Ironie
Verfasst: 18.8.2010, 23:03
Den verblüffenden Satz "Ironie paßt nun einmal nicht zu Karl May" habe ich gerade im "Karl-May-Filmbuch" (KMV) von Michael Petzel auf S. 42 gelesen (in Zusammenhang mit Stewart Granger). Eine grandiose Fehleinschätzung ...
Schauen wir uns z.B. (als eines von unzähligen möglichen Beispielen) Auszüge aus einer Passage in Winnetou I an,
Begegnung mit den Kiowas, „Wenn Old Shatterhand es erlaubt, werden wir seine Freunde und Brüder sein. Wir lieben solche Männer, welche ihre Feinde mit einem Schlage niederschmettern. Darum wirst du hochwillkommen sein in unsern Zelten.“ Darauf der Erzähler: „Das hieß mit andern Worten: Wir brauchen Spitzbuben von einer solchen Körperkraft, wie du sie besitzest; darum komm zu uns. Wenn du mit uns und für uns mausest, stiehlst und raubst, sollst du es leidlich gut bei uns haben. Trotzdem antwortete ich so ziemlich mit jener Würde, welche ich mir später ganz zu eigen gemacht habe“ ...
„Er zog eine Pfeife hervor, deren lieblich-niederträchtige Penetranz meine Nase schon von weitem empörte, und stopfte sie mit einer Mischung, welche aus zerstoßenen roten Rüben, Hanfblättern, geschnittenen Eicheln und Sauerampfer zu bestehen schien“ ...
„Und ich sollte dieser Leute Freund nun sein! Aber wer unter die Musikanten gerät, muß mitblasen.“
Ernst und Quatsch, Hand in Hand ... „Der große Geist achtet nicht auf die verschiedene Haut der Menschen, denn die können sich mit Farbe beschmieren, um ihn zu täuschen, sondern er sieht das Herz an. Die Herzen der Krieger vom berühmten Stamme der Kiowas sind tapfer, unerschrocken und treu. Das meinige hängt an ihnen wie mein Maultier an dem Baume, an welchen ich es gebunden habe. So wird es hängen bleiben allezeit, wenn ich mich nicht irre.“
Beträchtlich gehen die Gäule des höheren blühenden Blödsinns mit dem Erzähler durch ... „Ich rauche sehr gern, und mir ist nie im Leben eine Zigarre zu stark gewesen. Ich habe sogar den famosen ‚Dreimännertabak’ geraucht, welcher diesen Namen seinem fürchterlichen Geschmacke verdankt; wer ihn raucht, muß, wenn er nicht umfallen will, von drei Männern festgehalten werden. Ich konnte also erwarten, daß mich auch diese indianische Friedensröhre nicht über den Haufen werfen werde.“
„Ja, es stimmte, die vorhin angegebenen Ingredienzien, nämlich Rüben, Hanf, Eicheln und Sauerampfer, waren alle in dem Pfeifenkopfe anwesend; aber einen fünften Hauptstoff hatte ich nicht genannt; jetzt roch und schmeckte ich, daß auch ein Stückchen Filzschuh dabei sein müsse.“
„Der Geruch war noch voller und komplizierter als vorhin; ich glaubte ganz bestimmt, daß noch zwei weitere Bestandteile anzuführen seien, nämlich Kolophonium und abgeschnittene Fingernägel. Nach dieser trefflichen Entdeckung fuhr ich fort“ ...
„Meine Rede war die geistreichste, die ich in meinem Leben gehalten habe, und so wurde sie denn auch mit einem Jubel aufgenommen, welcher in anbetracht der von den Indianern stets bewahrten kalten Ruhe gewiß beispiellos war.“
„Der Fuchs drückte mir wiederholt die Hand, versicherte mich seiner Freundschaft für alle Zeiten und riß bei seinen Howgh, Howgh den Mund so weit auf, daß es mir glückte, die Friedens- und Ingredienzienpfeife loszuwerden, indem ich sie ihm zwischen die langen, gelben Zähne schob. Er schwieg sofort, um den Inhalt in denkbarer Sammlung weiter zu genießen.“ (Auf den Seiten der KMG ist hier übrigens von „denkbarer“ auf „dankbarer“ korrigiert bzw. abgeändert, was möglicherweise richtig ist, aber eben nicht evident ...)
Die Kiowas zerkauen geschenkt erhaltene Zigarren, „Der Geschmack der Menschenkinder ist verschieden. Ein altes Wort sagt, der Eine habe ihn vorn, der Andere hinten; jetzt sah ich, daß dieses Wort wirklich wahr ist, denn die Kiowas hatten ihn hinten.“
*
Über den Besuch bei den Comantchen im dritten Kapitel von Winnetou III habe ich seinerzeit geschrieben
"Der ganze seltsame Besuch bei den Comantschen, wo es ja immerhin um Leben und Tod geht, ist ja eigentlich eine einzige Clownerie, eine groteske Kasperei, er (May) habe (im realen Leben) vor Gericht so gewirkt, als nähme er alles einschließlich sich selbst nicht recht ernst, steht irgendwo im großen Bildband, genau dieses Gefühl vermittelt sich hier. Wobei man geteilter Ansicht sein kann, ob das nun mangelnde Reife oder tiefere Einsicht oder eine individuelle Mischung aus beidem ist."
(http://www.charlymay.npage.de / Winnetou)
Schauen wir uns z.B. (als eines von unzähligen möglichen Beispielen) Auszüge aus einer Passage in Winnetou I an,
Begegnung mit den Kiowas, „Wenn Old Shatterhand es erlaubt, werden wir seine Freunde und Brüder sein. Wir lieben solche Männer, welche ihre Feinde mit einem Schlage niederschmettern. Darum wirst du hochwillkommen sein in unsern Zelten.“ Darauf der Erzähler: „Das hieß mit andern Worten: Wir brauchen Spitzbuben von einer solchen Körperkraft, wie du sie besitzest; darum komm zu uns. Wenn du mit uns und für uns mausest, stiehlst und raubst, sollst du es leidlich gut bei uns haben. Trotzdem antwortete ich so ziemlich mit jener Würde, welche ich mir später ganz zu eigen gemacht habe“ ...
„Er zog eine Pfeife hervor, deren lieblich-niederträchtige Penetranz meine Nase schon von weitem empörte, und stopfte sie mit einer Mischung, welche aus zerstoßenen roten Rüben, Hanfblättern, geschnittenen Eicheln und Sauerampfer zu bestehen schien“ ...
„Und ich sollte dieser Leute Freund nun sein! Aber wer unter die Musikanten gerät, muß mitblasen.“
Ernst und Quatsch, Hand in Hand ... „Der große Geist achtet nicht auf die verschiedene Haut der Menschen, denn die können sich mit Farbe beschmieren, um ihn zu täuschen, sondern er sieht das Herz an. Die Herzen der Krieger vom berühmten Stamme der Kiowas sind tapfer, unerschrocken und treu. Das meinige hängt an ihnen wie mein Maultier an dem Baume, an welchen ich es gebunden habe. So wird es hängen bleiben allezeit, wenn ich mich nicht irre.“
Beträchtlich gehen die Gäule des höheren blühenden Blödsinns mit dem Erzähler durch ... „Ich rauche sehr gern, und mir ist nie im Leben eine Zigarre zu stark gewesen. Ich habe sogar den famosen ‚Dreimännertabak’ geraucht, welcher diesen Namen seinem fürchterlichen Geschmacke verdankt; wer ihn raucht, muß, wenn er nicht umfallen will, von drei Männern festgehalten werden. Ich konnte also erwarten, daß mich auch diese indianische Friedensröhre nicht über den Haufen werfen werde.“
„Ja, es stimmte, die vorhin angegebenen Ingredienzien, nämlich Rüben, Hanf, Eicheln und Sauerampfer, waren alle in dem Pfeifenkopfe anwesend; aber einen fünften Hauptstoff hatte ich nicht genannt; jetzt roch und schmeckte ich, daß auch ein Stückchen Filzschuh dabei sein müsse.“
„Der Geruch war noch voller und komplizierter als vorhin; ich glaubte ganz bestimmt, daß noch zwei weitere Bestandteile anzuführen seien, nämlich Kolophonium und abgeschnittene Fingernägel. Nach dieser trefflichen Entdeckung fuhr ich fort“ ...
„Meine Rede war die geistreichste, die ich in meinem Leben gehalten habe, und so wurde sie denn auch mit einem Jubel aufgenommen, welcher in anbetracht der von den Indianern stets bewahrten kalten Ruhe gewiß beispiellos war.“
„Der Fuchs drückte mir wiederholt die Hand, versicherte mich seiner Freundschaft für alle Zeiten und riß bei seinen Howgh, Howgh den Mund so weit auf, daß es mir glückte, die Friedens- und Ingredienzienpfeife loszuwerden, indem ich sie ihm zwischen die langen, gelben Zähne schob. Er schwieg sofort, um den Inhalt in denkbarer Sammlung weiter zu genießen.“ (Auf den Seiten der KMG ist hier übrigens von „denkbarer“ auf „dankbarer“ korrigiert bzw. abgeändert, was möglicherweise richtig ist, aber eben nicht evident ...)
Die Kiowas zerkauen geschenkt erhaltene Zigarren, „Der Geschmack der Menschenkinder ist verschieden. Ein altes Wort sagt, der Eine habe ihn vorn, der Andere hinten; jetzt sah ich, daß dieses Wort wirklich wahr ist, denn die Kiowas hatten ihn hinten.“
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Über den Besuch bei den Comantchen im dritten Kapitel von Winnetou III habe ich seinerzeit geschrieben
"Der ganze seltsame Besuch bei den Comantschen, wo es ja immerhin um Leben und Tod geht, ist ja eigentlich eine einzige Clownerie, eine groteske Kasperei, er (May) habe (im realen Leben) vor Gericht so gewirkt, als nähme er alles einschließlich sich selbst nicht recht ernst, steht irgendwo im großen Bildband, genau dieses Gefühl vermittelt sich hier. Wobei man geteilter Ansicht sein kann, ob das nun mangelnde Reife oder tiefere Einsicht oder eine individuelle Mischung aus beidem ist."
(http://www.charlymay.npage.de / Winnetou)