markus hat geschrieben:tragophil hat geschrieben:markus hat geschrieben:Dieser Aspekt kommt freilich noch hinzu.
Das ist ein bißchen wie wenn Du sagst "Ich habe keinen Hunger", ich sage "Du hast doch seit gestern abend nichts mehr gegessen" und Du wieder sagst "Das kommt noch erschwerend hinzu". Es ist zwar eine gewohnte Pointe, verdeckt aber zugleich, dass es keinen eigentlichen Kausalzusammenhang gibt, auch wenn es natürlich implizite Zusammenhänge gibt.
Mit diesem Wischi-Waschi kann ein Niederrheiner aber nichts anfangen (und ein männlicher schon gar nicht). Ich weiß auch gar nicht was du von mir willst. Ich hatte dir doch zugestimmt daß dieser Aspekt (ich weiß schon gar nicht mehr welcher) noch hinzu kommt.
Hm. Ich versuche es kurz. Von Niederrheiner zu Niederrheiner. Ich weiß, dass es Situationen gibt, in denen Widersprüchliches ineins fallen kann. (Ich hatte so Beziehungen
) - Aber in diesem speziellen Fall bin ich anderer Meinung und glaube, dass Deine wahrgenommene Symbolik mit meiner wahrgenommenen nicht gleichzeitig "wahr" sein kann (Alle konstruktivistischen Wenn-und-abers schenk ich mir hier grade mal.) Und -um Gottes Willen- ich wollte nicht sagen, dass ich es
besser weiß, wohl aber, dass es
für mich zu sehr den Eindruck von etwas Herausgelesenem anstatt etwas tatsächlich Hineingeschriebenem hat. Und ich erst noch andere Argumente hören muß, bevor ich Deine Leseweise nachvollziehen kann. - Und wenn Du dann mein (gar nicht feindselig gemeintes) Gegenargument mit einem "Das kommt noch hinzu" einverleibst, obwohl ich behaupte, dass es Deinem
widerspricht, dann protestiert halt der Niederrheiner, der Wischi-waschi produzierte, mit welchem der andere Niederrheiner nichts anfangen kann.
Wenn Du aus einem Satz, der besagt "Seine früher schwarzen Hosen schimmerten nun farbig" herausliest, dass es in Mays Leben plötzlich bunter wurde - ist das für mich, nach meinen Kritierien falsch. Denn "farbig" heißt hier -in einem für May typischen Kontext- nicht regenbogenbunt, sondern schmutzig-dreckig. Und damit wird Deine Schlußfolgerung sehr fragwürdig. Verkürzt gesagt: Während Du eine Schwarz-weiß-farbig-Symbolik vermutest, glaube ich an eine "außen dreckig, innen rein"-Symbolik. Du reißt das Wort "farbig" eben aus seinem Kontext und deutest es um. - Und an eine solche Technik glaube ich bei manchem anderen Autoren, aber nicht bei May.
Darum:
Darf denn nicht jeder was anderes sehen/erkennen?
Ja. Darf jeder. Aber dann auch ich. Und dann darf ich das genauso danebenstellen.
Und ich behaupte ja nicht daß ich recht habe, denn es geht hier nicht ums recht haben oder nicht.
Ich ja auch nicht. Drum schrieb ich ja bedachterweis' schon im ersten Beitrag:
"Und das alles natürlich geschrieben im Schatten der Friedenspfeife. Eine Diskussion ist schließlich kein Kriegspfad..." - Allerdings Vorsicht: Auch Du behauptest ja zum Beispiel mit dem Begriff "Wischi-Waschi", dass Du besser als ich weißt, dass mein Text als "Wischi-Waschi" zu lesen ist, und nicht etwa als bewußt komponierter Absatz, wie ich das ursprünglich mal meinte.
Regressum ad infinitum - oder besser: Teufelskreis.
Denn ich erkenne die Symbolik so, du so, der nächste wieder anders.
Das ist dann aber eigentlich keine Symbolik. Das ist postmoderne Wurschtigkeit. Was spätestens seit Dan Brown salonfähig geworden ist und einen um das mühselige Studium der Vergangenheit rumbringt. (Letzteres ist mir übrigens auch nicht so geläufig, wie es unbeabsichtigt manchmal wirken mag.) Was wir machen ist eigentlich eher Interpretation.
Aber keiner weiß 100%ig genau wie es der Autor wirklich gemeint hat. Wir wissen ja auch nicht ob der Autor das mit dem "Anzug" bewußt so gemacht hat, oder nicht.
Ich muß es leider nochmal suchen, weil ich grade halt aus Kartons lebe. Aber ich entdeckte neulich einen zweiten Abschnitt bei May, wo er genau das selbe Wortspiel durchführte. Ab da war ich mir ziemlich sicher, dass es Absicht war. Aber geschenkt - das Problem, das Du ansprichst ist natürlich da. Und genau da setze ich ja mit Dir an. Wenn man jedoch mit Vorwürfen um sich wirft, sobald eine gescheite Diskussion anfangen könnte, kommt man halt nicht weiter.
markus hat geschrieben:Außerdem ist deine herangehensweise an May für mich viel zu technisch, zu kühl, zu "pletichamäßig", so kann ich May nicht lesen. [...] Wenn ich Karl May lese, dann kommt er mir immer warmherzig rüber und nicht kühl und trocken.
Ich widerspreche nur kurz angedeutet. Denn dass man an dieser Stelle nicht erfolgreich argumentieren kann, war mE der Grund dafür, dass May
schrieb und nicht argumentierte
(Ich und May ein technisch, kühles Verhältnis? Weit gefehlt mein Lieber! Drum verteidige ich ihn ja
leidenschaftlich )
markus hat geschrieben:Und das ist auch das einzige was ich verlangen kann: Respekt vor der Meinung und Haltung anderer. Und nicht daher kommen und sagen: "...das siehst du alles falsch was du da sagst. Nur ich weiß wie alles richtig geht!".
Habe ich wie gesagt nie bezweifelt. Aber wenn ich bei meinen (auch von mir empfunden) überlangen Texten noch mehr Vorsichtsbekundungen einbaue werden die halt noch länger.
Und es liegt mir fern anderen zu sagen ich wüßte es besser - ich erlaube jedoch dezidierte Anfragen und Gegenpositionen zu liefern, wenn ich überzeugt bin, dass erst umgekehrt ein Schuh draus wird. . Wer sich dann angegriffen fühlt muß es dann allerdings leider wirklich mit Aschenputtels Stiefschwestern halten. Wer sich einen Schuh nämlich unbedingt anziehen möchte darf sich nicht wundern wenn die Füße bluten...
"So scheint mein Rohr besser zu sein als das Eurige, obgleich es viel kleiner ist."
[Der Schatz im Silbersee, 217.]
"Der Deutsche pflegt zwar albern, aber auch ehrlich zu sein."
[Der Sohn des Bärenjägers, 508.]