aber in [Mays] Amerika kann ich das alles nicht auseinanderhalten, Arizona, Kalifornien, New Mexiko, was weiß ich, das ist für mich alles das gleiche ... (ich weiß jeweils nicht bzw. ausgesprochen selten, ob sie gerade mehr im Norden, Süden, Osten oder Westen der USA unterwegs sind ...)

:D
markus
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:...aber in [Mays] Amerika kann ich das alles nicht auseinanderhalten, Arizona, Kalifornien, New Mexiko, was weiß ich, das ist für mich alles das gleiche ... (ich weiß jeweils nicht bzw. ausgesprochen selten, ob sie gerade mehr im Norden, Süden, Osten oder Westen der USA unterwegs sind ...)

:D
Mußte ich grade drüber schmunzeln, geht mir auch oft so, obwohl ich genau wüßte wenns drauf ankommt, wo sich alles befindet. Aber kommt ja nicht drauf an, ist für den weiteren Verlauf der Erzählung kaum von belang... :D
markus
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von markus »

Für Rüdiger...

Hier, gibts doch noch: http://www.weltbild.de/3/13681835-1/buc ... atlas.html

:wink:
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Dankeschön ... kenn' ich ...

:wink:

Ich habe doch auch schon alles rauf- und runtergegoogelt, es gibt auch eine Karte in der Art wie die die ich meine, auch 1: 100 000, aber zum einen muß man die kaufen im Gegensatz zur Mitgliedergabe, und sehr wahrscheinlich ist das Kartenbild anders ...

Daß es die Karte nicht mehr gibt ist genauso seltsam wie daß man nicht mehr um Venlo herumfahren muß auf dem Weg ins niederländische Landesinnere. Habe ich zwanzig, dreißig Jahre lang getan und nun plötzlich nicht mehr ...

:shock:

(Es ist ja komfortabler jetzt aber irgendwie vermißt man was ... Oder von Roermond nach Venlo, ich kenn' das nur gemütlich auf der Landstraße entlanggeschnuckelt, und plötzlich ist auch da eine Autobahn ...) (und dieses Designerklamotteneinkaufszentrum in Roermond, ich glaub' mein Schwein pfeift ... und das gibt es [wie ich nachträglich herausfand] auch schon so um die zehn Jahre und auch am Sonntag ist da immer noch alles knallvoll ...)

Zurück zu Mays doppelsinnigem Orient. Das war auch so eine Plaudertasche, der May, und das ist auch gut so

:D
markus
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von markus »

:D Karl may war eine Quatschtüte, wie ich grade wieder am Beginn von "Der Ölprinz" feststellen muß :D

Und natürlich ist das gut so :wink:
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