Seite 7 von 10

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 17.4.2010, 18:16
von Thomas Math
Doro hat geschrieben:. Da stelle ich mir dann nicht die Frage, ob das nun ein Jugendlicher in den USA genauso sieht, oder ein deutscher Professor ...
Ein US-Jugendlicher und da spreche ich aus Erfahrung wird Probleme mit Twains Sprache in Huckleberry Finn haben.Ich kenne zwar einige dt.Professoren aber mit Twain haben die wenig am Hut eher mit Molekularbiologie

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 17.4.2010, 18:29
von Helmut
Der Unterschied zwischen beiden (Twain und May (bin ich hier überhaupt im richtigen Thread (gibt es hier so etwas, wie den richtigen Thread? (Fragen über Fragen)))), so wie ich das sehe, ist, dass zwar beiden Fictions geschrieben haben, aber die Umgebung bei Twain ist (oder genauer war) für den amerikanischen Leser wiedererkennbar, weil Twain seine eigene Heimat (zumindest was Sawyer und Huck Finn betrifft, andere Romane von ihm, kenne ich weniger) ziemlich gut schilderte (bei J.F. Cooper ist das übrigens ähnlich), während bei May bei genauerem Hinsehen alles (mehr oder weniger) Fiktion ist, auch die (meist) exotischen Gegenden. Dabei muss man allerdings von den Dorfgeschichten und Teilen der Kolportage absehen.
Ob man allerdings daraus verallgemeinernd schließen kann, dass der deutsche Leser mehr Fantasie besitzt als der amerikanische, möchte ich doch bezweifeln.

Helmut

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 17.4.2010, 19:05
von Thomas Math
Schoen gesagt wobei man auch noch anfuehren koennte,das Twains Sprache ein Kunstwerk an sich und stilbildend war,was man von May beim besten Willen nicht behaupten kann.

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 15.5.2010, 21:39
von markus
Vor einiger Zeit gab es hier im Forum auch eine kleine Diskussion darüber, ob es in früheren Zeiten besser gewesen wäre zu leben. Natürlich hat jede Zeit ihre Vor- und Nachteile. In 500 Jahren sagen vermutlich die einen, daß es schon toll gewesen wäre im 20./21. Jahrhundert gelebt zu haben, den anderen würde es vielleicht eiskalt den Rücken runter laufen, wenn sie an all die Kriege und Katastrophen unserer Tage denken.

Ein Zitat aus dem Roman von Axmann soll zwar nicht das Mittelalter hochjubeln, aber es kann zum nachdenken anregen wie wir heute leben, wir, die wir uns anmaßen in der besten Zeit zu leben. Der Roman stammt zwar aus dem Jahr 1875, aber das Zitat kann man getrost auch auf die heutige Zeit übertragen.
Die 'gute alte Zeit' war in vielen Beziehungen ungleich schlechter als die unsere, aber in der einen Hinsicht überragte sie die Gegenwart unendlich hoch, daß Manneswort und Treue nicht ein bloßer Schall waren. Nicht, wie es in unseren Tagen geschieht, feierte man Schwindler, Betrüger und anderes Gesindel als Halbgötter, sobald sie durch ihre Gaunereien reich geworden waren, und ebenso wenig wetteiferte man in dem 'edlen' Bestreben, durch übertriebene Humanität die Lust zum Verbrechen in immer weitere Kreise zu verpflanzen.
8)

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:07
von Doro
Besser war's nicht, Markus, anders.

Wer meint, die Vergangenheit war besser und die Zukunft sei düsterer, lebt zu wenig in der Gegenwart und hat obendrein ein schlechtes Gedächtnis und eine pessimistische Grundeinstellung. Ob das gut oder schlecht ist, liegt wiederum an der persönlichen Sicht auf das Ganze (oder wie war das mit dem halbvollen, oder halbleeren Glas, das Du hier irgendwo mal auf den Tisch gestellt hast?). 8)

-------

Ach, da war auch noch mal Mark Twain (und nochmals Jokers):
Mark Twain - Die schreckliche Deutsche Sprache
Englisch & Deutsch
Jokers Edition für 4.95 €

Paßt einsteils hierher und andernteils in den Thread mit den Sprachen.
Egal, nun steht's hier!

:mrgreen:

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:10
von rodger
So sehr ich Mark Twain schätze, in Sachen Sprache teile ich seine burschikose Hemdsärmeligkeit nicht ...

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:15
von Doro
Du bist ja auch kein Mensch, der die deutsche Sprache erst erlernen muss, nachdem er seine Muttersprache schon verinnerlichte. Das macht, denke ich, schon einen Unterschied!

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:18
von rodger
Na klar, aber das ist sein Problem ... :wink:

Ich habe besagten Text auch noch nicht gelesen, habe aber schon mitbekommen, daß er sich über lange Sätze, Feinheiten am Satzende usw. mokiert ... nach Art schlechter Redakteure, Bearbeiter oder ZDF-Mittagsmagazin-Kommentatorinnen, die mit so etwas halt offenbar überfordert sind ... :wink:

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:35
von Doro
rodger hat geschrieben:Na klar, aber das ist sein Problem ... :wink:
:lol: :lol: :lol:

Nachdem ich den Herrn der Ringe im Original (sprich in der englischen Ausgabe) gelesen hatte, dachte ich mir erstmal, wie schön und ausdrucksstark ist doch Deutsch. Es gibt soviele feine Nuancierungen und Facetten der Ausdrucksmöglichkeiten. Dort wir für soviele verschiedene Ausdrucksformen immer z. B. das Wort 'Cry' verwendet. Also für Rufen, Schreien, Weinen, etc... Bei genauerem Überlegen kam ich zu dem Schluß, dass es einfach meiner begrenzten Wahrnehmung und Unkenntnis eines Nichtmuttersprachlers entstammt, diese Nuancierungen zu verstehen.
:wink:

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 12:41
von rodger
Wollschläger hat untersagt, daß sein Roman übersetzt wird ... das ist konsequent.

8)

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 13:46
von markus
Doro hat geschrieben:Besser war's nicht, Markus, anders.
Du hast es anscheinend auch nicht verstanden. Wie soviele.

:roll: 8)

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 13:54
von Doro
Ich denke doch, Dir ging's darum:
aber in der einen Hinsicht überragte sie die Gegenwart unendlich hoch, daß Manneswort und Treue nicht ein bloßer Schall waren. Nicht, wie es in unseren Tagen geschieht,
oder?

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 18:31
von Thomas Math
rodger hat geschrieben:Wollschläger hat untersagt, daß sein Roman übersetzt wird ... das ist konsequent.

8)
Wobei den schon auf Deutsch kaum jemand liest,wer wollt ihn dann uebersetzten.
Das klingt sehr nach dem Fuchs und den sauren Trauben.
Wenn er konsequent gewesen waere,dann haette er James Joyce auch nicht ins Deutsche uebersetzt.

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 18:51
von Helmut Prodinger
Zu Wollschlaeger und Saure Trauben:

Er wurde wohl oft mit seinem "Lehrer" Arno Schmidt verglichen und zu leicht befunden. Das ist so eine kleine persoenliche Tragik. Er vermarktete sich aber ganz gut und hatte auch ein ausgepraegtes Stil-Gefuehl. Letzlich war er aber ein
"Unvollendeter"; kein Studium fertig absolviert, kein fertiges Magnum opus, dafuer viele Essays und Gedankensplitter. Ich besuchte einmal eine Lesung von ihm. Las auch May-Bio, Wallfahrten, Essay-Sammlung und Poe-Uebersetzungen. Seine Ulysses-Uebersetzung ist auch irgendwo im Hause.

Re: Friedrich Axmann: "Fürst und Junker"

Verfasst: 16.5.2010, 18:54
von rodger
Thomas Math hat geschrieben:Wenn er konsequent gewesen waere,dann haette er James Joyce auch nicht ins Deutsche uebersetzt.
Joyce zu übersetzen, hat er sich halt zugetraut, und selber übersetzt zu werden, hat er halt nicht gewünscht ... muß man respektieren ... wenn Joyce gewollt hätte, nicht übersetzt zu werden, hätte Wollschläger das sicher respektiert und vermutlich auch gut, richtig und konsequent gefunden ...