Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

Waukel
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Beitrag von Waukel »

Jetzt bin ich doch einigermaßen erstaunt, dass ich, nachdem ich so einen Fragekatalog ->

http://neher.piranho.de/EnneagrammTypTest.html

für May versucht habe zu beantworten, auch auf Typ 3 gekommen bin.
Beim Lesen der Fragen dachte ich noch, es wäre eigentlich nicht möglich, für jemand anderen, den man dazu nicht persönlich kennt, zu antworten.
Leichter wäre es mir gefallen, May gleich in die Typen-Klassifizierung einzuordnen.
Aber das war jetzt eine Spielerei meinerseits.
Wie Sie schon schrieben, Herr Wohlgschaft, ist solch eine Einteilung in der Hinsicht interessant, um über sich nachzudenken.

Gruß
Sylvia
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Nicht uninteressant.
Nein, ich verrat nicht, was bei mir herauskam, aber offenbar kann man das System an seine Grenzen bringen. Ich wurde zwar mit 14 Punkten einer Hauptkategorie zugeordnet, aber auf den Plätzen folgen mit jeweils 12 Punkten vier (!) weitere Kategorien. das macht es etwas unsinnig, fürchte ich. (Drei weitere Katgorien hatten je 9 Punkte.)
Am wenigsten bin ich übrigens 2. :-)

ta
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giesbert
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Beitrag von giesbert »

Waukel hat geschrieben:für May versucht habe zu beantworten, auch auf Typ 3 gekommen bin.
naja, das sagt jetzt aber eher etwas über Dein May-Bild als über May 8-)
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Eben!

Das war es ja, was ich damit sagen wollte und was im Grunde am interessantesten ist, dass man auf diese Weise mal austestet und aufzeigt, wie doch jeder sein eigenes Maybild hat. :roll:
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Hmmm... wie würde May sich an der Supermarkt-Schnellkasse verhalten?

Bei mir isser eine klare 1. Typ 3 ist erst Platz 4.
Wobei es schon unterschiedlich ist, in welcher Lebensphase man ihn zu beurteilen versucht. Abgesehen von den Fragen, die man gar nicht beantworten kann.

ta
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich habe auch (tollkühn) versucht, für May zu antworten, und das Ergebnis ist 19 Punkte für den Zweier, 16 für den Fünfer und 15 für den Achter. Hm.

:roll:
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Nach Jenny Florstedt war May wohl ein EINSer, nach Rüdiger Wick ein ZWEIer, nach Sylvia ein DREIer, nach meiner Auffassung ein DREIer oder VIERer. Hm ... Wer bietet mehr?

Das Enneagramm habe ich über den Jesuitenpater Wolfgang Müller kennengelernt: einen Experten, der alljährlich mehrere Enneagramm-Kurse anbietet. Von den diversen ‚Enneagramm-Typen-Tests‘ hält Pater Müller allerdings nicht viel. Auch aus meiner Sicht sind diese Tests ziemlich oberflächlich und führen leicht in die Irre. Wenn schon, dann sollte man die Testfragen gemeinsam mit einer guten Freundin oder einem guten Freund beantworten – um ein kritisches Korrektiv zu haben.

Um den eigenen Enneagramm-Typ (ich ziehe den Begriff ‚Charaktermuster‘ vor) zu erkennen, bedarf es schon einiger Mühe und sehr viel selbstkritischer Ehrlichkeit. Wer sich ernsthaft für das Enneagramm interessiert, sollte sich mit diesem Psycho-Modell unter Anleitung eines guten Lehrers beschäftigen. Im übrigen geht es – wie gesagt – nicht bloß um die ‚Etikettierung‘ („ich bin ein Fünfer“), sondern um den persönlichen Entwicklungsweg. Es kommt darauf an, daß ich nicht stehen bleibe, sondern die Richtung erkenne, auf die ich mich zubewegen sollte.

Mit herzlichen Grüßen
Hermann Wohlgschaft
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rodger
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Beitrag von rodger »

Selten ging es in einem Forum so erfreulich zu.

Es sei noch darauf hingewiesen, daß Hermann Wohlgschaft in seinem langen Artikel zum Enneagramm aus dem Jahrbuch der KMG (siehe Link von Giesbert Damaschke einige Beiträge zuvor) auf die verschiedenen Möglichkeiten innerhalb der Grund-Typisierungen eingeht, also auf positive-negative, konstruktiv-destruktive Varianten der Grund-Typen.

Auch unter enneagramm.de findet der eine oder andere vielleicht verblüffende Formulierungen, in denen Dinge ausgedrückt werden, die er zuvor vielleicht für ureigenste Gedanken oder höchst individuelle Persönlichkeitsmerkmale hielt.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Hallo Peter, hallo Forumsteilnehmer/innen!

Die – an sich erfreuliche – Enneagramm-Diskussion droht die Anfrage von Peter Seidel (21.2.06, 10.44 Uhr) zu verdecken. Hier meine Antwort an Peter Seidel (Stadtpfarrer in Günzburg, mit mir seit Jahren befreundet):

Mays literarische Spätwerke habe ich in der Biographie und in mehreren Aufsätzen (in den Jahrbüchern der KMG 1988-1993) als „theologische Poesie“ bezeichnet. Das hat mir Zustimmung – nicht zuletzt von Claus Roxin – eingebracht, aber auch einige Kritik. Es gab da Mißverständnisse. Zur Klarstellung: Ich habe nie gesagt, daß May ein professioneller Theologe war (wie heute Küng oder Ratzinger). Ich habe nur gesagt, daß Karl May (der ja ausgebildeter Katechet war und während seiner Seminarzeit in Waldenburg und Plauen die zeitgenössische protestantische Theologie kennengelernt hatte) einen theologischen Sachverstand besaß, der nicht unterschätzt werden sollte. May war nicht einfach nur ‚gefühlsmäßig‘ und mit dem ‚Herzen‘ religiös. Das war er zwar auch. Zugleich aber hat er seinen Gottesglauben gedanklich reflektiert und war insofern, im weitesten Sinne des Wortes, ein ‚Theologe‘.

In Mays Erzählwerk werden sehr oft religiöse Themen behandelt – auf einem theologischen Reflexionsniveau, das um die Jahrhundertwende deutlich gestiegen ist. Aus diesem Grunde habe ich das Alterswerk Karl Mays eine „theologische Dichtung“ genannt. Wer das Wort „theologisch“ (aus welchen Gründen auch immer) vermeiden will, könnte stattdessen auch sagen: Mays metaphysisch konzipierte Alterspoesie zeichnet sich aus durch eine spirituelle Tiefe, die allen Respekt verdient.

War Karl May ein Christ? Er war kein ‚Säulenheiliger‘, aber er hat sich stets zum christlichen Glauben bekannt. Sein Christentumsverständnis war allerdings ‚überkonfessionell‘; die traditionellen Lehrunterschiede zwischen der römisch-katholischen Kirche und den evangelischen Kirchen interessierten ihn kaum. Überdies war May – vor allem nach 1900 – sehr offen für den interreligiösen Dialog, für die friedliche Begegnung des Christentums mit den anderen Religionen. May verstand sich selbst zwar als Christ, war aber durchaus bereit, auch von Juden, Moslems oder Buddhisten etwas zu lernen.

In der Biographie bin ich auf diese Themen sehr ausführlich eingegangen. Denn „die religiöse Dimension, die Spuren der Transzendenz in Mays Leben und Werk“ (Eckehard Koch) sind mir mindestens ebenso wichtig wie die literarästhetische Bewertung des Mayschen Erzählwerks oder die vielen Facetten in Mays kompliziertem Charakter.
peter seidel
Beiträge: 8
Registriert: 19.2.2006, 13:29

Beitrag von peter seidel »

Hallo Hermann,
danke für deine klaren Worte. Ich weiß ja aus vielen Gesprächen mit dir: Als "religiöser Visionär" war May in deinen Augen sehr modern. Vorausblickend nahm er in seinen Büchern so manche Gedanken vorweg, die von prominenten Theologen des 20. Jahrhunderts dann weitergeführt worden sind. So ähnlich jedenfalls hast du dich schon öfters geäußert. Vielleicht könntest du für Mays "theologische Modernität" hier im Forum ein interessantes Beispiel bringen?
Mit herzlichem Gruß
Peter
Papagena Bronislawa
Beiträge: 5
Registriert: 21.12.2005, 14:25
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Beitrag von Papagena Bronislawa »

Hallo Forums-User,

die Katholische Akademie Bayern lädt am 6. März 2006 zu einer Veranstaltung in München ein mit dem Thema „Mozart und seine musikalische Theologie“. Im Werbe-Flyer ist zu lesen: In der sakralen Musik (besonders der ‚Großen Messe in c-Moll‘ und dem ‚Requiem‘) des berühmten Komponisten „verdichtet sich das, was man Mozarts musikalische Theologie nennen könnte“.

Wenn Mozart eine „musikalische Theologie“ geschaffen hat, das Wort „Theologie“ hier also in einem ganz weiten Sinne verstanden wird, warum sollte dann nicht May eine „poetische Theologie“ (Originalton Wohlgschaft: „theologische Poesie“) geschaffen haben?

Mit mozartlichen Grüßen
Papagena
Hermann Wohlgschaft
Beiträge: 1030
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Hallo Papagena,

ja, das ist richtig, ich kann Dir nur zustimmen.

Hallo Peter, hallo Forumsbenutzer/innen,

in der Biographie wie in den Jahrbuch-Aufsätzen habe ich belegt: Mays Bücher verkünden eine lebensfreundliche Religion, ein inniges Gottvertrauen, das Mut macht zum Leben und Kraft gibt im Sterben. Die irdische Existenz deutet May als Einübung in die Ewigkeit (eine Betrachtungsweise, die das Diesseits nicht abwertet, sondern erhöht!) und den Tod versteht May als end-gültige Begegnung mit Gott, der die Liebe ist.

In dieser, die Erde überschreitenden, Daseinsdeutung stimmt Mays ‚erzählende Theologie‘ überein mit zentralen Aussagen maßgeblicher Theologen des 20. Jahrhunderts. Sehr modern ist Mays Christentumsverständnis auch insofern als ihn konfessionelle Streitigkeiten nicht interessierten. May dachte ‚ökumenisch‘; und er hat sich engagiert für die Versöhnung des Christentums mit anderen Religionen (in einer unduldsamen Zeit, die eine solche Einstellung als ketzerisch verurteilte).

Peter, Du fragst weiter nach einem besonders interessanten Beispiel für Mays ‚theologische Modernität‘. In mehreren Kapiteln der Biographie und in zwei materialreichen Aufsätzen im Jahrbuch 2003 der KMG habe ich dargelegt: Schon in den Jahren 1875/76 (in einer Zeit, da die biologische Evolutionstheorie und der biblische Schöpfungsglaube für unvereinbar galten!) hat Karl May – durchaus ähnlich wie später der berühmte Paläontologe und Theologe Teilhard de Chardin – die grundsätzliche Vereinbarkeit von naturwissenschaftlicher Evolutionslehre und christlicher Religion unterstrichen. Im literarischen Spätwerk (nach 1900) schließlich hat May den Entwicklungsgedanken, in symbolisch-allegorischer Poesie, zur Darstellung gebracht und spirituell beleuchtet. – Vgl. dazu, neben einschlägigen Partien in der Biographie (bes. Bd. I, S. 390-396), meine beiden Abhandlungen:

- „Die Schöpfung ist noch nicht vollendet.“ Der Entwicklungsgedanke bei Karl May und Pierre Teilhard de Chardin. In: Jb-KMG 2003, S. 141-188;
- Karl May und die Evolutionstheorie. Quellen – geistesgeschichtlicher Hintergrund – zeitgenössisches Umfeld. In: Jb-KMG 2003, S. 189-243.

Mit herzlichen Grüßen
Hermann Wohlgschaft
charmides
Beiträge: 6
Registriert: 20.2.2006, 8:53

Beitrag von charmides »

Die tägliche Lektüre bringt, natürlich, manch Altes und viel Neues:
Im II. Band der ‚Wohlgschaft-Biographie‘ ist zu lesen, dass das männliche Heldenideal in den späteren Erzählungen Mays (ab der 2. Hälfte der 1890er Jahre) allmählich zurücktrete. S. 1055 heißt es:

„Die Sehnsucht nach Liebe, die Suche nach der Frau und der Mutter, tritt der heldischen Attitüde zur Seite, ja verdrängt sie beinahe.“

Das ist für mich ein neuer Gesichtspunkt. Karl May habe ich bisher – in erster Linie – mit dem männlichen Heldenmythos in Verbindung gebracht.

Grüße von
charmides
Nscho-tschi
Beiträge: 27
Registriert: 16.2.2006, 15:07

Beitrag von Nscho-tschi »

Hallo liebe Forumsteilnehmer/innen,
Frauengestalten in den Erzählwerken Mays, ein interessantes Thema! Für mich war Nscho-tschi, die Schwester Winnetous, ein besonderes Leseerlebnis. Ich meine, in Nscho-tschi hat Karl May eine denkwürdige Frauenfigur geschaffen. Auch Hanneh, die Frau von Hadschi Halef, finde ich sehr sympatisch. An andere Frauengestalten in Mays Büchern habe ich nur eine blasse Erinnerung.

Ob Hermann Wohlgschaft in seiner Biografie auch auf Nscho-tschi und Hanneh eingeht, weiß ich nicht. So weit bin ich in der Lektüre noch nicht vorangekommen.


Mit freundlichen Grüßen
Nscho-tschi
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rodger
Beiträge: 6992
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Beitrag von rodger »

Gibt’s nicht hinten im dritten Band auch ein Personenregister ? (Habe die Bücher gerade nicht zur Hand).

– Judith Silberstein ist auch eine interessante Figur (ein Nachfahre Kara Ben Halefs hat gerade mit einer Nachfahrin von ihr zu Mittag gegessen, in aller Harmlosigkeit und stockseriös wie weiland Old Shatterhand).

:lol:

Oder, aus der ganz anderen Ecke, Marah Durimeh. Oder Kolma Puschi. Schakara natürlich nicht zu vergessen. Oder Miss Ella. Oder Emma Pollmer. Ach so, die gab’s ja wirklich. Ich werfe das schon mal durcheinander.

:wink:
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