Abu Seif hat geschrieben:Die Buchpreisbindung ist ein Versuch kleine Verlage und Autoren zu schützen und sollte bis zum letzten verteidigt werden.
Was letzteres betrifft, bin ich absolut Ihrer Meinung. Die Buchpreisbindung gibt aber nicht nur kleineren, sondern Verlagen jeder Größe die Möglichkeit, über den Überschuss, den gut laufende Bücher erwirtschaften, andere Titel quer zu finanzieren und damit eine Vielfalt auf dem Buchmarkt zu ermöglichen, von denen Länder ohne Buchpreisbindung nur träumen können.
Hinzu kommt aber - und das steht damit im unmittelbaren Zusammenhang - das Zusammenspiel von Verlagen, Barsortimenten und Buchhändlern. Onlinehändler wie amazon, aber auch große Ladenketten wie Thalia oder Hugendubel sind faktisch beides (Barsortimente UND Händler), und ihre marktbeherrschende Stellung nutzen sie, indem sie insbesondere auf kleinere und mittlere Verlage massiven Preisdruck im Einkauf ausüben. Ich meine mich zu erinnern, dass vor einigen Jahren amazon.de seine marktberherrschende Stellung genutzt und die Bücher des Diogenes-Verlages über einen längeren Zeitraum aus dem Lagersortiment genommen hat, um den Verlag dadurch zu zwingen, höhere Preisnachlässe zu gewähren. Erst nachdem der SPIEGEL darüber ausführlich berichtet hatte, tauchten die Diogenes-Bücher wieder im amazon-Sortiment auf. Die Buchpreisbindung ist das einzig wirksame Mittel, um diese marktbeherrschende Stellung einzelner Anbieter halbwegs im Zaum zu halten. Wobei die Zunahme von ebooks (die prinzipiell auch der Buchpreisbindung unterliegen) amazon beim Unterlaufen dieses Modells sehr gelegen kommt: Da der Kindle ein proprietäres Dateiformat nutzt, das nur amazon verkauft, gleichzeitig aber andere ebook-Dateiformate wie EPUB oder mobipocket auf dem Kindle nicht wiedergeben werden können, werden Kindle-Nutzer zwangsweise an amazon geknebelt. Jetzt kann man natürlich argumentieren: Zwingt mich ja keiner, einen Kindle zu kaufen, gibt ja auch haufenweise andere ebook-Lesegräte. Das stimmt natürlich, aber: Erstens drückt amazon seinen Kindle derzeit mit einem Dumpingpreis in den Markt, und längst nicht alle Kunden werden sich darüber im Klaren sein, dass sie damit beim ebook-Kauf exklusiv an amazon gebunden sind, und zweitens wird amazon alles daran setzen, die Verlage dazu zu zwingen, die digitalen Versionen ihrer Bücher nur noch im .azw-Format anzubieten. Also letztlich die gleiche Entwicklung, wie wir sie im Musikbereich mit Apples iTunes-Store erlebt haben.