Krüger-Bei

Hermann Wohlgschaft
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Markus hat geschrieben, der rheinische Katholizismus sei nicht so streng. Ergänzend möchte ich bemerken: Auch der bayerische Katholizismus, insbesondere der bayerisch-schwäbische, ist nicht so streng. Gelobt sei die Liberalitas Bavarica! :wink:
markus
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von markus »

Ja ich weiß nicht ob Sie den Jürgen Becker kennen, Herr Wohlgschaft. Das ist ein Kölner Kabaretist und er hat schonmal ein Programm über den rheinischen Katholizismus gemacht. Ich weiß auch nicht ob das Ihr Humor ist, daher erstmal nur dieses kleine Interview mit ihm, das vielleicht zeigt was ich meine:

http://www.youtube.com/watch?v=w-7yevDFFmg
Hermann Wohlgschaft
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Ich bin ein technischer Idiot und bring die Stimme von Jürgen Becker nicht her. Aber das Gesicht gefällt mir schon mal recht gut. Sein Humor würde mir sicher gefallen, da habe ich keinen Zweifel. :wink:
markus
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von markus »

Wenn Sie über die Kirche, die Religion und den Glauben an sich auch mal herzlich lachen können, dann mögen sie vielleicht seinen Humor. Andere, nicht nur Kirchenvertreter, sehen darin nur Blasphemie. Da hats für ihn glaub ich schonmal Ärger gegeben. Aber der Kölner Kardinal Meisner, nicht grade ein Prototyp für den liberalen Gottesmann, steht hinter ihm.

Schade daß Sie ihn nicht hören können. Von Technik habe ich auch nicht viel Ahnung. Das einzige was ich wüßte, wäre mal bei den Lautsprechern nachzuschauen ob sie richtig angeschlossen sind und auch eingeschaltet. Wäre ein Fall für den Bereich "Internet- und Technik-Greenhorn".

Er erzählt in dem Interview darüber, daß Humor und Religion einfach zusammen gehören. Da wo sie ohne Humor ist, wo wirklich alles zu wörtlich und zu ernst genommen wird, artet es in Fanatismus aus (zwar augenzwinkernd, aber irgendwie hat er recht). Und Religion habe was mit Fantasie zu tun, denn die Kirche versuche seit 2000 Jahren etwas zu verkaufen, was noch keiner gesehen habe. Da käme man mit Vernunft nicht weiter, da bräuchte man Unmengen an Fantasie. Und sie mache das Marketingmäßig bis heute ganz gut. Sogar besser als bei den Banken. Früher waren die Kirchen die höchsten Gebäude, heute sinds die der Banken. Und beide verkaufen etwas, was man nicht sehen kann. Bei den Banken waren die Leute zu leichtgläubig und vieles von dem was die Banken verkaufen, ist ein Witz. Bei der Kirche ist es so, daß im Kölner Dom angeblich die Gebeine der Heiligen drei Könige liegen. Ein Fake also. Der Unterschied zwischen Bank und Kirche sei nur, bei den 'Lehman Brothers' kam der Fake ziemlich schnell ans Tageslicht, bei der Kirche dauert sowas ein paar Jahrhunderte.

Wer das komplette Programm des "rheinischen Katholizismus" von Jürgen Becker sehen will, vielleicht auch wenns hoffentlich klappt Herr Wohlgschaft, hier der erste Link dazu (es sind 6 Teile, à 10 Minuten, man tut sich also ganz schön was rein wenn mans komplett sehen will):

http://www.youtube.com/watch?v=DbF3jyeB ... re=related

Den Schlußwitz von Herrn Becker aus diesem Programm will ich aber hier mal vorweg nehmen, weil er kurz aber treffend zeigt, was mit dem nicht so strengen rheinischen Katholizismus gemeint ist:
Tünnes (Tünnes & Scheel sind zwei bekannte Kölner Originale, so wie Karl Valentin in München, oder Schuster Voigt in Berlin, wobei letztere beiden zu den lebenden gehörten) geht mit einem Gebetbuch in der Hand über die Rheinbrücke. Da sieht ihn Scheel und ruft: "Wo gehst du hin Tünnes?"
"Ins Bordell.", ruft Tünnes zurück.
"Aber was willst du denn mit dem Gebetbuch?", schreit Scheel zurück. Darauf Tünnes:
"Vielleicht bleibe ich über Sonntag."

Apropos Banken. Becker hat außerdem noch ein Programm über den Kapitalismus gemacht.
Thomas Math
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Thomas Math »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Markus hat geschrieben, der rheinische Katholizismus sei nicht so streng. Ergänzend möchte ich bemerken: Auch der bayerische Katholizismus, insbesondere der bayerisch-schwäbische, ist nicht so streng. Gelobt sei die Liberalitas Bavarica! :wink:
Nur mal so aus Interesser welcher Katholizismus ist dann verantwortlich fuer missbrauchte Kinder und aehnliches ?
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rodger
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von rodger »

Keiner.

Man sagt z.B. auch nicht, daß Hannoveraner Mörder seien oder die Stadt Hannover für Morde verantwortlich sei, weil Fritz Haarmann dort gewohnt hat ...
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Helmut
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Helmut »

Da hier so sehr vom liberalen Katholizismus (rheinischer und bayerischer) Prägung geschwärmt wurde, möchte ich (auch als protestantischer Christ) doch ein wenig Wasser in diesen Wein gießen und von meinen ersten prägenden Erfahrungen mit dem bayerischen Katholizismus erzählen.
Meine Großmutter (die auch in Nürnberg lebte) war katholisch und hatte in den 1910'er Jahren einen Protestanten geheiratet (sie war protestantisch getraut worden, eine katholische Trauung mit einem Nichtkatholiken war damals nicht möglich), und auch ihre Tochter (meine Mutter) wurde evangelisch getauft. Daraufhin wurde sie von ihrer, der katholischen Kirche exkommuniziert, d.h. sie durfte die Sakramente, die (so viel ich weiß) für einen Katholiken die Voraussetzung für die "Aussöhnung mit Gott" bedeuten, nicht empfangen.
So etwa um 1950 erkrankte sie an Darmkrebs, und ist auch daran äußerst schmerzvoll und "elendig" (man erinnere sich an diese Zeit) gestorben. In den letzte Monaten ihres (vergehenden) Lebens hat sie versucht, aus ihrem Elend heraus Trost bei und in ihrer, der katholischen Kirche zu suchen und vielleicht auch zu finden. Dieses war allerdings erfolglos, denn sie wurde dort mit Hinweis auf ihre Exkommunikation eiskalt (sage ich) abgewiesen. Die katholische Kirche hat sich übrigens auch geweigert, sie zu beerdigen; dies wurde dann (zum Glück) von der protestantischen Kirche übernommen.
Ich habe das damals zwar nicht vollständig mitbekommen (ich war damals etwa 14 Jahre alt), vieles davon habe ich etwas später von meiner Mutter erfahren.
Sicher gab, und gibt es dafür Gegenbeispiele von dieser Kirche, allerdings möchte ich betonen, dass jene(r) Priester, sich damals durchaus an die Regeln der "alleinseligmachenden" hielten, die sie zwar etwas "hart" aber immerhin "buchstabengemäß" einhielten.
Mittlerweile bin ich mit dieser der katholischen Kirche immerhin so weit versöhnt, dass ich seit nunmehr fast 35 Jahren mit einer Katholikin verheiratet bin (die Traung war eine ökumenische). Meine beiden Söhne allerdings wurden evangelisch getauft.

Helmut
markus
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von markus »

Es gibt auf beiden Seiten solche und solche.
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Helmut
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Helmut »

Nur gibt es in der evangelischen Kirche nicht das (teilweise "unchristliche") Instrument der "Exkommunikation".
Wohlgemerkt, meine Kritik war hauptsächlich darauf gerichtet, dass ein solches unchristliches Verhalten (wie ich es nach wie vor empfinde) der Vertreter dieser Kirche mit den (wohl nur äußeren) Regeln dieser Kirche vollkommen konform ist (, oder auch war). Dagegen hilft es auch nicht, dass sich heute (fast) keiner mehr daran hält.

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Re: Krüger-Bei

Beitrag von markus »

Ich weiß von meiner Mutter (katholisch) daß sie in den 50er Jahren wo sie aufwuchs nicht mit evangelischen Kindern spielen durfte. In den 60ern, wo ihre jüngeren Geschwister aufwuchsen und vermehrt Gemeinschaftsschulen geschaffen wurden, wurde es nach und nach liberaler.

Daß die katholische Kirche nicht mehr so erzkonservativ sein kann wie früher sieht man schon daran, daß mein Sohn (ungetauft) in einen katholischen Kindergarten Aufnahme fand und sogar türkische Kinder, von denen ich erstmal nicht ausgehe daß sie Christen sind. Es werden auch kirchliche Lieder gesungen wie ich mitkriege, auch Weihnachts- und Osterlieder und keinem schadet es. Im Gegenteil. Früher undenkbar.
markus
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von markus »

Mir fiel auch immer schon auf, daß die Protestanten weniger Humor haben als die Katholiken (lach). Das hat auch schon Jürgen Becker festgestellt. Auch daß das Essen in den überwiegend katholischen Gebieten meist besser ist, als in den überwiegend evangelischen. Schaut mal hin, Süden und Südwesten der Republik, überwiegend katholisch, super Küche, dagegen Norden und Nordosten, überwiegend evangelisch, Hamburger Labskaus, Leipziger Allerlei...würg.

Auch im Ausland ist das so. Südeuropa, Katholisch, leckere Küche. England und USA, jedenfalls kaum katholisch, was gibts da zu essen? Würg...

Grins
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rodger
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Daß die katholische Kirche nicht mehr so erzkonservativ sein kann wie früher sieht man schon daran, daß mein Sohn (ungetauft) in einen katholischen Kindergarten Aufnahme fand [...] Es werden auch kirchliche Lieder gesungen [...] Früher undenkbar.
:roll: :?:

Kirchliche Lieder im katholischen Kindergarten früher undenkbar ?

*

Übrigens, elegant & passend zum Threadthema zurückgeschlendert: Krüger Bei ist ja bekanntlich zum Islam konvertiert ...

:mrgreen:
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Helmut
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Helmut »

Also ich persönlich mag das Essen im (erz-)protestantischen Nürnberg (Scheiffele mit am Kloß, Bradwersscht mit (oder auch ohne) Graud, Läbkoggn, um nur einiges zu nennen) hundert mal lieber, als das im katholischen München (Weißwürste, Leberkäs, Wammerl, und ähnliches Zeug mehr).
Ebenso mag ich auch die fränkischen Kabarettisten (Barwasser alias Erwin Pelzig, Urban Priol) lieber als die bayerischen (da fällt mir außer dem Bruno Jonas (der mehr oder weniger in der Versenkung verschwunden ist), und dem Django Asül, der ja im eigentlichen Sinn auch nicht so ganz bayerisch ist, schon niemand mehr ein).

Helmut
Thomas Math
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von Thomas Math »

rodger hat geschrieben:Keiner.

Man sagt z.B. auch nicht, daß Hannoveraner Mörder seien oder die Stadt Hannover für Morde verantwortlich sei, weil Fritz Haarmann dort gewohnt hat ...

Das ist ein unsinniger Vergleich.
Wenn eine Organization eine Frauen und sexualfeindliche Ideologie vertritt dazu noch so autoritaer strukturiert ist,das eine suedamerkanische Junta davon lernen koennte,weltweit ein Paedophilie Problem herrscht, dass auch noch massiv vertuscht wird,dann kann man schon behaupten,dass die Organisation selbst das Problem ist.
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rodger
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Re: Krüger-Bei

Beitrag von rodger »

Glaub' ich nicht ...

Ich seh' das übrigens als Außenstehender. Ich habe weder mit der katholischen noch mit der evangelischen Kirche allzuviel am Hut. Aber diese dusseligen Pauschalverurteilungen mag ich halt nicht ... alle greifen sie zu und machen ihr Häuflein drauf, Medien, Kabarettisten ... aber so läuft das halt. Siehe z.B. auch Fall Eva Herman u.v.a. Ekelhaft. Yes. Well.

(zuckt mit den Schultern)

:roll:
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