(aus dem "Mannheimer Morgen")"Sprache, Rhythmus, Wohlklang" seien allein dazu da, damit "der Geist unmittelbar daraus hervortritt", schrieb Heinrich von Kleist in seinem Prosastück "Brief eines Dichters an einen anderen". Das meint nun nicht, dass stilistische Besonderheiten, angefangen bei seiner ungewöhnlichen Zeichensetzung, unwichtig wären. Vielmehr werden sie hier zum Bedeutungsträger. Und richtig zu verstehen ist Kleist nur, wenn man ihn so zu lesen bekommt, wie er tatsächlich geschrieben hat.
Das war das Grundverständnis der Heidelberger Germanisten Roland Reuß und Peter Staengle, als sie begannen, eine historisch-kritische Werkausgabe des Dichters herauszugeben.
[...]
Die früher gängige Komplettierung unvollständiger Verse durch Füllwörter wie "Potz" oder "Ei" findet sich in beiden nicht mehr - weil es guten Grund hat, wenn ein Dichter, der von Erschütterungen und Zerwürfnissen handelt, solche durch die Sprachform belegt. "Verbessert" wurde etwa auch dieses vermeintliche Versehen nicht mehr: Der viel von der Fragwürdigkeit persönlicher Identität schreibende Kleist nennt in der "Verlobung in St. Domingo" die Figur des Gustav, die Silben vertauschend, mehrmals "August".
Man kann den unglücklichen Kleist, der sich 1811 das Leben nahm, jetzt erst richtig lesen und verstehen, ihm "grade wie im Gespräch" mit dem eigenen "Geiste entgegentreten", wie er im "Brief eines Dichters (...)" schrieb. Für Kleist ist das nicht weniger als der Kern der Literatur überhaupt.
So soll's sein ...
So soll's sein ...
Re: So soll's sein ...
Sehr interessanter Beitrag und etwas, was Sie sich gerne innerlich vergeistigen, Herr Wick.rodger hat geschrieben:(aus dem "Mannheimer Morgen")"Sprache, Rhythmus, Wohlklang" seien allein dazu da, damit "der Geist unmittelbar daraus hervortritt", schrieb Heinrich von Kleist in seinem Prosastück "Brief eines Dichters an einen anderen". Das meint nun nicht, dass stilistische Besonderheiten, angefangen bei seiner ungewöhnlichen Zeichensetzung, unwichtig wären. Vielmehr werden sie hier zum Bedeutungsträger. Und richtig zu verstehen ist Kleist nur, wenn man ihn so zu lesen bekommt, wie er tatsächlich geschrieben hat.
Das war das Grundverständnis der Heidelberger Germanisten Roland Reuß und Peter Staengle, als sie begannen, eine historisch-kritische Werkausgabe des Dichters herauszugeben.
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Die früher gängige Komplettierung unvollständiger Verse durch Füllwörter wie "Potz" oder "Ei" findet sich in beiden nicht mehr - weil es guten Grund hat, wenn ein Dichter, der von Erschütterungen und Zerwürfnissen handelt, solche durch die Sprachform belegt. "Verbessert" wurde etwa auch dieses vermeintliche Versehen nicht mehr: Der viel von der Fragwürdigkeit persönlicher Identität schreibende Kleist nennt in der "Verlobung in St. Domingo" die Figur des Gustav, die Silben vertauschend, mehrmals "August".
Man kann den unglücklichen Kleist, der sich 1811 das Leben nahm, jetzt erst richtig lesen und verstehen, ihm "grade wie im Gespräch" mit dem eigenen "Geiste entgegentreten", wie er im "Brief eines Dichters (...)" schrieb. Für Kleist ist das nicht weniger als der Kern der Literatur überhaupt.
Re: So soll's sein ...
Sie drücken sich manchmal so seltsam aus daß ich nicht genau weiß was gemeint ist ...Zwockel hat geschrieben:und etwas, was Sie sich gerne innerlich vergeistigen
Aber das Thema ist wirklich sehr interessant. Mir ist gestern im HKA-Band "Das Vermächtnis des Inka" aufgefallen, daß man dort an einer Stelle ein "denselben" einfach auf "den Schacht" korrigiert hat, obwohl vorher gar nicht von einem Schacht, sondern von einem Stollen die Rede war ... und heute fand ich dann im "Waldröschen" eine Stelle, wo man ein "den seinigen" stehengelassen hat, was im Kontext durchaus einen gewissen komischen Effekt hatte ... natürlich hätte in beiden Fällen die ursprüngliche Formulierung stehen bleiben müssen.
Und im editorischen Bericht des "Inka" machen die Herausgeber an dessen Beginn einen Scherz, indem sie Worte vertauschen (ich kann das im Moment nur aus der Erinnerung schreiben und daher nicht konkret zitieren, ich meine die Sache mit reich und arbeitsam), da ist mir umgehend die Sache mit "getötet oder gar verwundet" aus dem "Ölprinzen" eingefallen, siehstewoll, habe ich gedacht, wenn sie schon selber einen Wortverdreherscherz machen, können ihre Nachfolger das auch Autor May zubilligen ... Die Sache mit dem August bei Kleist ist doch noch "abgefahrener" ...
Schludereien, Umgangssprache, Wortspielchen, eigenwillige Zeichensetzung usw. usf. (womit wir auch Ihre zitierte Zeile zumindest streifen ...) können Absicht sein, müssen es aber auch nicht ... ist schwierig, klar ... insofern sollten Lektoren solche Dinge tunlichst stehen lassen, es sei denn, sie einigen sich in Absprache mit dem Autor.
Re: So soll's sein ...
Da sehen Sie mal, wie es uns manchmal mit Ihnen geht. Ansonsten war der Beitrag von Ihnen sehr lesenswertrodger hat geschrieben:Sie drücken sich manchmal so seltsam aus daß ich nicht genau weiß was gemeint ist ...Zwockel hat geschrieben:und etwas, was Sie sich gerne innerlich vergeistigen
Re: So soll's sein ...
Als ich es schrieb, war mir das durchaus bewußt daß es Ihnen (Plural) so geht ... Ich habe neulich mal einen alten Forenbeitrag von mir gelesen und ihn selber nicht mehr verstanden ...Zwockel hat geschrieben: Da sehen Sie mal, wie es uns manchmal mit Ihnen geht.
Re: So soll's sein ...
rodger hat geschrieben:Als ich es schrieb, war mir das durchaus bewußt daß es Ihnen (Plural) so geht ... Ich habe neulich mal einen alten Forenbeitrag von mir gelesen und ihn selber nicht mehr verstanden ...Zwockel hat geschrieben: Da sehen Sie mal, wie es uns manchmal mit Ihnen geht.
Das glaube ich Ihnen gerne.