Das klingt interessant

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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Mit der Fußnote 19 zu Seite 8, der Quellenangabe "Sand des Verderbens" in Sachen Übelkeit hat sich Fuchs offenbar völlig vertan, ich weiß beim besten Willen nicht wo in "Sand des Verderbens" Derwische tanzen sollen (Irrtum freilich nicht ausgeschlossen), die Bemerkung "Mir ist beinahe übel geworden" nach dem Besuch der tanzenden Derwische macht Kara Ben Nemsi in Band 3. Auch in der Bamberger Ausgabe.

*

Das Kara Ben Halef - Zitat (Fußnote 21) ist originalgetreu, ich kann mir nur nicht vorstellen, daß es wie angegeben auf S. 370 f stehen soll, da der Anhang zum 'Schut', in dem es steht, in meiner Bamberger Ausgabe erst auf S. 489 beginnt ... So ein enges Schriftbild wird es auch 1962 nicht gegeben haben ...

*

Mittlerweile las ich viel trockenes Blabla und die Merkwürdigkeit von wegen "am besten mit zusätzlichen Einführungen und Korrekturen den Kindern zur Lektüre geben" ... Den Kindern ? Welchen Kindern ? Und, um das Maß voll zu machen, "Oder man streicht bestimmte Passagen und überläßt sie den literaturkritischen Ausgaben". - Ich würde vom Weiterlesen absehen, hätte ich mir nicht vorgenommen, die Mayzitate zu überprüfen ...

*

Ganz schlecht ist das verkürzte Zitat auf S. 14 mitte wiedergegeben. Zunächst geht es um den Perser, der Schlußsatz bezieht sich aber auf Hadschi Halef ... Da der dies eindeutig klarmachende mittlere Satz weggelassen ist, merkt der Leser das nicht ... (Sieben Seiten später zitiert er diesen letzten Satz dann nochmal, diesmal zutreffend mit Hinweis auf Halef ...)

*

Die Stelle "Ein braves Weib" (usw., S. 17 oben) heißt im Original "Ein braves Weib ist als die 'Seele des Hauses' eine erfolgreiche Trägerin der Kultur und des wahren Gottesbewußtseins."

(Die weiteren Zitate habe ich zwar jeweils im Original nachgelesen, da es sich aber jeweils eher um geringfügige Abweichungen handelt, führe ich sie nun nicht mehr auf.)
Zuletzt geändert von rodger am 5.5.2012, 22:22, insgesamt 2-mal geändert.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Über Mays Satz zu Hadschi Halef
Er war, ohne es selbst zu ahnen, nur noch äußerlich ein Moslem, innerlich aber bereits ein Christ
schreibt Fuchs

"Hier findet selbstverständlich eine unerträgliche Vereinnahmungsstrategie statt".

Wie bitte ?

:shock:

(May beschreibt einen inneren Vorgang, ob das bzw. der (der Vorgang) Herrn Fuchs paßt oder nicht ...)
Zuletzt geändert von rodger am 5.5.2012, 18:06, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Die Aussage "die Gegner bringen Kara Ben Nemsi in den Treibsand, um zu erfahren, ob den sein Jesus ihn erretten werde" (S. 25) ist inhaltlich falsch, das Zitat "Ruf ihn doch an [usw.]" steht nicht mit der Passage um den Treibsand in Zusammenhang, sondern fällt vorher. Sehr unpräzise.
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Das Schlußkapitel versöhnt dann einigermaßen nach zuvor doch eher Enttäuschendem.
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Helmut
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Helmut »

Auf Seite 13 steht folgendes:
Sogar hinsichtlich der Speisevorschriften kann Kara Ben Nemsi vehement werden: "Aber ich sage dir, daß der Prophet sich an seinen Gläubigen schwer versündigt, wenn er diese Speise (Schinken eines Schweins H.M.) verbietet. Es ist ein Genuß höchster Köstlichkeit. Kein gebratenes Huhn kommt ihm gleich."
Ich habe relativ lange gesucht bis ich dieses Zitat aus dem "Schut" gefunden habe, denn nicht (wie behauptet) Kara Ben Nemsi sagt dies , sondern Halef (!). Damit ist leider die ganze folgende Argumentation schief bzw. falsch.

Helmut
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Ja, den Sonderpreis für Präzision kriegt der Herr Fuchs insgesamt nicht ...
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Helmut hat geschrieben:übrigens, fand ich persönlich dieses Buch

http://www.karl-may.de/modules/produkt. ... er=B-60115

besser und interessanter, obwohl der Autor manchmal etwas zu sehr an der Oberfläche hängen bleibt.
Hinten auf dem Buch steht „Wer weiß schon, dass Winnetou sich in seinen letzten Worten als Christ bekennt?“ Warum daraus auf der Internetseite des Karl May Verlags „Wer weiß schon, dass Winnetou sich in seinem Abschiedsbrief als Christ bekennt?“ wurde, also aus den "letzten Worten" ein "Abschiedsbrief", bleibt rätselhaft.

Vorne im Buch steht über May-Zitate lapidar „Sie folgen den historischen Büchern, Zeitschriften und sonstigen Quellen“.

Im Vorwort zunächst auffallend und einigermaßen unpassend Hörspielwerbung sowie eine m.E. unangemessene Aufwertung der Filme. Stellenweise gerät die Sache ein wenig schulterklopfend anbiedernd [in Richtung ‚Ottonormalfan‘]. Schön dann „Es ist wahr, aber es ist unmöglich.“ (S. 15) Besser kann man es kaum auf den Punkt bringen in Sachen Karl May ... Und gleich noch so etwas: „May war offensichtlich Saulus und Paulus. Und zwar nicht unbedingt im klassischen Sinne nacheinander, sondern gleichzeitig.“ Chapeau. Schöne Einsichten auch auf S. 16.

Mays Religiosität ist [im Großen und Ganzen] „selbst geschnitzt“ (S. 17), das ist richtig. Die Betrachtungen zu Gnade und Schuld (S. 19 mitte) hätte man einige Seiten zuvor (s.o.) so noch nicht erwartet ...

„Neurosengarten“, S. 20, sehr schön ...

Mays Glauben war [in der Essenz] überkonfessionell (S. 21), richtig.

Soviel zum Vorwort von Jens Böttcher, das mir zugegebenermaßen insgesamt mehr zusagte als das eigentliche Buch ...

Nun zum Haupttext;

„Wer wirklich gewiss ist, dass er für sich und sein Leben etwas Gutes entdeckt hat, lernt damit umzugehen, dass andere über dasselbe Thema anders denken.“ (S. 30 / 31). Das wollen wir uns merken ...

„Karl-May-Fest“ und Artur Brauner unter „Kostbare Erinnerungen“ sind mir persönlich nicht nachvollziehbar ... aber jeder Jeck ist halt anders.

Die Bezeichnung „Gesammelte Werke“ wird immer wieder benutzt, fälschlicherweise auch schon zu frühen Fehsenfeld-Zeiten. Das mag mit des Autors insgesamt wohlwollender Einstellung zu dieser „Werkausgabe“ zu tun haben ... Die Information auf S. 54 ist prompt falsch, die Sache mit dem aus Winnetous Grab geholten Gewehr steht nicht im Nachwort von Winnetou III, sondern in „Old Surehand“, auch wenn es in einer früheren Bearbeitungs-Version anders war.

„May argumentiert – nicht unbedingt zutreffend -, dass schon seine früheren Erzählungen als Märchen und Gleichnisse zu verstehen seien.“ (S. 66) Dochdoch, das ist schon zutreffend, auch wenn [dem frühen] May selber dies seinerzeit nicht immer bewußt gewesen sein mag ...

Gebt Liebe nur allein ist die simple Quintessenz des Buches“ (über „Und Friede auf Erden“, S. 67.) Nein. So simpel ist es eben nicht, auch wenn es des öfteren entsprechend so [falsch] gesehen wird.

Daß May und Sascha Schneider „über Glaube und Religion völlig gegensätzlicher Meinung sind“ und May sich „bei aller Weitherzigkeit und Offenheit gegenüber anderen Religionen nie vom Boden des orthodoxen Christentums“ verabschiedet habe (S. 67), sehe ich nicht so, vielleicht goß May gleichsam seine Religiosität in eine für Verleger und Leser gefällige Form.

Die Begegnung mit Euchar Albrecht Schmid ein „Lichtblick“ (S. 73) Ich weiß nicht ... So wird sie gern dargestellt und gesehen, ja ...

In Sachen Wiener Rede (S. 74 ff) habe ich mich, früher selber gern und durchaus nicht unbeträchtlich gerührt, mittlerweile zu deutlich nüchternerer Betrachtung durchgerungen, nicht zuletzt nach der Lektüre einiger Zeitungsstimmen darüber ... Soo einheitlich rührend schön war das alles nun offenbar auch wieder nicht ...

(Soviel zum ersten Teil. Fortsetzung folgt.)
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rodger
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

„Lieber Leser, weißt Du, was ein Greenhorn ist?“ (S. 81). Das muß ein Zitat aus einer der besagten „sonstigen Quellen“ sein, so wie hier steht es weder im Original noch in der Bearbeitung ... (Das kann man nachschlagen, das kann einem aber auch das Sprachgefühl sagen, ggf. sozusagen ins Gesicht springend ...)

Daß May die Indianer und ihre Gebräuche so beschreibe, „dass jeder May-Leser das Gefühl hat, das Seelenleben der Indianer in- und auswendig zu kennen“ (S. 83) sehe ich ganz und gar nicht so, im Gegenteil, an einigen Stellen in Winnetou I (Pfeiferauchen mit den Kiowas) und III (Bei den Komantschen) habe ich mich bei der Lektüre in den letzten Jahren manchmal gefragt, wie denn das „durchgehen“ konnte als halbwegs ernsthafte Schilderung, und ob sich die Leser nicht auch schon seinerzeit kräftig verkaspert gefühlt haben müssen ...

Daß es bezeichnend ist, daß May Winnetou sterben lassen konnte, Halef aber nicht (weil der ihm eben doch wesentlich näher war), ist richtig gesehen (S. 92).

„In ihrer Urform sind die ausufernden Romane aber schwer zu ertragen“ (S. 96) heißt es über die Kolportageschinken, jenun, im Einzelfall (DHDH) mag man die Bearbeitungen tatsächlich [fast] vorziehen, aber insgesamt gibt es unter ihnen wiederum auch welche, die im Gegensatz zur Urform „schwer zu ertragen“ sind ... (65, 73, 74 ...) Wohl immer Ansichtssache.

Daß May „von Anfang an sehr respektvoll mit dem muslimischen Glauben“ umgeht (S. 100), ist wohl eher – zeitgeistgemäßes ... – Wunschdenken des Autors ... [Dieser Respekt findet sich des öfteren, in der Tat. Aber manchmal eben auch überhaupt nicht.]

In Sachen Kapitän Kaiman (S. 108) ist der Autor nicht auf dem neuesten Stand, der seinerseits vermißte Ich-Erzähler ist längst in die Bamberger Ausgabe zurückgekehrt.

Die Sache mit den Mayschen Helden als „Rollenspieler“ (S. 121) ist gut gesehen.

Wesentlich ist der Hinweis daß die stark religiös geprägten Romane ‚Old Surehand‘ und ‚Weihnacht‘ direkt für Fehsenfeld geschrieben wurden (S. 124), also nicht vorher in Zeitschriften erschienen, ich selber habe schon manchmal das eine oder andere mehr für eine Konzession an den manchmal „frömmelnden“ „Hausschatz“ gehalten, im Fall dieser Romane kann man diesen möglichen Aspekt vergessen ...

Halef benutzt in „Am Jenseits“ durchaus noch die Peitsche (Eine Stelle auf S. 131 klingt so als wäre das nicht so). Wenn du in die Wüste gehst vergiß sie nicht. (Das Original dieses Zitats sei „ironisch gemeint“, habe ich neulich irgendwo gehört oder gelesen, thunderstorm, aber das nur am Rande.)

„sein Bekenntnis trägt nun deutlich überkonfessionelle Züge“ (S. 142), da sagt er’s doch selbst, vgl. S. 67.

„Ein Kritiker“ (S. 146), hübsch im May-Stil formuliert, ist auf Anhieb als Joachim Kalka identifiziert, Nachgoogeln (Handbuch) bestätigt das, aufs Langzeittextgedächtnis ist bei besonders interessanten und eben auch besonders ärgerlichen Formulierungen Verlaß. Gern stimme ich hier Bucks Formulierung „wenn man von der eigenen Weltanschauung her wenig Einfühlungsvermögen dafür mitbringt“ zu. :D

Auf S. 158 heißt es dann wieder „dass der christliche Glauben und die biblische Heilsgeschichte immer das Leitbild aller Überlegungen Mays bleiben“. Ausdrucksformen ja, Überlegungen eher Nein.

Ueberreuter schreibt sich ohne h und auch nicht mit Ü (S. 161). 8)

Auch bei einem Satz, von dem letzten Endes nicht wirklich klar ist, ob er jemals so gesagt wurde (und ob er nicht vielleicht, wenn er tatsächlich gesagt wurde, vielleicht leicht sarkastisch unterlegt gewesen sein mag ...) sollte man richtig zitieren, will sagen so, wie der Satz wiedergegeben zu werden pflegt, im konkreten Fall „[...] Verleger werden“, nicht „sein“ ... (S. 162)

(Schluß folgt)
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Die Mitarbeiter Euchar Albrecht Schmids seien "literarisch versiert" gewesen, lesen wir auf S. 163, jenun ... Eingedenk dessen, was sie textlich manchmal so zusammengebastelt haben, erscheint mir die Formulierung etwas, sagen wir, kühn ... Auch auf S. 165 f fallen Bucks Betrachtungen zu den Bearbeitungen einseitig und vereinfachend wohlwollend aus.

"Obwohl die Inszenierungen oft eine Mischung aus Klamauk und Kindertheater waren, konnte dies der Faszination Winnetous nichts anhaben." (in Sachen Freilichtbühnen, S. 175) Also auf Freilichtbühnen habe ich noch nie irgendetwas Faszinierendes an Winnetou finden können ...

Forst-Battaglia habe "eine geistvolle und literarisch hochwertige May-Monografie geschrieben" (S. 178), jenun, wir erinnern uns gleich daran "dass andere über dasselbe Thema anders denken" ... [Forst-Battaglia. Schauderhaft. Yes. Well.]

Die letzte Seite 184 gefällt mir persönlich zum großen Teil sehr gut, was ich insgesamt zum Buch leider nicht sagen kann. [Zuviel Nichtübereinstimmung. Das ist natürlich subjektiv.]
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Helmut
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von Helmut »

rodger hat geschrieben: Im Vorwort zunächst auffallend und einigermaßen unpassend Hörspielwerbung
Deshalb "passend", weil das Hörspiel vom gleichen "Autor" stammt (und das Vorwort von einem der Sprecher) ...

Helmut
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Re: Das klingt interessant

Beitrag von rodger »

Es wird dadurch nicht wirklich passender[, im Gegenteil] ...

:roll:
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